AUS MEINEM SCHOFEL-ARCHIV
Lichtenberg an Heyne, am 14. Juni 1794, nach Bürgers
Begräbnis: »Am Tage vor seinem Tode erhielt er einen Brief von Volborth
mit Gedichten zum Musenalmanach von diesem berühmten Mann selbst gefertigt. Als
er sie gelesen hatte fieng er förmlich an zu lachen, legte sie weg und sagte:
da ist wieder was für mein Schofel-Archiv. Er soll darauf gantz lange sehr
heiter und aufgeräumt gewesen seyn. Nun sage man einmal, daß schlechte Verse zu
nichts taugen.«
»Verwunderlich ist schon, daß Maurer hier [in den
Vorbemerkungen] von ›etwa 180 Abschnitten‹ spricht, während er tatsächlich in
181 gliedert.« Werner Schröder: Zu Friedrich
Maurers Neuedition [...]. PBB (West) 1967, 264. – »Zu den anregenden und
weitreichenden Passagen dieser Untersuchung zählt der Nachweis, daß und wie
Trakls und Musils Dichtungen dem letztgenannten Sinn von Sinn entraten.« Jochen Hörisch. Rezension zu Andrew Webber 1990.
Arbitrium 1993. 102. – »Die basale Kohärenzbildung über eine Ereignisfigur legt
es nahe, Sonettzyklen im Rahmen narrativer Gattungen zu verorten, wobei
›narrativ‹ zunächst nur die präsupponierte Existenz einer noch so rudimentären
Geschichte meint.« Andreas Mahler: Sonettzyklus und serielles Erzählen
[...]. In: Shakespeares Sonette [...]. Münster 1993. 65. – »Wie
Eckermanns Vögel, die er bis zum Tod in seinem Zimmer gehalten hat, sein
Parasitenverhältnis zu Goethe inkarnieren, wie Freuds Krebstod an einem
Knochen, den ausgerechnet Goethe anatomisch entdeckt hatte, die Ahnenschuld der
Psychoanalyse am sprechenden und kranken (Sig)Mund selber zurückzahlt – solche
Geschichten sind seit Goethes Tod bis heute germanistische Tabus geblieben.«
Friedrich A. Kittler: Editorial zu Avita Ronell: Der
Goethe-Effekt. München 1994. 2. – »Parodistisch inszenierte Texte
korrespondieren mit generellen Veränderungstendenzen innerhalb des
Literatursystems einer sozialhistorischen Kommunikationsgemeinschaft«. Waltraud
Wende: Goethe-Parodien, Stuttgart 1995. Klappentext – »Ich bejahe diese
Frage unumwunden mit ja.« Wolfram Malte Fues:
Text als Intertext. Heidelberg 1995. 207. [glõssen 2]
»Das Finden der Bezeichnung ›Der Iste‹ ist gewiß
alles andere als ein Zufall.« Siegfried Unseld:
Goethes »Tagebuch« – ein »höchst merkwürdiges Gedicht«. In: Goethe im
zwanzigsten Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1990, 341. – »Sie [Briefe] haben einen
Ort des Schreibens und einen des Empfangens; ihr Schicksal ist die
Zirkelbewegung einer Schickung. [...] Rahel – dieser verstümmelte Name, der den
heterogenen Textkorpus einer Korrespondenz zusammenhält –, ist kein Name, der
Überlieferung garantieren könnte.« Barbara Hahn:
»Antworten Sie mir!« Rahel Levin Varnhagens
Briefwechsel, Frankfürt a. M. 1990, 17. – »Die Literaturwissenschaften scheuen
sich merkwürdigerweise vor dem, ohne welchem sie doch nicht gedacht werden
können: dem Lesen.« Hans-Georg Pott: Was
heißt: Sich im Lesen orientieren? In: Festschrift für Wilhelm
Gössmann. Düsseldorf 1991, 131. – »Die ersten drei Bände des Goethe-Handbuchs
stellen das nach Gattungen gegliederte Gesamtwerk dar: Band 1, Gedichte,
Band 2, Dramen und Band 3, Prosaschriften. Innerhalb der einzelnen
Werkabschnitte werden die Artikel in der Reihenfolge ihres Entstehens
angeordnet.« Verlagsprospekt von J. B. Metzler, 1996.
[glõssen 3]
»Daß die Frau nur quod [quoad?] matrem in die
sexuelle Beziehung eintritt, ist das Axiom, das die konjugale Norm sichert, und
die Frauenkörper verwaltet und sozialisiert.« Jens
Schreiber: Die Zeichen der Liebe In: Norbert W. BoIz (Hrsg.):
Goethes Wahlverwandtschaften. Hildesheim 1981, 295. – »Bereits die große
arabische Dichtung Tausendundeine Nacht (im 12. Jahrhundert
abgeschlossen) gab zu erkennen, daß aus jeder Erzählung stets noch eine andere
folgt, daß mithin die Hoffnung, in der fiktiven narratio ein komplettes
LebensbiId zu entwerfen, zur Trivialisierung führt.« Albrecht Classen:
Der Text der nie enden will. In: LiLi 99 (1995), 83. – »Es gehört
inzwischen zu den Gemeinplätzen der Literaturwissenschaft, daß die reale
Kulturlandschaft, in diesem Fall die Literatur- und Theaterlandschaft des
späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhunderts, keineswegs unserem
durch die Literaturgeschichte tradierten Bild entspricht.«
Karin Wurst: Spurensicherung. In: Goethe Yearbook 8 (1996), 210.
– »Seine Arbeiten sind in übergreifende wissenschaftsgeschichtliche Diskurse
eingebunden; wer sich heute in diese einschreiben will, wird dem Werk von
[Werner] Krauss nicht ausweichen können.« Prospekt des
Verlags de Gruyter, 1997. – »Repräsentation, ob man sie als Stellvertretung,
Symbolisierung oder mentale Vorstellung verstehen will, sie in den Metaphern
des Bildes, des Spiegels, der Spur oder der Schrift zu fassen versucht oder sie
an die wiederholende Erinnerung bzw. an die produktive Einbildungskraft binden
möchte, bezeichnet das Wissen um ein Handeln, das sich auf abwesende Dinge
bezieht.« Hans Jürgen Scheuer: Begriff und Praxis der Repräsentation im
Mittelalter. In: Seminar für Deutsche Philologie der Universität
Göttingen: Kommentar zu den Lehrveranstaltungen / Wintersemester
1997/98, 39. [glõssen 6]
»Johann Wolfgang Goethe lädt zum Besuch Thüringens
Städte und Landschaften ein.« Thüringer Landesfremdenverkehrsverband
e. V., Prospekt, um 1992. – »Vom Kupferstich als der Vorlage wird gesagt, er
habe die Unterschrift getragen /Der zerbroch_e_ne Krug/, die Komödie aber trägt
den Titel /Der zerbroc_hn_e Krug/. Rhythmisch ist damit das viersilbige Attribut
zu einem drei-, für das Gehör zu einem sogar nur zweisilbigen Wort
zusammengezogen. So widerspricht die Lautebene der semantischen Ebene; der
Stücktitel nimmt die Vorstellung des Gebrochen-Seins tendenziell zurück«.
Bernhard Greiner: Eine Art Wahnsinn. Dichtung im Horizont Kants:
Studien zu Goethe und Kleist. Berlin 1994, 133. – »Das /Ach/ [der Alkmene] ist
aber noch mehr. Es ist ein Wort an der Grenze, an der Schwelle zum Nicht-Wort,
zum Nicht-Zeichen, die Spr/Ach/e zerfällend.« Ebenda,
174. – »Demgemäß besteht die »unerhörte Begebenheit« in Kleists Erzählung [/Das
Erdbeben in Chili/] in dem Selbsttransformationsprozeß der narrativen Prosa.« Renate Homann: Gewalt der Aufklärung – Aufklärung
der Gewalt. In: Aufklärung 8 (1994). 53. – »Ich gehe davon aus, daß
Literatur Teil eines kulturellen Kontextes ist und deswegen auch nicht isoliert
betrachtet werden kann. [...] Es scheint mir sinnvoll, davon auszugehen, daß
die soziale Welt eine tatsächliche Wirklichkeit bedeutet, von der zwar die
Literatur nicht unberührt bleibt, aber keineswegs mit ihr verschmolzen ist.« Helgard Mahrdt: Öffentlichkeit, »Gender« und
Moral. Von Gotthold E. Lessing zu Ingeborg Bachmann. Diss. phil. Tromsø 1995,
13 und 18. – »Gegen die Exzesse von Signifikanten, wie sie die Buchstabiermethode
praktizierte, setzten die Fibeln und Leseanleitungen der Reformpädagogik
einleuchtende Signifikate und genüßliche Referenten.«
Erhard Schütz und Thomas Wegmann: Literatur und Medien. In:
Grundzüge der Literaturwissenschaft. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold und Heinrich
Detering. München 1996, 62. – »Des Vaters Namen, der den kantianischen
Dualismus des »ruhigen Gelehrten« sanktionierte, war natürlich: Ernst
[Büchner]. Georg, der seinen Vornamen mit dem liederlichen [Georges] Danton
teilt, wird im unterscheidenden »e« die Unentschiedenheit entdeckt haben, in
der die Literatur, auch die der Briefe, ihre Freiheit sucht.«
Hubert Thüring: Des Vaters Ernst, des Sohnes Literatur. In: Text
3 (1997), 147. – »Meyers Novellen [...] arbeiten an der Semiotisierung des
Unsemiotisierbaren, indem sie noch den Tod einplanen und von ihm her die
Möglichkeit erkunden, Sätze zu formulieren, die der Zufälligkeit der Diskurse
enthoben sein sollen.« Ralf Simon: Dekonstruktiver Formalismus des
Heiligen. In: Zeitschrift für deutsche Philologie 116 (1997), 224. –
»Helmut Berthold, geb. 1955, [...] hat sich soeben mit einer Arbeit über
Gottfried Benns Verhältnis zu Frankreich promoviert. Wir gratulieren!« Mitteilung der Herausgeber, in: Griffel. Magazin
für Literatur und Kritik. Heft 5, Juni 1997, 144. [glõssen 7]
»Der Geist, der tötet, weil er tot ist, ist
keineswegs ohnmächtig. Vielmehr durchherrscht er inzwischen alle
selbstreferentiellen Prozesse, alle Kreisbewegungen, die eine auf Dauer
gestellte menschliche Wirklichkeit belasten, insbesondere die Ordnung eines
geistlosen Körpers, der in den Manifestationen der Kultur unendlich langsam
verwest.« Dietmar Kamper: »Der Geist tötet, aber der Buchstabe macht
lebendig«. Zeichen als Narben. In: Hans Ulrich Gumbrecht, K. Ludwig
Pfeiffer (Hrsg.): Schrift. München 1993. 200. – »Methoden und Modelle
gehören zum Handwerkszeug jeder Wissenschaft. Auch für die
Literaturwissenschaft sind sie unverzichtbar.« Rainer
Baasner: Methoden und Modelle der Literaturwissenschaft. Eine
Einführung. Berlin 1996. 9. – »Unverzichtbar für die Literaturwissenschaft ist
die Einsicht, daß die individuelle Leistung eines Autors für den eigenen Text
gering sein kann.« Ebenda, 136. – »Karl Marx hat in
/Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte/ anhand historischer Travestien
den Chiasmus als Trope der negotiation, also deren rhetorische Verfaßtheit,
ihre ›tropologische Basis‹ (be)schrieben.« Wolfgang
Ernst: »Nothing but Text«? Wissenschaftsarchäologische Anmerkungen zum
Verhältnis von Kultursemiotik, /New Historicism/ und Archiv. In: Gerhard
Neumann (Hrsg.): Poststrukturalismus. Herausforderung an die
Literaturwissenschaft. Stuttgart, Weimar 1997. 290. – »Der gebildete Leser, die
gebildete Schriftstellerin, der gebildete Handwerker, Lehrer, Professor,
Politiker, Arzt, Rechtsanwalt, Künstler usf., sie alle sind auf ihre Weise
gebildet.« Wilhelm Vossenkuhl: Wer ist ein gebildeter Mensch? In:
Studienstiftung des deutschen Volkes (Hrsg.): Jahresbericht 1997. Bonn
1998. 9. [glõssen 9]
«Die vorliegende Untersuchung behandelt ein
literaturwissenschaftliches Problem – die Darstellung des Dialogs im Drama der
Aufklärung – vom Standpunkt der Wissenschaftstheorie aus: als
Untersuchung über die /Methode des Dialogs/.» Horst Turk: Dialektischer
Dialog. Literaturwissenschaftliche Untersuchung zum Problem der Verständigung.
Göttingen 1975. 7. – «Dies einfach zu konzedieren, kann Schöne sich nicht
unterwinden.» Hans Rudolf Vaget: Rezension. In: Goethe Yearbook 8
(1996). 275. – «Intention der Autorin [Elvira Armbröster-Groh] war die
Erstellung eines Gesamtwerks über den modernen realistischen Kinderroman».
Prospekt des Verlags Peter Lang, Frankfurt am Main, 1997. – «Die nachweisbar
elaborierte Konstruktion der Fiktion, die man getrost als qualitativ hochwertig
prädikatieren kann, begründet die propädeutische Annahme, daß das narrative
Geschick des Autors auch den übrigen Teilen des Textes eingeschrieben ist.»
Frank Möbus: Von «Faust» zu Faust. Wechselspiele zwischen Fiktion und
Faktizität. Göttingen 1997. 33. – «Der Begriff einer emergenten Realität in der
literarischen Kommunikation legt es nahe, Reiseliteratur nicht länger
repräsentationsästhetisch, sondern attributionstheoretisch zu analysieren.»
Alfred Opitz: Reiseschreiber. Variationen einer literarischen Figur der Moderne
vom 18. – 20. Jahrhundert. Trier 1997. 33. – «Nach einer repräsentativen
Umfrage beherrschen 43,5 Prozent aller Deutschen einen Dialekt – wobei zu den
drei sympathischsten Bairisch, Schwäbisch und Plattdeutsch gezählt wird.»
Göttinger Tageblatt. 7.10.98. – «Burckhard Garbe hat einundzwanzig bücher
veröffentlicht, zehn literarische preise bzw. auszeichnungen erhalten und ist
mitglied in mehreren schriftstellerorganisationen.» Burckhard Garbe:
Lyrik-workshop. In: Seminar für Deutsche Philologie der Universität
Göttingen (Hrsg.): Kommentar zu den Lehrveranstaltungen Sommersemester
1999. 32. [glõssen 10]
«Zu den dargestellten Autorinnen und Autoren gehören
Ilse Aichinger und Otl Aicher, Heinrich Albertz, Conrad Alberti und Anita
Albus, prägende Gestalten der deutschen Literatur und Kultur des 20.
Jahrhunderts. Darüber hinaus wird eine Vielzahl heute Vergessener vorgestellt.»
Der Verlag Frommann-Holzboog über das Lexikon Die Deutsche Literatur (DDL),
herausgegeben von Hans-Gert Roloff. Prospekt 1999. 16. – «Belastender bei der
Lektüre sind die freilich gewollten ständigen Wechsel der Diskurse, die eine
intime Kenntnis mannigfacher Theoriebildungen auch bescheidener sozialer
Reichweite voraussetzen: neben der Psychoanalyse unterscheidet Biddick
selbst vor allem poststrukturalistische, feministische, postkoloniale,
postorientalistische und schwulentheoretische Ansätze.» Michael Borgolte
über Kathleen Biddick: The Shock of Medievalism (
«/Das Erdbeben in Chili/ ist die Erzählung
chiliastischen Erzählens, Erzählung vom Aussetzen des Erzählens, /experimentum
crucis/ eines Chiasmus, Kruzifiktion einer Mitteilung, in deren Mitte das Wort
erstirbt.» Werner Hamacher: Das Beben der Darstellung. In: David
E. Wellbery (Hrsg.): Positionen der Literaturwissenschaft. München 1985.
166 f. – «Der Name /Pentameter/ bedurfte schon in der Antike der Erläuterung,
denn es handelt sich bei ihm nicht (wie der Name vermuten lässt) um /fünf/
Metren (griech. /pente/ = fünf), sondern um 2 mal 2,5.» Hugo Blank:
Kleine Verskunde. Heidelberg 1990. 52. – «/Das Tor bleibt verschlossen/ [in
Kafkas Erzählung /Ein altes Blatt/] öffnet, unter der Hand, zur -nahme dessen,
uneinsammelbar und untragbar, was eines Trägers Patronym, gegebenes Wort in der
Kette eines Überlieferungszusammenhangs, der Muttersprache, Eigenname – Kafka –
schien, die offenen Augen: /D . . . o . . . hl . . . en .»/ Thomas
Schestag: Parerga: Zur literarischen Hermeneutik. München 1991.
115. – «Aus diesem Weben [in einer Ibiza-Skizze von Walter Benjamin] lösen mit
einmal sich Namen. Aus diesem Weben: W.Ben.....» Thomas Schestag:
Asphalt. In: Modern Language Notes 106, 1991. 595. – «Das Vorspiel des
/Rheingold/ inszeniert die Geburt der Welt aus dem /sound/ des
Es-Dur-Dreiklangs, die /Götterdämmerung/ schließt mit einer Entfilterung
artikulierter Töne im Rauschen.» Norbert Bolz: Die Welt als Chaos und
als Simulation. München 1992. 71 f. – «Dekonstruktion stellt sich also auf
diese Weise als eine extrem elaborierte, genuine Praxis des Textes dar».
Caroline Pross und Gerald Wildgruber: Dekonstruktion. In: Heinz
Ludwig Arnold und Heinrich Detering: Grundzüge der
Literaturwissenschaft. München 1996. 409. – «Dionysos, das ist Girards Lesart,
nicht anders als sein Nachfahre im fernen Jerusalem, ist der Gott des
gelungenen Lynchmordes.» Raimar Zons: Ironisches Pathos. In:
Norbert Bolz (Hrsg.): Das Pathos der Deutschen. München 1996. 127. –
«Infolge eines bedauerlichen technischen Versehens weist der Verlag auf
folgende Korrekturen hin:» Verlag J. B. Metzler, Korrekturhinweis. 1997.
– «Bekanntlich ist die Metapher eine Metapher, denn das griechische Idiom
vergleicht einen geistigen mit einem räumlichen Vorgang». Wolfgang Müller-Funk:
Der Leib des Schriftstellers – die Seele des Lesers. In: Sprachkunst 28,
1997. 1. – «Gesungene Lieder gab es schon im Mittelalter in großer Zahl.»
Hans-Dieter Gelfert: Einführung in die Verslehre. Stuttgart 1998. 107. –
«Die Verfasserin liest Texte von Jacques Derrida, Paul de Man, Bettine Menke,
Roland Barthes, Herman Meyer, Walter Benjamin, Franz Kafka, Jean Paul, Johann
Wolfgang Goethe und Sigmund Freud.» Sibylle Benninghoff-Lühl: «Figuren
des Zitats». Stuttgart 1998. Klappentext. – «David Wellbery hat konkret die
Funktion des Mundes in Lessings ‹Laokoon› untersucht und vorgeschlagen, diese
Öffnung als tabuisiertes Analogon zur Leibesöffnung des Muttermundes im Moment
der menschlichen Geburt zu deuten. Eine viel näher liegende Lesart wurde meines
Wissens bislang nicht erwogen: Laokoons aufgerissener Mund – so mein
Vorschlag – läßt sich als metonymische Verschiebung seiner Flankenwunde
verstehen.» Irmela Marei Krüger-Fürhoff: Den verwundeten Körper lesen.
In: Kleist-Jahrbuch 1998. 23. – «Mit Freund Chiavacci gab Ganghofer
[1890/1891] Nestroys /Gesammelte Werke/ in zwölf Bänden heraus und beackerte
hiermit ein literarisches Feld, das Karl Kraus stets für sich allein
beansprucht hatte.» Elisabeth Buxbaum: Karl Kraus und Ludwig Ganghofer.
In: Leitmotive. Festschrift für Dietz-Rüdiger Moser. Kallmünz 1999. 182.
– «Hörisch, Jochen: Benjamin zwischen Bataille und Sohn-Rethel. Die
Theorie der Verausgabung u. die Verausgabung der Theorie. Bremen, Buchladen B.
Wassmann. 1983. Gr. 8°, 31 S., 3 Photos, Broschur. Vergriffen! Auflage 500. sF
45.–» Katalog des Antiquariats Petrej, Zürich, 1999. [glõssen 12]
«Sie [‹/Endlichkeit/› als Befindlichkeit allen
Daseins] ist dem Text – räumlich – der Korpus, aber der abgespaltene, der
kollektive Monolog der Innenwelt, der Text sans phrase». Raimar Stefan Zons:
Messias im Text. In: Friedrich A. Kittler, Horst Turk (Hrsg.):
Urszenen. Literaturwissenschaft als Diskursanalyse und Diskurskritik. Frankfurt
a. M. 1977. 247. – «Wenn nun im folgenden ein durch Lacan stark beeinflußtes
Erklärungsmodell mit einigen Werken Kleists in Verbindung gebracht werden soll,
so setzt dieses Vorgehen zwangsläufig einen Verzicht auf wissenschaftliche
Genauigkeit voraus.» Anthony Stephens: Verzerrungen im Spiegel:
Das Narziß-Motiv bei Heinrich von Kleist. In: Gerhard Neumann (Hrsg.):
Heinrich von Kleist. Kriegsfall – Rechtsfall – Sündenfall. Freiburg 1994. 263.
