Management, Organisationsentwicklung und Qualitätssicherung
in Bildungseinrichtungen
Grundmodelle von Bildungssystemen
Nach Richter lassen sich drei Grundmodelle unterscheiden, denen Bildungssysteme
in verschiedenen Ländern entsprechen (RICHTER, 1995, S. 119ff):
-
Das administrative Modell, bei dem das Bildungssystem Teil der Bürokratie
ist, die es mit ihren Regelungen, Werten und Normen bestimmt und durchdringt;
-
das konstitutionelle Modell (Verfassungsmodell), das dem Bildungssystem
von der Verfassung her eine mindestens teilautonome Qualität und relative
Unabhängigkeit von der staatlichen Administration zugesteht und
-
das Vertragsmodell, bei dem weder die Verfassung noch der Staat
das Bildungssystem tragen, sondern Individuen und Gruppen auf lokaler Ebene,
wobei Verfassung und Staat allenfalls Rahmenbedingungen vorgeben.
Diese drei Grundmodelle lassen sich zunächst in Europa nachweisen,
treffen jedoch prinzipiell für alle modernen Bildungssysteme (und
damit weltweit) zu.
Zwei Varianten des Vertragsmodells
Richter unterscheidet ferner zwei Varianten des Vertragsmodells,
-
ein Marktmodell, bei dem private Anbieter privaten "Konsumenten"
Bildung als Dienstleistung mit freier Preisbildung anbieten und
-
ein korporatives Modell, bei dem öffentliche (öffentlich-rechtliche)
Vereinigungen von Bürgern in der Regel auf lokaler Basis Bildungsträger
sind (z.B. Vereine oder Religionsgemeinschaften.
Um Entscheidungen zugunsten eines der genannten Modelle treffen zu können,
ist es sinnvoll, einige Aspekte eines Zukunftsszenarios zu prüfen,
das sich aus Tendenzen der Gegenwart ableiten läßt.
Aspekte eines Zukunftsszenarios
Als wichtigste der in unserem Zusammenhang bedeutsamen Merkmale sind hier
zu nennen:
-
die Übergabe von Kompetenzen des Nationalstaats an supranationale
Organisationen,
-
die Zunahme der Abhängigkeit des Nationalstaats von globalen Kapitalinteressen,
-
die Zunahme der Finanzkrisen der Staatshaushalte,
-
die Zunahme der Komplexität und Unübersichtlichkeit globaler
Wissensvorräte,
-
die Zunahme gesellschaftlicher Binnendifferenzierung nach "kulturellen"
Eigenschaften gesellschaftlicher Gruppen ("Kulturalisierung der Sozialstruktur"),
-
die Zunahme von Ansprüchen auf Demokratisierung der Lebensverhältnisse
und auf Mitbestimmung über persönliche Lebensbedingungen,
-
die Zunahme der Entstehung von "Nicht-Regierungsorganisationen" (NGOs)
und damit verbunden die verstärkte Herausbildung "zivilgesellschaftlicher
Strukturen" sowie
-
die Zunahme globaler Verfügbarkeit über Wissen.
Vorteile des korporativen Modells
Wenn das hier skizzierte Zukunftsszenario wenigstens teilweise Wirklichkeit
wird, dann ist anzunehmen, daß sich im Bildungssystem das korporative
Modell durchsetzt, denn es hat in diesem Rahmen Vorteile sowohl gegenüber
dem administrativen und dem konstitutionellen Modell als auch gegenüber
privaten Strukturen:
-
Es entlastet den bereits derzeit in vieler - nicht nur finanzieller - Hinsicht
überforderten Staat.
-
Es verhindert die Abhängigkeit von einseitig ökonomisch bestimmten
Interessen.
-
Es sichert eine Verlagerung von Entscheidungen an die Basis ("lean school
administration")
-
Es fördert den Wettbewerb zwischen Bildungseinrichtungen, der wichtige
Motivationen für die Qualitätssicherung liefert.
