Der
Proletarische Siebeck
Essen
als Klassenkampf
oder: Provencalisches Gemüsegratin
Ein
gutes Essen dient nicht allein der Sättigung. Der gute Koch ist ein
Künstler am Werke. Mit seinen Zutaten geht er nicht weniger gekonnt
um als ein Maler mit seiner Farbpalette. Befindet er sich in einer
gut ausgestatteten Küche, so findet er vollste Erfüllung.
Nicht weniger wichtig aber ist der gute Esser (und die Esserin,
selbstverständlich). Wir wollen uns hier nicht mit den typisch
deutschen Eßgewohnheiten beschäftigen, die oftmals alle Aspekte
außerhalb des Magenfüllens leugnen. Vielmehr kommt es uns auf die
richtige Haltung beim Mahle an, auf die Zelebrierung des Genusses.
Ein extravagantes Menü wird gewöhnlich bevorzugt von der
Bourgoisie. Genießen können Leute, die ihr angehören, aber
längst nicht mehr. Der selbstverständlich gewordene Genuß ist
flau und ohne Würze. Im ureigensten Sinne genießen und beim Essen
das Himmelreich spüren kann nur jemand, der sich sein Essen
einstmals erkämpfen mußte und diese Tatsache niemals mehr vergißt.
In jedem Bissen schmeckt er seine Freiheit, jeder Schluck Wein
erinnert ihn an das vergossene Blut seiner Klasse. Ist dem Reichen
ein edler, alter Barolo wie Wasser, so öffnet er dem einstmals
Armen den Blick ins Paradies. Und deswegen scheut sich der
proletarische Siebeck auch nicht, hin und wieder eine Wahl III-Marke
zu erstehen! Gutes Essen ist für ihn aktiver Klasssenkampf.
Provencalisches
Gemüsegratin
Heute
freut sich der Klassenguerilliero, denn es gibt ein Gratin aus dem
südlichen Frankreich, bei dem einem alle Düfte der
spätsommerlichen Provence auf der Zunge liegen (diesmal vom echten
Siebeck, ZEIT-Punkte 10/98). Wir belegen den eingeölten Boden einer
Gratinform mit den nicht übermäßig dünnen Scheiben dreier
Kartoffeln. Dann werden eine rote Paprika, eine Aubergine und zwei
kleine Zucchini mundgerecht kleingeschnitten und vermischt. Dazu
kommen noch vier fein geschnittene Schalotten sowie drei
Knoblauch-Zehen. Die Hälfte dieses Gemüses wird auf die Kartoffeln
gegeben und mit Salz, Pfeffer und Thymian (gerne reichlich)
gewürzt. Auch einige Tropfen (guten!) Olivenöls dürfen nicht
fehlen. Hierauf folgt der Rest, und es wird erneut gewürzt. Zu
guter Letzt legen wir drei in dickere Scheiben zerteilte Tomaten auf
das Gratin und würzen nochmals mit Salz, Thymian und Olivenöl. Das
Ganze kommt bei ca. 180 Grad eine Stunde lang in den Backofen. Dazu
paßt geröstetes Weißbrot und ein leichter, trockener Weißwein.
Die
Juso-Hochschulgruppe trifft sich jeden Donnerstag
um 20 Uhr
im Theologicum (Campus), Raum TO 7.
Interessierte
sind jederzeit herzlich willkommen!

Wenn ihr
Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr uns hier
mailen.
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