Der
Proletarische Siebeck
Seid
umschlungen, Millionen!
oder: Herbstgemüse zum Schwein
Da
sind sie einmal mehr, die Neuen an der Uni - hallo, ihr Erstsemester
aller Bundesländer. Jene, die dem Klischee nach schüchtern und
fragend durch Gänge und Mensen irren, in Wirklichkeit aber doch
wohl sehr genaue Vorstellungen von dem haben, was sie hier wollen
und dazu etwas unklarere, was sie hier eigentlich erwartet. Massen
von Menschen im lebensplanerischen Umbruch: Eine solche Gelegenheit
sollte sich kein Agitator entgehen lassen, um die eine oder andere
Weisheit an das junge Volk zu bringen.Weisheiten ergeben sich von
Zeit zu Zeit aus Erfahrung und diese sagt, daß schon in Kürze eine
Menge neuer Kunden in die fahrradtechnisch günstig zur Universität
gelegenen Supermärkte strömen wird, um dort den elterlichen Scheck
in Lebensmittel zu übersetzen.
Ausführliche Feldstudien lassen nun auf folgende, sich
herausbildende Gruppen schließen: Den harten Arbeiter, der am
Freitag um kurz vor Acht gehetzt Kaffe und Dosensuppen aus dem Markt
trägt, um das Wochenende zu überstehen; den Genußmenschen, der
mit Zigaretten, Sechserpack und TK-Pizza (Nahrungsergänzugsmittel:
Chips) aus den Läden verschwindet und schließlich den
Ernäherungsbewußten, der sich mit Quark, Bananen und Knäckebrot
körperlich fit und geistig aufnahmebereit halten will. Und trotz
aller Unterschiede fliegen die Antibiotika und Geschmacksverstärker
jeder Gruppe dabei um die Ohren, verbrochen von Firmen, die meinen,
daß fischige Fettsäuren in den Magerjoghurt statt in seine
angestammten Meeresbewohner gehören. Und manchmal eben auch in die
Dosen, die Pizza und sogar die Bananen.
Kastanien,
Gemüse und Obst
Dabei
hat Göttingen zweimal in der Woche einen sehr gut sortierten Markt,
auf dem man beispielsweise folgendes (ökologisch und schmackhaft)
erstehen kann: Ein Pfund Möhren, eine Fenchelknolle, noch nicht zu
reife Birnen und Eßkastanien. Letztere werden eingeritzt und im
Ofen solange gebacken, bis die Schale aufspringt und sich vom
Fleisch lösen läßt. Alle anderen Obst-Gemüse werden in
appetitliche Streifen zerlegt und in Olivenöl angedünstet, mit
sehr wenig Weißwein abgelöscht und dann mit Kümmel (besser:
Kreuzkümmel), Chili, Pfeffer und Salz gewürzt. Dazu paßt etwas
Süße, also Honig oder Ahornsirup; mitschmoren kann man auch
Wacholderbeeren, Lorbeerblätter und alle die Gewürze, die man
irgendwie herbstlich findet. Die aus der Schale gelösten Kastanien
werden glasiert, d.h. es wird etwas Zucker in einem Topf
geschmolzen, dieser mit Brühe abgelöscht und die Kastanien darin
gewendet; die Kastanien dann zu dem Gemüse geben und mitziehen
lassen, bis das Gemüse weich, aber noch nicht matschig ist.
Und dazu gehörtet was vom Schwein, ob jetzt als ganzer
Krustenbraten oder als Steak mit vielen Kräutern bleibt jedem
selbst überlassen. Aber schmecken tut es hervorragend-herbstlich,
die Nahrungsmittelindustrie beißt sich in den Hintern, daß wir das
alles ohne sie geschafft haben und Nahrung für Gesundheit und Hirn
ist es sowieso, findet
Die
Juso-Hochschulgruppe trifft sich jeden Donnerstag
um 20 Uhr
im Theologicum (Campus), Raum TO 7.
Interessierte
sind jederzeit herzlich willkommen!

Wenn ihr
Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr uns hier
mailen.
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