Der
Proletarische Siebeck
Artensterben
oder: Lamm mit Bohnen und Pilzen
Der
Herbst an und für sich ist in der allgemeinen Meinung eine traurige
Jahreszeit: Die Blätter sinken und der Himmel bewölkt sich - alles
vergeht und stirbt. Aufgrund klitzekleiner Klimaschwankungen ist das
zwar heute nicht mehr so, wie es seit der Väter Zeiten war, und
Göttingen sitzt Anfang September im Freibad. Das Vergehen hat sich
in diesen Tagen in seine Nischen zurückgezogen, um dort alleine zu
leiden. Wirklich herbstlich, düster wie ein Novembertag, trotzdem
hier ein Lamento über das unaufhaltsame Sterben der Apfelsorten: An
dieser Stelle werden Prämien ausgelobt für die Verwüstung von
Supermärkten, die nur Gala, Delicious und Granny Smith anbieten,
anstatt so wunderbare Apfelsorten wie die Champagnerrenette,
Berlepsch oder wenigstens einen Boskop zum Kochen zu vermarkten.
Früher gab es in Europa 1600 Apfelsorten und mit tatkräftiger
Hilfe der Nahrungsmittelindustrie wird es sicherlich gelingen, die
zehn geschmacklosesten Sorten am Leben zu erhalten. Wer die Wahl
hat, nimmt eben gerne die nichtssagende Mitte. Das scheint bei den
Äpfeln genauso zu sein wie in der großen Politik. Kleinere gelbe
und grüne Sorten sind nicht mehr gefragt, gesucht wird die
undefinierbare Mitte; allenfalls hier und da eine knallrote Frucht -
wegen der Optik (braunes Faulobst - ein weiteres Kapitel). Für die
bundesdeutschen Parteien sollte das Sterben der Apfelsorten ein
Menetekel sein. Aber wem klagt man dieses Herbstlied noch - den
Grünen? Das wäre, als wollte man die SPD an die Rede von der
Binnennachfrage erinnern: Lauter alte Mähren.
Kochen
statt Greinen
Statt
uns jetzt auch in unserem Kochtopf mit alten Mähren zu begnügen,
wenden wir uns lieber einem zarten Lamm zu. Dass dieses nicht aus
den oben verwünschten Supermärkten kommen sollte, wird an dieser
Stelle immer betont, aber auch ein weiteres Mal kann nicht schaden.
Einiges Lamm zum Kurzbraten lassen wir viele Stunden innige
Bekanntschaft mit Öl und Knoblauch schließen, evtl. auch mit
Pfefferkörnern oder sogar Wacholderbeeren (spielt doch selber
rum!).
Derweilen kochen wir herbstliche Pellkartoffeln, schnippeln die
letzten grünen Bohnen und roten Tomaten und putzen einige Pilze.
Und schon geht es ganz einfach: Fleisch in der Pfanne anbraten,
Temperatur senken und die Kartoffeln geviertelt mit in die Pfanne
und noch einmal Farbe annehmen lassen - im Ofen warmstellen. Die
Bohnen kochen (wie immer: grün und knackig sollen sie bleiben),
abgießen und -schrecken, die Pilze in Butter anschwitzen, mit sehr
wenig Gemüsebrühe ablöschen und dann die Bohnen und Tomaten in
dieser Mischung einfach warmschwenken, salzen und pfeffern und mit
Kräutern abschmecken.
Und danach einen Apfel, oder ein Kompott - eine Tarte! Wie immer
gibt es mehr Möglichkeiten, als uns die (Nahrungs-mittel)Industrie
glauben macht.
Die
Juso-Hochschulgruppe trifft sich jeden Donnerstag
um 20 Uhr
im Theologicum (Campus), Raum TO 7.
Interessierte
sind jederzeit herzlich willkommen!

Wenn ihr
Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr uns hier
mailen.
|