◀  http://wwwuser.gwdg.de/~agruens/religion_und_corona/

Datei: Corona-Deutungen-im-Kontext-von-Rastafari.html
Datum: April 2021 – Update: 28.5.2020

Haile Seelassie

  „We no fear about no COVID-19“

    Corona-Deutungen im Mask Jah
    Kontext von Rastafari

       Andreas Grünschloß


Professur für Religionswissenschaft (GAU Göttingen)


Vorwort


1)  Einführung — zum Hintergrund von „Rastafari“

– Fünf formierende Faktoren ...

– Neologismen zur diskursiven Subversion Babylons

– Leitende Fragestellung und Hypothesen


2)  Corona-Thematisierungen und Deutungen in Rastafari-Kontexten       

2.1   Dermot Fagan und die „Haile Selassie-I School of Vision“

2.2   Weitere Stimmen zur Pandemie ...

– Ethische Mobilisierung und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen

– Vorbehalte gegen Impfungen – und ihre Deutungen

2.3   Zwischenresümee – Illusionäre Verschwörungsmythen oder
        ‚Supraversion’ der ‚Supra-alternen’ im babylonischen Junjo?


3)  Die COVID-19-Thematik im Spiegel rezenter Reggae-Musik

3.1   Vorbemerkung: „Fulfilled Rastafari“ bzw. „Christafari“ 

3.2   Plandemic inna Babylon – COVID-19 im Reggae-Kontext

3.3   Schlussbetrachtung und tabellarisches Fazit

–   Quellenverzeichnis (in Auswahl)

• Literaturhinweise – inkl. Internetquellen (kommentiert)

• Bildnachweise

• YouTube-Videos

• Reggae-Musik (Auswahl-Links)


–   Anhang: Drei exemplarische Songtexte (Lyrics) 



Vorwort 

Im Zusammenhang meiner Recherchen zu Religion(en) und Corona seit März 2020, in dessen Kontext auch ein entsprechendes Lehrforschungsprojekt im WS 2020/21 angesiedelt war, stieß ich u.a. auch auf COVID-19-Deutungsansätze im Kontext der neureligiösen Bewegung „Rastafari“. Die Rastafari-Bewegung hatte mich schon seit längerer Zeit beschäftigt – im Lehrveranstaltungen und Vorträgen –, so dass sich hier die naheliegende Gelegenheit bot, Corona-Thematisierungen in diesem Milieu etwas eingehender zu untersuchen. Die Rastafari-Bewegung war ursprünglich – in Reaktion auf die Krönung von Ras („Fürst“) Tafari Makonnen zum äthiopischen Kaiser „Haile Selassie I.“ (1930) – in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in Jamaika entstanden. In dieser fluiden und ausgesprochen heterogenen Bewegung wird „His Imperial Majesty (H.I.M.)“ Haile Selassie klassischerweise als messianische Verkörperung Gottes verehrt. Seinen Abbildungen kommt daher eine geradezu ikonische Bedeutung bei Rastafarier(inne)n (bzw. „Rastas“) zu; vgl. das obige Begleitbild [1] zur Überschrift und die nachstehende Bob Marley-Abbildung. Rastafari ist heutzutage als religiöse Bewegung weltweit verbreitet – und hinschtlich seiner spirituellen Grundlagen u.a. auch durch die internationale Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte der „Reggae“-Musik allmählich etwas breiter bekannter geworden, die ja vielfach von der Rastafari-Spiritualität mitgeprägt wurde (vgl. hier die formative Vorreiter-Rolle Bob Marleys): Selbst ‚säkular’ orientierte Reggae-Konzerte beginnen daher meist mit einer rituellen Invokation Haile Selassies und seiner Epitheta (vgl. exemplarisch das folgende Bob Marley-Tonbeispiel).    


Bob Marley and HIM
       

Tonbeispiel Bob Marley:
Anrufung Haile Selassies
(Album: „Babylon by Bus“)


„Greetings in the
name of His Majesty,
Emperor-I Selassie-I,
JAH, Rastafar-I, everlivin‘,
everfearful, eversure,
Selassie-I the First,
Yeah – Rastafar-I,
everlivin’ ...“




Bild 1: Bob Marley & H.I.M. (www.thenaturalmystic.com)

       


Kaum bekannt ist dagegen, dass neben den vielen und sehr unterschiedlich akzentuierten Fraktionen einzelner Rasta-Gruppierungen und Individuen (mit heutzutage ganz verschieden ausgeprägten Bezugnahmen auf H.I.M.) auch dezidiert christliche Varianten entstanden sind, die sich als „Fulfilled Rastafari“ oder „Christafari“ bezeichnen und H.I.M. meist ‚nur’ als formativen „Propheten“ für Jesus Christus ansehen und manche Rastafari-Elemente als alternativen Habitus und Lebensstil beibehalten (z.B. bzgl. Sprache, Ernährungsregeln und Selbstbewusstsein), sich in religiös-spiritueller Hinsicht aber darüber hinaus ‚christlich’ orientieren (vgl. Abs. 3.1). Das Zitat, das in der Überschrift als Motto dient, stammt z.B. aus dem Refrain des Christafari-Songs „Pandemic (Quarantine Anthem)“. – Im Folgenden werden exemplarische Perspektiven auf die Corona-Pandemie gesichtet, die in Rastafari-Kontexten entstanden sind und sich z.T. auch in manchen rezenten Reggae-Liedern wiederspiegeln. – Einschränkung: Naturgemäß konnten dabei nur solche Äußerungen ausgewertet werden, die über Internet-Veröffentlichungen, Reggae-Songs oder YouTube-Videos greifbar waren; detailliertere empirische Informationen, etwa direkt in Jamaika, wären nur durch Feldforschungen zu gewinnen. Die nachstehende Einführung wird zunächst die Grundlagen der Rastafari-Glaubenswelt in kondensierter Form vorstellen, da diese nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt werden können und ich weerde dabei auch naheligende religionsästhetische Dimensionen von Rastafari für meine Darsteliung nutzen.

Anmerkung. – Ich habe die Internetverweise im Haupttext so gestaltet, dass beim Anklicken eines Links im Browserfenster automatisch ein neuer Tab geöffnet wird, um beim Lesefluss auf dieser doch etwas umfangreicheren und Ressourcen-intensiven Seite nicht mühsam hin- und herklicken zu müssen. Internet-Links in der Quellensektion am Ende des Haupttextes wurden dagegen wieder traditionell gestaltet, so dass man als Benutzer*in jeweils (durch zus. Drücken der je nach System zuständigen Funktionstaste) selbst entscheiden kann, ob man die Seite verlassen oder lieber einen neuen Tab öffnen möchte ...

Danksagung. – Alexander Diescher danke ich für wichtige Hinweise auf „Fulfilled Rastafari“ bzw. „Christafari“-Kontexte und die Übersendung der beiden „Fulfilled Rastafari“-PDFs in der Link-Sektion, ebenso Heinz-Jürgen Loth für seine konstruktiven Kommentare, sowie Immanuel Flechtner und Tom Grünschloß für Hilfen bei der auditiven Rekonstruktion des Liedtextes von „World Scam“ (s.u.), die sich wegen des jamaikanischen „Patois“ nicht immer ganz einfach gestaltete. ;-)



1) Einführung — zum Hintergrund von „Rastafari“

Leonard-Howell-Boys

Unabhängig voneinander drückten in den Dreißiger Jahren mehrere Prediger – allen voran Leonard P. Howell (1898–1981, vgl. Bild 4 rechts) – in Jamaika die (u.a. mit einer angeblichen Prophezeiung Marcus Garveys verbundene) millenaristisch-messianische Vorstellung aus, dass mit der erfolgten Kaiserkrönung Selassies, deren pompöse Inszenierung durch die Weltpresse gegangen war, ein heilsgeschichtliches Ereignis eingetreten sei, in dessen Gefolge Gott selbst als „Schwarzer Messias“ eine „Rückführung“ (repatriation) der Nachkommen der einst ins karibische „Babylon“ verschleppten afrikanischen Sklaven bewerkstelligen werde. Der Thronname Haile Selassie („Macht der Dreifaltigkeit“) sowie die in der äthiopischen Thronlegende (König Salomo und Königin von Saba als Ur-Eltern) gründende, explizite Anlehnung an (christologische) messianische Hoheitstitel aus der Johannes-Apokalypse leisteten diesen Interpretationen jamaikanischer Prediger zusätzlich Vorschub: Diese Attribute  „König der Könige [Herr aller Herren]“ (Apk 19,16), und [erobernder] „Löwe [aus dem Stamm] Judas“ (Apk 5,5) in der kompletten biblischen Diktion sind Standard-Epitheta bei der Anrufung Haile Selassies in allen Rastafari-Kontexten.

   Analog zu den Kompensations- und Umsturzhoffnungen der pazifischen „Cargo-Kulte“ signalisierte dieser innovative afro-karibische Millenarismus zunächst v.a. eine heilsgeschichtliche Umkehr und Auflösung der bestehenden „babylonischen“ Verhältnisse – und bewirkte faktisch auch eine enorme Neukonstruktion und ‚Aufladung’ des Selbstbewusstseins der afrokaribischen AnhängerInnen dieses Glaubens, die sich von nun an nie mehr als underdogs eines (post)kolonialen „Systems“ (Babylon) begreifen wollten, sondern sich dezidiert als „Schwarze Israeliten“ verstanden, die selbst in direkter unmittelbarer spiritueller Kommunikation (durch inborn conception) mit ihrem göttlichen Messias H.I.M. stehen. Der erste Rasta-Song, der diese Befindlichkeit ausdrückte und (damals meist noch ganz unerkannt) um die Welt transportierte, war das Rocksteady-Lied „By the Rivers of Babylon“ von den Melodians (1970), das schließlich in der Version der Gruppe Boney M. 1978 ein bekannter Welthit wurde (vgl. den Link zu meinem FAZ-Interview hierzu).



Fünf formierende Faktoren ...

Für die spirituelle Ausgestaltung des Rastafari-Universums stehen mehrere Faktoren Pate: (1) die Wirkungsgeschichte christlicher Mission, v.a. in der Gestalt US-amerikanischer „Black Baptists“, die neben grundlegenden christlich-biblischen Vorstellungen bereits eine eigene Theologie der Negritude nach Jamaika importiert hatten, sowie (2) Ideale eines „Black Judaism“ (vgl. erschöpfend dazu James E. Landing), in dessen Kontext die Rastafarier – ebenso wie die sog. „Back Hebrews“ bzw. „African Hebrew Israelites of Jerusalem“ und ähnliche Gemeinschaften – religionsgeschichtlich anzusiedeln sind. Dabei handelt es sich um (afro-amerikanische) protestantische Glaubenskontexte, in denen ein ‚jüdisches’ reclaiming – gewissermaßen eine beanspruchte jüdische soul identity, in Analogie zur sog. „soul citizenship“ der „African Hebrew Israelites“ in Israel (vgl. F. Markowitz, S. Helman, D. Shir-Vertesh) – zu einer neuen, alternativen Identität führte. Dies vollzog sich ganz analog zur formativen Phase der „Black Muslims“ in den USA, die zu Beginn auch mehr Familienähnlichkeiten mit der protestantischen Herkunft als mit ‚realen’ muslimischen Glaubensinhalten aufwiesen. Dieser Konnex zu Black Hebrew-Traditionen ist z.B. an einem charakteristischen Merkmal zu erkennen: der Vorstellung vom „ewigen Leben“ (oder zumindest extrem verlängerten Leben) auf der Basis praktizierter Güte und „Gerechtigkeit“ – ganz wörtlich nach dem Paulus-Wort „Tod ist der Sünde Sold, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben“ (Rö 6,23). Dieses Zitat führte bei Rastafari schon früh zu der Auffassung, dass nur sündhafte Menschen sterben würden (analoge Vorstellungen finden sich auch bei den „African Hebrew Israelites“ um Ben Ammi); im weiteren Verlauf wurde diese radikale Vorstellung des Nicht-Sterbens (life everlivin’) bei Rastafari mit gewissen Reinkarnationsgedanken verknüpft (s.u.).

