Der Proletarische Siebeck
Deine Stimme für mehr Wahl
oder: Österreichischer Kren
Aus welchem Grund heißt eigentlich das Wahlessen so, wie es eben heißt? Und was zeichnet ein Stammessen aus? Letzteres mag ja vielleicht bodenstämmiger sein, aber die Etymologie wirkt schon auf den ersten Blick als zu schlicht gestrickt. Und das Wahlessen erfreut sich einer großen Beliebtheit vermutlich auch außerhalb der Zeit, in der der gleichnamige Kampf an den Auf- und Eingängen der Uni tobt. Irgendwie wird es also mit "Auswahl" zusammenhängen, die man hat oder bekommt. Und an diesem Punkt fängt das Wundern an: Da existiert ein bemühtes Studentenwerk, das eine reichhaltige Auswahl an Gerichten anbietet, aber die Masse stürzt sich immer wieder auf eine nur allzugut bekannte stäbchenförmige Beilage. Genauso bieten die Wahlhefte der Uni eine bunte Auswahl politischer Gruppierungen an, aber nur ein Bruchteil der Studierenden wählt überhaupt. Die tumbe Masse trottet vorbei; in Richtung Pommesausgabe? Was ist deshalb dringender als die Aufforderung "Mehr wählen!"
Scharf wie eine Wahlrede
Es ist beim Essen fast wie im richtigen Leben, das Angebot ist unüberschaubar, aber ausgewählt werden immer wieder dieselben Dinge. Köstlichkeiten der verschiedensten Art werden einfach vergessen: Kürbis und Mangold, Pastinaken und Steckrüben gehören auf jede halbwegs anständige Artenschutzliste deutscher Wochenmärkte. Und ein weiteres Mitglied dieser immer größer werdenden Familie ist der Meerrettich, eine rustikale Bombe an Schärfe und Aromen, die ihr Dasein in häßlichen Gläsern fristet, zermust wie Kindernahrung, geschwefelt für ganze Drachenrotten. Dabei ist er so einfach wie wohlschmeckend zuzubereiten. Man rasple vom geschälten Strunk einen Suppenteller voll - wobei man seine Tränendrüse einmal richtig kräftig durchspült. Mit Zitrone verrühren, um die Braunfärbung zu verhindern. Im Backofen bereite man derweilen vier große Bratäpfel, löffele das weiße, weiche Fleisch heraus und vermenge es mit dem Meerrettich. Diese Mischung jetzt mit Salz, Pfeffer, Essig und Zucker würzen, evtl. dazu etwas Rinderbrühe (für den Geschmack) und Semmelbrösel (für die Konsistenz). Dazu ein butterweiches, gekochtes Stück vom Rind und selbst seiner apostolischen Majestät, Kaiser Franz Joseph, hätte der Kren die Sinne betört.
Und auch der Normalsterbliche läßt sich nach einigen Bissen davon überzeugen, daß es sich lohnt öfter zu wählen. Und was für so profane Dinge wie Wurzelgemüse gilt, umso mehr muß es doch für so zukunftsweisende Dinge wie Uniwahlen seine Richtigkeit haben. Also wählen gehen, bevor es andere tun!

Die
Juso-Hochschulgruppe trifft sich jeden Donnerstag
um 20 Uhr
im Theologicum (Campus), Raum TO 7.
Interessierte
sind jederzeit herzlich willkommen!

Wenn ihr
Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr uns hier
mailen.
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