-
Es stärkt institutionelle Autonomie und damit die Mitbestimmung der
Bürger über ihre unmittelbaren Lebensverhältnisse.
-
Es vermehrt die kulturelle Vielfalt der Bildungsangebote.
-
Und es erhöht die Chance, daß das Bildungssystem als gleichberechtigtes
und teilautonomes System mit den anderen Teilsystemen der Kultur (Politik,
Kunst, Wirtschaft, Technologie etc.) - sozusagen als eigenständige
Kraft - konstruktive Wechselbeziehungen aufnimmt, ohne in Abhängigkeit
von einem dieser anderen Teilsysteme zu geraten.
In unserem Zusammenhang verdient jedoch der Umstand besondere Erwähnung,
daß für die Verwirklichung des korporativen Modells ein bloßes
"Verwalten" von Bildungseinrichtungen nicht mehr ausreicht, sondern daß
es künftig um deren Gestaltung, Entwicklung und "Design" geht.
Dies stellt jedoch auch erhöhte Ansprüche an eine professionell
und effektiv betriebene Organisation.
Vom "Verwalter" zum "Manager"
"Verwalter" von Bildungseinrichtungen haben nach dem administrativen Modell
für die "ordnungsgemäße Durchführung" der durch staatliche
Vorgaben (z.B. der Personalauswahl, der Lehrplangestaltung, des Prüfungswesens
und des zeitlichen, räumlichen und finanziellen Rahmens)
zu sorgen. Sie haben somit kaum Einfluß auf die wesentlichen
Gestaltungselemente einer Bildungseinrichtung. Sie müssen andererseits
auch nur im Konsens mit ihren Vorgesetzten sein und sind von "policy making"
in komplexen sozialen Umgebungen weitgehend entlastet. Entsprechend erfolgt
ihre Rekrutierung zumeist nach Gesichtspunkten der Anciennität, der
Loyalität zu politischen und ideologischen Richtungen sowie nach bürokratischer
Kompetenz und bürokratischer Mentalität, mitunter auch nach persönlicher
Bekanntschaft und Zugehörigkeit zu "Zirkeln". Eine Professionalisierung
ihrer Tätigkeit - etwa durch spezielle Aus- oder Weiterbildungsbildungsgänge
- findet nicht oder nur in sehr geringem Umfang statt.
Bildungseinrichtungen, die nach dem korporativen Modell gestaltet sind,
verfügen über weitgehende Möglichkeiten der Gestaltung und
Entwicklung sowohl ihrer Binnenverhältnisse als auch ihrer Beziehungen
zu ihrem sozialen Umfeld, im besonderen zu ihren Klienten, Bewer- bern
und Sponsoren. Diesen erweiterten Möglichkeiten entspricht aber auch
ein erweiterter Bedarf an jener professionellen Kompetenz, die wir (nicht
immer zu Recht) den "Managern" von Wirtschaftsunternehmen zuschreiben.
Um nicht einem gegenwärtig weit verbreiteten "Manager-Mythos" zu verfallen,
ist es deshalb erforderlich, sich wenigstens knapp mit dem Begriff "Management"
auseinanderzusetzen.
Was ist "Management" ?
Im vorliegenden Zusammenhang wird "Management" zunächst als Handlungsmodus
bzw. Handlungsprinzip in Organisationen verstanden, der sich in wesentlichen
Punkten vom Handlungsmodus des "Verwaltens" unterscheidet, wie er gegenwärtig
das öffentliche Bildungswesen bestimmt (s.o.).
Jedoch im Unterschied zu einem verbreiteten engeren Begriff von Management,
der i.a. mit Begriffen wie "Führung", "Entscheidung", "Steuerung",
"Organisation" und "Leitung" verbunden wird, wird dieser Begriff hier im
weiteren, auch von der Etymologie her gestützten Verständnis
von "vernünftiger Haushaltsführung" verstanden. Diese schließt
praktische und kulturelle Vernunft ebenso ein wie wissenschaftlich-kritische
Vernunft. Sie ist also nicht auf ökonomische Vernunft beschränkt,
schon gar nicht auf jenes reduzierte Verständnis von ökonomischer
Vernunft, das sich an Werten kurzfristigen Gewinnstrebens orientiert.
