Der Proletarische Siebeck


Kohl kaufen!

oder: Hühnerleber auf Feldsalat

Wem, wenn nicht einer wie immer unpolitischen Kochkolumne mag man die Kalauer verzeihen, die jetzt noch einmal zu Ehren des umfänglichsten Kanzlers aller Zeiten (Ukaz) verfaßt werden. Aber Zurückhaltung üben, wenn es im Kanzleramt zuging wie auf einem älteren Wochenmarkt vor Erfindung des Überweisungsformulars? “Für zwanzig Tankstellen übergebe ich Ihnen einen Geldkoffer hinter dem Einkaufszentrum von Wanne-Eickel.” Jeder Flohmarkt scheint eine umfassendere Buchführung zu haben als die Beamtenschaft des Ukaz. Aber wir gönnen allen Beteiligten ihre kleinen Gewinnmitnahmen, mit denen sie eine Ahnung davon bekommen wollten, wie denn so ein mittleres Bankenspesenkonto aussieht.
Wäre nur nicht das zerbrochen, für das der Ukaz zeit seines Regierens stand: das tiefgehende Vertrauen in die bodenständige Kraft ländlicher Ernährung. Wer so aß, meinte man bisher, der konnte einfach nicht lügen, nicht fehltreten und schon gar kein unlauteres Geld annehmen. Eine Politik, wie Fleisch aus deutschen Landen. Jetzt stimmt nichts mehr. Wer dachte, nur der Luxus der verkünstelten internationalen Küche würde die Täuschung gebären, der irrte. Von heute an darf es nur noch den Magerquark außenministeriellen Zuschnitts geben, dazu Pellkartoffeln. Serviert in gläsernen Küchen, ohne Schmutz- und Fettspritzer, nahezu steril.
Viele kleine Schritte sind ein langer Marsch (Mao Tse Tung) und so bleibt uns nichts weiter übrig, als trotzdem weiter zu kochen. Um kleine Zeichen zu setzen gegen das grassierende Mißtrauen in das Essen, die Politik und das neue Jahrtausend.

Auf zum jüngsten Gericht

Und unser jüngstes Gericht (statt Weltuntergang) versucht erneut den bescheidenen Mittelweg zwischen Bodenständigkeit und kleiner Extravaganz. Wir dünsten in Olivenöl Hühnerleber sanft und behutsam an, geben gehackte Zwiebeln zu und löschen mit Rotwein und Balsamico ab (pfeffern, salzen). Daneben waschen wir Feldsalat (die Hälfte des Gewichts der Leber), wenig Rauke und eine möglichst reife Birne. Nach mehreren Waschgängen schichten wir dies auf einen Teller, übergießen mit einem Dressing aus Balsamico, Senf, Honig, Öl, Salz und Pfeffer und geben die Hühnerleber mit dem Bratfond in die Mitte. Als Einstieg in ein deftiges Mahl hervorragend, endlich kann man sogar den Rotwein schon zum Salat trinken und etwas Baguette dämpft den gierigsten Hunger.





Die Juso-Hochschulgruppe trifft sich jeden Donnerstag
um 20 Uhr im Theologicum (Campus), Raum TO 7.
Interessierte sind jederzeit herzlich willkommen!