Spielanleitung zum Unternehmensplanspiel:
"Produktion und Artenschutz?"
Spielsituation
Sie verwalten über einen Zeitraum von 12 Jahren (= 12 Produktionsperioden) einen landwirtschaftlichen Betrieb auf einem Hochertragsstandort. Ihre Flächenausstattung beträgt 100 ha und Ihr Startkapital 100.000 €. Jedes Jahr entnehmen Sie zur Deckung Ihrer Lebenshaltungskosten 30.000 € von Ihrem Konto.
Zu Beginn jeder Periode müssen Sie Ihr Produktionsprogramm (Entscheidung 1) und die Höhe des Pflanzenschutzmitteleinsatzes (Entscheidung 2) beim Anbau verschiedener Feldfrüchte angeben. Abhängig von diesen Entscheidungen erzeugen Sie landwirtschaftliche Produkte und tragen in unterschiedlichem Maße zum Erhalt der lokalen Artenvielfalt bei. Durch den Verkauf Ihrer Erzeugnisse auf Produktmärkten können Sie Gewinne erwirtschaften. Darüber hinaus erhalten Sie für Ihren Beitrag zur Förderung der lokalen Artenvielfalt Umweltpunkte.
Bei erfolgreichem Abschluss des Planspieles können Sie 2 Prämien gewinnen. Werden Sie bei der Verlosung der Prämien ausgewählt, so bestimmen die im Spiel gesammelten Gewinne und Umweltpunkte die Höhe der Ausschüttungen. Anhand der Gewinne bemisst sich Ihre individuelle Geldprämie. Das Sammeln von Umweltpunkten kommt einer Umweltschutzorganisation oder einem Umweltschutzprojekt Ihrer Wahl zu Gute. Diese(s) erhält von uns abhängig von der Anzahl Ihrer gesammelten Umweltpunkte eine Geldspende.
Entscheidung 1: Produktionsprogramm
Zur Bewirtschaftung Ihrer Fläche stehen Ihnen 4 Produktionsverfahren zur Auswahl:
- Produktion von Mais
- Produktion von Weizen
- Produktion von Zuckerrüben
- Anlage einer Blühwiese zur Erhöhung der lokalen Artenvielfalt
Dabei sind folgende Vorgaben zu erfüllen:
- Alle Feldfrüchte (Mais, Weizen, Zuckerrübe) müssen mit einem Anteil von mindestens 5 % (5 ha) auf Ihrem Ackerland vertreten sein.
- Eine Feldfrucht darf nur maximal 70 % (70 ha) der Gesamtfläche belegen, die Zuckerrübe aufgrund Fruchtfolgeüberlegungen sogar nur 30 % (30 ha).
- Als Blühwiesen eignen sich max. 10 % (10 ha) Ihrer Fläche.
- Die gesamte Fläche muss mit den 4 genannten Produktionsverfahren bewirtschaftet werden. Eine Stilllegung von Flächen ist nicht möglich.
Entscheidung 2: Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
Neben der Festlegung Ihres Produktionsprogramms müssen Sie außerdem die Höhe Ihres Einsatzes an Pflanzenschutzmitteln (PSM-Einsatz) beim Anbau der drei verschiedenen Feldfrüchte bestimmen. Auf Blühwiesen werden keine PSM eingesetzt. Ihr PSM-Einsatz kann für verschiedene Feldfrüchte variieren und jährlich neu angepasst werden. Ihnen stehen die PSM-Intensitätsstufen hoch, moderat, gering und kein Einsatz zur Auswahl. Die Festlegung des PSM-Einsatzes beeinflusst sowohl Ihre Flächenerträge als auch die auf Ihren Feldern vorzufindende Artenvielfalt.
Auf den folgenden Seiten wird die Produktion von Mais beispielhaft dargestellt. Bitte treffen Sie aufgrund der präsentierten Informationen keine voreiliegen Schlüsse bei der Zusammenstellung Ihres Produktionsprogramms. Die entsprechenden Informationen für die Weizen- und Zuckerrübenproduktion erhalten Sie während des Planspiels.