Vernünftige Haushaltsführung einer Bildungseinrichtung ist
im besonderen darauf gerichtet, Lerntätigkeit und Lebensqualität
ihrer Mitglieder mit vorhandenen und zu beschaffenden Mitteln optimal zu
fördern, ein Gleichgewicht zwischen Anpassung an Außenanforderungen
und Weiterentwicklung eigener Identität zu erreichen und Sinnbezüge
angesichts von Globalisierung und Partikularisierung zu entdecken und zu
vermitteln.
Ebenen und Verantwortlichkeiten des Bildungsmanagements
In Bildungssystemen lassen sich mehrere Handlungsebenen unterscheiden:
-
die Systemebene (die sich auf alle Bildungseinrichtungen eines Landes
bezieht),
-
die institutionelle Ebene (der einzelnen Bildungseinrichtungen),
-
die curriculare Ebene (der von einer Einrichtung getragenen Bildungsprogramme),
-
die Ebene der einzelnen Bildungsveranstaltungen (Kurse, Seminare,
Projekte etc.) und
-
die "mikrodidaktische" Ebene (der Interaktionen und Lernsituationen).
Auf jeder dieser Ebenen sind Verantwortlichkeiten von Aufsichtsorganen
(Beiräten etc.), Kommissionen, Managern, Mitgliedern und Betroffenen
angesiedelt. Zur Kultur und Qualität einer Bildungseinrichtung gehört
im besonderen die vernünftige Arbeitsteilung und produktive Zusammenarbeit
der genannten Personen und Institutionen.
Bildungseinrichtungen als "lernende Organisationen"
Wenn im vorliegenden Zusammenhang von "Bildungseinrichtungen" die Rede
ist, so sind sowohl öffentliche und private Schulen aller Art (Grundschulen,
Berufsschulen, Hochschulen etc.) als auch andere Formen organisierten Lernens
(z.B. arbeitsplatz-integrierte Lernangebote, Netzwerke oder Telekommunikationssysteme)
gemeint.
Als "lernende" Organisationen sollten Bildungseinrichtungen aus zwei
Gründen gesehen werden,
-
zum einen, weil sie zu den spezifischen Lernorganen von Gesellschaften
und Kulturen gehören und damit für Prozesse des Wandels, der
Anpassung an neue Verhältnisse und der Sicherung von Identität
zuständig sind;
-
zum anderen, weil mit dem Begriff der "lernenden Organisation" die vor
allem in der Soziologie und den Wirtschaftswissenschaften entwickelten
Modelle von Organisationsentwicklung (OE) auch auf Bildungseinrichtungen
angewendet werden können.
Wenn Bildungseinrichtungen somit als dynamische Gebilde betrachtet werden,
läßt sich die Sicherung von Organisationsentwicklung als zentrale
Aufgabe des Bildungsmanagements bestimmen.
Bildungsmanagement als "Management by Information"
In einem Literaturbericht zum Thema "Organisationsentwicklung" bietet Nancy
M. Dixon (DIXON, 1997, S. 348ff) einen Ansatz, der im vorliegenden Zusammenhang
Interesse verdient. Die Autorin wählt nämlich zur zusammenfassenden
Darstellung ihrer Ergebnisse ein Modell, das Organisationsentwicklung als
Informationsverarbeitung darstellt und damit mit den aus der Lernpsychologie
und der Unterrichtswissenschaft bekannten Lernmodellen weitgehend übereinstimmt.
Dixon unterscheidet fünf Stufen des Informationsprozesses
-
Informations-Aneignung (information-acquisition),
-
Verteilung und Interpretation von Information (information distribution
and interpretation),
-
Zuschreibung von Sinn und Bedeutungs-Zuordnung (making meaning),
-
Speicherung (Dokumentation) und Bereitstellung der Information
(organization memory)
-
und Wiederauffinden der Information (information retrieval).
