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Dendrochronologie
Das Dendrochronologische Labor der Universität Göttingen
besteht seit nunmehr 35 Jahren. Es war zunächst unter der Leitung
von Dr. Delorme am Institut für Forstbenutzung angesiedelt, seit
1975 unter Mitarbeit von Dr. Leuschner. Dieser leitet seit Ende der
80ger Jahre das nun der jetzigen Abteilung für Palynologie und
Klimadynamik angeschlossene Labor.
Über Jahre hinweg war die Sammlung und Auswertung subfossiler
holozäner Hölzer aus Mooren und Kiesgruben
Forschungsschwerpunkt, der bis heute konsequent fortgesetzt wurde. Aus
über 3000 subfossilen Hölzern wurde die (nach derjenigen der
Universität Hohenheim) weltweit zweitlängste
Jahrring-Chronologie aufgebaut.. Sie bildet nach der Revision des
Hohenheimer Materials zusammen mit diesem die Grundlage einer
kalenderjahrgenauen 10-tausendjährigen Postglazialchronologie und
der damit verbundenen Radiocarbon-Calibrationskurve.
Über den Calibrierungsaspekt hinaus liefert vor allem das an
ökologisch sensitiven Standorten gewachsene Moormaterial (bislang
überwiegend Eichen) über die zeitliche Dynamik der
Waldentwicklung wertvolle vegetationsgeschichtliche und klimakundliche
Befunde. Ein aktuelles, seit 2005 von der DFG gefördertes
Forschungsprojekt (LE 1805/2) zielt im Kontext mit
archäobotanischen
und archäologischen Untersuchungen schwerpunksmäßig auf
die dendroökologische Auswertung von Moorkiefern-Horizonten.
Dadurch
werden unter anderem zeitlich fein auflösende Erkenntnisse zur
Dynamik der Hochmoorbildung erwartet.
Bereits im Rahmen zweier Europäischer Forschungsprojekte
(1994-2001) wurden neue Konzepte zur räumlich-klimakundlichen
Analyse
des mitteleuropäischen Materials entwickelt und angewandt. Sie
schließen cluster- und varianzanalytische Methoden sowie
holzanatomische Auswertungen ein. Dies ist im Vergleich zu den
klassischen, eher auf Material von klimatischen Extremstandorten
ausgerichteten Analyseverfahren ein neuer, vielversprechender Ansatz.
Bauhistorische und archäologische Datierungen werden nur in
geringem Umfang durchgeführt, hier besteht jedoch Zusammenarbeit
mit dem privaten Dendro-Labor DELAG, das sein Datenmaterial für
die wissenschaftliche Auswertung zur Verfügung stellt.
Publikationen:
Leuschner, H.H. (1994): Jahrringanalysen. In: B. Herrmann, ed.,:
Archäometrie. Naturwissenschaftliche Analyse von
Sachüberresten. Springer Verlag Berlin, Heidelberg, New York,
121-136
Leuschner, HH & Schweingruber, FH (1996): Dendroökologische
Klassifizierung und Auswertung häufig auftretender intraannueller
holzanatomischer Merkmale bei Eichen und Kiefern. Dendrochronologia 14:
273-286
Spurk, M. Friedrich, M., Hofmann, J., Remmele, S., Frenzel B., Kromer,
B., Leuschner, H.H. (1997): Revisions and Extensions
of the Hohenheim Oak and Pine Chronologies -
New Evidence about the Timing of the Younger
Dryas/Preboreal-Transition. Radiocarbon 40, Issue 3 1107-1116
Leuschner, H.H., Leuschner, B. und Heege, A. (2001): Dendrochronologie
und Heringsfässer. Archäologie in Niedersachsen
Bd. 4., 14-19. Isensee Verlag Oldenburg
Leuschner,H.H., Sass-Klaassen, U., Jansma, E., Baillie, M.G.L., &
Spurk, M. (2002): Subfossil European bog oaks: population
dynamics and long-term growth depressions as indicators of changes in
the Holocene hydro-regime and climate. The Holocene 12
(6), 695-706.
Spurk, M. ; Leuschner, H.H.; Baillie, M.G.L. ; Briffa, K.R. ;
Friedrich, M. (2002): Depositional frequency of German subfossil oaks:
Climatically and non-climatically induced fluctuations in the Holocene.
The Holocene 12 (6): 707-716
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