    Für die stolze, unabhängige Selbstkonzeption der RastafarierInnen steht zudem (3) die in Jamaika geradezu einzigartig erfolgreiche Widerstandgeschichte der sog. „Maroons“ (von negro cimarron, „entlaufener Neger“[Sklave]) Pate, denen es in ihrem mit Guerilla-Taktiken geführten Kampf gegen die britische Kolonialmacht gelungen war, für ihre in den unzugänglichen Bergregionen Jamaikas gelegenen Maroon-Siedlungen sogar Unabhängigkeits-Verträge bzw. Stadt-Rechte abzutrotzen (zum Teil bis heute; vgl. v.a. die nach wie vor ‚exterritoriale’ Maroon-Siedlung Accompong). Viele Rastafarier folgen daher auch bis in die Gegenwart dem alten Ideal der Maroons, sich in die Hänge der Berge zurückzuziehen, sich ein einfaches selbstgezimmertes shelter zu bauen und in dem fruchtbaren Dschungel-Gebiet eine alternative und weitestgehend system-unabhängige Lebensweise durch Wildbeute- und Subsistenzwirtschaft zu praktizieren – was in dem enorm fruchtbar-warmen Milieu Jamaikas auch nur wenige Probleme bereitet.
   Analog zu den philologisch identifizierbaren Afrikanismen im jamaikanischen „Patois“ (patwah) üben auch (4) in spiritueller Hinsicht ‚afrikanische’ Elemente eine subkutane Formierung auf die Rastafari-Spiritualität aus, besonders gut erkennbar im Gebrauch bestimmter Trommeln für zeremenonielle Treffen, aber auch im Zusammenhang mancher Reinkarnationsvorstellungen oder (vermutlich) der „Dreadlocks“ (Löwenmähne). Allerdings wurden die Dreadlocks – wie auch der Ganja-Konsum – sekundär mit biblischen Vorstellungen legitimiert (v.a. durch die Naziräer-Gebote, vgl. Num 6,1ff).
   Die nachstehenden Abbildungen 5–7 dienen als illustrative Verdeutlichung der oft anzutreffenden Aussteiger- bzw. Randsiedler-Lebensweise vieler RastafarierInnen.




Selah Plantage Hoehle


Typische ‚Randsiedler’-Existenz eines jamaikanischen Rastafariers, der mich 2012 freundlicherweise an seiner „Inspiration“ teilhaben ließ. Das nötige Geld für Kleidung, Handy etc. wird durch den Verkauf von Früchten und Gemüse (teils Wildbeute aus dem nahen Wald, teils eigener Anbau auf dem Hügel links) an einem Straßenkiosk [Bild 5] finanziert: Je nach Pflanze seien bis zu sechs (!) Ernten pro Jahr möglich. Die Höhle links neben dem Ganja-rauchenden Gesprächspartner wird als Schlafquartier genutzt [Bild 6] – die konsumierte sakramentale ‚Pflanze’ stammt aus seinem eigenen kontrollierten Anbau ‚um die Ecke’. – Wie unten gut erkennbar, dient ihm „Selah“, der bei Rastas beliebte Wortlaut des aus den biblischen Psalmen bekannten Tonzeichens „Sela“, als Ortsbezeichnung und Name für sein selbstgezimmertes Kiosk an der Straße zwischen Petersfield und Savanna-la-Mar [Bild 7] .


Selah Kiosk





Darüber hinaus sind, was in der älteren Forschungsliteratur meist noch nicht thematisiert wurde (vgl. jetzt allerdings Hélène Lee, The First Rasta, Kap. 11: „The Hindu Legacy“), auch (5) indische Vorstellungen und rituelle Performanzen in frühe Rasta-Milieus diffundiert, was sich durch die unmittelbare Nachbarschaft formativer Rasta-Slums und Slums indischer Arbeiter in Kingston historisch erklären lässt: Hierzu gehören u.a. die rituellen Gesänge (Nyabinghi oder Nyabhingi), die auf entsprechende Vorbilder religiöser pujas zurückgeführt werden könnten (ebenso wie die Gruppen-reasonings und groun[d]ations auf Varianten des shastrartha-Debattierens), sowie der rituelle (extensive) Marihuana-Genuss (Ganja) und nicht zuletzt die Gottesprädikation „Jah“, die ursprünglich vermutlich weniger auf biblische, sondern eher auf indische Vorbilder („Jay“) zurückzuführen wäre (mit sekundärer Verstärkung durch biblische Analogien); aber auch die sog. Dreadlocks und manche Reinkarnationsvorstellungen könnten hierdurch mit-formiert worden sein. – Paradigmatisch zeigt sich dieser indische Konnex auch in den erkennbar indischen Epitheta, die der o.a. formative Rasta-Prediger und Begründer der Rasta-Kommune „Pinnacle“, Leonard Howell, für sich benutzte: „Gong Guru Ma[ha]raj“ oder „Gangunguru Maragh“ – bzw. schlicht „G.G. Maragh“, womit er auch als ausdrücklicher Autor der berühmten Ur-Publikation des Rasta-Glaubens, The Promised Key (ca. 1935), firmierte. Sein Spitzname „The Gong“ stand auch Pate für Bob Marleys Reggae-Tonstudio „Tuff Gong“ (Tough Gong).

Vgl. neben Hélène Lee v.a. H.-J. Loth, Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität [...] (Diss, 2009), v.a. S.258ff,
zur 'Indian Connection' und Ganja: https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00019804/Loth/Dissertation.pdf

... sowie den knappen Artikel v. Prathit Misra: https://jamaica-gleaner.com/article/focus/20210326/prathit-misra-rastafari-indian-connection (26.3.2021)


I-and-I

Nicht zuletzt ist es aber v.a. die anthropologische Vorstellung der Persönlichkeit, die geradezu in direkter Analogie zur indischen Atman-Brahman-Vorstellung konzipiert scheint, wenn die Persönlichkeit als doppelt konstituiert aufgefasst wird: als individuelles „Ich“ und göttliches ‚Selbst-in-mir’. Rastafarier sprechen daher von sich selbst dezidiert stets als „I-and-I“ (I-n-I, I&I; also „Ich-und-Ich“), womit die doppelte Identität als empirisches Subjekt und göttliches Subjekt ausgedrückt wird, wie es das Schwarzweiß-Bild von Tennyson Smith plakativ ausdrückt (Haile Selassie als spirituelles Co-Subjekt der Person, hier gleichsam in der Art einer Kuckucksuhr; Bild 8). In einer Rastafari-Publikation von Ras-J-Tesfa wird diese Vorstellung wie folgt erläutert:

»I myself and you in your way, together we are but fragments of the One. [...] The many are but fractions of H.I.M,, this One, the Whole of Creation. [...] Us being fractions of Creation’s Whole, within the tranquility of ourselves lies that Self most reasonable than all, such then is I-man’s JAH-SELF. 

I JAH-SELF is that inner-most part of I-man’s mind, which is responsible for the tolerance and overstanding I display in my interaction with the rest of humanity, reaching out and attracting your God-self, which brings about our peaceful co-existence. [...] I JAH-SELF is that Teacher who teaches me to fully overstand myself and I-man’s purpose on earth.«

    – Quelle: Ras-J-Tesfa, The Living Testament. [o.O.] 1980, 45 (Bild 8: Illustration von Tennyson Smith. ebd.)



G.G.Maragh

    

Promised Key

(Bild 9) Cover-Logo von Dub-Iration Sound System
zum Thema Howell / The Promised Key

 

(Bild 10) Titelbild einer Neuauflage
von "The Promised Key" (2003)


Die folgenden Abildungen dienen zur suggestiven Illustration der oben besprochenen Indian Connection, und zwar (a) bezogen auf die Rastafari-Debattenkultur, den „reasonings“ (bei rituellen Treffen, sog. „groun[d]ations“). – Des weiteren (b) bieten der bei Rastafari charakteristische Marihuana-Genuss und die Dreadlocks eine augenfällige Kombination, die sich in diesem spezifischen Erscheinungsbild auch bei indischen Sadhus in einer ganz erstaunlichen Analogie findet; vom Phänotypus her sind sie jedenfalls kaum zu unterscheiden (vgl. zum Hintergrund v.a. den hierauf fokussierten Dokumentarfilm „Dreadlocks Story“ von Linda Ainouche, 2014; siehe die Infos zu Film 4 im Verzeichnis am Ende).


Shastrartha

   

Bild 11 (links) – Indische Darstellung einer
religiösen Disputation im Shastrartha-Stil


Bild 12 (darunter) – Spirituelle Debatte
(Reasoning) in einem Rastafari-Camp




Bild 13 (unten links) – Indischer Sadhu mit
Ganja und 'Dreadlocks'


Bild 14 (unten rechts) – Dreadlocks-Rasta
mit Ganja

Rasta Camp Reasoning
Baba Ganja

Rasta Ganja


Neologismen zur diskursiven Subversion Babylons

Aus diesen grundlegenden Rastafari-Orientierungen folgen noch weitere sprachliche Neologismen, die dem jamaikanischen Patois im Rasta-Kontext ein zusätzliches Gepräge verleihen. Da sich Rastafarier nie mehr als (koloniale) „Objekte“ begreifen möchten, sprechen sie in Bezug auf sich selbst nicht nur im erwähnten spirituellen Plural: „I-and-I“, sondern benutzen auch dezidiert möglichst nie die Objekt-Partikel „me“ („mich“ als Objekt), sondern stets nur „I“ als Subjekt (z.B. „you come to I“). Analog werden viele ‚negativ’ anmutende  Ausdrucksweisen vermieden: Statt „understand“ wird gerne der Neologismus „overstand“ benutzt, weil das alte Wort perspektivisch zur Erniedrigung des Sprechers führen würde (usw.). (Ähnliches fällt auch bei den „Black Hebrews“ in Israel auf, die sich z.B. dafür einsetzen, dass das „Tote Meer“, Dead Sea, wegen seiner heilenden Funktionen in Life Sea umbenannt werden möge). Analog zum programmatischen I-and-I sind lange vor der Erfindung von „I-Pad“ und „I-Phone“ weitere solche ‚Ver-Ich-ungen’ in diesem Sprachstil des „I-arischen“ (I-aric in Analogie zu Amharic) zu beobachten: „I-rie“ („Ich-ig“) bedeutet etwas extrem Gutes (gleichsam ein adjektivisches summum bonum), „I-tal“ ersetzt „vital“ (wichtig für die Ernährung: sie soll i-tal sein, pur und rein, was eine salz- und fleischlose Obst- und Gemüse-Diät meint; sog. „agridishes“). Selbst „Rastafari“ wird markant zu „Rastafar-I“ um-akzentuiert, „Creation“ wird ferner zu „I-ration“, ... und bei den unten angeführten Reggae-Songs taucht z.B. eine spezielle Corona-„I-dition“ – statt Edition – auf (usw.).

    Sprachspiele dieser Art begegnen vielfach in Rastafari-Kontexten: Jamaica wird zu „Jah make yah“, das University College in Kingston, kurz „U.C.“, wird zu „you blind“, Carribean zu „carried us beyond“ [our borders] – eine Sklaverei-Reminiszenz bezüglich des Schiffs „S.S.Jesus“ aus Lübeck, die der „Freibeuter“ John Hawkins für die königlich-englisch beauftragte Deportation afrikanischer Sklaven nutzte. Dieser Umstand, der sich fest in das kulturelle Gedächtnis der Rastafarier eingebrannt hat, hat auch zu der immer wieder vernehmbaren Distanz gegenüber dem sog. weißen, kolonialen „Jeesus“ (mit lang gedehnter erster Silbe) massiv beigetragen; demgegenüber kann mitunter eine ‚positive’ Aussprache „Jessus“ (Wortspiel: „Just-us“) einen ‚wahren’ Jesus bezeichnen.