Für den vorliegenden Zusammenhang unseres Projekts soll dieses Modell
durch zwei Stufen erweitert werden, durch die vorausgehende Informations-Bedarfs-Analyse,
durch die Organisationen sich Klarheit darüber verschaffen, welche
Informationen sie benötigen. Und durch eine abschließende Stufe
von Controlling (Evaluierung) und Feedback, durch die Organisationen
sich Klarheit über die Wirkungen (und Nebenwirkungen) verschaffen,
die entstanden sind. Der Begriff "Wissen" soll an Stelle des Begriffs der
"Information" verwandt werden, weil er über den rein formalen Charakter
des Informationsbegriffs hinausreicht und Aspekte von Bedeutung und Sinnhaftigkeit
einbezieht. Diese Variante des Modell soll als Beitrag verstanden werden,
wie sich die im Rahmen unseres Projekts wichtigen Aufgaben eines Bildungsmanagements
darstellen, das sich als "management by information" begreift.
Vorrangiges Ziel eines Managements, das sich den im Modell genannten
Aufgaben widmet, ist die Qualitätssicherung der Bildungseinrichtung.
Verschiedene Konzepte der Qualitätssicherung
Für die Qualitätssicherung von Bildungseinrichtungen wurden bislang
im wesentlichen zwei Konzepte entwickelt,
-
das der Aufsicht, bei der "Inspektoren" die Einhaltung (vor allem staatlicher)
Vorgaben und Regeln überwachen, die in der Regel eine höhere
Stellung in der Hierarchie einnehmen und
-
das der (vergleichenden) Input-Output-Analyse, bei der (in der Regel externe)
Wissenschaftler mit Hilfe empirisch-wissenschaftliche Untersuchungen) die
Leistungen von Bildungseinrichtungen in Beziehung zu (personellen, finanziellen
etc.) Aufwendungen setzen.
Da das Konzept von Input-Output-Analysen in der internationalen Diskussion
(z.B. IEA-Studien, OECD) eine wesentliche Rolle spielt, sei es hier knapp
erläutert.
Input-Output-Analysen
Das Konzept der Input-Output-Analyse wurde vor allem in den zahlreichen
Veröffentlichungen der OECD im Rahmen des INES-Projekts entwickelt
und (auch in Ländervergleichen) erprobt. Hierbei wurden folgende Indikatoren
für die Beschreibung der Bildungssysteme einzelner Länder und
einzelner Bildungseinrichtungen verarbeitet:
-
Lehrer-Schüler-Zahlenverhältnis
-
Unterschiede bezüglich der Anzahl und Qualifizierung von Lehrpersonal
-
Prozentanteil der Arbeitskraft im Bildungsbereich
-
Zahl der Unterrichsstunden pro Schüler
-
Aktive Lernzeit
-
Themenerfassung
-
Leitung der Schule
-
Zusammenarbeit der Mitarbeiter
-
Differenziertes und integriertes Lernen
-
Leistungsorientierung unter den Schülern
-
Ebenen der Entscheidungsfindung (und Schulautonomie)
-
Verfahren der Entscheidungsfindung
(SCHEERENS, 1995, S. 20).
Der Vorteil dieses Ansatzes beruht vor allem
-
auf der genauen Spezifizierung aller als relevant erachteten Indikatoren
-
sowie auf der Erzeugung exakter numerischer und statistisch zu bearbeitender
Daten.
