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Nachdem die von Mitgliedern unserer Fakultät für das Sommersemester 2020 eigentlich geplante Ringvorlesung Corona-bedingt ausfallen musste, organisierte man als Ersatz hierfür eine alternative universitäre online-Ringvorlesung zur Corona-Thematik. In diesem Zusammenhang konnte ich am 12. Mai erste Recherche-Ergebnisse zum Thema Religion und Corona vorstellen.
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Dem war bereits ein Interview vom Deutschlandfunk zum Thema vorausgegangen, das in ein kurzes Feature mündete (gesendet am 4. März 2020).
Nachstehend finden Sie zuächst die Links zu meinem Vortrag – sowie zur homepage der gesamten Ringvorlesung (mit weiteren Infos und Vorträgen) und zur youtube-linkliste in unserem Universitäts-Youtube-Kanal. Des weiteren habe ich auch meine damalige Auflistung mit einer Auswahl von Internet-Fundstellen als Ergänzung zu dem Vortrag hier als PDF zugänglich gemacht (Stand: 12.4.2020; inkl. "Abstract") — sowie den link zur Audio-Datei des vorausgegangenen kurzen DLF-Features und ein paar weiteren Interviews zu diesem Themenhorizont.
— Zwei systematische Übersichts-Folien aus dem Vortrag (s.u.) fassen meine bisherigen systematischen Überlegungen zum Thema zusammen ...
NEU (März 2021) ▶ "Buddhistische Perspektiven auf Corona / COVID-19" (PDF)
NEU
(März 2021) ▶ "Lehrforschungsprojekt "Religion(en) im_Corona-Kontext"
... öffnet eine neue Seite mit Links zu den studentischen Ertragsberichten (WS 2020/21)
NEU (Mai 2021) ▶ "Corona-Deutungen im Kontext von Rastafari"
Die nachstehenden beiden Übersichtsfolien gehen auf diesen Vortrag vom 12. Mai zurück. – Es geht mir dabei um die grundsätzliche, systematische Verdeutlichung des Verhältnisses von Religionen und "Krisen". Die Sinnsuche angesichts von Krisen und Herausforderungen gehört religionstheoretisch zur Wurzelfunktion von Religion (Chaos- bzw. Kontingenzreduktion, Sinnstiftung, Kosmisierung der Erfahrungswirklichkeit in individueller und kollektiver Hinsicht). Die Art und Weise solcher deutenden Reaktionen auf krisenhafte Herausforderungen kann sich dabei – auch innerhalb einzelner Religionsgemeinschaften – sehr unterscheiden und auf einem breiten Spektrum zwischen naiv-ideologisch oder rational-reflektiert und abwägend zu stehen kommen.
Die meisten größeren Religionsgemeinschaften haben sich beispielsweise recht schnell mit den Hygienemaßnahmen arrangiert und ihre ritellen Veranstaltungen ausgesetzt (bzw. auf digitale Formate verlagert); nur eine Minderheit hoffte stattdessen eher auf eine 'desinfizierende' Macht von Glaube und Meditation (Resilienz durch Spiritualität), was sich in der Realität dann vielfach ausgesprochen kontraproduktiv auswirkte. Religionen mit millenaristischen (apokalyptischen) Erwartungen können solche Krisen zudem leicht als bedrückende "Zeichen der (End)Zeit" deuten und Ihre Gläubigen zusätzlich in einen unguten endzeitlichen 'Stress' versetzen.
Gerne werden in solchen Zeiten krisenhafter Herausforderung auch "übliche Verdächtige" benannt, die als Verursacher der Krise herhalten müssen (z.B. Andersgläubige, Libertinisten und Homosexuelle, diabolische Akteure oder andere, verschwörungstheoretisch identifizierbare 'Schuldige'). ... Beispiele dafür liefert mein Vortrag. — Über solche Deutungsvarianten hinaus mobilisieren viele religiöse Traditionen ihre Mitglieder aber naturgemäß auch direkt in praktisch-ethischer Hinsicht: Sie empfehlen konkrete Handlungsoptionen wie spezifische Hygienemaßnahmen, Solidarität und Hilfe für Betroffene. Dieser Punkt der ethischen Mobilisierung konnte im obigen Vortrag noch nicht eigens ausgeführt werden, weil dort v.a. die religiös-spirituellen Deutungsoptionen im Vordergrund standen. (Vgl. in dieser Hinsicht aber die ethische Konzentration buddhistischer Reaktionen weiter unten).