– «Sie [die Literatur der Moderne] bewegt sich in einem Zwischen- und
Zwitterbereich, der keinen kanonischen und keinen verbürgbaren Namen mehr
trägt. Vor ihr muß sich die Frage ‹Was heißt Literatur?› und ‹Was heißt
Moderne?› verwandeln in die anderen: ‹Was heißt Heißen?› und ‹Heißt
Heißen? Heißt es, Heißen?›» Werner Hamacher: Entferntes Verstehen. Studien
zu Philosophie und Literatur von Kant bis Celan. Frankfurt a. M. 1998. 281. –
«In die /Schwermut/ [in Celans Nachdichtung eines Gedichts von Jessenin]
verworfen, taucht aus ihr, von der in sie übersetzten /M/elanc/holie/ her,
nicht nur /Celan/ auf, sondern auch die Pflanze /Wermut/. Aus der aber, die
auch /Buck/, /Bucke/, /Buckel/, und anders, buchstabiert wird, Splitter der
Heimat: /Buk/ owina.» Thomas Schestag: Mantisrelikte. Basel 1998.
151f. «Das Oszillieren der Wendung ein Halt [am Schluß von Brechts Gedicht /Die
Liebenden/], zwischen Halt, Inhalt und Einhalt führt nicht nur zu Zweifeln über
Anfang und Ende und über den semantischen Gehalt des letzten Worts, sondern
läßt auch in der /Liebe/, die den Liebenden, einander ganz verfallen, Halt scheint,
Lieb/enden/ entziffern.» Ebenda. 167. – «Zentrale Themen in Lichtenbergs
Tagebüchern sind neben der genauen Beobachtung seines Körpers, die Chronik
seines sexuellen Lebens, wie die Entwicklung seiner Familiengeschichte auf dem
Hintergrund verstreichender Lebenszeit. Eingebunden wird dieses individuelle
Leben als ablaufende Lebenszeit in den individuell erfahrbaren Kontext des
Jahresverlaufs im sinnlichen Erleben des Jahreszeitenwechsels und der ihm
akzidentiellen gleichwohl bedeutenden Ereignisse der europäischen Geschichte im
Revolutionsjahrzehnt.» Sibylle Schönborn: Das Buch der Seele.
Tagebuchliteratur zwischen Aufklärung und Kunstperiode. Tübingen 1999. 277.
[glõssen 13]
«Nicht immer freilich bleibt der Sprachkritiker, der
Hüter der Orthographie, seinen Grundsätzen treu. Wo es dem
Geschlechtsmetaphysiker opportun erscheint, verhehlt er nicht seine Sympathie
für ‹die holde Unorthographie der Frauenliebe, die da ‹Genus› mit zwei s
schreibt›.» Dietmar Goltschnigg: Theorie und Praxis des Essays. In:
Joseph P. Strelka (Hrsg.): Karl Kraus. Tübingen 1990. 101. – «The
margin of the bay where she [
«It is no
coincidence that Paul de Man uses this last passage cited from Schlegel
[Athenäums-Fragment 116] to elaborate the trope of irony. ²³ ²³ It is not
without a certain irony, then, that Kleist called /Prinz Friedrich von
Homburg/, also a ‹Schauspiel.›» Carol Jacobs: Uncontainable Romanticism.
Shelley, Brontë, Kleist.
«Die Beachtung des Tons, welcher nicht allein den
Stil ausmacht, scheint mir ziemlich selten zu sein. Man hat kaum den Ton als
solchen untersucht, vorausgesetzt, daß es möglich ist und daß man es nie getan
hatte.» Jacques Derrida: Apokalypse. Übersetzt von Michael Wetzel. Graz,
Wien 1985. 18. – «‹Zwischen utopischem Roman und Sachbuch bietet die
Wirklichkeit Raum genug für eine exakte und sensible Prosa. Nie hatte der
Schreibende mehr Grund, mehr Möglichkeiten, den Menschen zu verwirklichen,
disparate Wirklichkeit zu humanisieren.› /Wolfgang Promies/». Gert Ueding:
Rhetorik des Schreibens. Königstein/Ts. 1985. Motto. – «Die Umstellung des
Gegenstandsbezugs auf Probleme macht die disparatesten Dinge als ihre Lösungen
vergleichbar; die Leitbegriffe dieser neuen Komparatistik sind
Selbstbeschreibung und Autopoiesis; der Denkstil ist streng und verspielt; und
die Methode steuert sich als Beobachtung von Beobachtung.» Dietrich Schwanitz:
Systemtheorie und Literatur. Opladen 1990. Klappentext. – «Diese vierundzwanzig
Stanzen allein begründen die Größe des Frankfurters; sie sind ein Kabinettstück,
das seinesgleichen sucht.» Erwin Leibfried: Kleiner Kommentar. In:
Johann Wolfgang Goethe: Das Tagebuch. Herausgegeben von E. L. Fernwald
1995. 17. – «Die folgende Deutung von /Das Belebende/ [aus Hölderlins
Pindar-Fragmenten] hat fast keinen Gang. Sie möchte vielmehr eine Art
Herumirren, sehnsuchend, durchreißend, bleiben. Sie fragt nach dem Ursprung,
den springenden Zentauren, dem Ort – muß etwas (richtungslos) Sprung–haftes
beibehalten. Sie wäre keine gekünstelte Entsprechung, sondern eine Notwendigkeit,
die die Frage nach sich selbst in sich schließt, aber verschließt, und also
sich fast als die Unmöglichkeit dieser Frage trägt.» Csaba Szabó: Über
Hölderlins /Das Belebende/ – und Ungespräch –. In: Thomas Schestag
(Hrsg.): «geteilte Aufmerksamkeit». Zur Frage des Lesens. Frankfurt
1997. 153. – «Die Bezeichnung Komödie vermeidet er [nämlich Goethe für sein
Lustspiel /Die Mitschuldigen/] offenbar darum, weil das, was hier vorgeführt
wird, nicht nur ein lustiges Spiel ist, sondern auch ein Spiel der Lust.»
Justus Fetscher: Verzeichnungen. Kleists «Amphitryon» und seine
Umschrift bei Goethe und Hofmannsthal. Köln 1998. 231. – «Nach und trotz einer
schweren Erkrankung im Frühjahr fährt Goethe im Sommer 1823 nach Böhmen und
ganz auf Ulrike ab.» Erwin Leibfried: Goethe! Ein Komet am Himmel der
Jahrhunderte. Prospekt 2000. 9. – «Auf konzeptionell-inhaltlicher Ebene wird
sich auf Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung bezogen.» Helen
Schwenken: Internationale Frauenuniversität 2000 in Hannover. In:
massenzeitung nr. 4. 2. – «Daß die /Penthesilea/ keine reine Tragödie ist, läßt
sich einer Bemerkung Peter Szondis entnehmen, der über Kleists /Familie
Schroffenstein/ schrieb, sie sei ‹vielleicht [...] die kühnste seiner
tragischen Konzeptionen.›» Justus Fetscher: Über das Komische in Kleists
Trauerspiel /Penthesilea/. In: Heilbronner Kleist-Blätter 8 (2000), 66.
– «Kleists Heldin [wiederum: Penthesilea] geht zugrunde, weil sie das
metaphorische Wesen der Sprache verkennt.» Erich Meuthen: Geleitwort. In:
Maximilian Giuseppe Burkhart: Dekonstruktive Autopoiesis – Paradoxe
Strukturen in Kleists Trauerspiel /Penthesilea/. Frankfurt usw. 2000, 5. – «Zum
Umschlagmotiv: Die Figur des Pythagoras aus dem Portalprogramm der
Kathedrale von Chartres steht hier für die Möglichkeit des Menschen, in seinem
Denken und Schreiben konzentriert auf die Welt um ihn her zu antworten. In der
einen Hand hält Pythagoras den nun weggebrochenen Griffel, mit dem er sich
formulierend vorwärtstastet; in der anderen liegt gleichberechtigt ein
Radiermesser, bereit, das Geschriebene zu löschen und neu anzusetzen. So ist er
stetig in der Frage, beweglich in der Antwort. Diese Plastik ist für den
Germanisten Gerhard Kaiser Orientierungsgestalt seines wissenschaftlichen
Lebens in einem epochalen Umbruch.» Gerhard Kaiser: Rede, daß ich dich
sehe. Ein Germanist als Zeitzeuge. Stuttgart/München 2000. Rückseite des
Titelblatts. – «Schon Goethe hat in seiner berühmten Novellendefinition von
1828, diese sei nichts anderes als /eine sich ereignete unerhörte Begebenheit/,
im nachhinein die Einmaligkeit des Ereignisses zum sich immer wiederholenden
Exempel einer Gattung vervielfältigt.» Rolf Selbmann: Unverhofft kommt
oft. In: Euphorion 94 (2000), 174. – «Ästhetik als sinnen-analoge
Oberfläche des Vergessens hat in den Inschriften der Anagramme ihr ganz
vergessenes Anderes.» Anselm Haverkamp: Anagramm. In: Ästhetische
Grundbegriffe, Band 1. Stuttgart/Weimar 2000. 152. – «Für auswärtige Nutzer
besteht die Möglichkeit der direkten [...] Lieferung von Büchern über GAUSS,
dem Göttinger Ausleih- und Schnelllieferservice». Niedersächsische Staats- und
Universitätsbibliothek Göttingen: Das WWW-Informationssystem der SUB.
Faltblatt o. J. [2000] [glõssen 16]
«Der rätselhafte Findling [Kaspar Hauser] wie die
rätselhafte Artistin [Goethes Mignon] sind übercodierte Exponate einer
Vorgeschichte, die ihrer Verdrängung wehrt, indem sie exkommunizierte Figuren
zum Schauplatz ihrer insistenten Wiederkehr macht.» Jochen Hörisch:
Nachwort. In: Materialien zur Sprachlosigkeit des Kaspar Hauser. Hrsg.
von J. H. Frankfurt a. M. 1979. 267. – «Der Titel [/Vor dem Gesetz/] steht vor
der Erzählung, die vom Gesetz handelt, er steht mithin ‹vor dem Gesetz›, zu dem
er keinen Zugang bekommt.» Maximilian G. Burkhart und Anne Carolin Gaiser:
«Wenn man schon am Anfang zu stolpern beginnt ...». Zur Theorie und Praxis der
Dekonstruktion, am Beispiel von Jacques Derridas Kafka-Lektüre /Préjugés/. Vor
dem Gesetz. In: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der
Literatur, 9. Sonderheft. Tübingen 1999. 52. – «Die Eroberung der Festung durch
die Russen ‹symbolisiert› jene andere russische ‹Eroberung›, an der die
Marquise dann laboriert. Der Wasserstrahl, den der Graf auf das ausgebrochene
Feuer lenkt, substituiert jene andere Flüssigkeit, mit der er sein erotisches
Feuer zuvor gelöscht hat. Die Beispiele sind Legion.» Claudia Liebrand:
Pater semper incertus est. Kleists ‹Marquise von O...› mit Boccaccio gelesen.
In: Kleist-Jahrbuch 2000. Stuttgart/Weimar 2000. 58. – [Zu «grano salis»:]
«Lateinisch, eigentl.: /cum grano salis/, mit einem Korn Salz, im Sinne
von: mit Witz.» Frank Möbus: Rezeptionsgeschichtenschnipsel. In:
Ringelnatz! Ein Dichter malt sein Welt. Göttingen 2000. 271. [glõssen
17/18]
«While /Teilnahme/
[Goethe zu Eckermann, 7.3.1830] means participation, it also suggests a part
(/Teil/) of a name (/Nahme/) of another.» Avital
Ronell: Dictations. On Haunted Writing. Bloomington 1986. 200. – «Die
Bedeutung dieses Wortes [mémoire] wechselt im Französischen, je nachdem, wie man
den Genus (Maskulinum/Femininum) oder den Numerus (Singular/Plural) bestimmt.»
Jacques Derrida: Mémoires. Für Paul de Man. Aus dem Französischen von
Hans-Dieter Gondek. Wien 1988. 15. – «Die als geleerte Allegorie nachträglich
sich verdichtende, monumentalisierend errichtete Disruption des Namens ist
Remarkierung, ‹Grabstein› auf dem sich entziehenden Ereignis, Entzug dessen,
was zu verstehen und zu erfahren ist.» Bettine Menke: De Mans
‹Prosopopöie› der Lektüre. Die Entleerung des Monuments. In: Karl Heinz
Bohrer: Ästhetik und Rhetorik. Lektüren zu Paul de Man. Frankfurt a. M.
1993. 58. – «Was ist das überhaupt, eine Widmung? Eine Widmung ist etwas
Unmögliches. Sie ist ein Paradox. Die Kombination von Name und Datum. Bei
Derrida steht dafür die Trope Asche.» Rembert Hüser: Hand und Fuß.
Ebenda. 132. – «Bildung ist Einbildung: Was sie ausbildet, bleibt
buchstäblich debil.» Jeffrey S. Librett: Vom Spiegelbild zur
Unterschrift: Paul de Mans Ideologiebegriff und Schillers Dramen.
Ebenda. 244. – «Im Zitat durchdringen sich Ursprung und Zerstörung. Der
Ursprung ist zerstört und zerstörend. Das Zitat zerstört den Ursprung, der
seinerseits das Zitat zerstört und aus der Idylle des Sinnes aufstöbert. Das
Zitat des Ursprunges eröffnet den Raum für die Befreiung des Menschen.» Bernd
Stiegler: Die Aufgabe des Namens. Zur Funktion der Eigennamen in der
Literatur des 20. Jahrhunderts. München 1994. 60. – «Der /Bär/, Inbegriff der
/zitierten/, der im Zitat zur Sprache kommenden, auf dem Weg zu sich, zur
zustandgekommenen aufgehaltenen Sprache; Inbegriff des /Tragens/, das die
Sprache stützt, aber zerreißt –; auch der Bär, die Fassung des Bären zum Wort,
bricht auf. Nicht nur die Requisiten der dritten Episode, /Rap/ier und
/Par/ade, zitieren /Bär/, /Par/ und /bërn/, nicht nur das /Rauben/ der Fassung
/pherein/ und /phora/, und wiederum /pher/, den Bären, sondern auch der weiter
oben zitierte /Par/is, wo er «der Venus den Apfel überreicht», die «Najade aus
der Schule /Bern/ins», das /Par/adies zu wiederholten Malen, die Statue des
Dornausziehers «in /Par/is», der /–ber/ im /Über/ der Schrift, und noch der
/Ber–/ im Titel des Blatts, in dem /Über das Marionettentheater/ zum ersten Mal
erschien: /Ber/liner Abendblätter.» Thomas Schestag: Bär. In:
Thomas Schestag (Hrsg.): «geteilte Aufmerksamkeit». Zur Frage des
Lesens. Frankfurt a. M. 1997. 191 f. – «Die Darstellung eines Nichtses als das,
was es ‹ist›, nämlich /nicht-ist/, ist offensichtlich nicht nichts». Anselm
Haverkamp: Einleitung. In: Gerhard Neumann (Hrsg.):
Poststrukturalismus. Herausforderung an die Literaturwissenschaft.
Stuttgart/Weimar 1997. 190. – «Wird in Avignon die höchst abstrakte Frage
erörtert, wann die vom Körper geschiedenen Seelen der Glückseligen des Himmels
Wonne sehen, dann ist Rom konkret im Hier und Jetzt, in dem der neue Papst auf
eben dem Stuhl sitzen soll, auf dem Petri saß». Barbara Vinken:
Petrarcas Rom: Tropen und Topoi. Ebenda. 551. – «In dem Roman, in dem
Frauen Peitschen schwingen und männliches ‹Wild› erlegen [Frieda] und Männer
schön wie Frauen sind [Barnabas] und wie Mädchen piepsen [Bürgel], trägt auch
der Protagonist K., der auszieht ins Schloß einzudringen, einen ‹kastrierten›,
also ‹weiblichen› Namen.» Claudia Liebrand: Die Herren im «Schloß». Zur
De-Figuration des Männlichen in Kafkas Roman. In: Jahrbuch der Deutschen
Schillergesellschaft 42 (1998). 322. – «Die entscheidende Trennung, die
Gesellschaft konstituiert, verläuft nun [in der bürgerlichen] nicht mehr wie in
der vorbürgerlichen Gesellschaft zwischen Adligen und Nichtadligen, sondern
zwischen Männern und Frauen, die sich durch ihren ‹Geschlechtscharakter› strikt
unterscheiden.» Claudia Liebrand: Als Frau lesen? In: Heinrich
Bosse, Ursula Renner (Hrsg.): Literaturwissenschaft. Einführung in ein
Sprachspiel. Freiburg 1999. 388. – «Die Marquise, deren unabsehbar
überdeterminiertes emblematisches Namensinitial im vorliegenden Kontext auch
mit dem ‹elektrischen Zustand Null› verglichen werden kann, von dem Kleist in
seinem Sprachaufsatz als Gegenpol zu elektischen Ladungen spricht, begegnet im
russischen Offizier dem schon durch seine Volkszugehörigkeit sprichwörtlichen
Vertreter einer Ökonomie der Verausgabung und Verschwendung.» Michael Wetzel:
Geben und Vergeben. Vorüberlegungen zu einer Neudeutung der Ambivalenzen bei
Kleist. In: Kleist-Jahrbuch 2000. 101 f. – «Die emblematische
Verschlossenheit des virginalen Leibes, auf die schon Ambrosius hinweist,
findet seine [sic] Entsprechung in dessen medizinischer Diskursivierung.»
Christopher Wild: Der theatralische Schleier des Hymen. Lessings
bürgerliches Trauerspiel /Emilia Galotti./ In: Deutsche
Vierteljahrsschrift 74 (2000). 196. – «Strenggenommen verschließt dieses Schloß
[das Hymen] nichts als die Verschlossenheit selbst.» Ebenda. 197. – «Die
Erschütterung der ganzen Seele [des Zuschauers] resultiert aus der
Bewußtwerdung, daß jeder nicht nur von demselben Unglück betroffen sein könnte,
insofern er eine schlechthin verführbare Bürgerstochter hat, sondern daß jeder
an dem Schicksal Emilias mitschuldig ist, insofern jeder Zuschauer als
Zuschauer im Akt des theatralischen Sehens ihre Unschuld immer schon
kompromittiert.» Ebenda. 219. – «Marx’ Warenanalyse hat ihren Ursprung in der
Uneindeutbarkeit von /Marx/ zum Wort der ein oder andern Bedeutung: von
/Marx/ zu /merx/. Die Nähe zueinander, von /Marx/ und /merx/, für sie steht
symptomatisch die von /Tisch/ und /Fetisch/ zueinander, löst aber auch die
Ware, /merx/, löst jedes Wort einer jeden Sprache, den Wort/charakter/ des
Worts aus der Fassung zum Wort, und präzisiert es zu einem – kaum Wort, kaum
keines – /auf dem Sprung/: zu Stand zu kommen: zu zerspringen.
Nicht weniger als alle Zeichen, einschließlich der diakritischen, gerade auch,
wo sie aus der englischen Sprache, die Marx beim Schreiben seines Hauptbuchs,
beim Schreiben des /Kapitals/, umgab, wiederkehren: /marks/.» Thomas
Schestag: /Zu Tisch /– bei Marx. In: Text. Kritische Beiträge.
Heft 6. 2000. 63 f. – «Die Pointe der hier vorgelegten semiologischen Analyse
der Rhetorik literarischer und kritischer Texte besteht darin, dass sie die
Aufmerksamkeit des Lesers auf das Andere im zum Fall gebrachten Selbst, auf das
Fremde in den phallischen Phantasmen des Eigenen richtet: im Namen des
Eigenen, im Eigennamen, in Brecht und in dem mit ihm brechenden, seinen Namen
aufbrechenden Gedicht.» Volker Kaiser: Risus Mortis. Strange Angels. Zur
Lektüre «Vom armen B.B.» Eine Studie zu Brecht und Benjamin. (Mannheimer
Studien zur Literatur- und Kulturwissenschaft, Band 24.) Prospekt des Verlags
Röhrig (St. Ingbert). 2001. – «Aus kritischer Sicht entpuppt sich K.s Proceß
als ein paranoischer Krankheitsprozeß des Josef K., der sich vor allem in
Projektionen äußert. [...] Nur mit der dauernden Selbstversicherung, daß es so,
wie es primär erzählt wird, nicht gewesen sein kann, vermag sich der Leser gegenüber
einem dermaßen suggestiven Werk als selbständig denkendes Wesen zu behaupten.»
Elsbeth Schmidhäuser: Kafka über Kafka. ‹Der Proceß› – gelesen und
gesehen. (Münsteraner Einführungen, Band 20.) Katalog des Verlags LIT
(Münster). 2001. – «Frank Wedekind, Frühlings Erwachen – Roman. 2001. 78 S. Als
Sonderausgabe. Geb. nur 9.90. Nach über zwanzig Jahren Zensurverbot wurde der
Roman zu einem der umstrittendsten Jugendklassiker des 20. Jahrhunderts.»
Katalog Taubert, Bad Harzburg. 2001. – «Der Augenblick des Augen-Blicks währt
seitdem [seit Erfindung der Photographie] länger als ein Augenblick.» Jochen
Hörisch: Vom Sinn zu den Sinnen. Zum Verhältnis von Literatur und neuen
Medien. In: Merkur 55 (2001). 108. [glõssen 19]
«Unter diesem Titel [/Fors/] und diesen Motti
[von Nicolas Abraham] möge man nur eine allzulange Bitte (man mache hier mit
diesem Wort, wie ich, was man will) einzurücken (/prière d’insérer:/),
nur einen allzulangen Waschzettel lesen (oder besser überspringen). Mehr denn
je, ja, fliegende Blätter, fliegend, Volant, wie das ‹prière d’insérer›, das
sich, andrerseits, nicht saumselig, ablöst und das ich gleichwohl, noch bevor
ich angefangen habe, als bekannt voraussetze.» Jacques Derrida: Fors. In:
Nicolas Abraham, Maria Torok: Kryptonymie. Das Verbarium des Wolfsmanns.