Als Nachteil dieses Konzepts wird der Umstand angesehen,
-
daß die Indikatoren "fremdbestimmt" sind und nicht aus dem pädagogischen
Selbstverständnis und aus der spezifischen "Kultur" der einzelnen
Bildungseinrichtungen abgeleitet sind,
-
daß es quantifizierbare Indikatoren gegenüber qualitativen bevorzugt,
-
daß es die Beziehungen zwischen Input und Output letztlich als "black
box" behandelt und wenig Informationen über Prozesse und Transaktionen
liefert und
-
daß sich in Ländervergleichen oft Bildungssysteme von (z.B.
asiatischen) Ländern als besonders effektiv erweisen, deren Bedingungen
(z.B. schlechte Bezahlung der Lehrer, Verzicht auf Differenzierung, Frontalunterricht)
in anderen Ländern keine Akzeptanz finden, so daß sich die Ergebnisse
nicht in generalisierbare Empfehlungen überführen lassen. (ROSS,
1997, S. 1ff).
Im Zusammenhang von internationalen Studien zur Verbesserung der Grunderziehung
wurde ebenfalls ein Indikatorensystem für die Messung der Qualität
von Bildungseinrichtungen entwickelt (WINDHAM, 1991, S. 3). Dieses gliedert
sich in sieben Gruppen, und zwar
-
Schülermerkmale
-
Merkmale von Lehrern und Verwaltungsangestellten
-
Curriculum und Unterrichtsmaterialien
-
Einrichtungen und Ausrüstung
-
Leistung der Schüler
-
Folgen der Bildungs- und Trainingsmaßnahmen
-
Kosten
Zugleich wird ein 3-Phasen-Modell vorgeschlagen, das nach Prioritäten
bzw. Sequenzen der Datenerhebung unterscheidet.
Eine bescheidenere Variante des Input-Output-Konzepts besteht in der
Herausarbeitung von ("mikrodidaktischen") Faktoren, die sich bei empirischen
Untersuchungen als positiv wirksam erwiesen haben. Diese gliedern sich
in vier Gruppen:
-
Gliederung des Unterrichtsstoffs (organizing content knowledge for student
learning),
-
Gestaltung der Lernumgebung (creating an environment for student learning),
-
Gestaltung der Lehr-Lernprozesse (teaching for student learning) und
-
Professionalität des Lehrens (teacher professionalism) (ETS,1993,
S. A-1).
Angesichts der Tatsache, daß die Entscheidung über Indikatoren
stets von sozio-kulturellen Grundoptionen ("Philosophien", "Paradigmen")
abhängig ist, sind auch pluralistische Überlegungen angebracht,
wie sie zum Beispiel von Scheerens referiert werden. Unter Bezugnahme auf
frühere Publikationen anderer Autoren unterscheidet Scheerens vier
Modelle der Interpretation bzw. Bestimmung von "Outputs" einer Bildungseinrichtung,
die auf unterschiedlichen "Paradigmen", "Philosophien" bzw. Grundpositionen
beruhen. Jede dieser vier Grundpositionen (Modelle) bevorzugt spezifische
Gesichtspunkte für die Bewertung der Qualität einer Bildungseinrichtung.
Zu jedem der vier Modelle gehören entsprechende Themenkomplexe,
für die ihrerseits spezifische Indikatoren gebildet werden müssen,
und zwar
-
Human Relations-Modell:
-
Respektvoller Umgang
-
Beteiligung an Entscheidungsprozessen
-
Berufliche Interaktionen
-
Leistungsrückmeldung
-
Gelegenheit zum Einsatz eigener Fähigkeiten
-
Ressourcen
-
Übereinstimmung von persönlichen Zielen und Organisationszielen
-
Modell interner Prozeßabläufe:
-
Planungsdokumente
-
Disziplinierungsregeln
-
Management-Informations-Systeme
-
Festlegung von Positionen
-
Kontinuität in der Zusammensetzung des Personals und der Führung
-
Einheitliche Curricula
-
Anwesenheitsquoten
-
ausgefallene Stunden
-
Offenes-System-Modell:
-
Unternehmertum
-
Kollegialität
-
Selbst-Evaluierungs- und Lernkapazitäten
-
Öffentliche Schulmarketing-Maßnahmen
-
Elternmitarbeit
-
Unterschiedliche Standpunkte
-
Berücksichtigung externer Veränderungen
-
Zahl der aufgenommenen Schüler
-
Ressourcen
-
Zielorientiertes Modell:
-
Leitung der Bildungsmaßnahmen
-
Erfolgsorientierung
-
Überwachung des Lernfortschritts
-
Aktive Lernzeit
-
Zu vermittelnde Inhalte (Lernchancen)
-
keine Notengebung
-
Team-Teaching
-
Individualisierung, Differenzierung
-
Kontinuierliche Lernzielverfolgung
-
Zeitaufwand für soziale, emotionale, kreative und moralische Entwicklung
-
"Lernen lernen"-Aktivitäten
-
Diagnostizierendes Prüfen
(SCHEERENS, 1995, S.23-25)
Lernpotential-Analysen
In jüngster Zeit wurde von verschiedenen Autoren ein drittes Konzept
der Qualitätssicherung für Bildungseinrichtungen entwickelt und
erprobt (ROLFF, 1996, S. 293ff und SZADAY, 1996), das der Lernpotential-Analyse.