Das vorausgegangene DLF-Feature in der Sendereihe "Tag für Tag" vom 4.3.2020 mit der Überschrift "Beten gegen das Virus - Dubiose Heilungsangebote im Netz" (Reporterin: Mechthild Klein) finden sie als Audio-Datei (mp3) einmal hier unter ▶ www.podcast.de und zum anderen auch ▶ direkt beim DLF . |
(1) ▶ "Missbrauchter Glaube: Corona-Falschinformationen in Kirchen", – und (2) ▶ "Irrglaube: Wie Esoteriker Falschinformationen verbreiten". |
– Hier geht es zum entsprechenden ▶Online-Artikel
– bzw. zum Anhören auch zur ▶Audio-Datei beim DLF. |
– Vgl. den Beitrag bei 3SAT-Kulturzeit (22.10.2020): Christen im Widerstand,
... abrufbar über die ▶ 3SAT-Mediathek oder die ▶ ZDF-Mediathek: |
(3SAT-Ankündigungstext): Nur wenige Meter vom Berliner Reichstag entfernt steht ein Pastor auf der Bühne. Er betet dafür, dass dieses böse Regime fallen wird“. Viele der Demonstranten von Querdenken falten ihre Hände und beten mit ihm. Christian Stockmann hat vor ein paar Monaten das Netzwerk Christen im Widerstand“ gegründet. Damit stehe man in einer Reihe mit den christlichen Widerständlern aus dem Dritten Reich. Wenn es die damals auch" leichter gehabt" hätten. Schließlich hätten sie mit einem Attentat nur einen“ umbringen müssen. Das sei heute nicht so einfach, denn man wisse ja nicht, wen man ausschalten soll“. Stockmanns Frau Dorothea, Mutter von sieben Kindern, dankt derweil Gott für Corona“, denn so viel Zuspruch habe man noch nie bekommen. Als Missionare sind die Beiden seit vielen Jahren mit ihrer kleinen evangelikalen Mandelzweiggemeinde“ im Berliner Stadtgebiet unterwegs. Doch vor ein paar Wochen standen sie dann plötzlich auf der großen Querdenkenbühne vor Zigtausenden Anti-Coronademonstranten. Noch in keiner Krise zuvor, so sagt Religionsforscher Andreas Grünschloß, habe es eine derartige Vermischung von Verschwörungsmythen, esoterischem und fundamentalistisch-christlichem Glauben gegeben wie in der Coronakrise. Die Krise verlange nach Deutung und die finde man auf unzähligen Internetseiten und auch Demonstrationen. Die Publizistin Liane Bednarz beobachtet schon seit einigen Jahren, wie radikal-christliche Kreise die Politik infiltrieren und den Meinungsdiskurs beeinflussen. Seit Jahren verlieren die großen Kirchen Mitglieder und auch jetzt sind Gläubige darüber enttäuscht, dass Gottesdienste nicht in bisheriger Form gefeiert werden können, Kirchen zeitweise geschlossen wurden, Pfarrer Kranke und Sterbende nicht mehr besuchen konnten. Sie findet man dann auf den Querdenkendemonstrationen neben Verschwörungstheoretikern, Rechtsdenkern und diversen esoterisch gestimmten Demonstranten. Die Mehrzahl der Glaubensgemeinschaften, selbst der evangelikal-fundamentalistischen Ausrichtung, hingegen hält sich bisher an die staatlich verabschiedeten Maßnahmen. Aber die Unzufriedenheit wächst und ist auf den Demonstrationen spürbar. Der erfolgreichste Blogger der Szene, noch bis vor Kurzem tourte er als Laienprediger durch die Lande, versammelt hunderttausende bei seinen Livesendungen vor den Computerbildschirmen und hat jüngst sogar einen eigenen Youngsters“-Kanal für Minderjährige gegründet. Einer der Querdenkenmacher trägt seit Kurzem demonstrativ ein überdimensionales Holzkreuz um seinen Hals. Pfarrer Christian Stockmann aus Berlin betet Woche für Woche vor dem Kanzleramt mit seinen Anhängern dafür, dass Deutschland wieder eine bibeltreue und gläubige Regierung“ bekommt. Für den Fall, dass seine Gebete aber nicht erhört werden, so sagt er, bereitete er sich aber schon mal auf den Untergrund“ vor. Der sei eine durchaus realistische Option.
Vgl. auch mein kurzes Interview im Deutschlandfunk (DLF) vom 31.3.2021 (Reihe "Tag für Tag", Reporter: Benedikt Schulz) zum buddhistischen Umgang mit der Pandemie, in dem bereits einige der Beobachtungen präsentiert werden, die in dem weiter unten aufgeführten Aufsatz ausführlicher zu Wort kommen: ▶ Interview auf der DLF-homepage. |
Ein weiteres kurzes Interview im Deutschlandfunk (DLF-Kultur) wurde am 21.11.2021 ausgestraht (Reporterin: Julia Ley) und drehte sich vor allem um esoterische Krankheitsinterpretationen und spirituelle Vorstellungen zum Schutz vor der Corona-Pandemie – Titel: Esoterik in der Coronakrise – Religionswissenschaftler: "Krankheit gilt als selbstverschuldet". – Beim Deutschlandfunk kann man online die ▶ Textfassung einsehen oder das ▶ Interview direkt als mp3-Datei anhören. |
Neben meiner religionswissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Thema lässt sich hier auch eine Textmeditation einsehen, die ich Corona-bedingt anstelle des regulären Göttinger Universitätsgottesdienstes verfasst habe: "Ethische Dauerreflexion statt 'Gleichschaltung` ... das ist vernünftiger Gottesdienst". – Ausgehend von Rö12,1-2 werden darin die Herausforderungen christlicher Ethik kritisch bedacht,die sich im Corona-Kontext verschärft stellen – gerade auch angesichts von Bewegungen wie "Christen im Widerstand" und "Querdenken"-Demos: ▶ Röm 12,1–2 - Textmeditation 10.1.2020.pdf |
▶ Gruenschloss_Buddhistische_Perspektiven_auf_Corona.pdf
Der Dateiumfang beträgt wegen der vielen Bildquellen allerdings rund 30 MB.
Eine komprimierte Variante (ca. 2,2 Mb) gibt es zusätzlich zu dieser Fassung:
Gruenschloss-buddhistische-Perspektiven-auf-Corona-(reduced).pdf
( Man kann sich zunächst aber auch lediglich die systematische
Zusammenfassung inkl. Übersicht zum u.a. Fazit ansehen ▼ )
Wenn Sie auf das nachstehende ▼ Bild zum Fazit klicken,
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