Erträge und Kosten
Wie schon erwähnt, sind Ihre Erträge vom PSM-Einsatz abhängig. Außerdem variieren sie je Feldfrucht und bei verschiedenen Wetterlagen. In Tabelle 1 sehen Sie beispielhaft die Körnermaiserträge bei unterschiedlichem PSM-Einsatz und Wetter. Zu Beginn jeder Produktionsperiode ist das zukünftige Wetter unbekannt. Allerdings wissen Sie aus Erfahrung, dass in 5 Jahren ungefähr 3x normales Wetter, 1x schlechtes Wetter und 1x gutes Wetter vorkommt. Die in der Tabelle angegebenen Eintrittswahrscheinlichkeiten geben genau diese Situation wieder. So können Sie beispielsweise in 20 % aller Perioden mit gutem Wetter rechnen.
Tab. 1: Körnermaiserträge (t/ha) bei unterschiedlichen Wetterlagen und PSM-Einsatz
PSM- Einsatz |
Wetterlagen und ihre Eintrittswahrscheinlichkeiten |
gut 20% | normal 60% | schlecht 20% |
hoch | 13,1 t/ha | 11,4 t/ha | 10,3 t/ha |
moderat | 12,3 t/ha | 10,7 t/ha | 9,6 t/ha |
gering | 10,0 t/ha | 8,7 t/ha | 7,8 t/ha |
keiner | 6,4 t/ha | 5,6 t/ha | 5,0 t/ha |
Bei der Bewirtschaftung fallen in Ihrem Betrieb außerdem Kosten an. In Tabelle 2 sehen Sie beispielhaft die Kosten für den Anbau von Körnermais.
Tab. 2: Kosten des Körnermaisanbaus (€/ha) abhängig vom PSM-Einsatz
PSM- Einsatz | PSM | Lohn & Maschinen | sonst. Kosten |
hoch | 104 €/ha | 1031 €/ha | 399 €/ha |
moderat | 75 €/ha | 1025 €/ha |
gering | 58 €/ha | 880 €/ha |
keiner | 0 €/ha | 868 €/ha |
Preise
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210,00 €/t 50 % |
200,00 €/t |
190,00 €/t 50 % |
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Um Erlöse zu erzielen, verkaufen Sie jährlich Ihre Erzeugnisse. Zu Beginn des Spiels liegt der Preis für Körnermais und Winterweizen bei 200 €/t und der für Zuckerrüben bei 35,50 €/t. Jede Periode verändern sich die Preise der Feldfrüchte: sie fallen oder steigen! Für Körnermais und Winterweizen ändern sich die Preise pro Produktionsperiode um 10 €/t und für Zuckerrüben um 1,30 €/t. Die Wahrscheinlichkeiten eines Preisabfalls oder -anstiegs betragen jeweils 50%. Befinden Sie sich z. B. in Periode 1, so kann sich ausgehend von 200 €/t mit jeweils 50 %iger Wahrscheinlichkeit ein Körnermaispreis von 210 €/t oder 190 €/t ergeben. Im Planspiel werden Sie in jeder Periode über die mögliche Preisentwicklung in Kenntnis gesetzt. Der bekannte Preis der zurück liegenden Periode ist dunkelblau unterlegt. Hellblau markiert sind die Preise, die sich in der aktuellen Periode ergeben können und somit für den Verkauf Ihrer Produkte relevant sind.
Liquidität und Insolvenz
Während des Spieles kann es niemals passieren, dass Sie bei der Deckung der Kosten in Liquiditätsengpässe geraten, da Sie stets auf einen zinslosen Kredit bei Ihren Verwandten zurück greifen können. Diesen müssen Sie allerdings am Ende der jeweiligen Produktionsperiode zurück zahlen. Kredite werden im Spiel automatisch aufgenommen und zurück gezahlt. Ist Ihr Kontostand nach Abschluss der 12 Produktionsperioden negativ, so gehen Sie insolvent und werden bei der Auslosung der 2 Prämien nicht berücksichtigt!
Intensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen bieten häufig wenig Raum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Im Planspiel können Sie durch Ihre Entscheidungen dazu beitragen, dass die lokale Artenvielfalt erhalten bleibt. Sie können einerseits einen Teil Ihrer Fläche für Blühwiesen zur Verfügung stellen (max. 10 ha) und andererseits keine oder wenig Pflanzenschutzmittel bei der Produktion von Feldfrüchten einsetzen. Ihr konkreter Beitrag für die lokale Artenvielfalt wird im Planspiel in Umweltpunkten (UP) ausgedrückt. Legen Sie 1 ha Blühwiese an, so bringt Ihnen das 30 UP. Setzen Sie beim Anbau von Feldfrüchten wenig Pflanzenschutzmittel ein, erhalten Sie ebenfalls UP. Diese orientieren sich am PSM-Einsatz im jeweiligen Produktionsverfahren. In Tabelle 3 sehen Sie die Menge an UP, die Sie bei verschiedenem PSM-Einsatz im Produktionsverfahren "Körnermais" erhalten. Haben Sie in einer Produktionsperiode z. B. 40 ha Körnermais bei geringem PSM-Einsatz angebaut, so erhalten Sie dafür 40 ha * 5 UP/ha = 200 UP.
Tab. 3: Umweltpunkte im Körnermaisanbau bei verschiedenem PSM Einsatz
PSM- Einsatz | Umweltpunkte |
hoch | 0 UP/ha |
moderat | 1 UP/ha |
gering | 5 UP/ha |
keiner | 12 UP/ha |
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Tab. 4: Artenvielfalt bei unterschiedlichem jährlichen UP-Zuwachs
Umweltpunkte | Artenvielfalt |
unter 314 | sehr gering |
314 - 627 | gering |
628 - 941 | moderat |
942 - 1.255 | hoch |
1.256 und mehr | sehr hoch |
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In Tabelle 4 können Sie ermitteln, wie stark sich Ihre individuellen Bemühungen auf die lokale Artenvielfalt auswirken. Haben Sie in einem Jahr z. B. nur 200 UP "erzeugt", so ist die Artenvielfalt in diesem Jahr auf Ihren Flächen sehr gering.
Eine hohe Artenvielfalt bedeutet aber nicht automatisch, dass viele seltene Arten auf Ihrer Fläche existieren. Sie erhöht allerdings die Wahrscheinlichkeit des Vorkommens vieler seltener Arten. In Abbildung 1 ist ersichtlich, wie wahrscheinlich es bei verschiedenen Artenvielfalten ist, dass verschieden viele seltene krautige Pflanzenarten auf Ihrer Fläche gefunden werden.
Abb. 1: Wahrscheinlichkeiten des Vorkommens seltener krautiger Pflanzenarten bei verschiedener Artenvielfalt
Artenvielfalt |
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|
Sehr gering |
keine Art |
60 % |
1 Art |
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Gering |
keine Art |
60 % |
1 Art |
50 % |
2 Arten |
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Moderat |
keine Art |
60 % |
1 Art |
50 % |
2 Arten |
40 % |
3 Arten |
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Hoch |
keine Art |
60 % |
1 Art |
50 % |
2 Arten |
40 % |
3 Arten |
30 % |
4 Arten |
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Sehr hoch |
keine Art |
60 % |
1 Art |
50 % |
2 Arten |
40 % |
3 Arten |
30 % |
4 Arten |
20 % |
5 Arten |
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Gehen wir nun einmal davon aus, dass Sie in einer Periode 800 UP "erzeugt" haben, also eine moderate Artenvielfalt auf Ihrer Fläche gewährleistet wurde. In diesem Fall liegt die Wahrscheinlichkeit, dass auf Ihrem gesamten Land eine seltene krautige Pflanzenart existiert, bei 60 %. Wäre tatsächlich eine seltene Art auf Ihrer Fläche vorzufinden, so bestünde eine Chance von 50 % noch eine zweite Art zu finden. Gäbe es auch diese, so bestünde sogar die 40 %ige Wahrscheinlichkeit der Existenz einer 3. Art. Das Vorkommen weiterer seltener Arten wäre bei moderater Artenvielfalt ausgeschlossen.
