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Abteilung Palynologie und Klimadynamik

des Albrecht-von-Haller-Institutes für Pflanzenwissenschaften

der Georg-August-Universität Göttingen

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Pollen und Umweltrekonstruktion

Pollenkörner (Blütenstaub) vieler Blütenpflanzen und auch die Sporen vieler Farne sehen unterschiedlich aus. Die hohe Vielfalt ermöglicht meistens die Bestimmung der Pflanzengattungen, manchmal sogar einzelner Arten. Pollenkörner werden meistens durch Wind, Insekten und andere Tiere verbreitet und gelangen so auch in den Ablagerungen von Seen, Meeren, Sümpfen, Mangroven und Mooren. Damit sind sie perfekte Zeugen der Vegetationsformen in der Vergangenheit. Das erste Bild zeigt eine Aufnahme eines Pollenkorns der tropischen Gattung Bombax (Bombacaceae). Pollenkörner sind sehr klein und meistens zwischen 20 und 40 µm (0,02 - 0,04 mm) groß und können im Lichtmikroskop betrachtet werden.

  Durch die Pollenanalyse können Veränderungen der Vegetation und die Verschiebung von Vegetationszonen nachvollzogen werden. Es lassen sich Aussagen über die Artenvielfalt der Pflanzen, sowie über die Stabilität und Dynamik der Ökosysteme in der Zeit machen. Da es eine enge Beziehung zwischen Vegetation und Klima gibt, lassen sich durch Vegetationsveränderungen oft auch Klimaveränderungen rekonstruieren.

Der Mensch verändert die Umwelt und hinterlässt Spuren. Meistens geschieht dies durch die Veränderung der Vegetation und durch Brände. Diese Spuren können durch die Pollenanalyse und durch die Untersuchung von verbrannten Partikeln, die z.B. in Seesedimenten abgelagert wurden, festgestellt werden. So lassen sich erste menschliche Eingriffe, die Siedlungsgeschichte und Veränderungen in der Landnutzung ermitteln.

 

Mit Hilfe eines Livingstone-Bohrers, der besonders für die Erbohrung von Seeablagerungen eignet, können Sedimentkerne aus Seen erbohrt werden.

Sedimentkerne gleichen einem Buch über die Naturgeschichte in dem jede Buchseite einer Sedimentschicht entspricht. Die Wörter dieser Seite wären dann die Pollenkörner und Sporen in der Sedimentprobe. Das Lesen der Pollen und Sporen wäre dann die Bestimmung, also die Zuordnung zu den Herkunftspflanzen. Um diese Sprache tatsächlich zu verstehen, muss man allerdings die Ökologie der Pflanzen gut kennen.


 Pollendiagramme stellen pollenanalytischen Daten übersichtlich graphisch dar. Sie zeigen die Anzahl der in den Sedimentschichten gefundenen Pollen- und Sporentypen, meistens als prozentualer Anteil der Baumpollen- oder Gesamtpollensumme (300 – 500 Pollenkörner) einer ausgezählten Probe und erleichtern so die Rekonstruktion von Vegetationsveränderungen.

Es gibt bereits viele pollenanalytische Untersuchungen an den Ökosystemen in Europa und Nordamerika. Die Naturgeschichte tropischer Ökosysteme, wie z.B. die der Regenwälder, und der Savannen ist jedoch noch weitgehend unerforscht. Auch die Sedimente von Mangroven können mehrere Meter dick sein und enthalten Pollenkörner

So lässt sich auch hier die Entwicklung und Dynamik von Mangrovenökosystemen untersuchen. Da die Verbreitung der Mangroven und auch der Salzwiesen in der Küstenregion von der Höhe des Meeresspiegels abhängen, lässt sich von ihrer Entwicklung auch die Schwankung des Meeresspiegels ablesen.

Auch Sedimentkerne, die durch Bohrschiffe vom Meeresgrund entnommen werden, enthalten Pollen und Sporen. Sie gelangen durch die Flüsse und durch den Wind ins Meer und lagern sich auf dem Grund ab. Marine Sedimentkerne können also Aufschluß über Umweltveränderungen in der Küstenregion. Die Pollenanalyse ist ein wichtiger Beitrag zur Rekonstruktion von lokalen und auch globalen Umweltveränderungen. Die Untersuchung natürlicher Umweltveränderungen, wie die Veränderung der Ökosysteme, des Klimas und des Meeresspiegels, tragen zum Verständnis heutiger und möglicher zukünftiger Umweltveränderungen bei.   Am Albrecht-von-Haller-Institut, Abteilung für Palynologie und Klimadynamik an der Universität Göttingen wird die Methode der Pollenanalyse zum Verständnis der Entwicklung und Dynamik von tropischen Ökosystemen, einschließlich der Mangroven, zur Umweltrekonstruktion wie Klimaveränderungen und Meeresspiegelveränderungen, und zur Untersuchung des menschlicher Umweltveränderungen in der Vergangenheit eingesetzt.



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