Lehrveranstaltungen im Rahmen des Zoologiestudiums

Michael Hörner, Institut für Zoologie, Anthropologie und Entwicklungsbiologie, Abteilung für Zellbiologie, Berliner Straße 28, D-37073 Göttingen
Telefon: +(49)551-395474; Telefax: +(49)551-399320; email: mhoerne@gwdg.de

Veranstaltungen im Wintersemester

Veranstaltungen im Sommersemester



Wintersemester:

Als Teil des Großpraktikums I (Zoologische apparative und präparative Übungen I für Fortgeschrittene) bieten die Mitarbeiter der Abteilung für Zellbiologie einen 4-Wochen-Block zur animalischen Physiologie an. In 8 ganztägigen Versuchen lernt jeder Student an teils klassischen, teils etwas spezielleren Präparaten Grundprinzipien der Funktion von Nervensystemen, Sinnesorganen und Muskeln kennen. Die Experimente werden von je zwei oder drei Studenten gemeinsam durchgeführt und in einem Protokoll dokumentiert. Die Versuchsthemen sind:
1) Arbeitsweise des isolierten Wadenmuskels des Frosches (Xenopus) M. Hörner
2) Arbeitsweise des isolierten Herzens des Frosches (Xenopus)
3) Reiz-Erregungsbeziehung eines Mechanorezeptors, des Flügelstreckrezeptors der Heuschrecke (Locusta)
4) Leistungen des menschlichen Seh- und Hörsystems, gemessen mit Methoden der Psychophysik
5) Empfindlichkeit des Insektenauges und die erste Weiterverarbeitung der Rezeptorsignale im Nervensystem, gemessen an der Fliege (Sarcophaga) mit dem Elektroretinogramm des Komplexauges
6) Bildung und Weiterleitung von Aktionspotentialen bei Rieseninterneuronen im Bauchmark des Regenwurms (Lumbricus)
7) Elektrorezeption und Elektrokommunikation bei schwachelektrischen Fischen (Gnathonemus, Eigenmannia) M. Hörner
8) Ablauf von Gewöhnungs- und Lernprozessen bei Einzellern (Spirostomum) und Menschen.

Zu dem Praktikum gehören begleitende Vorlesungen und Seminare während der Kurswochen sowie eine Abschlußklausur. Theorie und Praxis der Kursversuche sind in einem umfangreichen Praktikumsskript dargestellt, das zu Kursbeginn ausgegeben wird.
Vorausgesetzt wird der Kenntnisstand in Physiologie, wie er in den Vorlesungen des Grundstudiums vermittelt und zum Vordiplom bzw. der Zwischenprüfung erwartet wird. Da das Themengebiet und der Lernstoff sehr umfangreich sind, wird den Teilnehmern eine Aktualisierung Ihres Wissens zum Kursstoff VOR Beginn des Semesters dringend empfohlen.

Stichworte zur Vorbereitung:
- Entstehung von Membranpotentialen (Gleichgewichtspotentiale, Ruhepotential, graduierte Potentiale, Aktionspotentiale, Synapsenpotentiale), Potentialleitung
- Bau und Funktion von Rezeptorzellen und Sinnesorganen (speziell Lichtsinn bei Mensch und Fliege, mechanischer Sinn, Hören beim Menschen), Entero-/Exterorezeptoren, Kennlinien von Rezeptorzellen, Adaptation, Habituation
- Aufbau und Arbeitsweise von Skelettmuskel und Herzmuskel, motorische Endplatte, elektromechanische Kopplung, Kalzium-Abhängigkeit der Kontraktion, Aktomyosin-System, isotonische/isometrische Kontraktion, Kraftentwicklung, Tetanus, motorische Einheit, Muskelspindeln, Reflexbogen, Blutstrom im Herzen, myogene/neurogene Herzen, Regelung der Herzfrequenz/-leistung, Adrenalin-/Acetylcholin-Wirkung am Herzen
- Bau und Funktion von elektrischen Organen bei elektrischen Fischen, Perzeption von elektrischen Feldern
- allgemeine Grundlagen der Elektrik (Strom, Spannung, Widerstand, Kapazität, Ohmsches Gesetz, Gleich- und Wechselstrom, Verstärker, Oszilloskop)
- Erstellung und Interpretation von Histogrammen, Deutung von Kurven- und Geraden-Verläufen in doppelt-linearen, logarithmisch-linearen und doppelt-logarithmischen Koordinatensystemen, grundlegende Begriffe der Statistik (Mittelwert, Standardabweichung, Median, Normalverteilung, Nullhypothese, Signifikanz, parametrische und nicht-parametrische Testmethoden)
Empfohlene Lehrbücher:  allgemein: Eckert, Tierphysiologie; Penzlin, Lehrbuch der Tierphysiologie; z.T. benutzbar: Wehner/Gehring, Zoologie; Schmidt-Thews, Physiologie des Menschen; Reichert, Neurobiologie; Nicholls/Martin/Wallace, Vom Neuron zum Gehirn; Gewecke, Physiologie der Insekten.

Literaturseminar zu Themen der zellulären Neurobiologie (siehe auch unter Aktuelles) M. Hörner 

Praktikum für Fortgeschrittene Biologie, Teil Zoologie für Lehramtskandidaten  


Sommersemester:

Im Rahmen des Großpraktikums II (Zoologische apparative und präparative Übungen II für Fortgeschrittene) werden mehrere Kursblöcke von je 1 bis 3 Wochen Dauer angeboten. Sie sollen mit Methoden und Fragestellungen vertraut machen, die in gleicher oder ähnlicher Form in der Abteilung für Zellbiologie etabliert sind bzw. dort verfolgt werden. Studenten, die ihre Examensarbeit innerhalb der Abteilung für Zellbiologie anfertigen wollen, sollten unbedingt wenigstens einen Teil dieses Kursangebotes wahrnehmen.

