Der Proletarische Siebeck


Es aß ein kleiner Mescalero

oder: Geschmortes Gemüse

Wenn Heinrich Heine meinte, Göttingen sei berühmt für seine Würste und Universität, lag dies vermutlich nur daran, daß er den Mescalero noch nicht kannte. In kommenden Jahren wird dieser Wiedergänger, der von Zeit zu Zeit durch den bundesdeutschen Blätterwald getrieben wird, mindestens zu höheren Stadtführerehren gelangen: Meine Damen und Herren, ich begrüße Sie in der südniedersächsischen Provinz und an der Universität Göttingen, der Stadt des Gänseliesels und des Mescalero. Folgen Sie mir vorbei am wunderbaren Bibliotheksbau aus den 90er Jahren hin zum ehemaligen Standort des gründerzeitlichen Backsteinbaus, wo in einer Nacht des Jahres 1977 der Artikel geschrieben wurde, der die Republik bewegte: Buback ­ ein Nachruf. Auch indiesem Jahr regiert übrigens im Göttinger AStA eine linke Koalition..." Linke Koalition, tatsächlich, es sitzt wieder eine linke Mehrheit in der Goßlerstraße 16a ­ mögen ihre Publikationen so oft zitiert werden wie der berühmte Mescalero, aber bitte doch häufiger gelesen. Denn was den Mescalero mit Schriften wie Bibel und Kapital zum Mythos macht, ist die Tatsache, dass sie fast nie gelesen wurden.

Wer nicht lesen will, muß essen

Immerhin hat sich der Nachwelt der Kampfname überliefert, der zu wilden kulinarischen Spekulationen Anlaß gibt. Denn was ißt ein zünftiger Stadtguerilla und Halbindianer, der noch schwankt ober harmloser Zeitzeuge oder Umweltminister werden will. Diese Kolumne ist davon überzeugt, dass es zur Belohnung für einen wirren, in Nachtarbeit verfaßten Artikel geschmortes Gemüse gab, fürsorglich in der WG-Küche angerichtet. Die Mitbewohner hatten gelbe und rote Paprika, Fenchel, Möhren, Staudensellerie, rote Zwiebeln und Knoblauch ingrobe Würfel zerlegt, dieses Gemüse in Olivenöl kräftig angebraten, um danach ein Zweiglein Rosmarin sowie Thymianzuzugeben ­ dazu noch Paprika und Kümmel. Kräftig mit grobem, schwarzem Pfeffer und Salz gewürzt wird mit Rotwein und Tomatensaft angegossen (oder mit zerkleinerten Dosentomaten samt Saft), dazu kommen winzigste Würfel, kaum noch als magerer Speck zu erkennen, um dann den Topf für achtzig Minuten in den Ofen zu schieben, wo er bei 180°C schmort, bis eine erheblich wohlschmeckende Soße entstanden ist. Dawar dann auch der Mescalero zufrieden, ruhte mit dem Haupt auf dem Küchentisch und träumte, träumte von einem linken AStA nach dem anderen. Wie





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