Übersetzt von Werner Hamacher. Frankfurt/M, Berlin, Wien 1979. 6. – «Die
Anordnung der Beiträge bildet in Grenzen die Tendenz der Literaturtheorie zur
Diffusion ab und stellt diese somit zur Diskussion.» Torsten Hitz, Angela Stock
(Hrsg,): Am Ende der Literaturtheorie? Münster 1995. Einleitung, V. –
«Leben und Lesen kongruieren also nicht in Szondis ‹Celan-Studien›. Wenn sie es
dennoch tun, dann nur vermittels der gelesenen Wörter, die sich unterscheiden
in einer einzigen Buchstabenposition [...]: ‹denn da ist keine Stelle /
die dich nicht sieht,› sagt drohend Rilke im ‹Archaischen Torso Apollos› – ‹du
mußt dein Lesen ändern,› fuhr einer seiner lebendigen, an Szondi geschulten
Kommentatoren fort.» Hans Jürgen Scheuer: Parallel=Stellung. Paul Celan
– Peter Szondi. In: Ebenda. 14. – «Aber ist nicht ‹Dekonstruktion› was
deutlich anderes als, sagen wir, ‹Hermeneutik›? Eine Frau ist auch was anderes
als ein Mann. So gefragt, nicht.» Rembert Hüser: Gesetz, der Fall. In:
Ebenda. 62. – «Die Hohlformen, speziell die ins Rundere gehenden, haben
generell Konjunktur im Kleistschen Werk, etwa in Form des Grabes, in das der zu
Tode erschrockene Homburg schaut. [...] Eine solche ins Äußerste weisende Form
hatte auch die Mulde am Kleinen Wannsee, in der Kleist und Henriette Vogel ihr
Leben endeten, wobei diese Grabesmulde allenthalben ihre Analogie zur Wiege und
zum Uterus zu erkennen gibt.» Klaus Jeziorkowski: Die Textkugel. In:
K. J. (Hrsg.): Kleist in Sprüngen. München 1999. 70. – «Krug und Stück
machen in ihrer Struktur die nachparadiesische Zersprungenheit des Globus und
des planetarischen Kosmos ansichtig; durch die Lücken in der Krugform, der
Dialogform und durch die Spalten zwischen den gereihten Auftritten schaut das
Nichtsagbare heraus.» Ebenda. 73. – «Kleist (1777-1811) läßt sich nur bedingt
in die Klassik (1786-1832) einordnen. Zeitangabe nach H. A. und E. Frenzel
[Daten deutscher Dichtung], 1988, S. 229.» Kiran Desai-Breun: Das
Schweigen und die Gabe. Analytische Studien zu Ambivalenzen in Heinrich von
Kleists /Penthesilea/ und /Das Käthchen von Heilbronn/. Frankfurt a. M. usw.
1999 (= Diss. Erfurt 1998). 13. – «Wenn der Akt des Lesens unbeobachtbar und
nicht verifizierbar ist, wenn es letztlich unmöglich ist, Lesen zu lesen, wie
de Man in einer Proust-Lektüre schreibt, bleibt auch das Lesen des Unlesbaren
unvollständig. Aus diesem Grund ist es jedoch nicht nur unmöglich, sondern auch
notwendig.» Eckhard Schumacher: Die Ironie der Unverständlichkeit.
Frankfurt a. M. 2000. 333.f. – «Goethes Rehabilitierung des Prinzips der
Weiblichkeit [...] findet sich [...] äußerlich in dem immer wieder zitierten
Vers: ‹Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan› (V. 12110 f.), mit dem
Fausts tätiges Streben von sich selbst erlöst wird». Gernot Böhme: Kann
man Goethes «Faust» in der Tradition des Lehrgedichts lesen? In:
Goethe-Jahrbuch 117 (2000). 77. – «Die ersten drei Bände [des Goethe-Handbuchs]
umfassen 190 Überblicks- und Werkartikel, die innerhalb der einzelnen
Werkabschnitte in der Reihenfolge ihres Entstehens aufgeführt werden.» J. B.
Metzler: Die neuen Bücher. Herbst 2001. 41. – «Sodann Dr. Stephan Bock
(Bochum). Auf mehr als 50 Seiten liest er ‹Die Familie Schroffenstein› poetisch
neu und kommt zu überraschenden Einsichten: Literatur kongenial,
gewissermaßen.» Kleist-Rundbrief 2/2001 über die Heilbronner Kleist-Blätter 11.
– «Eine enge Freundschaft verbindet das Paar [Else Lasker-Schüler und Herwarth
Walden] mit dem Schriftseller und Verleger Karl Kraus in Wien.» all meine pfade
rangen mit der nacht. jakob van hoddis. Begleitband zur Ausstellung. Frankfurt
a. M. 2001. 78. – «Seine Rede wurde im Voraus verteilt, aber er hält sich nicht
an den Text, sondern kurvt umher wie ein blinder Passagier auf der Achterbahn.
[Rabbi] Baker spricht vom ‹schönsten Tag in der Geschichte Jedwabnes›, wobei er
offen lässt, ob er das Pogrom oder die Trauerfeier meint». Der Spiegel 29/2001.
119. – «Um die Handlungsfreiheit der Fakultäten im Sinne der Rückgekoppelten
Autonomie zu gewährleisten, sollte das Ziel von den Maßnahmen der
Zielerreichung [...] unterschieden werden. Darüber hinaus sollte im allgemeinen
mit der Zielvereinbarung ein nachhaltiges Projekt angestoßen werden, das zur
Profilbildung der Fakultät beiträgt. [...] Der Zeitplan beinhaltet die
Definition von jährlichen Meilensteinen, anhand derer die stufenweise
Erreichung des Ziels beurteilt werden kann.» Rundschreiben des Präsidenten der
Universität Göttingen: Inhaltliche Gliederung einer Zielvereinbarung
(2001). [glõssen 20]
«It may be a
mere coincidence, an inexplicable falling together of crucial elements that
make this word [/Vorgefühl/] act as a kind of cryptic code for Eckermann’s most
deeply felt attachment, namely to birds and to /VOrGEfühL/.» Avital Ronell:
Dictations. On Haunted Writing.
«Der römische Kaiser Vespasian hatte ein Darmleiden
und starb, als er sich noch einmal entlehren mußte.» Raimar S. Zons:
Randgänge der Poetik, Würzburg: Königshausen & Neumann 1985. 11. –
«Der Vater [in Goethes /Erlkönig/] ‹erreicht den Hof› nicht zu spät, sondern
‹mit Müh und Not›. Dennoch ist das Kind ‹in seinen Armen› tot; mit wessen Müh
und Not also? Bedrohen die halluzinatorischen Reden des Knaben auch den Vater?»
Ebenda. 84. – «Ich – bezeichne(t) zuallererst eine Teilung in dem, was am
Beginn in Erscheinung treten können haben wird.» Jacques Derrida: Qual
Quelle. Die Quellen Valérys. Übersetzt von Günther Sigl. In: J. D.:
Randgänge der Philosophie. Wien: Passagen 1988. 259. – «Oedipus puns on
his name through the parechesis with the verb /oid-a/ (‹I know›): by
reading his name as Knowfoot, he alludes to the knowledge that allowed him to
resolve the riddle of the Sphinx.» Pietro Pucci: Oedipus and the
Fabrication of the Father.
«Wenn die Figuren homosexualisierter Verworfenheit
zurückgewiesen werden müssen, damit sexuierte Positionen angenommen werden
können, dann wird die Wiederkehr jener Figuren als Orte erotischer Kathexis den
Bereich umstrittener Positionalitäten im Symbolischen neu figurieren.» Judith
Butler: Körper von Gewicht. Die diskursiven Grenzen des Geschlechts.
Übersetzt von Karin Wördemann. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1997. 157. –
«Das Wort /kamen/ in der Zeile /Und dieses einen Weges kamen sie/ legt dem
Kommen, des Weges, einen Stein – russisch /kamen’/ ‹Stein› – in den Weg und
hemmt den Anschein umstandslosen Kommens, Zustandekommens dieser Zeile, wie der
Gehenden in ihr, wie des – lesenden – Gehens durch sie.» Thomas Schestag:
versi- [/Orpheus. Eurydike. Hermes/]. In: Interpretationen. Gedichte von
Rainer Maria Rilke. Hrsg. von Wolfram Groddeck. Stuttgart: Reclam 1999.
75 f. – «Die Geisteswissenschaften, ihrer internen Historiographie zufolge,
starten mit Vicos Satz, daß Wahres und Gemachtes konvertibel sind.» Friedrich
Kittler: Pest und Cholera. Die Geburt der Kulturwissenschaft aus dem
Geiste historischer Pathologie. In: Gerhard Neumann, Sigrid Weigel
(Hrsg.): Lesbarkeit der Kultur. München 2000. 377. – «Wie die
/Hermannsschlacht/ läßt sich auch /Amphitryon/ als Reflexion über die
politische Situation Preußens und die Möglichkeit einer Nationsgründung lesen.»
Reinhold Görling: /Was die ausgelass’ne Lust in den Mund legt/.
Göttliche Liebe bei Kleist. In: Erotik und Sexualität im Werk Heinrich
von Kleists. (= Heilbronner Kleist-Kolloquien Band 2.) Heilbronn: Kleist-Archiv
Sembdner 2000. 74. – «Freuds Schrift von 1907 /Der Mann/ [sic] /und die Träume
in W. Jensens ‹Gradiva›/». Marianne Schuller: Im Unterschied. Lesen /
Korrespondieren / Adressieren. Frankfurt a. M.: Neue Kritik 2000. 47 f.
– «Was oft genug zitiert wird, beruft keine Autorität (o)der Autorschaft mehr,
sondern die Wiederholtheit und Wiederholbarkeit der Zitationen selbst.» Bettine
Menke: Zitierfähigkeit: Zitieren als Exzitation. In:
Andrea Gutenberg, Ralph J. Poole (Hrsg.): Zitier-Fähigkeit. Findungen
und Erfindungen des Anderen. (= Geschlechterdifferenz & Literatur.
Publikationen des Münchner Graduiertenkollegs. Band 13.) Berlin: Schmidt
2001. 167. – «Ralph. J. Poole, Dr. phil. [...]. Habilitationsprojekt zu
Kannibalischen (P)Akten.» Ebenda. 327. – «Eine solche metrische Identität [vier
Zeilen der Form v – v] ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Gedichts, wenn
sie ein Identisches an der Materialität reflektiert.» Roland Reuß: Im
Zeithof. Celan-Provokationen. Frankfurt a. M.: Stroemfeld 2001. 97. –
«Jene Nebensätze [Heideggers], die eine aus den Ufern tretende Quelle in
zentrale Bahnen zu lenken versucht, legen das frei, was Jacques Derrida in
seiner Lektüre von Paul Valérys /Narziß/ die ‹Qual Quelle› genannt hat, eine
Verbindung, die übrigens im althochdeutschen durch die Verwandtschaft von
/quellan/ ‹schwellen, aufquellen› – Qualle oder Quelle – und /quelan/ ‹Schmerz
empfinden› – Qual – in Erinnerung gerufen wird. Die Qual der Quelle rührt von
einem (narzißtischen) Begehren her, einen sich abzweigenden Ursprung (das
lautliche Echo, die Paronomasie Qualle/Qual) aufzuheben.» Andrea Allerkamp:
An/Ruf: Quelle, Nahme, Stimme. Zu Friedrich Hölderlins «Hyperion». In:
Weimarer Beiträge 47 (2001). 561. – «Texte sind vieldeutig, und dies einfach
deshalb, weil Sprache nicht eindeutig sein kann. Sprache kann nicht eindeutig
sein, weil es immer mehr Sprache als Sein gibt. Man kann diesen Satz bzw.
dieses Gesetz selbstredend auch umkehren: Es gibt immer auch mehr Sein
als Sprache.» Jochen Hörisch: Das Gesetz der Kunst. Neue Zürcher Zeitung
16. / 17. 2. 2002. 50. – «Ihr [der Literatur] mediales Ideal kann deshalb auch
nicht die eucharistische Verschränkung von Soma und Sema, von Sein und Sinn,
von ‹physei› und ‹thesis› sein.» Ebenda. – «ABSTRACT Der ‹witzige Ausdruck› vom
/verkleideten Priester, der jedes Paar traut,/ mit dem Jean Paul den Witz
selbst definiert, bearbeitet das alte Problem von Erfülltheit oder Leere seiner
Formeln, um es in ein neues Szenario zu überführen, das in Termini von
Performanz zu diskutieren ist. Ein zweites, das Wortspiel definierendes,
Szenario der /wilden Paarung ohne Priester/ und damit der Zufall arbeitet daran
mit.» Bettine Menke: Jean Pauls Witz. Kraft und Formel. In:
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 76
(2002). 201. – «Hhg. v. Vfin.» Ebenda. 204. – «Beten die ‹Betenden Hände› noch,
wenn [in einer Collage von Vikas Rosenthal] der Wasserhahn über ihnen ins Bild
tritt? ‹Zerstreut› das Wasser ihr Gebet, beten sie sich selbst, den allmächtig
wasserspendenden Handgriff, an? Werden sie modern?» Nicola Kaminski:
/polluisse/ – (De)Konstruktion einer Geschichte um Macht/Schmutz. In:
Dag Nikolaus Hasse (Hrsg.): Abaelards «Historia calamitatum». Text –
Übersetzung – Modellanalysen. Berlin, New York: de Gruyter 2002. 316.
[glõssen 23]
«Derridas Arbeiten repräsentieren einen Typus
historischen Fragens, dessen Konzeption, Bildung, Austragung und Arbeit wir
heute nur erst abzuschätzen vermögen.» Jacques Derrida: Die Schrift und
die Differenz. Übersetzt von Rodolphe Gasché. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
1976. Klappentext. – «Texte von ‹Frauen› werden wenig gelesen, das lehrt jeder
Blick in eine beliebige Bibliographie.» Barbara Hahn: Unter falschem
Namen. Von der schwierigen Autorschaft der Frauen. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp 1991. 17. – «Ricarda Huch – ist das der Name einer Frau? Nur ein
Buchstabe muß verändert werden, um den Vornamen in eine männliche Form zu
transformieren: RIcardo.» Ebenda. 115. – «Den Autor für tot zu
erklären, war ein kulturwissenschaftlich performativer Akt, der nur mehr auf
die Sprache rekurrierte, längst aber nicht mehr auf den biologischen Körper des
Autors oder der Autorin.» Sigrid Nieberle: Rückkehr einer Scheinleiche?
Ein erneuter Versuch über die Autorin. In: Fotis Jannidis u. a. (Hrsg.):
Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs. Tübingen:
Niemeyer 1999. 272. – [Über ein Buch, von dessen 11 «feministischen Analysen» 2
sich mit der Musikerin und Komponistin befassen:] «Die Dichterin
Droste-Hülshoff steht gleichberechtigt neben der Musikerin und Komponistin».
Sigrid Nieberle: FrauenMusikLiteratur. Deutschsprachige
Schriftstellerinnen im 19. Jahrhundert. Stuttgart/Weimar: Metzler 1999.
22. – «Iste (lat.: dieser da). So bezeichnete G. sein Geschlechtsteil. In
Ermangelung gesellschaftsfähiger Bezeichnungen mußte man sich auch im 18. und
19. Jh. etwas einfallen lassen. War es in jungen Jahren noch der doppeldeutige
‹Meister› (/DuW/, 11. Buch), wurde später stellenweise noch mehr verrätselt
(Me-iste-r).» Benedikt Jeßing u. a.: Metzler Goethe Lexikon.
Stuttgart/Weimar: Metzler 1999. 255. – «Hesses Roman [/Das/
/Glasperlenspiel/] verpflichtet den Leser zur Wiederholung seines ihm
eigentümlichen Vokabulars, weil er dessen besonderen Gegenwert verweigert».
Heike Gfrereis: Hermann Hesse – Diesseits des ‹Glasperlenspiels›.
Marbacher Magazin 98/2002. 1. – «Hier [in Joyce’s /Ulysses/] tat ein Autor,
erstmals, einen Blick nicht in den Kopf, sondern ins Hirn seiner Figuren». Elke
Schmitter in: Der Spiegel 25/2002. 186. – «Indem die Novelle eine
/unerhörte Begebenheit /vorlegt, erfüllt sie bloß die in sie gesetzte
Erwartung, legt sie nichts Neues, bloß eine Neuigkeit vor, die alles beim Alten
beläßt, und enttäuscht die in den Titel /Novelle/ gesetzte Erwartung, die auf
etwas anderes geht: aufs Kommen – zur Sprache – einer unerhörten
Begebenheit: /Novelle/.» Thomas Schestag: Novelle. Zu Gottfried
Kellers /Romeo und Julia auf dem Dorfe./ In: Volker Pantenburg, Nils
Plath (Hrsg.): Anführen – Vorführen – Aufführen. Texte zum Zitieren.
Bielefeld. Aisthesis 2002. 197. – «Das ‹U›, ein Laut nur, pure
Artikulation vor jeder Sinngebung, schluckt in dieser Verortung [in einem Brief
von Heidegger] auch den Sinn des ‹DU›. ‹U›, im Deutschen ein Laut, der Furcht
und Verneinung signalisiert, löst sich ab auch von dieser Bedeutung.» Barbara
Hahn: Die Jüdin Pallas Athene. Berlin: Berlin Verlag 2002. 284.
– «Marianne Schullers theoretische Schreibweise war mir
Orientierungspunkt für mein eigenes Schreiben.» Ebenda 309. – «Schwester und
Bruder zeugen ein Kind, Inzest droht.» Der Spiegel 28/2002. 75. – «Die Frage
nach dem Anderen ist keine Frage. Sie vollzieht sich vielmehr im Dazwischen vom
Denken und dem Anderen des Denkens, und das heißt: als Unterlaufung
eines Denkens qua Repräsentation und als Erschütterung der Opposition von Frage
und Antwort – ein Spekulieren darauf, daß die Frage nach dem Anderen schon
begonnen hat.» Der Verlag Passagen, Wien, über ein Buch von Thomas Askani.
Prospekt 2002. 12. – «Die österreichische Autorin Mela Hartwig (‹Bin ich ein
überflüssiger Mensch?›) zeichnet vor allem in ihren frühen Schriften
(1927–1931) die binäre Konstruktion der Geschlechter im Hinblick auf ihre
körperlichen Attribuierungen vielschichtig, in durchaus affirmativer und
kritischer Weise nach. In ihren Texten vollzieht sich über den
literaturästhetischen Diskurs die partielle Dekonstruktion der tradierten
Modelle und die Rekonstruktion einer per definitionem fragilen und variablen
– modernen weiblichen – Identität, der in äußerst ambivalenter Weise sowohl
Vielfältigkeit und Sensibilität als auch die stete Gefahr von Vereinnahmung und
Auflösung inhärent sind.» Derselbe über ein Buch von Bettina Fraisl. Ebenda 46.
– «Die in diesem Text [‹Dû bist mîn, ich bin dîn›] beschriebene Bewegung
zwischen Ich und Du […] kann nicht zuletzt auch als raffinierte Reflexion einer
hermeneutischen Bewegung gelesen werden.» Mireille Schnyder: verlorn ist
daz sluzzelin? Interpretation als Kultur. In: Mitteilungen des Deutschen
Germanistenverbandes 49 (2002). 153. – «Only since Kant has it become possible
and necessary to distinguish between philosophy and literature.» Avital Ronell:
Stupidity.
«Wo innerhalb der einzelnen Ideen etwas ausgelassen
ist, weil die Stelle verstümmelt ist, nicht zu entziffern war bzw.
unverständlich blieb oder überdeutlich an Geschlechtliches rührt, stehen drei
Punkte.» Wilhelm Dobbek: Zur Überlieferung und Redaktion des Textes. In:
August von Einsiedel: Ideen. Hrsg. von Wilhelm Dobbek. Berlin [DDR]:
Akademie-Verlag 1957. 58. – «Der juridisch-anthropologische Imaginationsdiskurs
präfiguriert, was die Hermeneutik des ausgehenden 18. Jahrhunderts – gleichsam
in selbstgenetischer Absicht – als ihr originäres Bezugsproblem behandeln wird:
die im Medium der Schrift steigenden Zeichenkombinationsmengen und die
qualitativ wachsende Verunwahrscheinlichung bzw. ‹Aberranz› ihrer sinnhaften
Verknüpfung, wie sie die Individualimaginationen der Schreiber verantworten.»
Ingo Stöckmann: Hygiene der Zeichen, Hermeneutik der Schrift. In:
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 76
(2002). 384.– «Entsprechend der im Sinne ultimativer Individualität
identifizierten Logik und Dynamik des Authentizitätseffekts und unter Einbezug
des prä- und postromantischen Sentimentalismus wird die weitläufige Genealogie
des Authentizitätsbedürfnisses ins Auge gefaßt und analysiert». Der Verlag Max
Niemeyer, Tübingen, über das Buch /Literarische Authentizität/ von Jutta Schlich.
