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Pollen und Umweltrekonstruktion
Pollenkörner
(Blütenstaub) vieler Blütenpflanzen und auch die Sporen
vieler Farne sehen unterschiedlich aus. Die hohe Vielfalt
ermöglicht meistens die Bestimmung der Pflanzengattungen,
manchmal sogar einzelner Arten. Pollenkörner werden meistens durch
Wind, Insekten und andere Tiere verbreitet und gelangen so auch in den
Ablagerungen von Seen, Meeren, Sümpfen, Mangroven und Mooren.
Damit sind sie perfekte Zeugen der Vegetationsformen in der
Vergangenheit. Das erste Bild zeigt eine Aufnahme eines Pollenkorns der
tropischen Gattung Bombax (Bombacaceae). Pollenkörner sind sehr
klein und meistens zwischen 20 und 40 µm (0,02 - 0,04 mm)
groß und können im Lichtmikroskop betrachtet werden.
Durch die Pollenanalyse
können Veränderungen der Vegetation und die Verschiebung von
Vegetationszonen nachvollzogen werden. Es lassen sich Aussagen
über die Artenvielfalt der Pflanzen, sowie über die
Stabilität und Dynamik der Ökosysteme in der Zeit machen. Da
es eine enge Beziehung zwischen Vegetation und Klima gibt, lassen sich
durch Vegetationsveränderungen oft auch Klimaveränderungen
rekonstruieren.
Der Mensch verändert die Umwelt und
hinterlässt Spuren. Meistens geschieht dies durch die
Veränderung der Vegetation und durch Brände. Diese Spuren
können durch die Pollenanalyse und durch die Untersuchung von
verbrannten Partikeln, die z.B. in Seesedimenten abgelagert wurden,
festgestellt werden. So lassen sich erste menschliche Eingriffe, die
Siedlungsgeschichte und Veränderungen in der Landnutzung
ermitteln.
Mit Hilfe eines Livingstone-Bohrers, der besonders
für die Erbohrung von Seeablagerungen eignet, können
Sedimentkerne aus Seen erbohrt werden.
Sedimentkerne gleichen einem Buch über die
Naturgeschichte in dem jede Buchseite einer Sedimentschicht entspricht.
Die Wörter dieser Seite wären dann die Pollenkörner und
Sporen in der Sedimentprobe. Das Lesen der Pollen und Sporen wäre
dann die Bestimmung, also die Zuordnung zu den Herkunftspflanzen. Um
diese Sprache tatsächlich zu verstehen, muss man allerdings die
Ökologie der Pflanzen gut kennen.
Pollendiagramme stellen pollenanalytischen
Daten übersichtlich graphisch dar. Sie zeigen die Anzahl der in
den Sedimentschichten gefundenen Pollen- und Sporentypen, meistens als
prozentualer Anteil der Baumpollen- oder Gesamtpollensumme (300 – 500
Pollenkörner) einer ausgezählten Probe und erleichtern so die
Rekonstruktion von Vegetationsveränderungen.
Es gibt bereits viele pollenanalytische Untersuchungen
an den Ökosystemen in Europa und Nordamerika. Die Naturgeschichte
tropischer Ökosysteme, wie z.B. die der Regenwälder, und der
Savannen ist jedoch noch weitgehend unerforscht. Auch die Sedimente von
Mangroven können mehrere Meter dick sein und enthalten
Pollenkörner
So lässt sich auch hier die Entwicklung und
Dynamik von Mangrovenökosystemen untersuchen. Da die
Verbreitung der Mangroven und auch der Salzwiesen in der
Küstenregion von der Höhe des Meeresspiegels abhängen,
lässt sich von ihrer Entwicklung auch die Schwankung des
Meeresspiegels ablesen.
Auch Sedimentkerne, die durch Bohrschiffe vom
Meeresgrund entnommen werden, enthalten Pollen und Sporen. Sie gelangen
durch die Flüsse und durch den Wind ins Meer und lagern sich auf
dem Grund ab. Marine Sedimentkerne können also Aufschluß
über Umweltveränderungen in der Küstenregion.
Die Pollenanalyse ist ein wichtiger Beitrag zur Rekonstruktion von
lokalen und auch globalen Umweltveränderungen. Die
Untersuchung natürlicher Umweltveränderungen, wie die
Veränderung der Ökosysteme, des Klimas und des
Meeresspiegels, tragen
zum Verständnis heutiger und möglicher zukünftiger
Umweltveränderungen bei. Am Albrecht-von-Haller-Institut, Abteilung
für Palynologie und Klimadynamik an der Universität
Göttingen wird die Methode der Pollenanalyse zum Verständnis
der Entwicklung und Dynamik von tropischen Ökosystemen,
einschließlich der Mangroven, zur Umweltrekonstruktion wie
Klimaveränderungen und Meeresspiegelveränderungen, und zur
Untersuchung des menschlicher Umweltveränderungen in der
Vergangenheit eingesetzt.
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