▶ Hier zeigt sich ganz deutlich: Insgesamt ist für Rastafari-Perspektiven offenbar eine grundlegende strukturelle Distanzierung und diskursive Subversion von „Babylon“ in all seinen Ausprägungen leitend. – Dies gilt auch in performativ-ritueller Hinsicht: Mithilfe von Nyabinghi-Songs soll beispielsweise Babylon durch „Word–Sound–Power“ effektiv rituell „niedergesungen“ werden (vgl. in dieser Hinsicht das Bob Marley-Lied: „Chant down Babylon“) und eine innere Distanzierungen vom ‚System’ der üblichen Welt eingeübt und ausgedrückt werden (die ebenfalls millenaristisch inspirierten Zeug*innen Jehovas können hier ganz analog vom falschen „System der Dinge“ sprechen). – Um sich dieses, durch die Kraft gemeinsamen Trommelns und Singens induzierte „Niedersingen Babylons“ konkreter vorstellen zu können, sind nachstehend ein paar kurze Audio-Clips als Beispiele für diese rituellen Nyabinghi-Songs aufgelistet, die eine ganz bestimmte Trommel-Rhythmik im Zusammenspiel von drei wichtigen Trommeln für den Zeremonialgesang erkennen lassen (Bass, Funde[h] und Repeater):



Diese Musikbeispiele führen recht gut vor Augen, welche hypnotische Wirkung Trommeln und Gesang – inklusive der Unterstützung durch extensiven Ganja-Genuss – bei solchen rituellen Treffen entfalten können und wie die innere Distanz zu Babylon dadurch kollektiv sedimentiert werden soll. Übrigens war Bob Marleys frühestes Lied mit einer expliziten Rastafari-Botschaft, aus der Zeit seiner Zusammenarbeit mit dem formativen Rastafari-Protagonisten Mortimo Planno, eine Adaptation des älteren R&B-Lieds „Crying in the Chapel“ (ca. zeitgleich in einer Cover-Version von Elvis Presley berühmt geworden): Bob Marley transformierte das Lied in einen typischen Niyabinghi-Song und nahm es in dieser Form mit einem neuem Liedtext unter dem Titel „Selassie is the Chapel“ zusammen mit der o.a. Trommel-Combo Ras Michael and the Sons of Negus sowie den Wailers 1968 auf – zwei Jahre nach dem Staatsbesuch Heile Selassies in Jamaika. Das Lied bringt noch einmal sehr gut die grundlegende Invokation Haile Selassies als Repräsentation der höchsten Gottheit zum Ausdruck (vgl. https://www.youtube.com/watch?v=0LRlmCko58o).


Selassie Is the Chapel (Bob Marley & The Wailers)


Haile Selassie is the Chapel
Power of the Trinity (Trinity, Trinity is He)
Build your mind on this direction
Serve the living God and live (Living God and Live)
Take your troubles to Selassie
He is the only King of Kings (King of kings, King of kings is he)
Conquering Lion of Judah
Triumphantly we all must sing (All must sing, all must sing)
I search and I search on book of Man
In the Revelation, look what I find
Haile Selassie is the Chapel
And the world should know (All should know, all should know)
That man is the Angel
Our God, the King of Kings

     
 

 


Damit bin ich mit den einführenden Hinweisen zum religiösen Hintergrund von Rastafari am Ende. Vgl. für weitere Hintergrundinformationen zu Rastafari die ► Quellen-Sektion am Ende des Artikels, mit einer kommentierten Literaturauswahl und meinem knappen Lehrveranstaltungs-Handout mit Textbeispielen zum Rasta-Glauben und spirituellen Reggae-Liedtexten.



Leitende Fragestellung und Hypothesen


Welche Haltungen zur Corona-Pandemie wären dann in diesen von einem grundlegenden Misstrauen gegenüber allen „Babylon“-Instanzen geprägten Kontexten zu erwarten? – Diese Fragestellung ist für den folgenden Abschnitt (2) leitend. Eine denkbare Option (a) wäre, dass die medialen Pandemie-Meldungen (wie schon 1975 die Babylon-Lüge über Selassies ‚angeblichen’ Tod) ähnlich wie bei Corona-Skeptikern und „Querdenkern“ in Deutschland womöglich schlicht als „Lügen“ abgetan würden – bzw. als Babylon-messages bagatellisiert würden, über deren Glaubwürdigkeit man ja schon längst Bescheid weiß.  Damit könnte sich eventuell auch (b) ein Verschwörungs-Narrativ verbinden, die dem notorischen „downpressor“ Babylon wieder einmal Rassismus und knechtende Machenschaften, womöglich im Stil einer globalen Unterdrückung unterstellt, die nun mit der angeblichen Pandemie kaschiert werden sollen. Sofern (c) eine reale Corona-Gefahr dennoch akzeptiert würde, könnte man, zumindest in sehr gläubigen Rasta-Kontexten, v.a. mit spirituellen Gegenstrategien rechnen: Stärkung allein durch gläubiges Vertrauen auf Jah, durch rituelles Singen, sowie eine nachhaltige ‚Reinigung’ von I-n-I (etc.) als primäre antivirale Handlungsoptionen. Ferner stellt sich dann die Frage, ob die Pandemie in das millenaristische Weltbild und den darin vorgestellten ‚Endzeitfahrplan’ eingeordnet wird: naheliegenderweise (d) als ein „Zeichen“ der bevorstehenden Endzeit, analog zu christlich-millenaristischen Gruppierungen (Zeugen Jehovas, Answers in Genesis u.a.). ... Diesen Fragehorizont gilt es im Folgenden zu sichten: Wie schon eingangs betont, können dabei nur solche Meinungen betrachtet und analysiert werden, die in öffentlichen Selbstbekundungen bzw. Internet-basierten Medien greifbar sind. — 

   In einem weiteren Schritt wird danach in Abschnitt (3) zu prüfen sein, ob derartige – bzw. welche dieser – Deutungszuschreibungen auch im Kontext der Reggae-Musik wieder auftauchen.




2) Corona-Thematisierungen und Deutungen in Rastafari-Kontexten

2.1   Dermot Fagan und die „Haile Selassie-I School of Vision“


Dermot Fagan 2017

Bei der gegenwärtigen (d.h. Mai 2021) www-Suche nach „Rastafari“ und „Corona“ bzw. „COVID-19“ stößt man relativ schnell auf eine Sendung der Public Broadcasting Company Jamaica (PBC Jamaica) vom April 2020, die als zweiteiliger YouTube-Beitrag mit dem Titel „Rasta Camp Speaks about COVID-19“ abrufbar ist und auf einen dieser Lebenskontexte fokussiert, die oben angesprochen wurden: Rastafarier, die sich abseits der Stadt, in diesem Fall in der Saint Andrew-Region der „Blue Mountains“ (im Westen von Jamaica), eine alternative Existenzgrundlage „off the grid“ gesucht haben – und von da aus auch auf die aktuelle Pandemie blicken. Das spirituell ausgerichtete „Rasta Camp“ der „Haile Selassie-I School of Vision“ steht seit rund 24 Jahren unter der Leitung des in Jamaika relativ bekannten Rasta-Führers und „Propheten“ seiner Gruppierung, Dermot Fagan (heute 67 Jahre alt; vgl. Bild 15). Die etwa 100 Mitglieder folgten Fagans Aufforderung zu einem radikalen „disconnect with modern society“: Sie bauen ihre eigenen Nahrungsressourcen an und wollen ihre Spiritualität, bezogen auf H.I.M., vertiefen, insgesamt aber vor allem für die kommenden apokalyptischen „hard days ahead“ gewappnet sein. – Fagan drückt in dem TV-Beitrag seine feste Überzeugung aus, dass es sich bei der Corona-Pandemie um das typische „Zeichen des Tiers“ aus der Johannes-Apokalypse handle und dass es angesichts dieser „Plage“ ganz deutlich sei, dass „diese Zeit nun zu einem Ende gelangt“. Es handle sich um einen „ausgeklügelten Plan der Illuminaten, die ganze Weltbevölkerung zu dezimieren“. Satan agiere nämlich immer gemäß der Trias „Steal, Kill and Destroy“ – und bei COVID-19 gehe es nun eindeutig um die „Dezimierung der Menschheit“, da die globalen Nahrungsressourcen ab 2030 ohnehin nicht mehr für alle ausreichen würden. Momentan handle es sich aber v.a. um einen ersten „Test“: „ein ausgesprochen cleverer Plan, um zu beobachten, wie die Weltbevölkerung reagieren wird“.


Bezüglich seines Rasta-Camps meint er: „Wir sind hier, um den Willen des Allmächtigen zu erfüllen“. „Ohne jeglichen Zweifel ist dies [COVID-19] nun eine der Plagen“ der endzeitlichen Apokalypse, und die Corona-bedingten Unterbrechungen von Versorgungslinien zeige, wie überlebenswichtig es ist, eine eigene, unabhängig funktionierende Subsistenzwirtschaft zu betreiben. Dennoch sei ihre Gemeinschaft in ihrer spirituellen Bemühung nicht nur auf sich selbst und die eigene „unmittelbare Versorgung und Sicherheit“ bezogen („we are not anti-society!“), sondern auf Hilfe für alle ausgerichtet – man bete z.B. für die politische Führung wie für die Opposition, für alle Menschen, und man faste, um den allmächtigen Gott gnädig zu stimmen. Es liegt an uns, den Teufel zu bekämpfen. – (vgl. Video 1: https://www.youtube.com/watch?v=Ss4eS7dS4Uw)





Wenn die geplanten diabolischen „Mikrochips“ aber erst einmal in uns verpflanzt sind, so Fagan im zweiten Teil der PBC-Dokumentation, werden wir eine apokalyptische „Drangsal“ (tribulation) zu gewärtigen haben, die die momentane Krise bei weitem übersteigen wird – denn dann wird in der Welt gar nichts mehr funktionieren. Wir warten daher auf die „Ankunft von Halie Selassie“ – und nur „deshalb haben wir diesen Berg in Besitz genommen“ (mit dem Wortspiel: occupation for occupation => „Inbesitznahme“ für die „Beschäftigung“ im alternativen Nahrungsanbau). Neben der Kultivierung von Grundnahrungsmitteln für „food security“ geht es dabei aber auch um den Anbau der sakramental wichtigen Pflanze Marihuana, für deren Legalisierung man unablässig streite. Eine relativ weitgehende Entkriminalisierung des Marihuana-Genusses wurde in Jamaika allerdings bereits 2015 per Gesetz eingeleitet; so wurde u.a. auch Rastafariern nunmehr ausdrücklich der Genuss der Pflanze aus spirituellen Gründen erlaubt. – (vgl. Video 2: https://www.youtube.com/watch?v=YsskRixSb60)





no visitors! Vgl. hierzu den analogen O-Ton dieses Rasta-Predigers im Jamaica Star vom 16.4.2020, in dem er mitteilt, dass sich seine gesamte Gemeinschaft einer Fastenzeit – inklusive sexueller Enthaltsamkeit – unterworfen habe, um Gott mit Nachdruck um Hilfe zu bitten. Neben Hygiene-Maßnahmen und social distancing, inklusive der grundsätzlichen Aussetzung von Besuchen im Camp von außen (vgl. Bild 16), vertraue man aber v.a. auf die Kraft des Glaubens. Die Pandemie sei das „Zeichen des Tiers“ in der Apokalypse, sagt Fagan: "I believe they will want to make the vaccine that they are implementing mandatory. [...] These are the times of Revelation. I see the logics they are creating this crisis to usher in a new world order, to implant the chip into the people, and this I believe will be enforced like the TRN [tax registration number]. This is the mark of the beast coming and this is why I have established this place in the mountain for 22 years now, because we know these days were coming."   http://jamaica-star.com/article/news/20200416/rastas-give-sex-fight-covid



