29.10.96

> Editorial

> Hochschulpolitik ohne Inhalte

> Happy birthday! 75 Jahre Studentenwerk Göttingen

> Stichwort: European Council for Student Affairs

> Vom Kapital zum Buch: Die UB, ihre Bücher und ihre Kosten

> Wer hat nicht mehr alle Tassen im Schrank?

v Aus den programmatischen Thesen des Jusos-Kandidaten für das Hopo-Referat

10 Punkte zur Hochschulpolitik 1. Die Studienfinanzierung muß grundlegend umstrukturiert werden. An die Stelle des inzwischen zu Tode reformierten BAföG muß eine solidarisch finanzierte, familienunabhängige Förderung treten, die das schöne Wort von der "Öffnung der Hochschulen" endlich auch in die Tat umsetzt.

2. Frauenförderung muß ein integraler Bestandteil sinnvoller "Hochschulpolitik" werden, weil auch in diesem Feld Impulse aus der Hochschule in die Gesellschaft getragen werden müssen. Dazu aber muß man darüber diskutieren, warum die inzwischen etablierten Instrumentarien so wenig an der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen auch an der der Uni geändert haben. Nicht zuletzt muß die Frauenforschung intensiviert und stärker in die Öffentlichkeit getragen werden (...)

3. Allen Plänen zu einer weiteren Kommerzialisierung der Hochschulen ist entschieden entgegenzutreten. Statt sich nur kleinlaut gegen die Einführung von Studien-, Einschreib- oder Strafgebühren zu wehren, muß eine offensive Diskussion über den gesellschaftlichen Sinn und Zweck des Universitätsstudiums geführt werden. Deshalb muß auch das unsägliche Gerede von den angeblich milliardenverschlingenden "Langzeitstudenten" endlich aufhören.(...)

4. Ein AStA allein wird, wenn er sich denn zu Wort melden sollte, nicht in der ganzen Welt gehört. Göttingen muß endlich wieder in den überregionalen Zusammenschlüssen vertreten sein und auch dem ASten-Bundesverband fzs beitreten. Aber auch in andern Organisationen werden hochschulpolitische Diskussionen geführt: Die GEW versucht sich gerade in diesem Feld zu pofilieren, alle Parteien - nicht nur die CDU - veranstalten bildungspolitische Kongresse. Schließlich kann es auch nicht schaden, einmal mit der Uni-Leitung oder einfach der Landtagsabgeordneten zu sprechen. Nicht um einmal dabei gewesen zu sein, sondern um eigene Positionen zu vertreten. Die müßte man allerdings schon haben.

5. Die Rede von der Demokratisierung der Hochschulen ist zwar in mancher Munde schon etwas lau geworden, bleibt aber dennoch unverzichtbar. Der neue Hopo-Referent hat sich dafür einzusetzen, daß neue Konzepte bekannt gemacht und durchgesetzt werden. Im Klartext war z.B. noch nichts von dem Berliner Vorschlag zu lesen, wie man das fatale Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Drittelparität umgehen könnte: Wenn ein Teil der ProfessorInnengruppe auch von den Studierenden gewählt würde, könnte der Mehrheit der Uni-Angehörigen ein wenig mehr Mitsprache eingeräumt werden.

6. Gerade wenn mit der Einführung des Globalhaushalts die Eigenverantwortung der Unis erheblich gestärkt wird, muß die studentische Gremienarbeit auch auf Fachbereichsebene besser koordiniert werden. Dabei müssen unter den gegebenen Mehrheitsverhältnissen neue BündnispartnerInnen gesucht werden. (...)

7. Die Evaluation der Lehre findet z.Zt. weitgehend ohne Beteiligung der Studierenden statt. Ich bin mir nicht sicher, ob der AStA weiß, daß gerade drei Göttinger Fächer von Hannover unter die Lupe genommen werden. Über die Evaluationskriterien sollte man sich aber schon einmal streiten.

8. Die gegenwärtige Diskussion über die Hochschulfinanzierung hat die Bedeutung der Drittmittel für die Uni-Haushalte bisher völlig ausgeklammert. Kein Mensch regt sich darüber auf, daß nicht nur in den Naturwissenschaften keine Berufung durchgeht, ohne daß auf das "Einwerbevolumen" hingewiesen wird. Eine wesentliche Rolle spielt dabei der "Wissenschaftsrat", dessen durch keinerlei demokratische Legitimation befleckte Empfehlungen inzwischen auch die Struktur der Göttingrer Uni maßgeblich beeinflussen. Auch über den Einfluß der Wirtschaft sollte sich in diesem Zusammenhang einmal Gedanken machen.

9. Nur kurz zur Forschung. Es ist unverantwortlich, daß immer mehr öffentliche Gelder in irgendwelche Großforschungseinrichtungen fließen. Dort sind sie nicht nur für die Lehre verloren, sondern auch der Kontrolle durch die akademischen Gremien entzogen. Auch darüber, was an der Universität so geforscht wird, sollte sich der AStA tunlichst informieren. Der AStA kann zwar nicht allein die Diskussion über die Inhalte in Forschung und Lehre initiieren. Er kann und muß aber Anstöße dafür liefern, daß von Studierenden endlich wieder so etwas wie "Wissenschaftskritik" betrieben wird.

10. Die Uni muß endlich wieder politisiert werden. Wenn die Rechte jetzt erschrocken zusammenzuckt, sollte sie sich einmal klarmachen, was dieses Wort eigentlich bedeutet. Nicht platte Indokrination ist gemeint. Es geht vielmehr darum, sich den gesellschaftlichen Auftrag an die Hochschulen bewußt zu machen. Wären die Unis lediglich Ausbildungsstätten für karrierebewußte JuristInnen aus besseren Häusern, könnte man sich kaum guten Gewissens gegen die Einführung von Studiengebühren wehren. Es geht aber um mehr. (...)

> Unendliche Weiten: 10.000 DM vom AStA verschleudert

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