M. Hörner / H. Gras: Elektrophysiologische Methoden in der zellulären Neurobiologie, 8 Teilnehmer, 2 Wochen (optional zusätzliche Woche); Verbindliche Vorbesprechung mit Literaturausgabe im Kleinen Hörsaal des Instituts für Zoologie. Der Schwerpunkt des Kurses liegt auf dem praktischen Erlernen verschiedener elektrophysiologischer Techniken (intra- und extrazelluläre Ableittechnik, klassische current-clamp-Methodik) und der quantitativen Analyse der an verschiedenen Präparaten gemessenen Daten. Dabei bearbeiten alle Teilnehmer jeweils eine Woche lang die nachstehend unter (a) und (b) beschriebenen Aufgaben. Nach diesen beiden Wochen können auf Wunsch jeweils bis zu 4 Personen in einer Anschlußwoche in einem dieser Gebiete vertiefend weiterarbeiten.

a) Bauchmarkneuronen des Blutegels und Neuronen in Zellkultur (M. Hörner)
Eine Grundlage für das Verständnis neuraler Ereignisse, die Verhalten steuern, ist die Kenntnis allgemeiner und spezieller Leistungen von Nervenzellen bei der Informationsverarbeitung und -übermittlung. Der Schwerpunkt des Kurses liegt neben der Vertiefung theoretischer Kenntnisse im Bereich der Neurophysiologie vor allem im Erlernen verschiedener elektrophysiologischer Arbeitstechniken. Ziel ist die selbständige Konzeption, Durchführung und Protokollierung einfacher Experimente zusammen mit der Erstellung geeigneter Meßaufbauten. Am Beispiel des Blutegels, Hirudo medicinalis, sollen grundlegende elektrophysiologische Eigenschaften einzelner identifizierbarer Nervenzellen in den Segmentalganglien des Bauchmarks untersucht werden. Das Bauchmark des Blutegels enthält nahezu identisch aufgebaute Ganglien mit wenigen Zellen, von denen einige wegen ihrer Größe und festgelegten Position leicht zu erkennen und intrazellulär abzuleiten sind. Das Studium der Eigenschaften einiger sensorischer Neuronen und ihrer Verbindungen erklärt manche Verhaltensleistungen. An den Hautsinnesnervenzellen (N-, P-, T-Zellen) sollen Ruhepotential, Aktionspotentiale und Synapsenpotentiale registriert und vermessen werden. Durch experimentelle Eingriffe (mechanische und elektrische Reize) werden Veränderungen der Antwortmuster ausgelöst. Abgeleitete Zellen werden durch iontophoretische Farbstoffmarkierung identifiziert und mikrophotographisch dokumentiert.
Für weitergehend Interessierte (maximal 4 Teilnehmer) besteht die Möglichkeit in einer Anschlußwoche eigene Experimente an diesem Präparat zu konzipieren und durchzuführen. Darüberhinaus sollen dann Methoden der Spannungsklemme an kultivierten Neuronen eingesetzt werden. Am Beispiel von Ganzzellmessungen sollen Eigenschaften spannungsabhängiger Membrankanäle charakterisiert werden.

Literaturseminar zu Themen der zellulären Neurobiologie (siehe auch unter Aktuelles) M. Hörner

Oköphysiologische Exkursion zur Meeresbiologischen Station Millport, Schottland (SS2002) M. Hörner

Exkursionen zur Biologie und Ökologie der heimischen Avifauna. M. Hörner

Grundpraktikum Biologie, Teil Zoologie für Lehramtskandidaten
 

b) Bewegungsdetektoren bei Wanderheuschrecken (DCMD) H. Gras
Optische Informationen werden von einer großen Zahl von Hirn-Interneuronen zu verschiedenen Regionen des Zentralnervensystems weitergegeben, so z.B. bei Insekten in die Thorakalganglien, in denen sich die Motoneuronen für die Bein- und Flügelmuskeln befinden. Zu diesen Interneuronen gehört bei Orthopteren auch das "Descending Contralateral Movement Detector"-Neuron (DCMD), ein plurisegmentales Interneuron, von dem wegen seines großen Axondurchmessers extrazellulär an den Konnektiven Aktionspotentiale abgeleitet werden können. An dieser (elektrophysiologisch wie morphologisch) identifizierbaren Nervenzelle werden eine Reihe von Interneuronen-Eigenschaften gezeigt, z.B. Variabilität des Antwortverhaltens bei gleichartigen Reizen, Spezialisierung auf bestimmte Eigenschaften sich bewegender Objekte, Habituation, Dishabituation.
In den Versuchen an Locusta migratoria wird die Wirkung folgender Reizparameter auf die Spike-Frequenz und Antwortlatenz des DCMD-Neurons getestet: Helligkeit, Reizdauer, Objektgröße, -kontrast, -bewegungsgeschwindigkeit, Wechselwirkungen zwischen den DCMDs beider Seiten. Wenn gleichzeitig die Aktivität der Lichtsinneszellen als Retinogramm abgeleitet wird, kann die Beziehung zwischen dem zeitlichen Erregungsmuster der Rezeptoren und den Spike-Antworten des nachgeschalteten Interneurons unter verschiedenen Reizbedingungen untersucht werden.
Wesentlicher Bestandteil des Kurses ist die selbständige Erarbeitung von Experimenten, Anwendung quantitativer Auswertungsmethoden und die zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse in einem Protokoll. Die Datenerfassung erfolgt unter Computer-Einsatz, wobei eine zusätzliche Kurswoche zur quantitativen Analyse und Datenpräsentation angehängt werden kann.


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