Zusammenfassend lässt sich anhand dieser empirischen Einblicke in die Weltsicht einer alternativen Rasta-Kommune, die sich im Stil der alten Maroon-Siedlungen von der restlichen sozialen Welt des „Systems“ zurückgezogen hat, festhalten: Fagans „School of Vision“ situiert sich ganz offenkundig im Kontext eines endzeitlichen Dramas – in einem kosmischen Übergang, bei dem unsichtbare diabolische Kräfte und diverse babylonische Akteure auf böswillige Weise zusammenspielen: Dabei werden von ihm erstaunlicherweise auch ganz alte bzw. altertümliche ‚übliche Verdächtige’ wie die „Illuminaten“ verantwortlich gemacht, andererseits werden aber auch moderne Impfstrategien als technokratischer Zwang zur unterdrückerischen Implantierung von „Mikrochips“ interpretiert. Insofern sind in seinen Äußerungen typische verschwörungstheoretische Deutungsmuster erkennbar: Die Pandemie sei ein diabolisches Mittel, um die Weltbevölkerung gezielt zu dezimieren, letztlich sei sie aber sogar nur ein „erster Test“, um die Willfährigkeit der Menschheit zu prüfen, bevor die wesentlich schlimmeren Phasen des Endzeitdramas zum Einsatz kommen

    In der eigenen anti-epidemischen Strategie der Gruppe mischen sich in einer für den alternativen, spirituellen „way of life“ von Rastafari typischen Art und Weise (a) spirituelle Elemente wie Gebete, Fasten/sexuelle Enthaltsamkeit und fester Glaube an „Haile Selassie-I“ mit (b) konkreten und betont alternativen, „System“-unabhängigen subsistenzwirtschaftlichen Vorkehrungen für eine rettende Nahrungsmittelversorgung während der kommenden „Drangsal“; es werden aber auch flankierend (c) ganz konkrete Sicherheitsmaßnahmen im Bereich von Hygiene und social distancing propagiert und umgesetzt. Die Botschaft der Gruppe um Fagan lautet also: Wappnet euch, vertraut auf JAH und haltet in dieser anbrechenden Endzeit weiter einen umfassenden Sicherheitsabstand zu Babylon ein!<

     Das heißt, die Pandemie wird durchaus als reale Gefahr angesehen (und nicht einfach nur als ‚Lüge’ abgetan), zugleich aber deutend in das verschwörerisch-millenaristische Drama einer Endzeitvision eingebettet und insofern eine erklärte Doppelstrategie aus konkreten Schutz- und Vorsorge-Maßnahmen und spirituellen Interventionsstrategien propagiert, bei denen aber bereits  – schon im April 2020 – eine deutliche Ablehnung von Impfungen ersichtlich wird.



2.2    Weitere Stimmen ...

Diese etwas ausführlicher dokumentierten Perspektiven aus einer distinkten Rasta-Gemeinschaft lassen sich leicht mit analogen Einlassungen aus verschiedensten Rastafari-Kontexten ergänzen. Wie sich gleich noch zeigen wird, kreisen die Diskussionen allerdings besonders stark um Fragen und Deutungen der Impfung.



Ethische Mobilisierung und Akzeptanz von Schutzmaßnahmen

Schon zu Beginn der Pandemie, im April 2020, wies das Internetportal „Rasta Ites“ (http://rastaites.com/ancients-at-risk-during-covid19/) auf die alarmierende Situation für ältere Rastafarier hin und startete daher einen internationalen Spendenaufruf zur Unterstützung derjenigen „Elders“, die wegen ihres hohen Alters besonders Corona-gefährdet seien und jetzt ohnehin schon dringend medizinische Hilfe benötigten (mit Abbildung einzelner Personen unter den „Ancients“ und Informationen zu ihrer drängenden medizinischen Situation). http://rastaites.com/ancients-at-risk-during-covid19/


Vorbehalte gegen Impfungen – und ihre Deutungen

Dass es sich bei der Corona-Pandemie wie im o.a. Beispiel der „School of Vision“ um eine biblisch-endzeitliche „Erfüllung der Prophezeiungen“ handelt, wird in dem erst vor kurzem ausgestrahlten Video-Beitrag vom 22. März 2021 „Rastafarians and COVID-19“ des Jamaica „Gleaners“ deutlich, in dem drei Rastafari-AkteurInnen zu Wort kommen. Ihre Antworten scheinen mir paradigmatisch für die Einstellungen vieler Rastafarier zur Impfthematik zu sein – daher folgt ein inhaltlicher Überblick über die Hautargumente:

      Patrick „Toby Rebel“ Barrett, ein Reggae-Musiker, stellt fest, dass sich mit COVID-19 „eine Menge Prophezeiungen erfülle, von der wir [Rastafari] bereit seit langer Zeit gesprochen haben“. Yvonne Hope, seit nahezu 50 Jahren Rastafari zugewandt, betont die Notwendigkeit von Gesichtsmasken, Hygiene- und  sonstigen Schutzmaßnahmen in dieser gefährlichen Zeit im Umgang mit der Familie und anderen Menschen. Dr. Imani Tafari Ama, Forscherin an der UWI in Mona und ebenfalls seit langer Zeit – wie bereits der Name erkennen lässt – gläubiges Mitglied der Gemeinschaft, erläutert, dass viele Rastas den Verdacht hegten, die Impfstoffe seien dazu ausgelegt, gezielt „schwarze Menschen zu töten“ – was mit einer „Rassendiskriminierung im öffentlichen Gesundheitswesen“ (racialisation of public health) und realhistorischen Erinnerungen an menschenverachtende Versuche an Schwarzen zusammenhinge; auch die AIDS-Epidemie in Afrika sei von Rastas bereits in dieser Hinsicht gedeutet worden. Könnte es sich bei Corona vielleicht doch um „Bio-Terror“ handeln, fragt die Akademikerin: „Wie sollten wir wissen können, dass es sich hier nicht doch um einen Mechanismus zur Bevölkerungskontrolle handelt?“ – (vgl. Video 3: https://www.youtube.com/watch?v=uz_3mTAyADA





Patrick Barret meint dazu, diese Vorbehalte seinen insofern verständlich, weil die begründete Zurückhaltung mancher europäischer Länder (paradigmatisch: Dänemark) gegenüber dem AstraZeneca-Impfstoff aufgrund bestimmter medizinischer Indikationen ja mittlerweile längst bekannt geworden sei, und nun werde aber gerade dieses Impf-Produkt massenhaft in Jamaika verteilt; was soll man denn davon halten? Tafari-Ama – Tafari Ama (Bild 17) hält sich daher zunächst lieber an „natürliche“ Ernährungsressourcen: „You are what you eat“ … das heißt, die grundlegend richtige Ernährung ist die eigentliche Medizin – und dann braucht man „nicht irgendwelchen Impf-Trugbildern [mirages for the antidote] hinterherjagen“. Auch Patrick Barrret stimmt dem zu: Die richtige Ernährung sei der Schlüssel für die Stärkung des Immunsystems und für den Aufbau nachhaltiger Resilienz, auch gegen COVID-19. Hier seien die Rastafarier mit ihrer vegetarischen Ernährung und der Nutzung von Kräutern für Heilzwecke wegweisend. – Alle sind sich darin einig, dass die individuelle Entscheidung für oder gegen Impfungen angesichts des äußerst unklaren Wissensstandes jeweils zu respektieren sei (Tafari Ama: „My body, my choice“ sei das richtige Protokoll). — Der jamaikanische Gesundheitsminister Dr. Christofer Tufton sieht diesen individuellen Entscheidungsspielraum durchaus gegeben, obgleich er hofft, möglichst viele von denjenigen überzeugen zu können, die eine Impfung derzeit noch aus religiösen oder anderen Gründen ablehnen. Dr. Tafari Ama hält sich die endgültige Entscheidung am Ende eher noch offen; sie möchte noch ein bis anderthalb Jahre warten und erst weitere empirische Ergebnisse sehen, bevor sie zu einer Impfung bereit sei.

    Diese Aussagen bekräftigen erneut den Rastafari-Fokus auf „natürliche“ Ernährung, auf sog. „agridishes“ und „I-tal food“, auch im Blick auf die Resilienzstärkung im Körper. Demgegenüber werden massive Vorbehalte gegenüber der als „künstlich“ gebrandmarkten Impfstrategie geäußert, die zudem in Verdacht stünde, im Dienst einer rassistisch motivierten Bevölkerungspolitik zu stehen. Beides war schon oben, in der „School of Vision“ begegnet. Wie sehr der COVID-19-Diskurs bei Rastafari von der ablehnenden Haltung gegenüber Impfungen geprägt ist, zeigen die folgenden Beispiele; man gewinnt leicht den Eindruck, es gehe eigentlich fast nur um dieses Thema ...

vgl.  Anthony Turner, Gleaner-Artikel vom 24.11.2020 „Reggae, Rasta and the COVID-19 vaccine“, in:

https://jamaica-gleaner.com/article/entertainment/20201124/reggae-rasta-and-covid-19-vaccine


In einem Radiobeitrag von KAIRI FM, einem Sender der karibischen Insel Dominca, wird am 9. März 2021 berichtet, dass die lokale Rastafari-Gemeinschaft Impfungen gegen COVID-19 grundsätzlich ablehne und – so Ras Siwattu vom „House of Nyabhingi“ in Waitukubuli – stattdessen ganz auf die heilende Kraft der alternativen „lokalen Ernährung“ mit „herbs and spices“ vertraue; viele hätten sich so bereits als sehr widerstandfähig gegenüber dem Virus erwiesen – künstliche Impfungen würden dagegen den Körper schwächen und nur für weitere Virus-Erkrankungen anfällig machen.

https://kairifm.com/the-rastafari-community-here-says-it-does-not-subscribe-to-taking-the-covid-19-vaccine/

ybrY

Analoges scheint auch für andere karibische Inseln zuzutreffen: Viele Mitglieder der Rastafari-Gemeinschaften in der Karibik stünden einer Impfung skeptisch bis ablehnend gegenüber, berichtet das Internetportal „Loopjamaica“ am 11. März 2021 und zitiert unterschiedliche Gewährsleute. Der Rasta-Prediger Kwame Kamau aus Trinidad betont: „We do not want to put anything in our system that could contaminate or in any way bring us away from our livity, our natural element.“ – Adeyemi Hinds aus Barbados formuliert einen ähnlichen Vorbehalt gegenüber dieser eindeutig „unnatürlichen“ Interventionsstrategie des Impfens: “We cannot simply accept it and me on a personal level I can’t because it's not natural. For a long time, my body tells me what’s best for me, my spirit tells me what’s best for me.” – Die Rasta-Sprecherin Quilin Fekerte Selassie (in Trinidad als „Empress Q“ bekannt) warnt zudem vor den möglichen Neben- und Spätfolgen von Impfungen; sie äußert zudem einen typischen Vorbehalt gegenüber rein pekuniären Interessen, die eigentlich hinter den Impfstrategien stecken würden: „As Rastafari we have deep seated suspicions of these people who come and say that what they want is to bring a cure or some medicinal intervention when what we know it is an industry, it is a money-making industry“ (Hervh. A.G.). 

https://www.loopjamaica.com/content/rastafarians-caribbean-sceptical-about-covid-vaccine-2


Diese Stimmen lassen sich nahezu beliebig vermehren. – Das „Iyanola Council for the Advancement of Rastafari (ICAR)“ in Saint Lucia lehnte am 8. Oktober 2020 jegliche Form erzwungener Impfungen aus Bekenntnis-Gründen ab, denn „Vaccines [...] are contradictory to the way of life and belief of Rastafarians.“ Der Präsident dieser Rasta-Vereinigung identifizierte zudem eine typische genozidale Politik hinter der Impfstrategie: “Vaccines are constantly being used to cause black men to become sterile and to cause black women’s womb not to even hold on their child when they get pregnant, so the history of vaccines is very dark.” 