Hätten Sie - wie im Beispiel von oben - 200 UP "erzeugt", wäre die Existenz von mehr als einer seltenen Art aufgrund der sehr geringen Artenvielfalt auf Ihrer Fläche ausgeschlossen. Eine seltene Art könnte mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 % aufgefunden werden.
Ist über 12 Perioden die auf Ihren Flächen vorhandene, über die Perioden gemittelte Artenvielfalt sehr gering, so besteht die Gefahr, dass der Großteil der bedeutenden Arten aus dem lokalen Landschaftsbild verschwindet.
Politische Rahmenbedingungen
Zu Beginn jeder Produktionsperiode erhalten Sie vom Staat Betriebsprämien von 300 €/ha, also 100 ha x 300 €/ha = 30.000 €/Jahr. Diese Zahlungen erhalten Sie unabhängig von der Wahl Ihres individuellen Produktionsprogramms.
Hinweis: Im Laufe des Spieles können sich die politischen Rahmenbedingungen verändern!
Konten
Zum Abschluss einer Produktionsperiode erhalten Sie einen Auszug Ihres aktuellen Kontostandes (€) und Umweltpunktekontostandes.
Prämien
Wie können Sie im Planspiel "Produktion und Artenschutz?" Prämien gewinnen? Nach Abschluss des Spieles werden die Email-Adressen aller Teilnehmer, die das Spiel erfolgreich beendet haben, in einer Kontaktliste aufgenommen. Daraufhin führen wir eine Zufallsziehung durch, in der 1 Teilnehmer ermittelt wird. Dieser erhält folgende Prämien:
- Gewinnprämie: Sie erhalten 750 €, wenn Sie am Ende des Spieles die maximalen Gewinne erzielt haben, die man unter den jeweils gegebenen Informationen erreichen kann. Sonst erhalten Sie den entsprechenden Anteil von 750 €. Möglicherweise werden Sie mit ungünstigen Preis- und Ertragsentwicklungen konfrontiert. Bitte machen Sie sich deshalb keine Sorgen! Auch in solchen Fällen können Sie 750 € gewinnen, solange Sie die geringstmöglichen Verluste machen und nicht insolvent gehen.
- Umweltprämie: Sie sorgen dafür, dass eine Umweltschutzorganisation oder ein Umweltschutzprojekt Ihrer Wahl (z. B. BUND, NABU usw.) eine Spende von uns erhält. Die Höhe der Spende beträgt maximal 750 € und ist abhängig von den Umweltpunkten, die Sie bis zum Ende des Spieles gesammelt haben. Jeder Umweltpunkt, den Sie generieren, ist genau 4 Cent wert. Haben Sie beispielsweise 5.000 UP gesammelt, so sorgen Sie für eine Spende von 5.000 UP x 0,04 €/UP = 200 €.
Und jetzt geht es los …
Beim Spielen haben Sie natürlich Zugriff auf alle nötigen Informationen zu Erträgen, Kosten, Preisentwicklungen und Umweltpunkten aller Bewirtschaftungsverfahren. Die Variante "Produktion von Körnermais" wurde in dieser Beschreibung nur zu Anschauungszwecken hervorgehoben.
Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass alle im Spiel verwendeten Annahmen und funktionalen Zusammenhänge keinen Anspruch auf Gültigkeit in der Realität erheben. Wir haben uns jedoch bemüht, das Planspiel so realitätsnah wie möglich zu gestalten.
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