Herbst 2002. – «Wer sich aufmacht, Geschichten über den Nabel zu
erzählen, landet – exakt das führt Bronfen entgegen ihrer Absicht und
Ankündigung vor – bei Geschichten über den Phallus.» Claudia Liebrand:
Jenseits des Phallus? In: Akten des X. Internationalen
Germanistenkongresses Wien 2000: «Zeitenwende – Die Germanistik auf dem
Weg vom 20. ins 21. Jahrhundert». Herausgegeben von Peter Wiesinger. Bern:
Lang 2003. 152. – «Eben angesichts hochdivergenter Methoden, Materialien,
Theorien, Schulen und Grundbegriffe wurde in der Sektion [/Medien und
Literatur/] ein struktureller Konsens erzielt: angesagt sind die
Generalstände der Medienwissenschaften.». Jochen Hörisch: Einleitung.
Ebenda 318. – «Das Geheimnis des akademischen Erfolgs der Philosophie von Jacques
Derrida besteht darin, daß sie keine Lehre ist, die sich resümieren ließe,
sondern allenfalls ein Verfahren, dem bestimmte negative philosophische
Überzeugungen zugrunde liegen, etwa die, daß es einen feststellbaren Sinn nicht
gibt. Diese Philosophie erlaubt es, sich von allem zu unterscheiden, ohne sich
selbst festzulegen. Man muß mit ihr arbeiten und kann dies nicht anders, als
indem man den Gestus des Meisters übernimmt, der freilich Anforderungen vor
allem an literarische Finesse stellt.» Henning Ritter: Große Diplomatie.
In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.02.2003. 33. [glõssen 26]
«Goethe fand Christiane Vulpius in Italien und
brachte sie zurück nach Weimar.» Avital Ronell: Straßenverkehr:
Ecce Fama. In: Thomas W. Kniesche (Hrsg.): Körper / Kultur.
Kalifornische Studien zur deutschen Moderne. Würzburg: Königshausen und
Neumann 1995. 33. – «Die Problematisierung emblematischer Lesbarkeit des
göttlichen Schöpfungskosmos im Medium einer zum hermeneutischen Ereignis
werdenden poetischen Inszenierung läßt sich als leitende Perspektive in
Gryphius’ Lyrik schon früh beobachten». Nicola Kaminski: Andreas
Gryphius. Stuttgart: Reclam 1998. 60. – «In Kleists Erzählung ‹Der
Zweikampf› bildet das Duell ein zentrales Motiv.» Marianne Schuller:
Pfeil und Asche. Zu Kleist Erzählung ‹Der Zweikampf›. In:
Kleist-Jahrbuch 1999. 194. – «In der am Ende des Faustdramas liegenden Szene
‹Nacht. Offen Feld› heißt es über die Hexen: ‹(Faust) Sie streuen und weihen.›
Über das Verb ‹streuen› – ‹sternere› (lat.) läßt sich diese Szene mit der die
/Sternblume/ rupfenden und halblaut murmelnden Margarete [in der Garten-Szene]
in Verbindung bringen. Margarete wird mit den streuenden und weihenden
Urmüttern, Erinnyen, Furien oder Hexen kurzgeschlossen.» Katharina
Braack-Jeorgakopulos: ... lose Poesie und gekappte Zunge. Margaretes
Gretchen-Tragödie und Goethes Faust. In: Heike Brandstädter und K. B.-J.
(Hrsg.): Margarete Ottilie Mignon. Goethe-Lektüren. Hamburg/Berlin:
Argument Verlag 1999. 30. – «Die Doppelung im Wort Ker-ker eröffnet einen
echolalischen Raum, der deshalb auch als Sprach-Raum begriffen werden kann. Die
echolalische Konstruktion ist Indiz für eine Sprache diesseits des Lauts und
jenseits des Sinns.» Ebenda. 35. – «Die Friedlichkeit der Existenz, die vom
Markt ausgeht, setzt universale Geldwirtschaft voraus. Unter diesen Bedingungen
ist aber nur ein einziger Lebensstil massendemokratisch möglich, nämlich der
Konsumismus. Der Konsumismus ist das Immunsystem der Weltgesellschaft gegen den
Virus der fanatischen Religionen.» Norbert Bolz über sein Buch /Das
konsumistische Manifest./ München: Fink 2002. Verlagsprospekt. – «Die
geistreichste Publikation der Saison.» Peter Sloterdijk über dasselbe Buch.
Ebenda. – «Die Autorin analysiert am Beispiel der Romane ‹Der Verschollene› und
‹Der Prozess›, wie Kafkas Protagonisten als autonome Individuen unerlässlich um
mitmenschliche Anerkennung ringen.» Der Metzler-Verlag über das Buch /Kafka.
Einbahnstraße zur Hölle/ von Elfie Poulain. Stuttgart/Weimar 2003.
Verlagsprospekt. – «Gereimt und mit Harfe und Fiedel sangen die Troubadoure von
frommen Burgfrolleins.» Matthias Schulz in: Der Spiegel 13/2003. 181. –
«Daß die Abschweifung dazu dient, das Leben ohne Ärzte zu verlängern, predigte
schon Georg Friedrich Lichtenberg.» Ingeborg Harms in: FAZ 05. 05.03.
38. – «Während mit dem Witz ein Augenblick von unmeßbarer und ermeßlicher Zeit
gleichsam explodiert, nämlich im Genuß des Lachens, um–schreibt / umschraubt
die Anekdote Kleists eine unvorstellbare Leere innerhalb der Textur und an
ihren Rändern. Sie beschreibt in sich ein ‹In–Zwischen›, das, sofern es mit den
Thematiken von Tod und Leben verschlungen ist, als Ort der Abwesenheit und
Differenz verdeckt anwesend ist.» Marianne Schuller: Eine Anekdote
Kleists in der Zeitung. http://www.textkritik.de/vigoni/schuller.htm.
o.J. 19. [glõssen 27]
«Die vier Teile dieses Buchs [...] handeln vom Nomos.
Den eigentümlichen, aufgrund der Übersetzung insbesondere durch Lex und durch Gesetz
verengten, semantischen Fächer dieses Worts ergänzen sie um die Nuance des
Nehmens und der Nahme. Aber nicht zum Ganzen. Sie schneiden in der Nahme, zum
Grund des Nomos, das ver- und zuteilende Nehmen zum zerteilenderen an, in dem
die Möglichkeit von Teil und Anteil: beider /Es gibt/, zwar anbricht, zu
gleich aber zur unberechenbar genauen Teilbarkeit des Teiles -bricht.» Thomas
Schestag: Parerga. München: Boer 1991. Klappentext. – «/Hans
Ulrich Gumbrecht /wurde in den Wochen der Währungsreform geboren.» Hans Ulrich
Gumbrecht über sich selbst. In: Hans Ulrich Gumbrecht und K. Ludwig
Pfeiffer: Paradoxien, Dissonanzen, Zusammenbrüche. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp 1991. 854. – «Die (Unter-)Titelmetaphorik [Versuch eines Beitrags zur
‹Pazifi(k/tionalis)zierung› der Kommunikation] ist in ihrer Spannweite (vgl.
‹Stiller Ozean›) wohl durchdacht.» Brigitte Pichon: Komik und Management
kognitiver Dissonanzen. Ebenda. 274. – «Within the close call of reception, we
will see Frankenstein’s monster consume /Werther/ as one of three books he
reads (he needs no others) and recycles with the lilt of sheer citationalitity
all the way to sui-cite: /Werther/ gives the monster his suicide
instructions.» Laurence A. Rickels: The Vampire Lectures.
Minneapolis/London:
„The Rape of
Narrative and the Narrative of Rape.“ Mieke Bal in: Elaine Scarry (Hrsg.):
Literature and the Body.
„Die Sprache treibt den Essay aus sich heraus und
umgekehrt der Essay die Sprache. Im Essay werden Gedanken zu Sprache, wird
Sprache zu Gedanken.“ Angelika Corbineau-Hoffmann: Die Analyse
literarischer Texte. Einführung und Anleitung. Tübingen, Basel: Francke
2002. 161. – „Ingenieure müssen mit technischem Genie dafür sorgen, daß das,
was sie generieren, über enge Generationsgrenzen hinweg Bestand hat, damit das
von ihnen produzierte Genre genetisch überdauert. Die gerade einmal drei
Buchstaben umfassende Silbe ‚gen-’ erweist sich auch in medientheoretischer
Hinsicht als die Schlüsselsilbe des Jahrtausendwechsels.“ Jochen Hörisch:
Wieviel faßt ein Speicher? In: Peter Berz, Annette Bitsch, Bernhard
Siegert (Hrsg.): FAKtisch. Festschrift für Friedrich Kittler zum 60.
Geburtstag. München: Fink 2003. 232. – „Borchardts letztes Werk [/Anabasis/]
ist wie die Mehrzahl seiner Schriften Fragment geblieben.“ Patrick Bahners über
Rudolf Borchardt. In: FAZ 13.12.2003. 46. – „Sie [die Dichtung Leon
Battista Albertis, 1404-1472] ist sehr selten schön, doch dafür zynisch bis
grotesk. Denn die Dame, der Dante, Boccaccio, Petrarca einst gesungen haben,
existiert wie bei Lacan nicht.“ Friedrich Kittler: Ich entwerfe mich –
und uns die Neuzeit. In: FAZ 14.02.2004. 38. – „Erstmals publiziert:
Hegels legendäre Berliner Ästhetikvorlesungen von 1862“. Katalog des Verlags
Wilhelm Fink (München). 2004. 24. [glõssen 30]
„Über das, was am Dasein Rätsel ist: daß es
überhaupt ist, daß es zeitlich ist und daß es vom Wunsch, vom Begehren und vom
Anderen skandiert wird, vermag Dichtung [...] so sich auszusprechen, daß sie
senso stricto nicht wissenschaftlich rekonstruierbare Strukturen gleichwohl
deutet.“ Jochen Hörisch / Hans-Georg Pott: Literaturwissenschaft als
Rationalitätskritik. In: Jürgen Link: Elementare Literatur und
generative Diskursanalyse. München: Fink 1983. 176. – „Ganz ohne Zweifel
ist Goethes Faust als Text, als physikalisch verifizierbare
Schwarz-Weiß-Verteilung das, was er ist. Etwas Objektives, ein Ansich. Nur
nutzt diese Feststellung sehr wenig, weil das, was der Faust an sich ist, für
einzelne Subjekte unterschiedlich sich darstellt.“ Erwin Leibfried: Die
Spur der Freiheit. Prolegomena zur Wissenschaftsgeschichte der Literaturwissenschaft.
Frankfurt a. M. usw.: Lang 1990. 73. – „Insgesamt denken wir an die
Entstehung der Philologie aus dem lebensweltlichen Umgang mit Text: an
den Indianer, der Bisonspuren – Schriftzeichen – entziffert, an den Neandertaler,
der gelernt hat, Grüne Knollenblätterpilze besser nicht anzufassen. Überall
geht es darum, Ausdruck auf Bedeutung hin zu verstehen. Ebenda. 93. – [Über
Goethes /Briefe aus der Schweiz/:] „Publiziert zum ersten Mal 1796 in
Schillers Zeitschrift /Die Huren/.“ Erwin Leibfried: Johann Wolfgang
Goethe, Das Tagebuch. Fernwald: Litblockin 1995. 28. – „Sowohl ‚falli’
als auch ‚vaginae’ [in einem Gedicht von Paul van Ostaijen] gehören einem
sexuellen Diskurs an. Während ‚vaginae’ vom Begriff her auf der Ebene der
medizinisch-anatomischen Fachterminologie verbleibt, erhebt ‚falli’ zudem
einen Kunstanspruch, denn der Begriff meint nicht bloß das männliche erigierte
Glied in seiner anatomischen Beschaffenheit, sondern vielmehr seine
kulturellen Repräsentationsformen. Dass ‚falli’ und ‚vaginae’ in /De feesten/
auf Lateinisch gesagt werden, also in einer Sprache, dessen [sic] Verständnis
den Gebildeten und Privilegierten vorbehalten bleibt, kann demnach [sic] als
eine Konfrontation des abjekten Diskurses der Körperlichkeit, hier
repräsentiert vom weiblichen Geschlechtsorgan, mit dem gehobenen Diskurs der
Kunst, hier repäsentiert vom männlichen Geschlechtsorgan, aufgefasst werden.“
Sonja Neef: Kalligramme. Zur Medialität einer Schrift. Anhand von Paul
van Ostaijens /De feesten van angst en pijn/. Amsterdam: ASCA Press
2000. 144. – „Mit denselben Buchstaben, aus denen diese Arbeit besteht, hätte,
wenn diese in eine andere Reihenfolge gebracht worden wären, auch eine ganz
andere Geschichte über /De feesten/ erzählt werden können.“ Ebenda. 322. –
„Der Begriff ‚Metapher’ und die Metapher ‚Begriff’“. Mieke Bal: Kulturanalyse.
Hrsg. von Thomas Fechner-Smarsly und Sonja Neef. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp 2002. 58. –. „Friedrich Kittlers Produktivität [...] lebt vom
Kurzschluß der Wissenschaften.“ Peter Berz, Annette Bitsch, Bernhard Siegert:
Vorwort. In: Dieselben (Hrsg.): FAKtisch. Festschrift für Friedrich
Kittler zum 60. Geburtstag. München: Fink 2003. 13. – „Arno Holz rief
die ‚Revolution der Lyrik’ aus und erklärte die nach traditionellen Reim- und
Rhythmusregeln gestaltete Dichtung für überkommen“. Klaus Cäsar Zehrer, FAZ
12.03.04. 44. – „Geng gilt als eine Art Reich-Ranicki des chinesischen
Porzellans, als der renommierteste Kenner des weißen Goldes der Chinesen.“ Der
Spiegel 13/2004. 166. – „Der Schleier ist für die Frauen [in Kandahar]
kategorisch, das Verlassen ihres Hauses ohne Begleitung verboten.“
Hausmitteilung. Der Spiegel 21/2004. 3. – „Zu der zeitlichen Distanz kommt die
räumliche, etwa die zwischen der Bankenstadt am Main und der alten
Donausiedlung [Regensburg], wo die Häuser nachdenkliche tiefe Dächer haben und
der Nebel vom Fluss oft dafür sorgt, dass man selbst ganz nachdenklich wird.“
Über Eva Demskis neues Buch. Der Spiegel 22/2004. 164. [glõssen 31]
„Ich wünsche Ihnen eine anregende und vielleicht auch
aufregende Lektüre im Bewußtsein, daß wichtiger als die Lektüre der
Sekundärliteratur (auch dieses Buches) immer noch die Lektüre der
Primärliteratur ist.“ Alois Keller: …in eines Anderen Sache. Analysen zu
fünf Gedichten Paul Celans. Bern usw.: Lang 1997. 10. – „Der Text [/Die
heilige Cäcilie oder die Gewalt der Musik/ von Kleist] entwickelt sich über die
Ambiguität der Kopula /oder/, indem er in ihr auch die Alternativität, den
gegenseitigen Ausschluß der mit /oder/ aneinandergereihten Elemente, lesbar
macht.“ Bettine Menke: Prosopopoiia. Stimme und Text bei Brentano,
Hoffmann, Kleist und Kafka. München: Fink 2000. 672. – „Im selben Maß,
in dem der weibliche Körper zum Zeichen der Zeichen wurde, zur idealen
Verkörperung der Gesamtheit kultureller Symbolisierungen, minimierte sich der
Anteil von Frauen an der offiziell geachteten Produktion kultureller Ideen und
Bilder.“ Doerte Bischoff: „Gender“ als Kategorie der Kulturwissenschaft
(Neuere deutsche Literatur). In: Germanistik als Kulturwissenschaft.
Reinbek: Rowohlt 2002. 306. – „Diese Anthologie [zeigt] die Aktualität
Benjamins für die Dekonstruktion und die Aktualität der Dekonstruktion für die
mit Benjamins Essay [/Zur/] /Kritik der Gewalt/ liegengebliebene Gewaltfrage“.
Über Anselm Haverkamps /Gewalt und Gerechtigkeit/. Katalog 46 des Buchversands
Bärendienst. 2004. 17. – „Hat man in Wondratschek die Reinkarnation eines
großen Erzählers vor sich, darf man seine Figur getrost als wieder
auferstandene Anna Karenina bezeichnen“. /Die Welt /über Wondratscheks /Auf dem
Graben/. Katalog 191 des Zweitausendeins Versands. 2004. 326. – „Denn nicht
durch den Blick in den Spiegel verliert der Jüngling [in Kleists Aufsatz /Über
das Marionettentheater/] seine Grazie, sondern es ist das ‚Nein’ des
Ich-Erzählers, das die paradiesische Konstellation der Grazie aufbricht“.
Daniel Tobias Seger: „Sie wird doch keine Klinke drücken?“ Kleists
/Herrmannsschlacht/ im Rahmen seines Graziedenkens. In: Deutsche
Vierteljahrsschrift 78 (2004). 443. – „Bayern 2, 20.30 Uhr: Viele
Dichter litten an sich und an der Welt. Ihre Leiden waren Voraussetzung für ihr
Schaffen. Mit einiger Ironie wird in dieser Sendung folgende These überprüft:
Waren Georg Christoph Lichtenberg (Foto), Johann Wolfgang von Goethe oder
Friedrich [sic] Hegel Hypochonder?“ Süddeutsche Zeitung 28.09.2004. 20. – „Im
Januar 1940 ruft er [Martin Heidegger] einen kleinen Kreis von Kollegen an der
Freiburger Universität zu einer ‚Aussprache über Jünger’ zusammen. Anläßlich
dieser Zusammenkunft entstehen Texte, in denen Heidegger sein Verständnis von
Jüngers wichtigen Einsichten in den Charakter der Zeit ausführlicher [als in
einer Auslegung von 1934] darlegt. Ihm gelten sie als unverzichtbar für die
Erfassung der durch den Willen zur Macht und der [sic] Technik geprägten, aus
den Fugen geratenen Epoche.“ Katalog des Verlags Vittorio Klostermann, 2004/2005.
4. [glõssen 32]
„Werther meint feststellen zu können, daß auch Lotte
ihn liebe. Dies läßt ihn ausrufen: ‚wie wert ich mir selbst werde!“
Werther betet sich selbst an, wird sich selbst ‚werter’ als andere. In seinen
Namen ist mithin ein emotionaler Mehr-Wert eingeschrieben.“ Matthias Luserke:
Der junge Goethe. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1999. 119. – „So
geschah es nach der Plünderung der mystischen Stadt Thebe, daß die Achaier auch
die Sklavinnen aufteilten.“ Hannelore Scholz: Charakter und Dimensionen
des Penthesilea-Stoffes bei Kleist. In: Beiträge zur Kleist-Forschung 17
(2003). 33. – „In der Nähe von Braga, wegen seiner Universität eine der
jüngsten Städte Europas, hat die spanische Nationalmannschaft ihr EM-Quartier
gefunden“. Der Spiegel 23/2004, 125. – „Unterbrochen vom wahnsinnigen Conrad
Ferdinand Meyer stellt sich als Irrenarzt der Doktor Lacan ein, gefolgt vom
schweigenden Gelächter Michel Foucaults.“ Friedrich Kittler über sein Buch
/Unsterbliche/. Katalog des Verlags Wilhelm Fink, München. 2004. 8. – „So ist
der Faust-Text vor dem Hintergrund neuerer Gabe-Diskurse lesbar als
dichterische Gabe des Autors, der diesen Gabenakt selbst in seinem Werk
reflektiert.“ Peter Brandes über sein Buch /Goethes ‚Faust’/. Ebenda 23. – „Am
Ende geht es nicht darum, daß wir immer wieder zu vernünftigen Lösungen kommen
– und als die große bürgerliche Partei angesehen werden, auf der die Hoffnungen
ruhen.“ Edmund Stoiber, Vorsitzender der CSU, im Interview. Der Spiegel
47/2004. 36. – „Thema des Vortrags: Denken und Medien im weitesten
Sinne.“ Der Bärendienst Buchversand, München, über Friedrich Kittlers /Die
Nacht der Substanz/. Katalog 2004/05. 16. – „In den Kanon aufgenommen und zur
wissenschaftlichen Exploration freigegeben wird ein literarischer Textkorpus in
der Regel erst dann, wenn der Verfasser nicht mehr lebt.“ Programm der Tagung
/Totenkulte/ des Konstanzer Graduiertenkollegs /Die Figur des Dritten/. Januar
2005. [glõssen 33]
„Gleichwohl weist bereits der Titel des
Schauspiels ‚Torquato Tasso’ darauf hin, daß dort die darstellerischen
Implikationen des lat. /torqueo/,/ torsi/,/ tortum /(ich quäle, [über-]drehe)
die Struktur des Dramas genauso tragen wie in der Figur eines Torso.“ Hans
Jürgen Scheuer: Manier und Urphänomen. Lektüren zur Relation von
Erkenntnis und Darstellung in Goethes Poetologie der „geprägten Form“. Würzburg:
Königshausen & Neumann 1996. 43. – „Weder Subjekt noch Objekt, sondern
‚Ab-jekt’ erscheint in seiner [Demeters] Un-Gestalt die Zurücknahme und
Rebaltierung [sic] des Sinnhaften.“ Isolde Schiffermüller: Veronika/vera
ikon: Figur und Inschrift der Frau in Robert Musils Novelle Die/
Versuchung der stillen Veronika/. In: Gerhard Neumann (Hrsg.):
Poststrukturalismus. Stuttgart/Weimar: Metzler 1997. 260. – „Phorkyas
[im /Faust/] steht ein für diejenigen, für die niemand einsteht und die in
einer Epoche nicht zu ihrem Recht kommen. Entsprechend steht sie den Knechten
und Mägden als Schaffnerin vor, stellt die Nichtigen unter das von ihnen
verabscheute Zeichen des Nichtigen.“ Fritz Breithaupt: Jenseits der
Bilder. Goethes Politik der Wahrnehmung. Freiburg: Rombach 2000. 196. –
„Sein [des Dorfrichters Adam] nackter Kopf signalisiert indirekt die Schuld
seines bedeckten Geschlechts.“ Gerhart Pickerodt: „Bin ich des Teufels?