https://www.loopslu.com/content/icar-rejects-mandatory-covid-19-vaccine


Im Dezember 2020 wurden ähnliche Vorstellungen von Rastafariern berichtet, wonach diese Impfungen Autismus und männliche Unfruchtbarkeit (dies ist offenbar ein häufig anzutreffendes Vorurteil in Rasta-Communities) nach sich zögen und ohnehin nur „entwickelt wurden, um die schwarze Rasse zu vernichten“ (to destroy the black race). – Diese Art von anti-afrikanischen bzw. genozidalen Ängsten und Verschwörungs-‚Mythen’ böten in vielen Rasta-Communities ein ganz eigenes Herausforderungspotential, stellen Vertreter*innen karibischer Gesundheitsbehörden fest.

https://www.loopjamaica.com/content/rastas-say-vaccines-make-men-sterile-myths-fuel-distrust-experts

 

„Empress Nicole“ von der Women’s Freedom Liberation auf den Bahamas (Bild 18) betont kurz vor Weihnachten 2020 das lange und formative Vertrauen von Rastafari auf „rein natürliche“ Heilmethoden; deshalb müsse man die Ablehnung von Impfungen in ihrer Gemeinschaft als religiöse Entscheidung und „Menschenrecht“ akzeptieren:

Tafari-Ama

“From the very inception of Rastafari, it is a known fact that the followers of the Rastafarian faith have strong beliefs and practice in the strict use of all-natural remedies in the case of preventing and curing any illnesses. Hence, it will be our God-given right, as well as our human rights, to reject this COVID-19 vaccine, whenever it reaches this part of the world.” [...]


“As a Rastafarian woman and a healer, this (COVID-19 vaccine) really concerns me. Growing up in Rastafari, as a student I was very involved in various sports and extracurricular activities, I was faced with a lot of discrimination and a lot of misinterpretation of Rastafari and the way that we carry ourselves. There are a lot of things that we don’t deal with like saying the pledge and the national anthem as we pledge our allegiance to Ethiopia, Africa.”

http://www.tribune242.com/news/2020/dec/24/rastafarian-community-say-no-covid-vaccine/





2.3   Zwischenresümee – Illusionäre Verschwörungsmythen oder
        ‚Supraversion’ der ‚Supra-alternen’ im babylonischen Junjo?


Die Wahrnehmung einer real existierenden Gefahr durch das Corona-Virus und seine Mutanten kann in diesen Stellungnahmen durchgehend konstatiert werden; ihr wird entsprechend mit ethischer Mobilisierung und mit klaren Schutzmaßnahmen begegnet. Es scheint, als würde die Gefahr an keiner Stelle geleugnet oder bagatellisiert – sondern durch die überall zu beobachtende millenaristisch-messianische Einordnung und Deutung als eindeutiges apokalyptisches „Zeichen“ – im Sinne von Arbeitshypothese (d)eher noch zusätzlich unterstrichen und dramatisiert: Hinsichtlich der Endzeit gilt der Patois-Slogan „soon come!“. – Eine Doppelstrategie aus Schutzmaßnahmen und spiritueller Vertiefung – inklusive ‚guter’, natürlich-vegetarischer Ernährung – dient als umfassende antivirale Strategie. – Die Arbeitshypothese (a) bezüglich einer möglichen Verleugnung der echten viralen Gefahr konnte in den behandelten Beispielen an keiner Stelle verifiziert werden (wenn man davon absieht, dass die empfohlenen Alternativen – Glaube, I-tal food und herbs – in ihrer alleinigen Wirksamkeit für nachhaltige Resilienz mindestens ‚anzweifelbar’ sind). – Meines Erachtens liegt außerdem die Vermutung nahe, dass zumindest spirituelle Rasta-Camps und Houses derzeit ihr Chanting Down Babylon durch Nybinghi-Ritualgesänge eher noch verstärkt haben, aber dies war für mich aus der Ferne nicht überprüfbar.

     Allerdings generiert – in deutlicher Bestätigung von Arbeitshypothese (b) – die zusätzliche und ausgesprochen markante verschwörungstheoretische ‚Rahmung’ dieses endzeitlichen Pandemie-Faktums, sowie insbesondere der häufige Verdacht rassistisch-genozidaler Absichten bei den Impfstrategien, ein umfassendes und durchgängiges Ablehnungsszenario gegenüber Impfungen, das weit über die – auf traditionelle Rasta-Grundlagen aufbauenden – Ideen  „natürlicher“ Ernährung und Kräuter-Heilmethoden hinausgeht. Arbeitshypothese (c) zur Implementierung spirituell begründeter Gegenstrategien hätte sich tendentiell ebenfalls bestätigt, denn diese spirituelle Gegenkultur (inkl. Ernährung und Heilkräuter) wird verschwörungstheoretisch sogar noch zusätzlich verstärkt und plausibilisiert. Zum Teil transportieren die vorgebrachten Vorbehalte gegenüber Impfungen aber auch sehr berechtige Anfragen und sachhaltige Verdachtsmomente: Soll AstraZeneca nunmehr als ‚mediokre’ Alternative für die „Dritte Welt“ herhalten, ‚gute’ mRNA-Vakzine dagegen für die „Erste Welt“ reserviert werden? Wie steht es mit den Neben- und Fernwirkungen; sind bei der Impfpolitik nicht sogar primär pekuniäre Interessen involviert? Das sind alles keine irrationalen Fragen und Verdachtsmomente! – Für die Rasta-Orientierung gilt daher: In einem derartig endzeitlichen Kampf-Szenario sollte man sich keinesfalls naiv auf die Bonität öffentlich kommunizierter Babylon-Perspektiven verlassen ... Hier sind Unbehagen und begründetes Misstrauen angesagt.


Es wäre sehr einfach, diese Rastafari-Selbstpositionierungen in der Corona-Pandemie – gerade aus der europäischen Ferne – als rückständig, bloß verschwörungstheoretisch und illusionär zu belächeln. Auf der reinen inhaltlichen Argumentationsebene wäre eine derartig kritische Analyse in mancher Hinsicht zwar anschlussfähig, sie verlöre dann aber die offenkundige, kontextuell naheliegende Plausibilität dieser Deutungsansätze aus Rastafari-Perspektiven womöglich aus dem Blick: Die Rastafari-Communities haben sich nämlich in geistiger Fortsetzung des rund vierhundertjährigen erfolgreichen Maroon-Widerstands gegen die koloniale Eroberung und Ausbeutung ein zutiefst begründetes Misstrauen gegen das (nach wie vor) „weiß“ definierte „System“ Babylons bewahrt. Der geradezu ‚klassische’ habituelle Ausdruck dieser betont ‚wilden’, ungezähmten „Dissonanz“ gegenüber „Babylon“, der Ablehnung und Subversion seiner imperialen Unterdrückung und Diskursmacht sind die Dreadlocks, wie es ein Akteur in dem Dokumentarfilm „Dreadlocks Story“ (von Linda Ainouche, 2014) sehr pointiert auf den Punkt bringt (https://vimeo.com/99370603):



„The Dreadlocks appeared, and then they became a symbol of dissonance, of disagreement, of opposition to an order that was still deeply founded in the racism of the slave colonial period. So the dreadlocks really was a way of saying: 'We are not like you – and don't want to be. And we – by our very appearance – are intent on discommoding you, so long as you represent an order that marginalizes and silences us'.“


Die anti-koloniale ‚Subversion’ dieser angeblich ‚sub-alternen’ Akteurinnen und Akteure hatte zudem ganz offenkundig schon einmal nachhaltigen Erfolg in Jamaika; dieses historische Faktum und die Erinnerung an die Helden und Heldinnen der Maroon-Geschichte (heute als „National Heroes“ auch offiziell gehrt und geachtet) inspirierte Rastafari von Beginn an: Rastafari begreift sich von alters her als subversiv oder wie man es eigentlich entlang der perspektivisch betont ‚positiven’ neologisch-postkolonialen Sprachlogik der Rastas formulieren müsste: als over-vasive und over-altern bzw. akademisch eingedeutscht als supra-versiv und supra-altern, denn RastafarierInnen würden sich perspektivisch nie „unten“ (also „sub-...“) verorten (vgl. „overstand“ statt „understand“). – „Chant down Babylon“ sowie „Step outta Babylon“ und ähnliche Slogans, die in Nyabinghi-Gesängen und Reggae-Liedern häufig wiederhallen, verleihen dieser mentalen und diskursiven Strategie Ausdruck – wie Bob Marley es in seinem berühmten „Redemption Song“ programmatisch formulierte: „Emancipate yourselves from mental slavery, none but ourselves can free our minds.“ ... Und das ist der Plausibilitäts- und Wahrheitskern hinter den – auf den ersten Blick vielleicht allzu paranoid anmutenden – Rasta-Meinungen zu Corona.


Für die jamaikanischen und karibischen Rastafarier gilt als Antwort auf die berühmte Essay-Frage Gayatri Spivaks zur postkolonialen Theoriebildung („Can the Subaltern Speak?“) nämlich ein klares: Yes, the subaltern can speak (and sing) back ... and they still have reasons to do so! ... 

     Denn wenn ein siebenjähriges Rasta-Mädchen im Jahr 2018 – nota bene: im gegenwärtigen Jamaika, nach bereits rund siebzig Jahren Rastafari-Dreadlocks-Kultur – wegen der bloßen Unterstellung mangelnder Hygiene noch immer – sogar per offiziellem Gerichtsbeschluss – zum Abschneiden ihrer Dreadlocks gezwungen werden kann (vgl. hierzu Carolyn Cooper), weil sie ansonsten ihre Grundschule nicht weiter besuchen darf, dann zeigt dies die Relevanz von #blacklivesmatter und die Aktualität von „Afro-Pessimismus“ in diesem Kontext – oder, wie es der Universitätsdozent und Aktivist Jahlani A. H. Niaah vom Mona Campus der University of the West Indies Ende 2020 im Blick auf diesen, ihm unerträglich anmutenden Vorgang ausdrückte: Die jamaikanische Gesellschaft sei immer noch von einem lähmenden hegemonialen „Mehltau“ bzw. „Schimmel“ (Patois: junjo) befallen, der die alternative Weltsicht der Rastafarier nach wie vor massiv ausgrenze und ihr erkennbar vorhandenes prophetisches Potential für eine alternative, anders wirtschaftende und  friedlichere Welt mit Absicht negiere. Kein Wunder, wenn sich dann in Rasta-Milieus unter COVID-19-Bedingungen Misstrauen und Widerstand wieder unhinterfragt formieren und ungebremst diskursiv entfalten können – und auch handlungssteuernd umgesetzt werden ... etwa im Blick auf die Nicht-Akzeptanz von – wieder einmal – ziemlich ‚verdächtig’ anmutenden Impfmaßahmen. Vor diesem grundsätzlichen Hintergrund erscheinen die anti-babylonischen, anti-imperialen Vorbehalte der Rastas jedenfalls wesentlich plausibler und sogar realitätshaltiger als bei einer inhaltlichen Sach-Prüfung auf ihrer rein propositionalen Artikulationsebene. Offenbar gibt es einfach immer noch zu viele real einleuchtende Gründe, Babylon und seinen lähmenden Junjo auf einer möglichst ‘heilsamen‘ und lebensdienlichen Distanz zu halten.