Es beruht auf der Überlegung, daß Bildungseinrichtungen die
Kriterien selbst entwickeln und spezifizieren sollten, nach denen sie sich
ständiger und sorgfältiger Qualitätsanalyse unterziehen,
und zwar auf der Grundlage ihrer eigenen "Organisationskultur". Dabei können
auch Experten und Berater herangezogen werden, deren Tätigkeiten nach
Möglichkeit vertraglich geregelt sein sollten.
Das Konzept der Lernpotential-Analyse entspricht dem korporativen Modell
im Bildungssystem in besonderer Weise, da es jede Bildungseinrichtung an
Ihren eigenen Zielsetzungen mißt und flexible Entwicklungsstrategien
ermöglicht.
Das von mir entwickelte Lernpotential-Analyse-Inventar enthält
ca. 60 "Prüfpunkte", auf die sich eine der Qualitätssicherung
dienende Selbstevaluierung beziehen sollte. Diese gliedern sich in 8 Gruppen
und zwar:
-
Rahmenbedingungen der Analyse
-
Konzeptentwicklung
-
Organisationsentwicklung
-
Programmentwicklung
-
Veranstaltungsentwicklung
-
Interaktionen
-
Außenbeziehungen
-
Flankierende Maßnahmen
Für jeden der 60 Prüfpunkte gilt es festzustellen,
-
ob der betreffende Sachverhalt in der Einrichtung überhaupt wahrgenommen
wird,
-
ob und wie er dokumentiert ist,
-
ob und wie er umgesetzt wird,
-
ob und in welcher Weise Controlling und Evaluierung stattfinden und
-
ob und in welcher eine Weiterentwicklung & Verbesserung stattfindet.
Der Zusammenhang von Management, Organisationsentwicklung und Qualitätssicherung
in Bildungseinrichtungen
Diese drei in Bildungseinrichtungen zentralen Operationen lassen sich als
eine Art wechselseitiger "Dreiecksbeziehung" darstellen. Daraus ergeben
sich sechs Beziehungen, und zwar
-
Organisationsentwicklung ist eine Funktion des Managements
-
Die Spezifizierung der Management-Funktionen ist eine Funktion der Organisationsentwicklung,
-
Qualitätssicherung ist eine Funktion des Managements
-
Es gilt, die Qualität des Managements zu sichern
-
Qualitätssicherung ist eine Funktion der Organisationsentwicklung
-
Es gilt, die Qualität der Organisationsentwicklung zu sichern
Qualifizierung für Bildungsmanagement
Maßnahmen der Qualifizierung für Bildungsmanagement im Rahmen
korporativer Strukturen schließen Ausbildung und Weiterbildung ein.
Was die Ausbildung anbelangt, so wird sie auf Wissen mehrerer Disziplinen
zurückgreifen müssen. Neben Erziehungswissenschaften gehören
auf jeden Fall auch Betriebswirtschaft und Jura dazu. Ständige Weiterbildung
sollte eine Selbstverständlichkeit sein, mit interdisziplinär
gestalteten Projekten, Fallstudien und werkstattartigen Veranstaltungen
erfolgen und die Möglichkeiten internationaler Netzwerke nutzen.
Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit
Wie das OECD-Projekt und die wenigen Hinweise auf Untersuchungen von länderübergreifender
Bedeutung zeigen, ist internationale Zusammenarbeit und länderübergreifender
Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des Bildungsmanagements sowie der Organisation
und Qualitätssicherung von Bildungseinrichtungen dringend geboten.
Die im weiteren Verlauf von Globalisierungprozessen stattfindenden Veränderungen
der Bildungssysteme bieten die Chance wechselseitigen Lernens, so daß
Impulse für Gemeinsamkeiten und Vielfalt gleichermaßen entstehen.
Dies gilt insbesondere auch für Konzepte der Aus- und Weiterbildung
sowie der Professionalisierung dieser Tätigkeiten. Daß dabei
eine möglichst enge Beziehung von Wissenschaft und Praxis, von Hochschulen
und anderen Bildungseinrichtungen anzustreben ist, versteht sich von selbst.
Folgerungen für EDUHOT
Was ergibt sich von diesen Überlegungen her für das Projekt EDUHOT
? Zunächst soviel: Es muß sich im vorgegebenen Rahmen von 12
Semester-Wochenstunden (entsprechend etwa 300 Stunden aktiver Lernzeit)
bescheidene Ziele setzen. Im besonderen sollte es herausfinden,
-
wie den teilnehmenden Studenten erste professionelle Orientierungen und
Grundkompetenzen des Bildungsmanagements vermittelt werden können,
-
wie dies im Rahmen vorhandener erziehungswissenschaftlicher Studiengänge
geschehen kann,
-
wie dabei die Vielfalt didaktischer Möglichkeiten ausgeschöpft
werden kann,
-
welche Bedingungen und Chancen eine internationale und interkulturelle
Zusammenarbeit mit sich bringt und
-
welche nächsten Schritte sich anbieten.
LITERATUR:
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School Improvement and in Accountability. In: OECD (Hrsg.). Measuring the
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Dixon, Nancy M. (1997). Organizational Learning. A Rewiew of
the Literature with Implications for HRD Professionals. In: Russ-Eft, D.
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- Research and Implications. Thousand Oaks, London, New Delhi 1997: SAGE
Publ. S. 348-369.
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Praxis III: Classroom Performance Assessments - An Overview. Princeton.
S. A-1.
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M. u. a. (Hrsg.). Pluralism and Education. Current World Trends in Policy,
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S. 119-130.
Rollf, Hans-Günter (1996). Evaluation - ein Ansatz zur Qualitätsentwicklung
von Schulen? In: Landesinstitut für Schule und Weiterbildung (Hrsg.).
Evaluation und Schulentwicklung. Ansätze, Beispiele und Perspektiven
aus der Fortbildungsmaßnahme Schulentwicklung und Schulaufsicht.
Bönen: Kettler. S. 293-310.
Ross, Kenneth N. (1997). Ressearch and policy: a complex mix.
In: IIEP Newsletter, January-March 1997. S. 1-4.
Scherens, Jaap (1995). Internattionally Comparable Indicators
of Educational Programmes and Processes. In: OECD (Hrsg.). Measuring the
Quality of Schools. Paris: OECD.
Szaday, Christopher, Büeler, Xaver & Favre, Bernard
(1996). Schulqualitäts- und Schulentwicklung: Trends Synthese und
Zukunftsperspektiven. Bern, Aarau: Schweizerische Koordinationsstelle für
Bildungsforschung.
OECD (1996a). Bildung auf einen Blick. Analyse. Paris: OECD.
OECD (1996b). Bildung auf einen Blick. OECD-Indikatoren. Paris:
OECD.
Homepage
des Instituts für Interkulturelle Didaktik Göttingen, e-mail:
kflechs@gwdg.de