Ist das ein Pferdefuß?“ Beantwortung der Frage, warum Kleists Dorfrichter Adam
den linken Fuß zeigt. In: Kleist-Jahrbuch 2004. 115. – „Verzeitlichung
der Topik oder Topik der Verzeitlichung?“ Nicolas Pethes: „In jenem
elastischen Medium“. In: Jürgen Fohrmann (Hrsg.): Rhetorik.
Stuttgart/Weimar 2004. 131. – „Bettine Menkes Ausführungen zum performativen
Charakter des Zitats und zum Zitatcharakter aller Performativa“. Stefan
Lorenzer: Diskussionsbericht. Ebenda. 659. – „Kunst des Dramas. Drama
der Kunst. Zu Grillparzers /Sappho/.“ Werner M. Bauer, in: Ders.:
Studien und Aufsätze zur Geschichte der Literatur in Österreich. Innsbruck:
Universitätsverlag 2004. – „Das Schreiben der Gelegenheit und die Gelegenheit
des Schreibens“. Rüdiger Campe: Das datierte Gedicht. In. Martin
Stingelin (Hrsg.): „Mir ekelt vor diesem tintenklecksenden Säkulum“.
Schreibszenen im Zeitalter der Manuskripte. München: Fink 2004. 56. –
„Die 1845 geglückte Veröffentlichung ihres Goethe-Buches hat ihr [Bettine von Arnim]
das Statut einer anerkannten Schriftstellerin eingebracht.“ Marianne Schuller:
Schreibszenen in Bettine von Arnims Günderode-Buch. Ebenda 238. – „Wen er
liebt, macht den Mann zum Mann.“ Susanne Hafner: Maskulinität in der
höfischen Erzählliteratur. Frankfurt a. M. usw.: Lang 2004. 21. [glõssen
34]
„Das e/Entscheidende V/vergessen“. Norbert W. Bolz:
Das innere Ausland der Philosophie. In: Ders. (Hrsg.): Wer hat
Angst vor der Philosophie? Paderborn usw.: Schöningh 1982. 98. –
„Zeichenprozesse […] bilden die Matrix für Affekte wie Schmerz und Trost“. Eva
Horn: Trauer schreiben. Die Toten im Text der Goethezeit. München:
Fink 1998. 7. – „Dieser Umbau des Friedhofs [in Goethes
/Wahlverwandtschaften/], bei dem die literalen Bezeichnungen der Gräber weggetragen
werden, um an der Mauer nur mehr dekorative Figuren zu bilden, läßt sich lesen
als Inszenierung des Wortsinnes von /metaphorein/transferre/.“ Ebenda 143. –
„Die Magie der Gebärdensprache, die seit der Jahrhundertwende die Kultur der
Klassischen Moderne in ihren Bann zieht, scheint sich relativ schnell zu
erschöpfen, in einer erstaunlich kurzlebigen Parabel dekliniert sich das Pathos
der Geste zur Geste des Abschieds.“ Isolde Schiffermüller: Vorwort. In:
Dies. (Hrsg.I: Geste und Gebärde. Beitrage zu Text und Kultur der
Klassischen Moderne. Innsbruck: Studien-Verlag 2001. – „Nach seinem
plötzlichen Tod trug Adorno mir die Aufgabe der Fertigstellung der Einleitung
an.“ Elisabeth Lenk in Dies. (Hrsg.): Theodor W. Adorno und Elisabeth
Lenk: Briefwechsel 1962–1969. München: edition text + kritik
2001. 61. – „Abhandlungen zum Rahmenthema XXXV ‚Textkörper – Körpertexte’:
Diskurse der Jahre 1968 – 1980.“ In: Jahrbuch für Internationale
Germanistik 25 (2003). – „Seit dem Satz [von der Unvereinbarkeit des jüdischen
und des christlichen Lesens] in der Novella 146 des /Corpus Juris/ des Kaisers
Justinian aus dem Jahr 533 fallen das Lesen des Signifikanten und das Lesen des
Signifikats auseinander.“ Elmar Locher: Die Sprache und das Unaussprechliche.
Kleist bei Kommerell. In: Walter Busch, Gerhart Pickerodt (Hrsg.):
Max Kommerell. Leben – Werk – Aktualität. Göttingen: Wallstein 2003.
254. – „Der Basilisk ist wie der Alp ein Fabelwesen aus dem Handwörterbuch des
deutschen Aberglaubens“. Elisabeth Lenk: Nachwort. In: Rudolf
Borchardt: Jamben. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2004. 80 f. –
„Er rückt das Verstehen literarischer Werke in den Mittelpunkt und wählt mit
der Übersetzung dessen radikale Form. Auf die Ethik kommt es Celan an.“
Christoph König: ‚Schlaflosigkeit. Homer’: Celan, die Philologen
und Mandelstamm. In: Marbacher Magazin 107. 2004. 49. – „Eine Erkrankung
der Metapher statt der Metapher der Krankheit.“ Walter Busch: Die
Krankheit der Metapher. Über die Wunde in Kafkas „Ein Landarzt“. In:
Elmar Locher, Isolde Schiffermüller (Hrsg.): Franz Kafka, Ein Landarzt.
Interpretationen. Innsbruck: StudienVerlag 2004. 24. – „Den Formeln der
Quantenmechanik zufolge ist einzig festgelegt, daß es [nämlich das Elektron]
sich bei vielfacher Wiederholung eines Experiments stets dort am häufigsten
einfinden wird, wo seine Aufenthaltswahrscheinlichkeit am höchsten ist.“ Der
Spiegel 11/2005, 178. – „Anakreontik und Rokoko. Thesen zur Forschung oder
Lesarten der AnakreoRokokontik.“ Matthias Luserke-Jaqui. In:
Anakreontische Aufklärung. Tübingen: Niemeyer 2005. [glõssen 35]
„Niemand weint bei seinen eigenen Worten, schon weil
es keine eigenen Worte gibt. Nur daß ein Anderer geschrieben hat, macht lesen
und weinen." Friedrich A. Kittler: Dichter Mutter Kind. München:
Fink 1991. 105. - „Die auf die Bretterwand vom Kickelhahn gekritzelten Zeilen
/[Wandrers Nachtlied] /haben eine neue Epoche der Lyrik begonnen, weil sie vom
Ende und vom Ursprung der Rede zugleich reden." Ebenda 117. - „Die Ehe
liegt unter dem Aspekt der Domestizierung und Prokreation auf einem Paradigma
mit den Postulaten um Erkenntnis und Perfektibilität." Gerhild Schulz:
Rhetorik im Zeichen sprachlicher Transparenz. Racine - Lessing. Dresden:
Thelem 2003. 184. - „Die Vielfalt der Vorstellungen und Anspielungen, die die
Johanna-Figur [in Schillers Drama] aufruft, erweist diese nicht nur als
Kunstfigur, sondern auch als /figura /von Dichtung schlechthin." Bernhard
Greiner: Negative Ästhetik: Schillers Tragisierung der Kunst und
Romantisierung der Tragödie. In: Friedrich Schiller. Text + Kritik
Sonderband 2005. 67. - „Er [der Autor] entdeckt historisch-semantisch variable
.soziale Geschlechter' - Formationen alterisierter ‚weiblicher Wildnis^’ und
entalterisierten ‚männlichen Waldes’." Der Bielefelder Transcript-Verlag über
das Buch von Marcus Termeer: /Verkörperungen des Waldes. /Prospekt 2005.
3. - „Vollständige Darstellung mit einleitenden Studien zum Gattungs- und
Librettodiskurs". Der Metzler-Verlag über das erste Supplement zum
Goethe-Handbuch: Libretti Spieltexte Dramen mit Musik. Prospekt 2005.
19. - „Anhand der Bedeutungen des ‚keuschen’, leeren Signifikanten ‚Emilia' im
männlichen Diskurs läßt sich das tragische Schicksal der Titelheldin als
Hysterisierung des weiblichen Körpers interpretieren." Judith Frömmer:
Vom politischen Körper zur Körperpolitik: Männliche Rede und weibliche
Keuschheit in Lessings /Emilia Galotti. /In: Deutsche Vierteljahrsschrift
79 (2005). 169 [Abstract]. - „Lessings Drama inszeniert seine keusche Heldin als
leeren, flottierenden Signifikanten." Ebenda 179. - „Entspringt ihr
‚warmes Blut’ am Ende Lessings Tintenfaß?" Ebenda 190. - „Es gab [1941 in
Salzburg, zu Mozarts 150. Todestag] dreiwöchige Kriegsfestspiele mit
tendenziellen Noten." Klaus Umbach im /Spiegel /32/2005 130 - „Als
‚Ärgernis des Jahres' bezeichneten die [von der Zeitschrift /Theater heute
/befragten] Kritiker die heiß diskutierte Forderung von Bundespräsident Horst
Köhler nach mehr Werktreue an den Theatern." Meldung der /Deutsche Presse
Agentur vom /10. 9. 2005. [glõssen 36]
„Die sprachgeschichtliche Frage, ob die beiden Wörter
/Nahme/ und /Name/ eine etymologische Verbindung haben könnten, lasse ich
ausdrücklich beiseite.“ Carl Schmitt: Nomos – Nahme – Name. In:
Festschrift für Erich Przywara. Nürnberg: Glock und Lutz 1959. 103. –
„Das neologische Oxymoron ‚Sonnengrab’ [in Celans /Die Winzer/] setzt in
Sprachmaterie um, was der Sonnenmetapher als Theorie der Metapher und der
Eröffnung des (philosophischen) Sprachraumes bereits vorgängig – und
unvordenklich – innewohnt: Metapher der Theorie zu sein.“ Volker Kaiser:
Das Echo jeder Verschattung. Figur und Reflexion bei Rilke, Benn und Celan.
Wien: Passagen 1993. 119. – „‚Virginia’ bezeichnet den in die von Jesus
freigemachte Krypta zurückkehrenden Phallus der heiligen Jungfrau Maria, die
sich durch die englische Über-setzung ihres Namens auf dem transatlantischen
Kontinent der Jetztzeit, in Amerika, in dessen Bundesstaat Virginia
wiederfindet.“ Volker Kaiser: Risus Mortis. Strange Angels. Zur Lektüre
„Vom armen B.B.“. Eine Studie zu Brecht und Benjamin. St. Ingbert:
Röhrig 2001. 97. – „Sowohl Nicolo als auch Colino sind Leseereignisse der
Kombinatorik, Findlinge ohne faßbaren Ursprung, ver-stell-bare Stell-ver-treter
einer Leerstelle. Beide Namen sind nämlich wiederum anagrammatisch als
Platzhalter erkennbar: ‚Nicolo in loco Colino’.“ Davide Giuriato:
Schemen. Der Wahn der Figuration in Heinrich von Kleists /Der Findling/. In:
Klaus Müller-Wille u. a.: Wunsch – Maschine – Wiederholung. Freiburg:
Rombach 2002. 251. – „Als in sich differentielles Phänomen, das aller
Phänomenalität vorausliegt. ohne doch als deren Ursprung selbst
phänomenalisierbar zu sein, bezeichnet das Ur-phänomen seine Einschreibung in
die Sprache, deren Auslegung als ein Medium der Darstellung, der Reflexion, der
Konstitution, der Wahrnehmung und der Erscheinung es zugleich ermöglicht und
verweigert.“ Volker Kaiser: Goethes „Ich“ und das Subjekt der Dichtung:
Zur Genealogie des Gedichts /Auf dem See/. In: Goethe Yearbook 11 (2002).
204. – „Erst die buchstäbliche Be-schattung der Bucht (des Buches) zediert an
sie die Kraft, die es ihr ermöglicht, als Reflexionssymbol v-erkannt zu werden
und damit diesen ihren Status eigens im Spiegel zu be-spiegeln, als den die
letzte Zeile des Gedichts die Bucht und das Buch figuriert.“ Ebenda. 211. –
„Figura bein-haltet immer schon die Doppelgestalt von Bild und Abbild12,
nämlich sowohl die Ähnlichkeit in der Form als auch die Differenz. 12 So ist
‚figura’ immer schon verknüpft mit den Bedeutungen von ‚Urbild, Abbild,
Scheinbild, Traumbild’“. Gabriele Brandstetter, Sibylle Peters:
Einleitung. In: Dieselben (Hrsg.:) de figura. Rhetorik – Bewegung
– Gestalt./ /München: Fink 2002. 9. – „Die ‚Gestalt’ unterwandert und
verunendlicht sich selbst nicht de-figurativ, sondern wird ‚a-figurativ’
angerissen von der Unmöglichkeit ihres Anfangs.“ Martin Jörg Schäfer:
(A-)Figurativ. Heidegger mit Celan und Benjamin. Ebenda. 68.
„Medienwissenschaft macht aber nur Sinn, wenn Medien Sinne machen.“ Friedrich
Kittler: Zahl und Ziffer. In: Sybille Krämer und Horst Bredekamp
(Hrsg.): Bild – Schrift – Zahl. München: Fink 2003. 197. – „Keine
einzige archaische Inschrift handelt (wie durchgängig im Vorderen Orient) von
Handel, Staat und Recht; alle besingen sie nach dem großen Vorbild der Odyssee
Wein, Weib, Gesang.“ Ebenda 198. – „Mit anderen Worten: es ist der Sinn
von Zeichen, keinen Sinn zu machen“. Ebenda 199. – „Der Text [/Die Marquise von
O.../] gibt sich somit als selbstinszenierter metaphorischer Raum zu erkennen, der
über seine eigene Entstehung und sein Dasein als Metapher nachdenkt, die in
tautologischer Art und Weise auf sich selbst referiert.“ Davide Giuriato:
„Das Namenlos’“. Zur Problematik des Namens in H. v. Kleists „Das Bettelweib
von Locarno“ und „Die Marquise von O,,,,“. In: Brandenburger
Kleist-Blätter 17 (2005). 85. – „Als Witwe trägt sie [die Marquise von O...]
ein Nekronym, das nicht nur auf den toten Ehemann, sondern als namenloser Name
auch auf den Tod ihrer genealogischen Linie verweist.“ Ebenda 91. – „Im
mündlichen Vortrag weist Barthes darauf hin, daß grammatische Beispiele immer
mit Gewalt und Tod zu tun haben.“ Thomas Clerc: Anmerkung. In:
Roland Barthes: Das Neutrum. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2005.
34. – „Die Beiträge dieses Buches fragen [...] nach der Aktualität und
Reichweite des Topos „Figur“ im Feld von Philosophie, Literatur und Theater.
Dabei liegt der Akzent ins-besondere auf dem performativen Potential von
Figuren, transportiert doch der Begriff der Figur schon seit der Antike nicht
nur die Vorstellung von einer (plastischen) Gestalt, sondern auch seine eigene
Plastizität – jene performative Dimension, die ‚Figur’ selbst als Szene der
Verwandlung erscheinen läßt.“ Gabriele Brandstetter, Sibylle Peters über ihr
Buch /De figura/ (2002). Katalog des Verlags Aisthesis (Bielefeld) 2005. 41. –
„In anagrammatischer Umstellung von de Saussures berühmtem Beispielwort ‚arbre’
spricht Lacan von einer ‚Schranke’ („barre“) zwischen Signifikant und
Signifikat.“ Jörg Löffler: Unlesbarkeit. Melancholie und Schrift bei
Goethe. Berlin: Schmidt 2005. 56. [glõssen 37]
„Diskursanalyse verhält sich zum Interpretandum nicht
dienend oder totalisierend, sondern schneidend. Ihre Handhabung des Textes ist
so poesielos wie der Eingriff der Chirurgen, ihr hermeneutisches
Instrumentarium so präzise wie das Seziermesser des Anatomen.“ Norbert W. Bolz:
Einleitung. In: Ders. (Hrsg.): Goethes Wahlverwandtschaften.
Kritische Modelle und Diskursanalysen zum Mythos Literatur. Hildesheim:
Gerstenberg 1981. 16. – „VI. Literatur zur Theorie [...] Günther Drosdowski,
Lexikon der Vornamen [...]. Ulrike Landfester: Der Dichtung Schleier.
Zur poetischen Funktion von Kleidung in Goethes Frühwerk. Freiburg:
Rombach 1995. 333. – „Zwischen Goethe als Prosopopoié endlicher und diskreter
Papiermengen und dem Archiv aber steht ein Aufschreibesystem namens Sekretär“.
Wolfgang Ernst: Medien@rchäologie (Provokation der Mediengeschichte). In:
Georg Stanitzek, Wilhelm Voßkamp (Hrsg.): Schnittstelle: Medien
und Kulturwissenschaften. Köln: DuMont 2001. 251. – „Das fotografische
Bild ist immer eine Negation sprachlicher und textueller Kommunikation. Sein
Zeichentyp – das indexikalische Zeichen – berührt sich mit dem Wort am Extrem
des Begehrens der Sprache, das auch zu können oder anders gesagt: es
nicht zu können.“ Matthias Bickenbach: Der Chiasmus des Chiasmus. In:
Ders., Axel Fliethmann (Hrsg.): Korrespondenzen. Köln: DuMont
2002. 166. – „’Werther’ nahm in Lichtenbergs Diskurskritik am Sturm und Drang
einen singulären Stellenwert ein.“ Stephan Braese: „Ihr seids selbst“.
Subjektgeschichte und Literatur – Lichtenbergs Diskurskritik am Sturm und
Drang. In: Lessing Yearbook 34 (2002). 84. – „Als Medium der Geste traut
man den Händen seit der antiken Rhetorik die Komplexität einer autonomen
Sprache und den Ausdruck [von] Emotionen zu.“ Matthias Bickenbach:
Vorwort. In: Ders., Annina Klappert, Hedwig Pompe (Hrsg.): Manus
loquens. Medium der Geste – Gesten der Medien. Köln: DuMont 2003. 7. –
„Schon die rhetorische Poetik, die den Bereich der ‘aistheta’ regulierte,
operierte auf der Grundlage einer Theorie der Latenz, [die] in der Ästhetik
Baumgartens aus der methodischen ‘crypsis’ der Figuren herausgeführt wird.“
Anselm Haverkamp: Figura cryptica. Theorie der literarischen Latenz.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2003. Umschlagtext. – „Die Einschreibung der
Bilder in das Gefüge der Historia Americae [von Theodor de Bry, 1590 f.] ist in
dem Maß, in dem sie den christlich untätowierten eigenen Körper am heidnisch
tätowierten fremden Körper zu konturieren erlaubt, immer auch Akt einer
Inbesitznahme des begehrten Anderen.“ Ulrike Landfester: Beschriebene
Haut: Eine kleine Kulturgeschichte der Tätowierung. In: Ulrike
Zeuch (Hrsg.): Haut zwischen 1500 und 1800. Ausstellungskatalog HAB
Wolfenbüttel. 2003. 177. – „Der natürlichen Kreatur, so das Fazit des Romans
[Wilhelm Meisters Lehrjahre], ist die tödliche Gewalt der Kunst stiftenden
Schriftzeichen von dem Moment an unauslöschlich eingeschrieben, in dem sie
Gegenstand von Literatur wird“. Ebenda 179. – „‚Der Abgesang’ […] bezeichnet
auch die letzte, frei gestaltbare Strophe des Minnegedichtes (12./13. Jh.).“
Stephan Bernhard Marti: xxx, in: Gernot Grube u. a. (Hrsg.):
Schrift. Kulturtechnik zwischen Auge, Hand und Maschine. München: Fink
2005. 471. – „‚Nachwelt gibt’s nur für die Lebendigen’, heißt es bei Arthur
Schnitzler [1862–1931], dessen Geburtstag sich 2006 zum 100. Mal jährt.“
Reclams Literaturkalender 2006. Stuttgart: Reclam 2005. Umschlagtext. –
„Die Vertreter der Body und Performance Art gehören in die Reihe jener
Künstler, die die Kunst aus den Galerien herausholen und sie in ungewöhnlichen
Räumen und mit Hilfe neuer Medien präsentieren. Auf diese Weise reißen sie die
Barrieren zwischen Kunst und Leben, zwischen visuellen und sinnlichen
Erfahrungen nieder und verkörpern das Gefühl der Angst und
Orientierungslosigkeit des Individuums, das am Ende des 20. Jahrhunderts
vorherrschend ist.“ Versandkatalog der Firma Frölich & Kaufmann über Tracey
Warr (Hrsg.): Kunst und Körper. Berlin 2006. 48. – „Wenn die vielzitierte
Philosophie von Karl Kraus Es gibt nichts Gutes außer man tut es stimmt, dann
brauchen wir ein neues Verständnis von Religion. Dann ist nicht mehr
entscheidend, was wir glauben oder bekennen oder für wahr halten, sondern
allein, was wir tun. Religion also nicht praktizierte Lippenbekenntnisse,
sondern gelebte Wahrheit. Das wäre für die meisten zwar neu, aber doch nicht
unmöglich.“ Franz Alt: Keinen Weltfrieden ohne Religionsfrieden? In:
Die Neue Epoche online. 21.02.2006. [glõssen 38]
„Jedes einzelne Wort des Titels Die Selbstbehauptung
der deutschen Universität [Heideggers Freiburger Rektoratsrede über Arbeits-,
Wehr- und Wissensdienst vom 27. Mai 1933] wird vom Geist durchquert,
durchkreuzt, durch und durch ergriffen, erhellt, bestimmt, das heißt:
definiert und einem Geschick, einem Geheiß unterstellt.“ Jacques Derrida:
Vom Geist. Heidegger und die Frage. Übersetzt von Alexander García Düttmann.