Vgl. hierzu Carolyn Cooper, „Hair policy infested with racism“ (8/2020), in Jamaica Gleaner vom 9.August 2020:

http://jamaica-gleaner.com/article/commentary/20200809/carolyn-cooper-hair-policy-infested-racism;

sowie Jahlani A. H. Niaah, „The end of Afropessimism and their-story: Rastafari as ethos “ (12/2020),
in:
https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14649373.2020.1832302
(= Inter-Asia Cultural Studies 21 (2020:4): https://doi.org/10.1080/14649373.2020.1832302)

PDF: https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/14649373.2020.1832302




3)  Die COVID-19-Thematik im Spiegel rezenter Reggae-Musik

Bevor ich zum musikalischen Widerhall einiger dieser bislang analysierten Rastafari-Reaktionen auf Corona im weiteren Kontext der Reggae-Musik eingehe, sind ein paar einleitende Bemerkungen zu den speziellen Rastafari-Varianten der sog. „Fulfilled Rastafari“ bzw. „Christafari“ nötig, da die nachfolgenden Musikbeispiele auch zwei Songs aus diesen messianisch re-akzentuierten Rasta-Kontexten aufgreifen. – Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass die in Absatz (2) besprochenen Rastafari-Vorstellungen bezüglich Corona auch nicht einfach eins zu eins in Reggae-Lieder umgesetzt werden, da sich die Reggae-Musik zwar immer wieder auch von Rastafari-Themen geprägt erweist, sich daneben aber auch längst als eher (oder gar rein) pop-kulturelle und kommerzielle Musikstilrichtung etabliert hat.


3.1   Vorbemerkung: „Fulfilled Rastafari“ bzw. „Christafari“ 

Judy Mowatt, einst Mitglied des Gesangstrios „I-Threes“, den background vocals von Bob Marley und den Wailers, hatte Ende 1990 ein Bekehrungserlebnis, schnitt sich ostentativ ihre Dreadlocks ab und wechselte vom originären Rastafari-Glauben zur einer „erfüllten“ (fulfilled) Perspektive im Sinne der Überantwortung ihres Lebens an Jesus Christus. Sie gilt in Christafari-Diskursen als wichtige Gewährsfrau einer christlichen Re-Interpretation von Rastafari, in der Haile Selassie nunmehr eher als wichtiger (Johannes-artiger) „Prophet“ für Jesus firmiert (und nicht mehr als unmittelbare Manifestation Gottes), aber gegenüber der Wiederentdeckung Jesu Christi als eigentlicher Messias, meist „Yahsua“ (o.ä.) benannt, in den Hintergrund tritt (Interview Mowatt). „Fulfilled Rastafari“ wurde somit zu einer der Bezeichnungen dieser inhaltlichen Re-Akzentuierung von Rastafari-Perspektiven. Protagonist*innen dieser Richtung legten schnell Wert darauf, sich als eigener Sub-Traditionskomplex („House“ oder „Mansion“) unter den verschiedenen Rasta-Gruppierungen zu formieren und anerkannt zu werden. Auf der Website „christianreggae.ning.com“ erläutert beispielsweise Kaya IsessaJah – die von sich selbst sagt, „I am a Born Again Rastafari Woman!!!“ – die Grundlagen ihres Glaubens und den Bezug zur Organisation (mansional house) „Fullfilled Rastafari“ (2009).

(http://christianreggae.ning.com/profile/KayaIsesaJah12, http://christianreggae.ning.com/profiles/blogs/fulfilled-rastafari-mansional)


Fulfilledrastafari.org diente als Website (mittlerweile offline; teilweise aber noch mit der Wayback Machine von web.archive.org recherchierbar) dieser Glaubensrichtung, die im Jahr 2007 mit einer eigenen kleinen digitalen Zeitschrift „Him Heart – A Fulfilled Rastafari House Publication“ begonnen hatte (cf. unten: Link-Section). Diese Re-Akzentuierung der inhaltlichen Ausrichtung des Glaubens wurde in ‚altgläubigen’ Rasta-Kontexten nicht unbedingt als akzeptabel beurteilt; vgl. exemplarisch die kritische Diskussion des Rasta-Akteurs „Messian Dread“ unter der Überschrift „The ’House Of Fullfilled Rasta’ and other infiltrations into Rasta by the Christafarian Cult“ (http://christianreggae.ning.com/profiles/blogs/fulfilled-rastafari-mansional). — Mittlerweile scheint sich eher die Bezeichnung „Christafarian“ bzw. „Christafari“ (mitunter Wortspiel: Christ-a-far-eye ) durchgesetzt zu haben, die auf Mark Mohr, einen US-stämmigen Rastafarier nach seinem eigenen Bekehrungserlebnis in 1989 zurückgeht. Unter diesem Namen firmiert auch seine international bekannte Reggae-Band, die der 1997 schließlich zum Pastor ordinierte Musiker mit missionarischer Intention gründete, die auch mit vielen YouTube-Musikvideos weltweit gut sichtbar ist (https://www.youtube.com/user/christafariband). Die offizielle Website der Band ist https://christafari.com (vgl. für weitere Infos und eine Discografie auch https://en.wikipedia.org/wiki/Christafari).

       Im deutschen Kontext bietet die Homepage des Diakons Alexander Diescher, der offenbar als früher, wenn nicht sogar erster, deutscher „Christafarier“ gilt, weitere gute Informationen (https://christian-reggae-germany.beepworld.de) – u.a. auch Links zu Videos und Interviews (https://christian-reggae-germany.beepworld.de/interviews.htm). Dieser in akademischen Publikationen bislang noch kaum wahrgenommene Christafari-Traditionshorizont lässt sich religionsgeschichtlich regelrecht als eine ‚Rückkehr’ zu den christlich-protestantischen Black Hebrew-Wurzeln des Rastafari-Glaubens verstehen. 

      Offenbar sind heutzutage auch in Jamaika ähnliche christliche Re-Orientierungen innerhalb von Rastafari-Identitäten möglich. Ein Rastafarier aus „Roaring River“ (der ehemaligen Sklavenplantage Petersfield, unweit von Savanna-la-Mar im Osten Jamaikas) erläuterte mir 2012 bei einem Rundgang durch seine Siedlung, dass sich ein paar der hier lebenden Rastafarier dem adventistischen oder pentekostalen Glauben zugewandt hätten, obgleich sie in ihrem Rastafari-„Way of Life“ ansonsten weiter treu geblieben seien, andere hätten dagegen Kontakte zu den „Black Hebrews“ in Israel aufgenommen. Er selbst sei eher freidenkerisch und nur bezüglich des I-tal Lebensstils Rastafari, nicht aber in religiös-spiritueller Hinsicht und verdiene seinen Lebensunterhalt v.a. als „natural healer“ mit „water therapy“ an dem unterirdischen Flusslauf in der spektakulären Höhle von Roaring River). Dies zeigt erneut die Vielfalt konkreter Orientierungsmöglichkeiten in dem hochgradig ‚fluiden’ Feld von Rastafari.



3.2     Plandemic inna Babylon – COVID-19 im Reggae-Kontext

Bei einer www- oder YouTube-Suche nach „Reggae“ und „Corona“/„COVID-19“ wird man rasch fündig. Das in anglophonen Diskursen für eine verschwörungstheoretische Deutung der Corona-Pandemie bereits gut etablierte Etikett „Plandemic“ (dt. „Plan-demie“) sticht gleich mehrfach ins Auge (vgl. dazu die nachstehend abgebildeten Cover-Logos; Bilder 19–21) und dient daher auch als Motto für diesen Abschnitt.

     Rasta Stevie bietet auf Mixcloud.com ursprünglich basierend auf einer FM-Sendung einen entsprechenden zweistündigen online-Sampler mit dem Titel „Heartbeat of Zion: Plandemic I-dition“, der wie folgt angekündigt wird:

„Rasta Stevie's HEART BEAT OF ZION steps up to the throne with the BEST OF 2020 Vol 3 PLANdemic I-dition to dash wey Rona, lockdown, quarantine, social isolation and distancing with positive reggae music on IRIE FRIDAY on KDUR FM in Durango LaPlataopia inna Ganjarado. [...] playing tracks by DJ Air Afrique, Joseph Cotton, Mystk Oguedun, AbiYah Yisrael, Anthony B & Manuel Feller and more.“

https://www.mixcloud.com/RASTASTEVIEHEARTBEATOFZION/jan-15-2021-heart-beat-of-zion-w-emcee-rasta-stevie-best-of-plenty-2020-vol-3-plandemic-i-dition/


Tafari-Ama

Bilder 19–21: Exemplarische Reggae-Cover (Logos) zum Thema "Plandemie" und "Verschwörung"


Plandemic“ lautet auch ein Reggae-Lied von Dax Lion, das die Pandemie („infection oft the nation, lockdown inna frustration“) als ein Höhepunkt der sich zuspitzenden gesellschaftlich-ethnischen Konflikte thematisiert („every little thing causes fuzz and fight“), in deren Verlauf eine weitergehende „racial discrimination“ und sogar die Gefahr einer „elimination of the nation“ schwelen. Das Lied findet sich als reine Music-Version (so auch bei Amazon) sowie als „offizielles Musik-Video“ auf YouTube:

Dax Lion – Plandemic (music): https://www.youtube.com/watch?v=FWnGRoOmaIs

Dax Lion - Plandemic (Official Music Video): https://www.youtube.com/watch?v=2kWQ3zKUdIg


Eine ähnliche verschwörungstheoretische Verortung der Pandemie wird in dem Sampler (und YouTube-stream) mit dem expliziten Titel „Conspiracy Riddim“ vorgelegt.
     Der Musiker Tale adressiert darin COVID-19 mit seinem Song als „Virus Weapon“ (Songtitel), und in ähnlicher Weise versteht Pad Anthony die Pandemie als „Scientific Warfare“ (Songtitel) zur „Bevölkerungskontrolle“ (population control): „Sie wollen dein Herz und deine Gedanken beherrschen, deine Seele eliminieren“, singt er, „aber wir sind zu blind, um die Chemie dahinter zu sehen“. Und: „Jetzt gibt es keinen Platz mehr, wo wir hin fliehen und uns verstecken könnten“; diese „wissenschaftliche Kriegsführung ist seit langem geplant worden“, es ist ein „dämonischer Angriff“ ... „um die Bevölkerung auszumerzen, und zwar Millionen von Menschen“.

Pad Anthony, „Scientific Warfare“: https://www.youtube.com/watch?v=tiiFeBWL_Uw


Die Pandemie sei ein „weltweiter Beschiss“ singt Echo Minott (Bild 22) mit seinem Lied World Scam in demselben Sampler. Der Liedtext hierzu soll nachstehend etwas ausführlicher besprochen werden (Lyrics mit kleiner Unsicherheit, da nach Gehör extrahiert [Herv. A.G.]; vgl. auch die komplette Transkription des Lieds im Anhang).

Official Audio: https://www.youtube.com/watch?v=fPo5s-9XoN4 (daraus wurde auch die nachstehende Audio-Datei extrahiert)


World Scam


World scam — kill the old people and take dem pension = their

World scam — fight it, dem never mention = they

        


Hey, It started as a epidemic, and now it is a pandemic 

— world panic — just imagine if it was a atomic. 

It‘s a new page, we are the people that can make the change. 

We have to unite and fight! We have to unite and fight! 


The people‘s spirits are dying, the kids locked down are ‘pon to complain

We have to keep a distance from our friends („bye, bye, friends!“),  

No one [hand?] nah shake again, no fist nah punch again, no hug, no embrace again

But [not?] nah gwaan again, = Patois: Nah gwaahn [not going] = nichts geht mehr
nobody nah get close again.


They say COVID 19 is a invisible enemy, 

that simply means you can trust nobody 

Every vill‘, city, town empty        vil[age] oder ville

Echo Minott

it reminds me of some spooky sci-fi movie: 

Even the supermarket’s empty, dem outta stock.

      Toilet paper, you can’t find dat. 

      Salt and limes, yeah, you can’t find dat.     

      Disinfectant, you can’t find dat. Yeah.

