Institut für Humangenetik

Universität Göttingen

  letzte Änderung:

8.3.2000

 
       
       
   

Informationsblatt

 
    Molekulargenetische Diagnostik der cystischen Fibrose

Das Krankheitsbild:

Die Cystische Fibrose (CF) oder Mukoviszidose ist eine der häufigsten genetisch bedingten Stoffwechselerkrankungen. Die Inzidenz der Erkrankung in der Bevölkerung europäischer Herkunft beträgt 1:2500 Neugeborene.
Der Erkrankung liegt ein Funktionsverlust der Chloridkanäle exokriner Drüsen zugrunde, wodurch es zu einer gesteigerten Viskosität der Sekrete insbesondere in der Lunge, im Pankreas, im Darm und in der Leber kommt. Im Bereich des Bronchialsystems führt dies zu rezidivierenden Entzündungen und zur zunehmenden Lungeninsuffzienz. In 85% der Fälle tritt eine Pankreasinsuffizienz auf, die zu Verdauungsstörungen bzw. zu Gedeihstörungen führt. Bei 2-5% der Betroffenen kommt es zu einer biliären Leberzirrhose. In 15% der Fälle verursacht die CF bereits Symptome im Neugeborenenalter. Das Mekonium (Kindspech) wird nicht abgesetzt, was bei 5% der Kinder dann zum Darmverschluß führt. Männliche Betroffene sind in der Regel infertil, weibliche häufig.
Die congenitale bilaterale Aplasie der Vasa deferentia (CBAVD) ist eine milde Variante der Cystischen Fibrose (eine sog. monosymptomatische genitale Form) und findet sich bei 1-2% aller infertilen Männer.

Genetik:

Der Cystischen Fibrose (CF) liegt ein autosomal-rezessiver Erbgang zugrunde, d.h. daß beide Eltern eines Betroffenen in der Regel gesunde obligate Träger des veränderten Gens sind (heterozygote Genträger). Demnach beträgt das Wiederholungsrisiko für Geschwister eines Erkrankten 25%. Seit 1989 ist das für CF verantwortliche Gen bekannt. Dieses Gen, welches auf Chromosom 7q31.2 lokalisiert ist, kodiert für den sog. "Cystic Fibrosis Transmembrane Conduction Regulator" (CFTR). Es handelt sich hierbei um einen durch Phosphorylierung regulierten Chlorid-Ionenkanal der apicalen Membran von Epithelzellen. Bei 70% der Patienten kaukasischer Herkunft findet sich eine krankheitsverursachende Deletion von drei Basenpaaren im Exon 10, die zur Entfernung einer Aminosäure (Phenylalanin) an Position 508 im Protein führt und daher als Delta-F508-Mutation bezeichnet wird. Fünf weitere Mutationen finden sich bei 15% der Patienten. Mit der Analyse dieser 6 Mutationen können daher 85% der homo- oder heterozygoten Genträger identifiziert werden. In anderen Bevölkerungsgruppen (z.B. türkische Bevölkerung) ist der Anteil dieser Mutationen geringer.

Bei 75% aller CBAVD-Patienten (ohne Nierenbeteiligung) findet man Mutationen oder Variationen im CF-Gen auf beiden Allelen, bei 20% nur auf einem Allel. Dabei ist anzunehmen, daß die Kombination einer schwerwiegenden Mutation auf einem Allel mit einer weiteren Mutation, die nicht zum kompletten Funktionsverlust des anderen Allels führt, für den im Gegensatz zur CF milden Phänotyp verantwortlich ist. Auch bei Patienten mit congenitaler unilateraler Aplasie der Vasa deferentia (CUBAVD) wurden Mutationen im CF-Gen gefunden. Da betroffene Männer mit Kinderwunsch ein reproduktionsmedizinisches Verfahren (wie z.B. ICSI) in Betracht ziehen, sollte vor der Einleitung solcher Maßnahmen eine genetische Beratung der Paares mit Screening auf Mutationen im CF-Gen erfolgen.

Molekulargenetische Diagnostik

Routinemäßig bieten wir bei gesunden Ratsuchenden, die sich über ihr persönliches Risiko für die Geburt eines betroffenen Kindes informieren wollen, die Untersuchung auf die 6 häufigsten CF-Mutationen an. Gibt es dagegen bereits Hinweise auf eine CF in der Familie wird die Untersuchung um weitere 15 Mutationen erweitert. Zur Untersuchung benötigen wir 10 bis 20 ml EDTA-Venenblut.

Weitere Informationen erteilen:

Dr. med. (I) Franco Laccone: Tel. 0551-399019 E-mail: flaccon@gwdg.de

PD Dr. med. Barbara Zoll: Tel. 0551-399011 bzoll1@gwdg.de

Prof. Dr. med. Wolfgang Engel: Tel. 0551-397589 wengel@gwdg.de


Stand: 01.02.2000

 
       
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