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1988. 41. – „'Rembrandts Frauen': es
gibt keinen Zweifel: sie bilden einen äußerst genussreichen Korpus
großer Kunst.“ Mieke Bal: „Der Rembrandt der Frauen“. In:
Matthias Bickenbach, Axel Fliethmann (Hrsg.): Korrespondenzen. Köln:
DuMont 2002. 27. – „Träumerisch wie Mallarmé beginnt Benn sein Gedicht [Ikarus]
an einem locus amoenus, der die Hirtenromantik der Renaissance innehat. […]
Rühmkorfs Anti-Ikarus liest sich nach dieser Darstellung Benns direkten
Vorlagetextes als Polemik.“ Janet Boatin: Gewalt der Polemik. Theorie
und Praxis temporalisierter Differenz und Kontinuität in der Literatur.
Magisterarbeit Göttingen 2005. 101 f. – „In Ovids Metamorphosen rückt das
Metaphorische ins Zentrum der Literatur, denn die Metamorphose bedeutet eine
Sinnverschiebung durch willkürlichen Tausch.“ Maximilian Giuseppe Burckhart:
Erfindung und Apokalypse der ästhetischen Vernunft. Prolegomena zu einer
postmodernen Ästhetiktheorie. Bielefeld: Aistheis 2005. 114. – „Schon
der Titel, der über dem Marionettentheater steht, induziert, daß Über das
Marionettentheater verhandelt wird. Es liegt nahe, daß das, was folgt, eine
Poetik sein müsse.“ Ebenda. 145. – „Hölderlin erweist sich […] als
algographischer Dichter par excellence.“ Winfried Menninghaus: Hälfte
des Lebens. Versuch über Hölderlins Poetik. Frankfurt a. M.: Suhrkamp
2005. 62. – „Das ausführliche Nachwort des Herausgebers Jochen Hörisch geht den
Gründen für die Faszinationskraft des Einhorns nach: Das Einhorn
initiiert uns leichtfüßig in die tiefsinnige Sphäre der Hamlet-Frage ‚to be or
not to be' und erlebt deshalb gerade in einer Epoche sein comeback, in der
viele tradierte Gewißheiten zur Disposition stehen.“ Katalog des
Versandantiquariats Froelich & Kaufmann, Berlin. Frühjahr 2006. 22.
[glõssen 39]
„Der wahre Tempus des Mythischen aber ist die
Vergangenheit“. Daniel Kehlmann: Die Tricks der Schriftstellerei. In:
Die Zeit, 4.9.2006. 45. – „Doch statt sich vor ihren Autoren zu stellen,
passierte Erstaunliches bei der Zeit.“ taz, 12.10.06. 18. – „Teodor Bernardus
Baba: Die Philosophie als Fußnoten. Die dekonstruierende Konstruktion
des philosophiegeschichtlíchen Rätsels ausgehend vom Denken Jacques Derridas“.
Katalog des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. 11. – „Der von
der Theaterwelt auf die Lebenswelt übertragene Begriff der Selbstinszenierung
wird mittlerweile inflationär gebraucht“. Friederike Reents. In: taz,
25.10.06. N3. [glõssen 41]
„Das Problem des Krausschen Werkes ist ein zutiefst
moralisches. Die Korrumpierten sollen ihn verstehen, herausgeben, besprechen.
Wie soll das gehen, ohne daß sie ihrer Verstrickung gewahr werden?“ Wilhelm
Hindemith: Die Tragödie des Nörglers. Studien zu Karl Kraus’ moderner
Tragödie: „Die letzten Tage der Menschheit“. Frankfurt a. M., Bern, New
York: Lang 1985. 17. – „Damit aber scheint im verspäteten Bild nach dem
Bilde, in Form eines Aperçus des Aperçus und einer Blendung der Blendung die
Möglichkeit auf, die gesamte Idylle [Goethes Alexis und Dora] zu verstehen als
Gedächtnisprodukt des zerstörten Sinnesapparats eines blinden Sängers.“ Hans
Jürgen Scheuer: Pan-Dora und A-Lexis oder Über die Nachbildlichkeit des
Eros. In: Modern Language Notes 108 (1993). 470. – „Alles kommt darauf
an, zu begreifen, daß Kleists Schreiben nicht darauf abzielte, etwas, sondern
vielmehr sich, seine ‚Seele’ mitzuteilen. Eigenschafts- und propositionslos.“
Roland Reuß: Bittschrift. In: Brandenburger Kleist-Blätter 18
(2006). 14. – „Der Text als ‚Bittschrift’ zur Rettung des Prinzen Friedrich von
Homburg ist zugleich Bittschrift zur Rettung des Stücks ‚Prinz Friedrich von
Homburg’.“ Ebenda. 15. – „Die Dichterin Sappho beschrieb als erste die
lesbische Liebe.“ Matthias Schulz in Der Spiegel 48/2006. 191 f. – „König
Ödipus wurde zum Vorbild des modernen Großstadtneurotikers.“ Ebenda. – „Die
‚Krise’ [Kleists sogenannte Kant-Krise] muß demnach mit Kleists Trennungswunsch
gegengerechnet werden, der seine Anlässe begierig sucht. Die Briefe in dieser
Angelegenheit sind diskursiv verdächtig – und verdächtig diskursiv.“ Franz M.
Eybl: Kleist-Lektüren. Wien: WUV 2007. 35. – „Auch literarische Gattungen
haben ihre Geschichte.“ Peter von Matt: Das Wilde und die Ordnung. Zur
deutschen Literatur. München: Hanser 2007. 73. – „Der Autor Kafka findet
meines Erachtens einen literarischen Ausdruck, der dem philosophischen Denken
und Schreiben Derridas sehr nahe kommt.“ Susanne Hochreiter: Franz Kafka:
Raum und Geschlecht. Würzburg: Königshausen & Neumann 2007. 116.
[glõssen 42]
„Ein wahres Leben führen, hieß bei Rousseau,
wahrhaftig zu leben – sich selbst sein.“ Urs Strässle: Heinrich
von Kleist. Die keilförmige Vernunft. Würzburg:
Königshausen & Neumann 2002. 7. – „Sie [Kleists Novelle Der
Findling] explodiert wie eine Erzählmaschine, deren elektrische
Spannung zu groß geworden ist.“ Jürgen Schröder: Kleists Novelle
„Der Findling“. Ein Plädoyer für Nicolo. In: Inka Kording,
Anton Philipp Knittel (Hrsg.): Heinrich von Kleist. Neue
Wege der Forschung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
2003. 47. – „Als unwahrscheinlich kann gelten, dass Kleist
[mit Elvires Peitsche in Der Findling] auf Nietzsches Spruch ‚Du gehst
zu Frauen? Vergiss die Peitsche nicht!’ anspielen wollte.“ H. D.
Kittsteiner: Die Tode in Kleists Novelle „Der Findling“. In:
Beiträge zur Kleist-Forschung 18 (2004). 147. – „Der Prinz [von
Homburg] hat nicht gegen irgendein militärisches Reglement verstoßen,
das [vielmehr: was] geahndet würde, obwohl er entscheidend zu
einem glänzenden Sieg verholfen hat, er hat vielmehr das Ziel,
den Gegner vollständig zu vernichten, vereitelt.“ Bernhard
Greiner: „Nehmt eine Keule doppelten Gewichts, / Und schlagt ihn
tot!“ Kleists Herauswinden des Todes aus der Denkfigur des Tragischen.
Ebenda. 138. – „Der Autor, der seine Individualität
textuell verdichtet[,] und der Leser, der seine eigene
Individualität im Text wiederfindet, bilden ein symbiotisches Verhältnis,
was [das?] sich über Intimität, Individualität und Sexualität definiert.“
Karin Ockert: Recht und Liebe als symbolisch generalisierte
Kommunikationsmedien in den Texten Heinrich von Kleists. (= Jochen Hörisch
und Reiner Wild (Hrsg): Mannheimer Studien zur Literatur- und
Kulturwissenschaft. 37.) St. Ingbert: Röhrig 2005.
33. – „Hamanns Ethik ist ein Aufruf zum unaufhörlichen Vollzug
einer ‚Postille’, eines Kommentars also, wie das Wörterbuch uns
berichtet, zu Texten der Heiligen Schrift oder jeder anderen Schrift.
Der ethische Akt ist einer des Kommentars, der Rhapsodie, nicht
nur der Interpretation, sondern einer Lektüre der eigenen Lektüre.“
Carol Jacobs: Wiederholung In Nuce: Hamanns „Aesthetica–“.
Übersetzt von Peter Rehberg. In: Roger Lüdeke, Inka
Mülder-Bach (Hrsg.): Wiederholen. Literarische Funktionen
und Verfahren. Göttingen: Wallstein 2006. 158. –
„Die Aufwertung des exzentrischen und grotesken Leibes in Kleists Texten steht quer
zu jedweder Form abgegrenzten Kulturgesetzen sich unterwerfender Körperlichkeit.“
Axel Schmitt: Kommentar. In: Heinrich von Kleist:
Der zerbrochne Krug. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006.
135. – „In seiner Re-Lektüre der dionysisch-orgiastischen Tradition des
antiken Komos bei Aristophanes steht Kleists Drama in seiner
kulturanthropologischen Ausrichtung auf ‚zerscherbte’ Zeichenbeziehungen und
versehrte Körper prinzipiell quer zur klassischen Geschlossenheit von Goethes
Weimarer Theaterwelt.“ Ebenda 163. – „[Der Historiker Saul]
Friedländer wagt zu formulieren, was aus jedem anderen Munde nur als
Beschönigung kritisiert werden kann: dass es ohne Hitler keinen
Holocaust gegeben hätte.“ Der Spiegel 13/2007. 154.
[glõssen 43]
„Die entsprechende Beweisführung wird unter dem Titel
Chrysos (khryse, Gold, homonym mit crise) und die or-Fäden/Söhne anzuzeigen
sein.“ Jacques Derrida: Dissemination. Übersetzt von Hans-Dieter Gondek.
Wien: Passagen 1995. 295. – „Unter symbolistischen Gedichten versteht
man solche, in denen in letzter Instanz das Gedicht von sich selbst als einem
sprachlichen Kunstwerk spricht.“ Thomas Böning: Allegorisieren /
Symbolisieren. In: Heinrich Bosse, Ursula Renner:
Literaturwissen-schaft. Einführung in ein Sprachspiel. Freiburg: Rombach
1999. 161. – „Im Unterschied zur geradeaus davoneilenden, flüchtigen Prosa
behauptet sich die Verskunst – und mit ihr jede kunstvolle Rede – durch die
Wiederkehr ihrer formalen Mittel, und das heißt in letzter Konsequenz, durch
die Wiederholung ihrer selbst.“ Wolfram Groddeck: Wiederholen. Ebenda
178. – „Die allgemeine Differenz von Wesen und Erscheinung, Sein und Rolle (bei
Lessing: die Differenz von Frau und Hure, von Geistesmensch und
Triebgesteuertem) wird in der Liebe und der Sexualität – vorausgesetzt es
handelt sich um heterosexuelle Paare – überlagert resp. unterfüttert von der
spezifischen Differenz männlichen und weiblichen Sehens (bei Lessing, da er den
patriarchalisch-bürgerlichen Diskurs enthüllt, bemerkenswerterweise nicht
zugunsten einer männlichen, wenn man will: phallogozentrischen
Einschreibung).“ Waltraud Fritsch-Rößler: Einleitung. In: Dies.
(Hrsg.): Frauenblicke Männerblicke Frauenzimmer. Studien zu Blick,
Geschlecht und Raum. (= Jochen Hörisch, Reiner Wild (Hrsg.): Mannheimer
Studien zur Literatur- und Kulturwissenschaft. 26.) St. Ingbert: Röhrig
2002. 14. – „Indem ‚Franz Kafka’ unter der Überschrift in einer neuen Zeile
gesetzt ist, scheint er als ‚Unterschrift’ zumindest eine Möglichkeit zur
Rückgewinnung des Eigenen im Namen zu besitzen.“ Martin Endres: Vor dem
Gesetz(ten). Überlegungen zu zwei Drucken von Kafkas „Vor dem Gesetz“. In:
Text. Kritische Beiträge 11 (2006). 133. – „Strategien der Verdatung nehmen
eine exklusive Position in der Medien-forschung ein. Die Beiträge dieses Bandes
untersuchen, wie diese Verfahren Mediennutzung sichtbar werden lassen und auf
diesem Weg formieren. Im Zentrum stehen die Anfangsphasen der Verdatung in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Zwischen frühen Sondierungen und
einer ersten institutionellen Verstetigung ist eine Zeit heftiger Kontroversen
darüber zu beobachten, welche wissenschaftlichen Praktiken auf effektive und
verlässliche Weise Mediennutzer als ein spezifisches ‚Publikum’ konturieren.
Der Band verfolgt eine diskurshistorische Analyse dieser Aushandlungen.“ Irmela
Schneider und Isabell Otto (Hrsg.) über ihr Buch Formationen der Mediennutzung
II: Strategien der Verdatung. Prospekt des Transcript-Verlags Bielefeld.
2007. – „Die Abschlusstagung des Graduiertenkollegs will nach dem Status des Endes
als abschließender Geste und als Figuralität der Grenze und ihrer
Überschreitung fragen. Horizont und Hintergrund dieser Wissensfiguration wird
die aporetische Struktur des Endens sein, die als radikaler Abschluss und
zugleich als Äquivalent des Anfangs aufzufassen ist.“ Aus der Einladung zur
Abschlußtagung des Graduiertenkollegs „Zeiterfahrung und ästhetische
Wahrnehmung“ vom 19. bis 21. Juli 2007 in Frankfurt am Main. [glõssen 44]
„Als gegenwärtiger Autor und
ehemaliger Literaturwissenschaftler kann der Schreiber von ‚Ecce homo’
zugleich schreiben (in unserem intransitiven Wortsinn) und über sein Schreiben
schreiben.“ Friedrich Kittler: Wie man abschafft, wovon
man spricht. In: Jacques Derrida, Friedrich Kittler:
Nietzsche – Politik des Eigennamens. Berlin: Merve 2000.
81. – „Der doppelte Schluß unterstreicht […] die zwiespältige
Natur des Lustspiels [Der zerbrochne Krug]. Die Varianten reißen
den Text in Stücke, doch erst dieses Zerreißen macht den Text zum Stück.
Anders gesagt, und damit sind wir wieder bei dem Krug Marthes,
das Fragment ist das Ganze – und umgekehrt.“ Anke van Kempen:
Die Rede vor Gericht. Prozeß, Tribunal, Ermittlung.
Forensische Rede und Sprachreflexion bei Heinrich von Kleist, Georg
Büchner und Peter Weiss. Freiburg: Rombach 2005. 95.
– „Die Sichtbarkeit der Schrift tritt im Nicht-Schreiben auf, in
der Überdehnung derjenigen disjunktiven Zwischenräumlichkeit, die
Schriftzeichen erst zur konfigurativen Zusammenlesbarkeit ermächtigt.
Menke liest das als eine mediale Tropographie, in der semantische
Proliferation sich als performative Perforation des Schriftbildes
materialisiert.“ Susanne Strätling, Georg Witte: Zur
Einführung. In: Dies. (Hrsg.): Die
Sichtbarkeit der Schrift. München: Fink 2006. 18. –
„Das Gedicht [die Zueignung zum Faust] naht, schon
im Titel, zwischen Zueignung und Zuneigung schwankend,
und trägt dem Vorsatz der Eignung eine eigentümliche Neigung ein:
den Klang der Klage, klagenden Sagens.“
Thomas Schestag: Die unbewältigte Sprache. Hannah Arendts Theorie
der Dichtung. Basel: Engeler 2006. 21. – „Die
Edition gedruckter Texte ist nach den obigen Überlegungen verpflichtet,
Rechenschaft über ihre Textherstellung zu legen.“ Stephan Kurz:
Jean Paul: Fibel und Stefan George. Anmerkungen zu Typographie
und Edition. In: Text. Kritische Beiträge 11 (2006).
123. – „[Laurence] Sternes Poetik der Kontingenz […] artikuliert
sich als (Unter-)Brechung der Bestimmung.“ David E. Wellbery:
Seiltänzer des Paradoxalen. Aufsätze zur ästhetischen Wissenschaft.
München: Hanser 2006. 13. – „sie hören die moldau
jetzt in der vertonung von friedrich smetana.“ Ansage im Hessischen
Rundfunk, 20.9.2007, 13.05 Uhr. – „Das
ABC der Medien. Norbert Bolz. Paderborn 2007. Der Autor
buchstabiert die Grundbegriffe der Medienwelt.“ Katalog des Versandhauses
Frölich & Kaufmann 2007. 108. – „Geheimsache Max und
Moritz. Wilhelm Buschs bester Streich. Von Edith Braun.
Blieskastel 2005. Eine faszinierende Entdeckungsreise durch einen
spannenden Indizienprozess, der beweist, dass Wilhelm Busch […]
in seinem ‚Max und Moritz’ die Ereignisse der Frankfurter
Nationalversammlung 1848/49 verschlüsselt dargestellt hat.“ Ebenda.
22. – „Über das Marionettentheater liefert damit keine
geschlossene Poetik oder Meta-Poetik Kleistschen Erzählens, sondern am
und im Beispiel der Zerstreuung eine Metaphorisierung des Erzählens,
deren Incitamente schon die frühen Briefzeugnisse als ‚Erfahrungen der
Kunst’ konzeptualisieren und ethopoietisch als Wissensflucht erzählen.
Die Markanz des Erzählten in der Zerstreuung liegt dabei nicht im
Biographischen, sondern vielmehr das Biographische wird begreifbar als
Moment einer Wissens(de)formierung qua Schreiben.“ Martin Roussel:
Zerstreuungen. In: Kleist-Jahrbuch 2007. 70.
– „Sie [die Erzählung Das Bettelweib von Locarno] ist die eigene
Frage, die eigene unmöglich zu beantwortende Frage, als Gestalt.
Und in diesem Sinne, der allerdings haltlos ist, bleibt uns
Kleists kleiner Text ebenso unverzichtbar, wie er unzumutbar ist.“
David E. Wellbery: Bewegung und Handlung. Narratologische
Beobachtungen zu einem Text von Kleist. Ebenda. 101. – „Prof.
Dr. Bettine Menke | Wissenschaftlerin | geboren [ja] | Professorin für
Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Philosophischen
Fakultät der Universität Erfurt | Schwerpunkte: Literatur- und
Texttheorie | Rhetorik | Dekonstruktion | Gender Studies | Poetische und
Sakrale Zeichenordnungen (Stigmata) | Gedächtnis-Konzepte und Intertextualität
| Barocke Techniken und Romantische Figuren (Allegorie, Concetto und
Witz, Arabeske) | Rhetorik und Poetik des Wissens | Schrift, Bild,
Stimme und Schall | Mythopoetische Figuren (Sirenen, Memnon) |
Polargebiete der Literatur“ erfurt-web.de die erfurt enzyklopädie
2007. [glõssen 45]
„Der Faktor 10, der sich im ,Führer
der 10ten Werbetruppe’ belegt, verspricht in der jüdischen Geheimlehre
(Kabbala) die ,Wirklichkeit’ und im 10. Buchstaben des
hebräischen Alphabetes (Jod) die Überwindung des Chaos (Traumreich:
Amerika) durch ,Ordnung’.“ Dagmar Fischer: Der
Rätselcharakter der Dichtung Kafkas. Frankfurt, Bern, New
York: Lang 1985. (= Berliner Beiträge zur neueren deutschen
Literaturgeschichte. Band 7.) 302. – „Dieses Buch
behandelt Walter Benjamins ,Ursprung des deutschen Trauerspiels’ (1928)
unter der Voraussetzung, dass mit ihm gearbeitet werden kann.“
Bettine Menke über ihr neues Buch. Prospekt des Bielefelder
transcript-Verlags 2007. 27. – „Insofern besteht in
thanatologischer Hinsicht überhaupt kein Grund, das so zu machen,
aber ich finde auch in moralischer und ethischer Hinsicht.“ Friedrich
Kittler über das neue Rauchverbot. taz 02.01.2008.
15. [glõssen 46]
„Die inzestuöse Neigung des besiegten
Kommandanten [in Kleists Die Marquise von O…] ist eine soziale Metapher für
die ahistorische Hoffnung des Adels auf Selbstreproduktion in seinem Bestand
und in seiner Herrschaftstradition.“ Gerhard Gönner: Von „zerspaltenen
Herzen“ und der „gebrechlichen Einrichtung der Welt“.