Nothing you cannot find, no care,

No shot nah fire, even good man get scared: 

Coronavirus dem fear, oh oh!


Irie 2020, yeah-ey! ...         „i-rie“ [Ich-ig] = Rasta-Patois: gut, super, perfekt

Irie 2020, yeah-ey! ...             (ironisch: „na denn: ein super 2020“)


[ ... mehrere Teil-Wiederholungen ... ]   


World scam — World scam — World scam — World scam ...


In diesem Song werden vor allem die große Irritation und Furcht, sowie Frustration und mentale Depression („the people’s spirits are dying“) angesprochen, die sich durch die Corona-Maßnahmen eingestellt haben. Es gibt keinen richtigen Kontakt mehr mit Freunden, die Städte sind leergefegt wie in einem Endzeit-Thriller; sogar grundlegende  Versorgungsketten sind durcheinander geraten.
       Auch hier werden hinter der Pandemie Mord-Absichten insinuiert – vor allem gegenüber älteren Menschen, denen (wenn ich es richtig herausgehört habe) auch die „Pension“ entwendet werden soll. Der verschwörungstheoretische Tenor kommt – abgesehen vom Titel „Welt-Beschiss“ (world scam), der im Lied später mehrfach wiederholt wird – in den fettgedruckt dargestellten Passagen zum Ausdruck: Ob die darin angesprochene „new page“ eine apokalyptische Zeitwende bezeichnen soll, bleibt ungewiss; offenbar ergeht aber die Aufforderung an die Hörer („uns“), die jetzt dringend nötige „Veränderung“ herbeizuführen und sich „zu vereinigen und zu kämpfen“ (wie, wogegen genau?). – Die Gefahr von COVID-19 wird aber dennoch als real hingestellt – trotz des thematischen Rahmens „world scam“ – denn das Virus wird uneingeschränkt als „unsichtbarer Feind“ bezeichnet, weshalb man derzeit wegen der Infektionsgefahr auch „niemandem trauen kann“. – Die Spannung zwischen diesem Virus-bedingten Misstrauen gegenüber allen sowie der Absage an alle Freundschaftsbekundungen („bye, bye, friends“) auf der einen Seite und der nicht näher präzisierten Aufforderung zu einem gemeinsamen Widerstand und Kampf („We have to unite and fight!“) auf der anderen wird in dem Lied nicht weiter aufgelöst. Der Ausspruch „I-rie 2020!“ klingt da wie ein spöttisch-ironisches Fazit – „Na dann: glückliches 2020!“
      So zeigt sich als Gesamteindruck des Lieds ein grundlegendes Unbehagen in der pandemischen Gegenwartsituation, angesichts von Lockdown-Frustrationen und realen Schutz-Notwendigkeiten – selbst gegenüber engen Freund(inn)en – , aber auch wegen unbestimmter perfider Täuschungs- und sogar Mordabsichten, die einen unspezifischen Appell zu einem regelrecht kämpferischen Widerstand provozieren. 


Die Reggae-Sängerin AbiYah Yisrael geht mit ihrem Song „Corona Virus (Plan-demic)“ (2020) in eine ganz ähnliche Richtung: „Haltet Euch fern von Babylon! – [Diesmal sind es] keine Gewehre und keine Bomben – [nein,] es handelt sich um eine Bio-Waffe“ zur „Vernichtung der Menschheit“ (annihilation oft he human race). Angesichts der Virus-Pandemie fragt man sich: „Was passiert da gerade mit der menschlichen Rasse?“ – Die Antwort lautet: „Das Babylon System fällt in sich zusammen [...] [das ist] das Endgericht in Verkleidung, eine Zeit der apokalyptischen Offenbarung (Judgement in disguise, Revelation time)“. – Neben dieser Anspielung auf eine apokalyptisch-millenaristische Deutung der Pandemie kommt die Sängerin dann wieder auf den eingangs geäußerten Verdacht eines geplanten Groß-Anschlags durch eine „Bio-Waffe“ zurück, wenn sie singt (vgl. komplette Lyrics im Anhang):


Corona Virus (Plan-demic)


Stay far from Babylon

No guns and no bombs, huh!

It’s a bio-weapon

Don’t touch your eyes,

don’t touch your mouth,

don’t touch your face!

What’s happening tot he human race?

It’s a Virus, Corona Virus,

Wash your hands with soap and clean water,

don’t have it? Use your Sanitizer ...

A Virus, Corona Virus

     


Would you believe me, if I told you

Babylon System is falling

Nowhere to run, nowhere to hide,

Isolation – better stay inside!

Doctors and nurses

Fighting on the frontline

I see Rastaman heading up to Zion,

Politicians loosing their minds,

Judgement in disguise, Revelation time! [...]


They want to control us,

program and enslave us  […] 

stay away from sugar, Mucus is a killer     

Bush medicine, strong herb tea,

Ginger and Garlic keep the temple clean!


Would you believe me? ... Ahhh

Stay far from Babylon   


Unterwerfung und Versklavung durch Biotechnologie und künstliche genetische Manipulation, das ist der Plan Babylons – daher gilt ein grundlegendes „Haltet Euch von Babylon fern!“ als bewährte Gegenstrategie: Es wird ein Disconnect vom System propagiert und stattdessen der Rückgriff auf „Busch-Medizin, Kräutertee, Ingwer und Knoblauch“ empfohlen – ganz analog zu den bereits weiter oben dokumentierten Äußerungen von Rastafariern. Das erteilt implizit auch – ohne dass es explizit betont wird – allen Impfungen eine Absage. Klar formuliert wird vor allem die Idee, wir stünden in einer apokalyptischen Zeit:


AbiYah Israel

Better believe me, when I tell you 

Babylon System is falling

Nowhere to run, nowhere to hide, 

Isolation – keep yourself inside!

Doctors and nurses

Dying on the frontline

Hebrew Israelites chanting psalms in Zion,

Politicians loosing their minds,

400 Years – Judgement time! 

[…] AbiYah – Seelah!


Vierhundert Jahre nach der Verschleppung der Sklaven ist sie endlich da – die „Zeit des Gerichts“: Das „Babylon-System wird fallen [...] Hebrew Israelites singen Psalmen in Zion“ [die Rückkehr der Juden nach Israel ist nämlich ein klassisches christlich- endzeitliches ‚Zeichen’]. ... Ja, es ist soweit — „Selah“!

    AbiYah Israel (vgl. Bild 23) bezieht sich viel expliziter als die vorherigen Lieder auf die Rastafari-typische Endzeit-Thematisierung. Kongruent zu den prosaischen Äußerungen der oben besprochenen Rastafari-Stimmen wird auch in diesem Song eine Mischung aus grundsätzlichem Misstrauen gegenüber Babylon („Abstand halten!“), einer Akzeptanz der Pandemie-Gefahr als Faktum und einem endzeitlichen Bedrohungsszenario im Sinne einer Mischung aus zwangsläufigem apokalyptischem Umbruch (inkl. Endgericht) und versklavender bzw. diabolisch-mörderischer Agitation durch dunkle Akteure „Babylons“ für die Deutung der Pandemie herangezogen. 

   Interessant ist dabei, dass diese Aussagen und Andeutungen geradezu hochgradig ‚koscher’ bezüglich traditioneller Rastafari-Vorstellungen klingen und auch gar kein direkter messianisch-christlicher Deutungsaspekt ausgedrückt wird. Doch die in Glasgow geborene und derzeit auf der Insel Dominica in einem von Rastafari-inspirierten alternativen Lebensstil lebende Reggae-Sängerin versteht sich eigentlich selbst ausdrücklich als ‚messianic’ Black-Hebrew – was sie so formuliert: „Her focus continues to be ‚The Christ’ but in the fullness of truth. AbiYah acknowledges the teaching of His Majesty and hails the Conquering Lion of the Tribe of Yahawadah (Judah) Yahawashi Ha Mashayach.“  

https://www.reggaeville.com/artist-details/abiyah-yisrael/about/.


Demgegenüber gänzlich un-religiös und in nahezu ausschließlich humorvoller Weise greift dagegen Laffy Tiffy, eine v.a. online aktive US-amerikanische Comedian (vgl. die Facebook-Seite   sowie ihren YouTube-Channel https://www.youtube.com/channel/UCWosUGX12Jbf3_2MC1aDkyw), die Pandemie in ihrem beschwingten Reggae-Song „Donnie Got The 'Rona!“ auf (Corona wird hier, wie in manchen Rasta-Kontexten, stets verniedlichend als 'rona bezeichnet), mit der sie Donald Trumps eigene (selbstverschuldete) Corona-Erkrankung (im Oktober 2020) veralbert und damit zugleich – zumindest implizit – auf die Einhaltung von Schutzmaßnahmen hinweist (https://www.youtube.com/watch?v=qAeygF6Op50). Der kurze Song fällt wegen seiner primär humoristischen Intention als ‚Sonderfall’ aus dem Rahmen der hier behandelten Lieder, ist aber dennoch thematisch und musikstilistisch einschlägig:


Donnie Got The 'Rona!


Donnie got the 'rona, Donnie got the 'rona

To the surprise of no one, Donnie got the 'rona

If you don’t be maskin’, for the 'rona you be askin’

If you won’t protect you, soon the 'rona gon’ infect you

Don could have inspired us to protect against the virus

But he would not mask it, hope he don’t go in the casket!

Donnie got the 'rona, I hate to say I told ya

He gotta stay home alone-a, Donnie got the 'rona

That fragile mask-ulinity, gonna put you in infirmary

If you be a mask-hole, well, you might land in the grasshole!

Donnie got the 'rona,  (don’t be a covidiot)

Donnie got the 'rona,  in case you didn’t know-a

(cuz the 'rona do not give a shit)  Donnie got the 'rona

Covfefe 19!

     



Nach diesem rein humorvollen Seitenblick im Medium eines Reggae-Songs – vgl. dazu unter anderem auch Laffy Tiffys witzig-geniale und musikalisch ausgezeichnete Adaptation von the „Lion Sleeps Tonight“ (The Tokens) in dem Musikvideo „The Virus Sleeps Tonight“ (https://www.youtube.com/watch?v=U4vqrojkWo8) – komme ich nun noch einmal zurück zu einer ‚ersthafteren’ und sogar ausdrücklich religiös orientierten Corona-Thematisierung im Reggae-Kontext ...

   Der letzte hier zu besprechende Reggae-Song stammt nämlich von der bereits zu Beginn dieses Abschnitts angesprochenen „Christafari“-Band des Predigers Mark Mohr (Bild 24). Es handelt sich um das programmatische Lied „Pandemic (Quarantine Anthem)“. Das Lied setzt mit den irritierenden Eindrücken aus der gegenwärtigen Lockdown-Situation ein (vgl. den kompletten Songtext im Anhang), und konstatiert in dieser „Pandemie“-Zeit durchaus Aspekte einer globalen „Massenpanik“. Dem setzt der Reggae-Sänger seine Botschaft der Hoffnung entgegen: „Geratet nicht in Panik. Gott hat es [in seiner Hand], Kinder, fürchtet Euch nicht“. Ebenso dann in dem musikalisch sehr eingängigen Refrain: „Wir fürchten kein COVID-19, denn Christus ist der König. Wir fürchten keinen furchtbaren Virus, denn Christus ist mit uns.“


Pandemic (Quarantine Anthem)


[...] Mass panic, Pandemic
Pestilence is everywhere I say don't panic
Cause God's got it, Children have no fear


Refrain:

We no fear, we no fear, we no fear 

About no Covid-19
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is the King - eh oh
No we no fear, we no fear, we no fear
About no dreaded virus - ooh yo
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is with us - eh oh


Christafari-Band


Die angespannte und erdrückende Situation, bei der anscheinend überall Todesgefahr lauert („death is stalking everyone“) lasse sich jedoch im Vertrauen auf Gott ertragen, denn er allein sei das „Licht“ und der „Heiler der Schöpfung“, der während der zähen Warterei „Kraft schenkt“ – trotz aller Widrigkeiten, die uns zur Zeit heimsuchen:


[...] Everyday they're counting up more deaths
So much stress it's leaving me short of breath
Now they say I cannot go to church - cha!
But they cannot keep me from God's Word - ya
While they're searching for the antivirus
Never forget that Christ is with us
We may not know what the future holds
But we know WHO holds the future yeah!