Versuch einer Phänomenologie der Gewalt bei Kleist. Stuttgart:
Metzler 1989. 49. – „Im ,Euphemismus der Kunst’
ausgelöscht ist der wirkliche Tod der Neunzehnjährigen [Christiane
Becker-Neumann] ebenso wie ihr Name: er wird zum Nicht-Namen im
poetischen Überdauern. Biographisches Wissen wird hier nicht mehr
bedeutsam und exemplarisch, sondern ausgelagert aus dem literarischen
Text: Name und Todesumstände Beckers sind verbannt in den Kommentar der
[Hamburger] Goethe-Ausgabe.“ Eva Horn: „Ehrenzeichen“
und „zärtlicher Euphemismus“. Allegorien des Todes. In:
Eva Horn, Manfred Weinberg (Hrsg.): Allegorie. Konfigurationen
von Text, Bild und Lektüre. Opladen: Westdeutscher Verlag
1998. 144. – „Als Personifikation,
Paradigma der Allegorie und ihrer Verwerfung um 1800, wird die Allegorie
in ihrer (nachträglich) abgeschmacktesten Form aufgerufen; ‚abgeschmackt’
wird sie einem Lesen, das unter der Vorschrift einer sich darstellenden ‚Individualität’
und der individuellen ‚Gestalt’ als mise en abyme des
gelingenden Austauschs von innen und außen steht. In Personifikationen
begegnen einem solchen (Fehl)-Lesen verkörperte Metaphern,
verkörperte Rhetorik.“ Bettine Menke:
Allegorie, Personifikation, Prosopöie. Steine und
Gespenster. Ebenda 59. – „Meine Absicht ist, an dieser Stelle Wedekinds Umgang
mit den beiden Kulturpäpsten ihrer Epoche, Kerr und Kraus, ins
Zentrum meiner Betrachtungen zu rücken. […] Diese führten
untereinander einen verbissenen Kampf nicht nur darüber, wer von ihnen
der größte im ganzen Land, sondern auch, wessen Stadt die Hauptstadt
der deutschsprachigen Kultur zu nennen sei.“ Rolf Kieser: Das Spätwerk Frank Wedekinds im
Spannungsfeld der Fehde Karl Kraus – Alfred Kerr. In: Sigrid
Dreiseitel, Hartmut Vinçon (Hrsg.): Kontinuität –
Diskontinuität. Würzburg: Königshausen & Neumann 2001.
200 f. – „Dieser kleine Abriß dürfte bereits zur Genüge
zeigen, daß Kleists Gattungsbezeichnungen [wie ‚Anekdote’,
‚Aufsatz’, ‚Legende’] sich keineswegs in einer
schlichten Erfüllung der Normen erschöpfen. Im Gegenteil werden die
vertrauten Termini nur anzitiert, um im Verlauf des Erzählens schon bald
an der Widerspenstigkeit der Texte zu scheitern.“ Claudia Brors:
Anspruch und Abbruch. Untersuchungen zu Heinrich von Kleists Ästhetik
des Rätselhaften. Würzburg: Königshausen & Neumann 2002.
84 f. – „Der Reim übernimmt die Aufgabe, das Gedicht
memorierbar und memorabel zu machen“. Anthony T. Wilson:
Über die Galgenlieder Christian Morgensterns. Würzburg:
Königshausen & Neumann 2003. 219. – „Tragödien und
Romane handeln von Todesfällen – das ist ein literarisches Gesetz. Ein
Gesetz, das Goethes Alterswerk bricht.“ Jochen Hörisch:
Der Rest ist beredtes Schweigen. Goethes Gedicht Im ernsten Beinhaus.
In: Athenäum. Jahrbuch für Romantik 17 (2007). 219.
– „Echte Männlichkeit ist sehr selten geworden. Wenn Sie heute
Männer fragen, äußern die sich genauso feministisch wie Frauen.“
Norbert Bolz im Gespräch. taz 8./9. 3. 2008.
3. – „Andere überkamen die inneren Bilder, als allerorten
dem 60. Jahrestag des Kriegsendes gedacht wurde.“ Katja Thimm
über Gedächtnisforschung. Der Spiegel 12/2008. 136. – „Hölderlins Dichtung verselbständigt sich gegen Ende des 18.
Jahrhunderts so, daß sie spätestens ab 1800 zum freien Vers findet,
um sich selber Raum zu schaffen und als den eben beschriebenen ‚Zeit-Raum’
erfahrbar zu machen. Damit versucht sie den ästhetischen Überschuß im
Sinne Adornos einzufangen. Es entsteht eine Eigendynamik der
Zeichenhaftigkeit, was im Gesang Die [sic] Friedensfeier aus
dem Jahre 1802 kurz skizziert werden kann: Die Lautlichkeit selbst
begibt sich in einen dialektischen Prozess, das sprachliche ‚Zeichen’
selbst re-präsentiert und ‚exponirt’ sich in seiner
Lautlichkeit, indem sich die ‚i-Sphäre’ von ‚Frieden’,
‚Liebe’ oder ‚Stille’ mit der ‚a-Sphäre’
des Einwands, des ‚aber’, der ‚Sprache’ und
des Gesangs vereinigt: ‚Denn Schiksaalgesez ist diß, dass
alle sich erfahren, / Dass wenn die Stille kehrt, auch eine
Sprache sei.’ In der ‚Kehre der Stille’ erklingt das
Andere in der Klangsynthese von ‚a’ und ‚i’, in den
Grundparametern der Sprache von ‚Zeit’ und ‚Zeichen’
selbst, die in ihrer lautlichen Synthese den Zustand der Re-Präsentation
offen legen.“ Boris Previšić: „Présens/ce“
des Rhythmus. Ein Versuch zu Hölderlins Eigenrhythmus. In:
Marco Baschera, André Bucher (Hrsg.): Präsenzerfahrung in
Literatur und Kunst. Beiträge zu einem Schlüsselbegriff der ästhetischen
und poetologischen Diskussion. München: Fink 2008. 57 f.
– „Das SPIEGEL-Titelbild hat der US-Künstler Robert Giusti illustriert“.
Hausmitteilung des Spiegel. 21/2008. 5. – „Richtig
gute Lyriker gibt es höchstens eine Handvoll. Christian Lehnert gehört
auf jeden Fall dazu.“ Hermann Kurzke: Ostdeutsches Requiem.
Kryptomessianische Poesie von Christian Lehnert. FAZ 16.05.2008.
34. – „Die Dekonstruktion erweist sich dabei als ein
Denken in der Spannung zwischen der differance [sic] und dem ‚Nicht-Dekonstruierbaren’.
Dies zeigt sich nicht zuletzt als Verhältnis zwischen dem Ich und dem Anderen
in seiner Andersheit. Diese Spannung wendet der Text zum anderen
reflexiv auf sich selbst: als Problem eines Ichs, des Philosophen
Alexander García Düttmann, an das Denken und Leben des Anderen,
des Freundes Jacques Derrida, zu gedenken und es in lebendige Erinnerung
zu rufen.“ Über das Buch Derrida und ich. Das Problem
der Dekonstruktion von Alexander García Düttmann. Prospekt des
transcript-Verlags, Bielefeld. Vorschau Herbst 2008. 2.
[glõssen 47]
„Tatsächlich hat [Josef von] Sternberg
hier [mit An American Tragedy, 1931] ein solides Drama privater
Konflikte abgeliefert“. Dieter Krusche: Reclams Filmführer.
9. Auflage. Stuttgart: Reclam 1993. 39. – „Goethes
Bibellektüre zielt von ihren Anfängen an darauf, die von der
christlichen Kirche als Buch der Bücher kanonisierte Bibel […] als Text der
Texturen zu begreifen, als ein poetisches und poetologisches
Grundlagenwerk zu den Möglichkeiten und Grenzen schöpferischer Aneignung und
Fortschreibung historiographischer und mythologischer Narrative.“ Ulrike
Landfester: Goethes bibelphilologischer Kulturbegriff. In:
Johannes Anderegg, Edith Anna Kunz (Hrsg.): Goethe und die
Bibel. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 2005. 221 f.
– „Zwischen dem dionysischen Ja-Sagen und dem I-A-Rufen des Esels liegt
selbstredend eine nicht nur phonetische Differenz.“ Jochen Hörisch:
Das I-A-Sagen des Esels und das JA des Dionysos. In: Carsten Dutt,
Roman Luckscheiter (Hrsg.): Figurationen der literarischen
Moderne. Heidelberg: Winter 2007. 147. – „Rembrandt
setzt sich intensiv mit allen Formen sinnlicher Wahrnehmung als Grundlage von
Bewusstseinsprozessen auseinander.“ Der Georg Olms Verlag Hildesheim
über ein Buch des Kunsthistorikers Eckbert Alberts. Katalog II/2008.
18. – „Die CSU ist niemals mit Hybris aufgetreten. Ich
weise das mit Abscheu und Empörung zurück.“ Innenminister Wolfgang Schäuble
im Interview. Der Spiegel 41/2008. 28. – „Der
hochmögende Dichter [Hölderlin] stand mit seiner an der griechischen Metrik
geschulten Syntax nicht nur einsam im Zirkel der deutschen Klassik,
sondern begeisterte sich ganz nebenbei auch noch für die Ideale der
Französischen Revolution.“ Jürgen Berger zu D. E. Sattlers
Hölderlin-Ausgabe. taz 18./19. Oktober 2008.
19. [glõssen 48]
„Die
mehrebig angelegte aktantielle Oppositionsstruktur der Tragödie [Kleists Penthesilea] verdichtet sich perspektivisch in
einem Helden-Dual, dessen Hassliebe-Dynamik bis zur Schlusskatastrophe
von einer Serie alternierender Umschlagspunkte labilisiert bleibt.“ Annette
Runte: Lesarten der Geschlechterdifferenz. Bielefeld:
Aisthesis 2005. 43. – „Die Suche (in Spuren) nach der
Herkunft des Sagens stößt auf das Suchen und Zu-sehn-suchen,
zwischen Seh- und Sehnsucht offen, im Aufriß des Sagens und Sehns
[…].“ Thomas Schestag: Promenaden. Rousseau – Schiller
– Hölderlin. In: Axel Gellhaus u. a. (Hrsg.):
Kopflandschaften – Landschaftsgänge. Köln/Weimar/Wien: Böhlau
2007. 101. – „Die Frage, ob Descartes ein
Revolutionär gewesen sei, hat Prof. Bernd Ludwig in seiner
Vorlesung beantwortet. Philosophisch revolutionär, politisch
indessen nicht.“ Göttinger Tageblatt, 28.11.1908.
1. – „Deutsche Menschen – ein Buch, das uns immer
noch zu lesen aufgegeben ist.“ Walter Benjamins „Deutsche
Menschen“. Hrsg. von Barbara Hahn und Erdmut Wizisla.
Göttingen: Wallstein 2008. Vorwort. 8. – „Die
Literatur zum Gedankenstrich bei Kleist füllt Regale. Weshalb ziehen das
Komma bei Habermas oder das Ausrufungszeichen bei Foucault nicht dasselbe
Interesse auf sich?“ Katalog 2008/2009 des transcript Verlags,
Bielefeld. 19. – „Fasst man den Ansatz weiter und sieht
eine praktische Lebenshaltung als vorrangig an, so erscheint
Wittgensteins Denken als ein moralisches Aufbäumen gegen die Wiener Dekadenz,
indem er ultimative Weltmaßstäbe fordert. Das spektakuläre Scheitern des
Projekts kann als beispielhaft dafür gelten, wie Philosophie im 20.
Jahrhundert zuerst nur noch als Literatur möglich erscheint, dann aber
wegweisende Grundlage für eine Bild- und Filmtheorie wird.“ Martin
Gessmann über sein Buch Wittgenstein als Moralist. Eine
medienphilosophische Relektüre. Ebenda. 18. –
„Wir suchen Mitgliederinnen und Mitglieder, die ein kurzes
Statement abgeben, warum sie an der Demo [in Gorleben] teilnehmen oder
warum sie nicht hinfahren.“ taz, e-mail vom 24.10.08
[glõssen 49]
„Kafkas
Literatur hat die Lektüre auf deren unruhiges und ungeduldiges Element
verpflichtet und den Raum des Lesens eingeengt und totalisiert zugleich.“
Joseph Vogl: Ort der Gewalt. Kafkas literarische Ethik.
München: Fink 1990. 1. – „Erzählte Krisen – Krisen
des Erzählens“ (Hartmut Vollmer: Liebes(ver)lust: Existenzsuche
und Beziehungen von Männern und Frauen in deutschsprachigen Romanen der
zwanziger Jahre. Oldenburg: Igel 1998. 3. – „Was
sagt der Erzähler? Nichts einfacher als die Antwort: Er sagt, daß
die Sängerin der Mäuse Josefine heißt. Der Name der Sängerin ist
Josefine. Das Wort ‚heißen’ jedoch hat eine reichhaltige
Semantik. ‚Heißen’ heißt auffordern, einladen,
begehren, verlangen, bitten, rufen und nennen […].
Heißt ‚heißen’ vieles, so ist es, wie der Eingangssatz
in der Schlagartigkeit seines Auftritts zu lesen gibt, als ein Nennen
selber unableitbar, unbegründbar und unnennbar.“ Marianne
Schuller: Gesang vom Tierleben. Kafkas Erzählung Josefine,
die Sängerin oder Das Volk der Mäuse. In: Dieselbe, Elisabeth
Strowick (Hrsg.): Singularitäten. Literatur – Wissenschaft
– Verantwortung. Freiburg: Rombach 2001. 223. – „Woher
weiß die Literatur eigentlich, dass sie gelesen wird? Sie weiß es von
ihren Bildern. Die Bilder sind der Spiegel der Literatur, in dem
sie sich beschaut und mit dem sie erfasst.“ Matthias Luserke-Jaqui:
Über Literatur und Literaturwissenschaft. Anagrammatische Lektüren.
Tübingen und Basel: Francke 2003. 281. – „In der
Moderne, so wäre die Prosa Else Lasker-Schülers zu lesen,
erscheint die Allegorie als Dichtung der Schrift. die eine Spurenlese
ihrer immer schon verschwundenen Vorgeschichte aufgibt.“ Marianne
Schuller: Poetographie – Schriftbilder – Sammeln-Lesen. In:
Else Gilson u. a. (Hrsg.): Literatur im Jahrhundert
des Totalitarismus. Hildesheim/Zürich/New York: Olms 2008.
47. – „[Die slowakische Fotografin Lucia] Nimcova fokussiert
dabei nicht die offizielle politische Kultur, sondern porträtiert mit
großer Empathie und mit zuweilen ironischem Unterton den privaten Alltag der
Menschen, die im Niemandsland zwischen den Systemen von Kommunismus und
Kapitalismus unbeirrt ihre Existenz bestreiten.“ Bank Austria Kunstforum,
Programm 2008/2009. [6]. – „(Wie) können sich
Postkoloniale Theorie und Systemtheorie beobachten? Sammelband | Postkoloniale
Theorie und Systemtheorie lassen sich als zentrale theoretische Diskurse
unseres Wissenschaftssystems auffassen. Sie sind beide systematisch und
historisch ausgearbeitet sowie elaboriert theoretisch fundiert. […]“
Daniela Kirschstein (Berlin), Mario Grizelj (München): CFP
Differenz-(theorien). Netzwerk für literaturwissenschaftlichen
Wissenstransfer. März 2009. – „Ihr fürstliches wie ihr
sexuelles Geschlecht werden [in den Schriften über Mechtilde Lichnowsky]
überdurchschnittlich betont. Vorurteile gegen ihre gesellschaftliche
Stellung sind herauszuhören, die sexuierte Wahrnehmung ihrer Texte
verhindert die Akzeptanz ihrer Arbeiten als Literatur.“ Anne Martina
Emonts: Mechtilde Lichnowsky. Sprachlust und Sprachkritik.
Annäherung an ein Kulturphänomen. Würzburg: Königshausen &
Neumann 2009. 109. – „Musikpsychologische
Untersuchungen können hochgradig aufschlussreich sein, wenn sie z.
B. feststellen, dass überwältigend viele Hörer des Lohengrin-Vorspiels
zu diesen Tönen blau-weiße Farbmuster assoziieren.“ Jochen Hörisch:
„Was will dieses Grau’n bedeuten?“ bzw. „Ich
weiß nicht, was soll es bedeuten?“ Eichendorffs und Heines
poetische Reflexionen über Bedeutsamkeit. In: Daniel Müller
Nielaba (Hrsg.): „du kritische Seele“. Eichendorff:
Epistemologien des Dichtens. Würzburg: Königshausen & Neumann
2009. 162. – „Ringleben entfaltet ausgehend vom
Markusevangelium eine konzentrierte Jesustheologie. Der Mensch Jesus
wird von Gott her begriffen, und Gott wird von Christus her gedacht,
als ‚Gott des Sohnes’.“ Göttinger Tageblatt 30. 9.
2009. S. 3. [glõssen 50]
„Die Untersuchungen zur Sedimentierung und
Überschneidung von Schreibanlässen und Erinnerung im publizistischen Text
führen zum Problembereich der textuellen Repräsentation über, indem ein Text
als kulturell kodierte Entität ausgelegt werden kann, die selbst an der
Interaktion von symbolischen und sozialen Prozessen teilhat und die
Heterogenität und Wechselbeziehung der einzelnen Diskurse sichtbar macht.“
Amália Kerekes: Schreibintensitäten. Alternativen der journalistischen
Wahrnehmung im Spätwerk von Karl Kraus. Frankfurt am Main usw.: Lang 2006. 124.
– „Als Zeichen sind Stimme wie Schrift gleichermaßen aus der Wahrheit
ausgesetzt, exteriorisieren sie.“ Cori Mackrodt: Schriftstimmen. Zum Lesen von
Hölderlins Manuskripten. In: Davide Giuriato und Stephan Kammer: Bilder der
Handschrift. Die graphische Dimension der Literatur. Frankfurt und Basel:
Stroemfeld und Nexus 2006. 71. – „Das Pronomen ‚ich' verweist nicht auf eine
Identität, auf ein Subjekt als den Ursprung und das Zentrum des Entwurfes,
sondern das Graphem ‚Ich', als Anagramm von ‚chi', ist vielmehr die Signatur
der Scheidung und Verstrebung; der Eröffnung des Schriftraumes durch das sich
in den fremden Gast[e] [sic] entäußert habende Ich.“ Cori Mackrodt:
Aufbrechende Schrift. Textgenetische Lektüren von Friedrich Hölderlins „Der
Einzige“. Würzburg: Königshausen & Neumann 2007. 267. – „Hier trifft nun schließlich der Offizier
Graf F... ein, der während eines Ohnmachtsanfalls der Marquise nicht nur einen
wohl bekannten [sic] Gedankenstrich in die Weltliteratur einfügt“. Adam
Soboczynski: Versuch über Kleist. Die Kunst des Geheimnisses um 1800. Berlin:
Matthes & Seitz 2007. 172. – „Diese wissenschaftliche Untersuchung befasst
sich mit dem Leben und Werk dreier berühmter Persönlichkeiten mit dem
Buchstaben ‚K'“. Dagmar Fischer: Kants Als-Ob-Wendungen in Kleists und Kafkas
Prosa. Frankfurt usw.: Lang 2009. Verlagsprospekt. 14. – „Wären Sie wohl so
freundlich, […] kurz in sich zu gehen, ob nicht vielleicht ein bündiger
Lehraufenthalt in Paris […] nicht u.U. reizvoll für Sie oder einen Ihrer
Mitarbeiter sein könnte. […] Ich möchte mich bereits im Voraus bei Ihnen dafür
bedanken, dass Sie diese kleine Aktion nach Kräften unterstützen.“ Rundschreiben
des Erasmus-Beraters am Göttinger Deutschen Seminar. 7. 4. 2009. –
„Auto(r)-inszenierung als Ausgrenzungsstrategie: Heine / Börne / Platen“. Ralf
Schnell (Siegen): Vortragsankündigung. Literarisches Zentrum Göttingen. 2009. –
„In seinen Werken überträgt Paul Klee den Übergang von (innerer) Stimme und
(äußerem) Bild in ein szenisches Spiel – und stellt uns vor das Problem einer
möglichen Opferlosigkeit dieses Übergangs. Als Musiker, Zeichner und Maler
experimentiert er vielfältig mit dieser szenischen Dramatik. Werkimmanent
stellt sich dabei die Frage, wie die Gewalt der Sinnenübergänge in den Kunst-
und Designproduktionen moderiert und Schuldfreiheit ‚naturhafter' Produktion
erreicht werden kann. Seine neurodermitische Erkrankung zeigt den einbehaltenen
Schuldkonflikt am Körperbild und dessen nothafte Entäußerung in Malerei – die
ultimative Antwort auf das faschistische Programm sich selbst restlos
konsumierender (Kriegs-)Produktion.“ Ralf Bohn: Inszenierung als Widerstand.
Bildkörper und Körperbild bei Paul Klee. Prospekt des Verlags transcript,
Bielefeld, 2009. – „Die Kraussche
Pressekritik ist ohne die alttestamentliche Angst vor der strafgerichtlichen
Verfolgung des Götzendienstes, wie sie die biblische Apokalypse erzählt, nicht
nachvollziehbar“. Burkhard Meyer-Sickendiek: Was ist literarischer Sarkasmus?
München: Fink 2009. 327. – „Ambiguität gilt als analytische Zentralkategorie,
sobald das Erkenntnisinteresse für kulturelle Zeichen- und Deutungssysteme vom
Misstrauen gegenüber geistesgeschichtlichen Synthesen und dialektischen
Versöhnungen geprägt ist – solchen von Gegensätzen großen Stils ebenso wie von
scheinbar randständigen Details. Dem Zusammenhang von konzeptueller Unschärfe
und analytischer Produktivität der Kategorie gilt die Aufmerksamkeit des
vorliegenden Bandes. Die Beiträge diskutieren das Phänomen der ‚strukturalen
Ambiguität', das heißt einer Matrix, die antagonistisch-gleichzeitige
Zweiwertigkeit zu den Bedingungen verschiedener Systeme und im Spiegel
literarischer Selbstreflexivität generiert.“ Frauke Berndt, Stephan Kammer
(Hrsg.): Amphibolie – Ambiguität – Ambivalenz. Würzburg: Königshausen &
Neumann 2009. Klappentext. [glõssen 51]
„Die Blume
ist Teil/fort. Aus ihrem Teil-Sein/Fortsein bezieht sie die
Kraft transzendentaler Auswachsung, die sie nur als solche
(transzendentale) erscheinen läßt und die man nicht einmal mehr zu deflorieren
braucht.“ Jacques Derrida: Glas. Übersetzt von Hans-Dieter
Gondek und Markus Sedlaczek. München: Fink 2006. S.
19. – „Das symbolistische Wortkunstwerk Trakls will nicht nur
‚tönen’, es ‚macht’ auch Sinn: Das komplexe simultane
Sinngeschehen, das durch das Spiel der Signifikanten generiert wird,
will im Mit-Spiel des Lesers realisiert und aus-gelotet werden.“ Gunther
Kleefeld: Mysterien der Verwandlung. Das okkulte Erbe in Georg
Trakls Dichtung. Salzburg: Müller 2009. S. 158.
– „Franz Kafkas ganzes Werk ist durch-zogen von Vorstellungen und
Argumenten der Architektur.“ Gerhard Neumann: Chinesische Mauer
und Schacht von Babel. Franz Kafkas Architekturen. In:
Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 3
(2009). S. 453. – „Literaturgeschichte […]
behauptet sich gegen alle Versuche der Dekonstruktion und Marginalisierung.
Eine Wissenschaft [Nominativ?], die qua Methode Sinn suspendieren muss,
mahnt Literaturgeschichte [Akkusativ?], den Blick auf das Ganze nicht
aus den Augen [!] zu verlieren.“ Udo Friedrich im Vortragsprogramm des
Symposiums „Über Vergangenheit und Zukunft einer Sozialgeschichte der
Literatur“. Göttingen, November 2009. S. 4.
[glõssen 52]
„Aventiure
(mhd. nach frz Abenteuer): In der mittelalterlichen Dichtung 1.
Zweikampf eines Helden, 2. Abschnitt der Dichtung, die
davon berichtet.“ Otto Lorenz: Kleines Lexikon literarischer
Grundbegriffe. München: Fink 1992. 18. – „Die
Kleistsche Anekdote der ‚Berliner Abendblätter’ vom 5. Oktober
1810 [Der Griffel Gottes] inszeniert in einem vorgeblich
physikotheologischen Schreibakt die anagrammatische Umschrift einer
testamentarischen Inschrift. […] Es geht um Schrift und um das Lesen
dieser Schrift. Der Text stellt die Schrift als différance,
als die Verräumlichung und den Einzug des Aufschubs in der Zeit dar und setzt
diese ineins mit der Bewegung des Textes.“ Elmar Locher:
Verstellte Schriften. Differenz und Spur. Tagungsbeitrag [1997].
Institut für Textkritik, Heidelberg © 2005. – „Gegen das
konstitutionslogische Selbstmißverständnis der Diskurse, die im Namen einer
transsubjektiven Gewalt […] zu sprechen meinen, setzt so der ästhetische
Absolutismus die projektionslogische Umschreibung vermeintlicher
Konstitutionsakte.“ Jochen Hörisch: Die „poetische Logik“
des Hyperion – Hölderlins Versuch einer Umschreibung der Regeln des Diskurses.
In: Thomas Rohberg (Hrsg.): Friedrich Hölderlin.
Neue Wege der Forschung. Darmstadt: Wissenschaftliche
Buchgesellschaft o. J. [2003]. S. 221.
– „Penthesileas
Gefühlsteichoskopie doubelt und doubliert Mimesis, Diegesis und Performanz.“
Kathrin Pahl: Gefühle schmieden, Gefühle sehen. Kleists
theatralische Theorie der geschichteten Emotionalität. In:
Kleist-Jahrbuch 2008/2009. S. 163. – „Meine Analyse
der geschichteten Emotionalität bei Kleist baut auf die Arbeiten von Gabriele
Brandstetter und Rüdiger Campe zu den gestaffelten Hypotyposen des
‚Greuelrätsels’ der Penthesilea auf.“ Kathrin Pahl: ebenda.
– „Für Hans Blumenberg sind Metaphern unverzichtbar“. Deutsches
Literaturarchiv Marbach: Aus dem Archiv. Heft 1. 2010.
Umschlagseite 4. – „Die Programmierer des Spieleherstellers Larva
Labs [Android] mussten das leidlich feststellen.“ Die Welt, 03.07.2010.
W1. – „Der Germanist Walter Jens musste sich wegen Karteikarten,
die ihn als NSDAP-Mitglied auswiesen, rechtfertigen.“ Susanne Beyer
und Volker Hage: Spiegel-Gespräch mit Klaus Wagenbach. Der
Spiegel 26/2010. 113. [glõssen
53]
„Aventiure (mhd. nach frz Abenteuer): In der
mittelalterlichen Dichtung 1. Zweikampf eines Helden, 2. Abschnitt der
Dichtung, die davon berichtet.“ Otto Lorenz: Kleines Lexikon literarischer
Grundbegriffe. München: Fink 1992. 18. – „Die Kleistsche Anekdote der ‚Berliner
Abendblätter’ vom 5. Oktober 1810 [Der Griffel Gottes] inszeniert in einem
vorgeblich physikotheologischen Schreibakt die anagrammatische Umschrift einer
testamentarischen Inschrift. […] Es geht um Schrift und um das Lesen dieser
Schrift. Der Text stellt die Schrift als différance, als die Verräumlichung und
den Einzug des Aufschubs in der Zeit dar und setzt diese ineins mit der
Bewegung des Textes.“ Elmar Locher: Verstellte Schriften. Differenz und Spur.
Tagungsbeitrag [1997]. Institut für Textkritik, Heidelberg © 2005. – „Gegen das
konstitutionslogische Selbstmißverständnis der Diskurse, die im Namen einer
transsubjektiven Gewalt […] zu sprechen meinen, setzt so der ästhetische
Absolutismus die projektionslogische Umschreibung vermeintlicher
Konstitutionsakte.“ Jochen Hörisch: Die „poetische Logik“ des Hyperion –
Hölderlins Versuch einer Umschreibung der Regeln des Diskurses. In: Thomas
Rohberg (Hrsg.): Friedrich Hölderlin. Neue Wege der Forschung. Darmstadt:
Wissenschaftliche Buchgesellschaft o. J. [2003]. S. 221. – „Penthesileas Gefühlsteichoskopie doubelt und
doubliert Mimesis, Diegesis und Performanz.“ Kathrin Pahl: Gefühle schmieden,
Gefühle sehen. Kleists theatralische Theorie der geschichteten Emotionalität.
In: Kleist-Jahrbuch 2008/2009. S. 163. – „Meine Analyse der geschichteten
Emotionalität bei Kleist baut auf die Arbeiten von Gabriele Brandstetter und
Rüdiger Campe zu den gestaffelten Hypotyposen des ‚Greuelrätsels’ der
Penthesilea auf.“ Kathrin Pahl: ebenda. – „Für Hans Blumenberg sind Metaphern
unverzichtbar“. Deutsches Literaturarchiv Marbach: Aus dem Archiv. Heft 1.
2010. Umschlagseite 4. – „Die Programmierer des Spieleherstellers Larva Labs
[Android] mussten das leidlich feststellen.“ Die Welt, 03.07.2010. W1. – „Der
Germanist Walter Jens musste sich wegen Karteikarten, die ihn als
NSDAP-Mitglied auswiesen, rechtfertigen.“ Susanne Beyer und Volker Hage:
Spiegel-Gespräch mit Klaus Wagenbach. Der Spiegel 26/2010. 113. [glõssen 54]
„Die Operationen der Sprache sind, nach einem
witzig-ernsten Wort Werner Hamachers, Operrationen, ihre
Referenzen sind Referrenzen.“ Jochen Hörisch: Ende der
Vorstellung. Frankfurt a. M. 1999. 57. –
„Daß die Erwähnung pflanzlicher Setzlinge im Anfangssatz des Romans Die
Wahlverwandtschaften eine poetologische Reflexion der ‚ersten und notwendig
kategorischen Setzung’ des Textes selbst ist, hat die Goethe-Forschung
wiederholt betont. Vor der Folie der durch den Textanfang aufgerufenen
biblischen Schöpfungsmythe verweisen die Setzungen ‚des Herrn’ Eduard nicht nur
auf die ‚neuen Anlagen’ seines Landschaftsparks, sondern auch auf die
thetische Setzung eines vorgeblich allmächtigen Textschöpfers, den die
ältere Erzählforschung den olympischen nannte. Die durch die Parenthese
hervorgehobene Willkür der adamitischen Benennung demonstriert die souveräne
Textherrschaft dieses Erzählers und die scharfe Abgrenzung seiner poetischen
Fiktion von der empirischen Wirklichkeit. Die mehrdeutige Tätigkeit des
Pfropfens führt mit anderen Worten nicht nur in die Handlung eines Liebesromans
ein, sondern ruft zugleich das seit dem Sturm und Drang virulente Bild
des Dichtergenies auf.“ Nils Reschke: „Zeit der Umwendung“.
Lektüren der Revolution in Goethes Roman Die Wahlverwandtschaften.
Freiburg i. Br.: Rombach 2006. 41. – „Die
wissenschaftliche Analyse setzt sich mit der Kongruenz von Franz Kafkas Leben
(1883–1924) im Geheimen (Solipsist) als Andro-Sphinx (= Rätsel-steller) und seinem
enigmatisch-kryptischen Gesamtwerk (labyrinthische Texte) unter dem Aspekt des
Ödipuskomplexes (Mutter-Imago) auseinander, wobei ein Inzest
auszuschießen ist.“ Dagmar Fischer: Franz Kafka – Der tyrannische
Sohn. Andro-Sphinx – Ödipus- und Kastrationskomplex. Schlüssel
zum Verständnis seiner Prosa. Frankfurt a. M. usw.:
Peter Lang 2010. S. XIII. – „Kafka […] obsediert und
possessiert die Mutter und pertubiert den Vater!“ Ebenda. 47. –
„Im Jahre 1986 wurde Platons philosophischer Dialog ‚Phaidon’ in
bemerkenswerter Art und Weise für die Theaterbühne inszeniert. Die
beiden Darsteller fesselten das Publikum, indem sie der bearbeiteten
Textfassung Ihre Stimmen weniger dem Dialog als vielmehr den verschiedenen
Ideen leihten [sic]. So entstand ein Werk, welches dem
aufmerksamen Zuhörer die Gedanken Sokrates’, seiner Freunde und Schüler,
zu Leben und Tod kanalisiert, und einen neuen Zugang zu Fragen nach
Seele, Leben und Tod aufzeigt.“ Mitteilung der Digitalen
Bibliothek, Juli 2010. – „Den Ausgangspunkt dieses
kulturtheoretischen Seminars bildet ein Forschungsprojekt von Franziska
Bergmann (Doktorandin bei Dorothee Kimmich) und Eduard Voll
(Magister-Examenskandidat bei Schamma Schahadat und Frauke Berndt), Im
Zentrum des Interesses steht der symbolische Ort des Anus in der Kultur und
diejenigen ,Muster’, denen das Problem der Analität zugrunde
liegt.“ Universität Tübingen. Neuere deutsche
Literaturwissenschaft. Prof. Dr. Frauke Berndt. WS
2010/11. – „Nora Gomringer (1980) ist eine Unbequeme. Eine,
die laut verspricht, was sie nicht hält, und dann etwas anderes
sagt oder doch dabei bleibt. Und bei allem Rausch und Sprachwitz klingt
immer auch ein zarter Unterton mit, der kaum hörbar und doch Fundament
ist.“ Programm der 1. Göttinger
komparatistischen Graduiertenkonferenz zur internationalen Lyrik seit 1960.
Göttingen 2010. – „Es lassen sich
schlimmere hochschulpolitische Horror-szenarien denken als Editoren, die
philologischen Nachwuchs schulen.“ Roland Reuß: Edieren in
Deutschland: Ein Krisenbericht. FAZ 01.09.2010.
S. N5. – „Ihre Porträtfotografie besitzt eine klassische Anmutung,
die diesseits der fünfziger Jahre selten zu finden ist. Wie sind Sie die
Sitzungen angegangen?“ Ingeborg Harms im Gespräch mit June Newton. FAZ
04.09.2010. S. Z6. – „Das Ergebnis sei
‚nichts weniger als revolutionär’ heißt es in einer Ankündigung der
Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.“ Über das Buch Germania und die
Insel Thule. Der Spiegel 32/2010. 109. – „Mit Sergey
Brin beginnt nichts weniger als das Zeitalter der Google-Medizin.“
Süddeutsche Zeitung, Magazin 45 (12.11.2010), S. 13.
– „Baschir, der Bärtige, wirkte wie ein Erzähler, der
Kindern das Fürchten lehrt.“ Der Spiegel 33/2010, 31. –
„Gerade darum hielt der politisch konservative Schopenhauer Frauen für nichts
weniger verantwortlich als für den ‚Verderb der modernen Gesellschaft’.“
Angela Steidele: Aller Weiber Feind. SZ 19.08.2010,
S. 12. [glõssen 55]
–„Nicht unbedingt mit der Autopoesie zu verwechseln
ist die Autopoiese (griech.: autos = selbst;
poiein = machen). Diese wurde Anfang
der siebziger Jahre von Humberto Maturana erfunden und münzt Selbsterkenntnis
in Selbsterzeugung um, darin eine
einheitliche Beschreibung der Organisation des Lebendigen gegeben wäre. Während jene niemals erfunden wurde
und eine unterschiedliche
Beschreibung des Lebendigen privilegiert.
Doch gemeinsam – „konsensuell" würde Maturana sagen – ist ihnen, daß sowohl für Autopoesie als auch
für Autopoiese alle Beschreibung Selbstbeschreibung
ist. Beide müssen sich nicht mehr in
einem erdachten Anderen spiegeln, um
darüber den Anspruch auf ein Selbst zu erheben, wenn sie all ihre Artikulationen auf der Ebene der Sprache selbst
lokalisieren, in die sie sich einschreiben
und damit die Folie ihrer Artikulation ständig umschreiben.“ Eva Meyer:
Autobiographie der Schrift. Basel: Stroemfeld 1989. S. 16 f. – „Schon das Signifikantenmaterial
verweist darauf, daß Täter und Opfer
im Gegenstand T(äter)–Opf(er) ‚aufgehoben’
sind.“ Claudia Liebrand: Kafkas Kleist. Schweinsblasen,
zerbrochne Krüge und verschleppte Prozesse.
In: Claudia Liebrand, Franziska Schößler (Hrsg.);
Textverkehr. Franz Kafka und die
Tradition. Würzburg: Königshausen & Neumann 2004. S.
89 – „Der Rahmen meiner derzeitigen Forschung, ist dass Konzept des Witzes,
von dem her ich sprachliche Produktion denke; in der ingenium-Tradition wird die Spannung zwischen Verfahren
und hervorgebrachter ‚Erkenntnis’
gehalten, die sprachlichen Prozesse
sind nicht in deren (mehr oder weniger) sinnvollem Resultat eingeholt.“ Bettine Menke auf der Homepage des
Internationalen Kollegs für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM), Weimar. –http://www.ikkm-weimar.de/ „Das Leben der Frauen endeten [sic] im Holocaust. Kolmar wurde in Auschwitz ermordet, Weil hungerte sich zu Tode, Lasker-Schüler starb im israelischen
Exil.“ Deutschlandfunk: Ankündigung einer Sendung. – „Einige [Reporter] wurden
regelrecht mißhandelt.“ dpa 21.12.2010. – „Credo. Meisterwerke der Glaubenskunst“. Katalog zur Sonderausstellung Mettingen 2010. – „Fachwissenschaften müssen sach-, medien- und zielgruppengerecht kommuniziert werden und zwar
gegenüber der Bevölkerung,
Fachkollegen, potenziellen
Drittmittelgebern und anderen Zielgruppen.“
Deutscher Fachjournalistenverband,
Siegfried Quandt. 2011.
[glõssen 56]
– „Die Künstlichkeit der Mimesis […]
zwingt diePhänomene, sich zu zeigen: nach Maßgabe der
Größenordnung des Augenmerks, des eusýnopton. Zugleich
verbirgt sie aber deren eigenste, stumme und ungemessene Verborgenheit
eben durch ihren kanonisierenden, vermessen(d)en Anspruch an die Dinge:
durch den von ihr ausgeübten Thematisierungszwang.“ Hans Jürgen Scheuer:
Dekonstruktion der Mauerschau: Kafkas Der Fahrgast. In:
Hans Jürgen Scheuer u.a. (Hrsg.): Kafkas Betrachtung.
Lektüren. Frankfurt a. M.: Lang 2003. S. 125
– „Unsere Lektüre hat, indem sie das Lesen als ein
Spazieren(/Spatiieren)gehen im Text verräumlichte, gewissermaßen schon
statt/Statt gefunden […].“ Christina Salmen: Fortlaufend
Bedeutung. Kafkas kaleidoskopisches Spiel in Die Vorüberlaufenden.
In: Ebenda, S. 116 – „So ver-schreibt sich schließlich der
Text, der sich selbst erschrieben hat, im dritten (Ab)Satz wieder
– ‚froh, daß wir auch den zweiten [Absatz] nicht mehr sehn’.“
Ebenda, S. 121 – „An anderer Stelle im Trauerspiel [Penthesilea]
taucht noch einmal dieser atopische und anachronische Raum als konstitutives
Moment des Kleistschen Theaters (nicht)
auf.“ Marianne Schuller: Der Wahn und seine Beziehung zur
Metaphorizität. Ortrud Gutjahr u. a. (Hrsg.):
Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Band
27. Würzburg: Königshausen & Neumann 2008.
S. 128. – „There is thus a deep figurative affinity between the
shock quality of the story’s first sentence and the act of violence ostensibly
at the heart of the story.“ William Quirk:
The Text as Daemonic Theater: The Transformative Poetics of The
Marquise of O––“ In: The Germanic Review 88
(2010). S. 14. – „Mit Franz Kafka
als zentrales Thema wäre eine Arbeit wie die Vorliegende für die Forschung
nicht von Nöten und akademisch nicht relevant.“ Carsten Schmidt:
Kafkas fast unbekannter Freund. Das Leben und Werk von Felix Weltsch
(1884-1964). Ein Held des Geistes – Zionist, Journalist,
Philosoph. (Phil. Diss. Potsdam 2008.) Würzburg:
Königshausen & Neumann 2010. S. 10. – „Nach rund
zweijähriger Bauzeit wird die Kunsthalle Bremen am 20. August 2011 mit
einer Inszenierung eigener Meisterwerke wieder eröffnen.“ Arbeitskreis
selbständiger Kulturinstitute e. V. 1/2011. S. 12.
– „Künstler haben Männlichkeit zu allen Zeiten und in unterschiedlichster
Couleur in ihren Bildern inszeniert“. Versandbuchhandlung Frölich &
Kaufmann, Berlin, Katalog 2011. S. 64.
[glõssen 57]
– „Daß die
Wendung offenbares Geheimnis ein Oxymoron ist, hat schon Jochen Hörisch
bemerkt.“ Gabrielle Bersier, Goethes Rätselparodie der Romantik.
Eine neue Lesart der „Wahlverwandtschaften“. Tübingen, Niemeyer
1997. S. 93. – „Sie [die durch den Chor vorgestellte
Reflexion] ist der Bezug auf die Spaltung von Handlung und Reflexion,
auf die Rahmung, die allen sprechenden Auftritten angehört, damit
auf die konstitutive Entzweitheit der theatralen Rede-Szene.“ Bettine
Menke, Wozu Schiller den Chor gebraucht … In: (Dies. und
Christoph Menke (Hrsg.), Tragödie – Trauerspiel – Spektakel.
Theater der Zeit / Recherchen 38.
o. O. 2007. S. 84. – „Nicht ‚[d]ie Integrierung des Zuschauers in
das Spiel’ (Wild) wird der Chor, der ihn auf der Bühne vertritt,
leisten, sondern die ‚Repräsentation’ der der (dramatischen) Handlung
als theatrale angehörenden ‚Reflexion’, die diese selbst mit sich selbst
entzweit.“ Ebenda S. 87. – „Durch ihn [Michael Titzmann]
habe ich gelernt zu denken und diese Gedanken ausdrücken zu können.
Seine Genialität bedeutete für mich zugleich Inspiration und Transpiration.“
Marcus Pissarek, Das literarische Frühwerk Hermann Brochs.
München, Meidenbauer 2009. S. 7. – „Die Polyphonie
der Lesarten und ihre Ergebnisse erweitern und erfrischen die Sicht auf
vermeintlich Bekanntes, schon Ergründetes. Kleists Gesichter,
seine Sprache, seine Radikalliteratur werden enthüllt und neu in Szene
gesetzt.“ Branka Schaller-Fornoff und Roger Fornoff, Vorwort.
In: Dies. (Hrsg.), Kleist. Relektüren.
Dresden, Thelem 2011. S. 7. – „In [Balzacs] Sarrasine
werden kulturelle und gesellschaftliche Wahrheiten und Verbote erzählerisch
geformt.“ Karen Struve, Balzacs Sarrasine. Eine
diskurs-analyrische Lektüre des „…“. [sic] In: Elke Richter u.a. (Hrsg.),
Balzacs Sarrasine und die Literaturtheorie. Stuttgart,
Reclam 2011. S. 218. – „Der Dichter Heinrich von Kleist
als der ewig scheiternde, trotzdem nicht traurige Mensch. Mit
dieser Sichtweise überrascht der Journalist und Schriftsteller Adam Soboczynski
in ‚Kleist. Vom Glück des Untergangs’“. Deutschlandradio Kultur,
2011. – „Die Gattung als Verrechnungsgröße oder, Robert Musil und
Robert Walser auf der Suche nach der 0“. Elmar Locher, Vortrag an
der Universität Verona, Dezember 2011.
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