[...] So people don't fear no way
People don't fear no way
No people don't fear no way
For hope is coming


Trotz aller Beeinträchtigungen könne das Vertrauen auf Gott und die Leitung durch sein „Wort“ neue Hoffnung geben. All das Negative, das uns umgebe, sei zwar da, muss aber überwunden werden. Und trotz aller spiritueller Neu-Ausrichtung gilt es, sich auch an die Schutzmaßnahmen zu halten, Masken zu tragen (etc.). – Im Endeffekt könne uns der Glaube ganz durch die Pandemie hindurch tragen: „Wir fürchten uns nicht vor COVID-19“, „Gott ist größer“ – und schließlich: „Dies ist nicht das Ende. Gebt die Hoffnung nicht auf.“


[...] Cover up your face
Not feeling great then isolate
And cover up your face
Me say cover up your face
Cover up your face
Not feeling great then isolate
And cover up your face


[Refrain – modifiziert]

All them fret 'bout this Covid 19
And telling us we've got to quarantine
Now they may have found a cure
When will we really know for sure
This is not the end
Don't give up hope

     


In diesem Lied wird die Pandemie ebenfalls in ihrer Bedrohlichkeit ernstgenommen, es werden ausdrücklich entsprechende Schutzmaßnahmen empfohlen – es wird aber vor allem der Glaube an Gott als Hoffnungsträger betont. Das Gottvertrauen sei der zentrale  Garant von Hoffnung und Zuversicht. Die Pandemie wird dabei ausdrücklich nicht als endzeitliche Bedrohung identifiziert – sie markiert gerade nicht das Ende. Sie wird auch in keiner Weise verschwörungstheoretisch gerahmt. Dieses Lied ist in seinem Aussagegehalt dezidiert nicht-apokalyptisch und nicht verschwörungstheoretisch orientiert – darin unterscheidet sich der Christafari-Song, der musikalisch als völlig korrekter Reggae durchkomponiert ist, von den bisher besprochenen Reggae-Liedern.
      Die Botschaft des Lieds lautet im Klartext: Lasst euch von diesen dramatischen Entwicklungen nicht in Panik versetzen – vertraut stattdessen auf Gott und schützt euch und andere gewissenhaft. Wenn ihr die Hoffnung nicht aufgebt, wird euch der Glaube an Gott durch diese Phase hindurch tragen – sie ist definitiv nicht das Ende dieser Welt. Es schließt damit – trotz der christologischen Neukzentuierung – wieder ganz stark an die Hoffnungsbotschaft der klassisch-spirituellen Roots-Reggae-Lieder an. Am Ende des Musik-Videos wird zudem kurz, aber explizit, auf das Vertrauenslied Psalm 91 verwiesen.



3.3   Schlussbetrachtung und tabellarisches Fazit


Die vorgestellten Reggae-Lieder greifen – mit Ausnahme des zuletzt besprochenen Songs – atmosphärisch vor allem die Thematik einer verschwörungstheoretisch gedeuteten und endzeitlich-apokalyptisch situierten Bedrohung auf, die auch in den zuvor besprochenen Rastafari-Stimmen mehrfach zu vernehmen war. COVID-19 wird mit Begriffen wie „Plandemie“, „Welt-Beschiss“ und „Verschwörung“, „Virus-Waffe“ bzw. „Bio-Waffe“, „Bevölkerungskontrolle“ und „Rassendiskriminierung“ etikettiert und insofern durch und durch verschwörungstheoretisch gerahmt und gedeutet. Der Verweis auf diabolisch-rassistische oder sonstige zerstörerische Absichten ‚hinter’ der Pandemie führt – ähnlich wie schon bei den Rasta-Stimmen zur Pandemie – nicht zur Negierung einer Ansteckungsgefahr oder zur Bagatellisierung der Gefährlichkeit des Virus. Die Gefahr ist real – auch wenn in den Liedern ebenfalls vereinzelt der Hinweis auftaucht, Impfungen seien sehr problematisch und stattdessen seien ‚natürliche’ Nahrungsgrundlagen und Heilkräuter für eine alternativ heilsame Gesamt-Diät und Therapie vorzuziehen.

     Der endzeitliche Deutungsrahmen wird zwar mitunter aufgegriffen, bleibt aber eher vage. Unklar bleibt auch, wie bei Appellen zum Widerstand – abgesehen von einem traditionellen Disconnect („Haltet euch von Babylon fern!“) – der Kampf gegen den unsichtbaren babylonischen Aggressor geführt werden soll. Der Zusammenbruch Babylons deute sich zwar an ... aber insgesamt wird der Bezug auf die apokalyptische Endzeit bei den bislang besprochenen Liedtexten – mit Ausnahme von AbiYah Israels stärker endzeitlich akzentuierten Lied „Corona Virus (Plan-Demic)“ – eher wie ein notwendiges Zitat aufgenommen, das aber nicht weiter inhaltlich entfaltet wird. Der verschwörungstheoretische ‚Frame’ scheint dagegen konstitutiver zu sein: Demnach wäre eine perverse Verschwörung im Gange, die der Menschheit – oder bestimmten Gruppen darin rassistisch motiviert – nachhaltigen Schaden zufügen will.

   Auffällig ist zudem, dass zwar bestimmte Rastafari-Sprachregelungen auftauchen und auch entsprechende Ernährungsvorstellungen erwähnt werden, eine tiefere spirituelle Botschaft fehlt jedoch weitestgehend. Im Vergleich zu formativen Reggae-Liedern mit dezidiert spirituellem Rastafari-Kolorit, etwa von Bob Marley und den Wailers, die inhaltlich geradezu als Neo-Psalmen konzipiert waren und daher v.a. einer grundlegenden Vertrauensbotschaft Raum geben wollten (vgl. „Jah Live!“, „Give Thanks and Praises“, „Redemption Song“ u.v.a.m.) sind die hier untersuchten Songs in religiös deutender Hinsicht ausgesprochen zurückhaltend – selbst bei AbiYah Israel sind manche dieser Hintergründe eher zwischen den Zeilen präsent. In manchen Liedtexten wird die Pandemie-Situation einfach als frustrierend und gefährlich geschildert, bei anderen wird eine zusätzliche Hoffnung auf die baldige Überwindung der Pandemie ausgedückt. Dies kann natürlich mit der jeweiligen spirituellen Ausrichtung der einzelnen musikalischen Akteurinnen/Akteure zusammenhängen – das Spektrum der populären Reggae-Musik reicht ja ebenfalls von eher kommerziell orientierten ‚weltlichen’ Songs bis hin zu stärker religiös-psalmodierenden Liedern (vgl. programmatisch den Steel Pulse-Song „Chant a Psalm“, der das tägliche Psalmensingen besonders empfiehlt). – Da das hier besprochene Sample an Reggae-Liedern noch nicht sehr umfangreich ist, kann man aber zumindest als Arbeitshypothese festhalten, dass die Tendenz zur Beontung eines Hoffnungshorizonts jenseits der faktischen Pandemie eher in den spirituell orientieren Liedern anzutreffen ist.
    In dieser spirituellen Hinsicht steht der zuletzt besprochene Christafari-Song mit seiner dezidierten Vertrauensbotschaft, die geradezu Psalmen-analog eine realistische Situationsanalyse konkreter Bedrohung mit dem spirituellen Zuspruch für die Hoffnung in dieser Gefahr verbindet, den klassischen Roots-Reggae-Songs wieder viel näher – auch wenn in diesem Lied die apokalyptischen und verschwörungstheoretischen Deutungsrahmen der gegenwärtigen Corona-Diskurse im Vergleich zu sonstigen Rasta- und Reggae-Milieus ausdrücklich fehlen.


So lässt sich abschließend festhalten, dass die besprochenen Reggae-Lieder vielfach an die Themen der zuvor besprochenen Rasta-Diskurse anknüpfen und gemeinsam ein starkes ‚Unbehagen’ in der gegenwärtigen Corona-Pandemie zum Ausdruck bringen, ohne einer 1:1-Umsetzung religiöser Rastafari-Vorstellungen dienen zu wollen. Sie legen aber einen deutlich erkennbaren – wahrscheinlich auch Pop-kulturell (mit-)bedingten – Schwerpunkt auf verschwörungstheoretische Deutungen und Gefahrendiskurse (sog. „Plandemie“). Dagegen treten spirituelle Aspekte eher in den Hintergrund – außer bei dezidiert religiösen Reggae-Liedern wie dem Christafari-Song. Dessen eingängiger Refrain „We no fear about no COVID-19“ kann aber dennoch als ‚Motto’ für die gesamte Reggae- und Rastafari-Thematisierung von Corona/COVID-19 gelten, denn es gibt nach diesen Liedern – analog zu den zuvor besprochenen Rastafari-Botschaften – zumindest in den explizit spirituell akzentuierten Songs Grund zur Hoffnung auf eine bessere Zukunft und vor allem auch bereits erprobte Rastafari-Alternativen zum Babylon-System der gänzlich materiell orientierten Welt: Babylon und sein lähmender, alles Leben erstickender „Mehltau“ (Junjo) ist daher in jeder Hinsicht weiter auf Distanz zu halten.






Tabellarisches Fazit: Ausgangspunkt - empirische Realistik: 
	Pandemie wird als Faktum akzeptiert (keine Leugnung/Verharmlosung) 
- als typisches Beispiel fr die Gefhrlichkeit von Babylon in der Endzeit
Interpretationsperspektiven zur Ursache der Pandemie:
a)	Millenaristisch: COVID-19 ist sogar das apokalyptische Zeichen der 
anbrechenden Endzeit  verschwrungstheoretische Rahmung:  
b)	Dmonologisch: Satan bemchtigt sich der Welt  - plus:
c)	System' Babylon: genozidale Absichten bswilliger Rassisten (u..)
Reaktionsebenen bzw. performative Dimensionen 
im spirituellen Umgang mit der Pandemie:
1)	Ethische Konsequenz  = Masken tragen, Abstand halten (etc.)
 primre Handlungsoption: Distanz zu Babylon noch mehr strken!
2)	Alternative Ernhrung/Heilung: natrliche', vegetarische Ernhrung
-  (I-tal food) und Heilkruter (herbs) zur primren Resilienzstrkung
-  Dieser Rekurs auf alternative Ernhrung und Buschmedizin bewirkt:  
  Deutliche Ablehnung von Impfungen (sind Werkzeug Babylons 
     zur Unterdrckung und Auslschung schwarzer Menschen; gute
     m-RNA-Impfstoffe seien fr Rastafarier/Schwarze nicht gedacht)
3)	Spirituelle Interventionen als antivirale Strategien: 
Vertrauen auf Jah und die Umwlzung des Systems in der Endzeit 
[ Vermutung  u.a. intensiviertes Nyabinghi-Singen in Rasta-Camps ]
Die Corona-Gefahr wird als real angesehen, apokalyptisch sogar noch dramatisiert: 
Schutzmanahmen sind also angebracht. Demgegenber erscheinen aber die I
mpfstrategien durchgngig als sehr verdchtig und 
nicht ratsam, - so dass nur eine alternative Rastafari-Lebensweise mit 
spiritueller Orientierung auf Jah/H.I.M. allein Heilung bringen knnen. 
Viele Reggae-Lieder scheinen vor allem die verschwrungstheoretische 
Bias zu transportieren - nur spirituelle Songs eine Hoffnungsbotschaft.




Quellenverzeichnis (in Auswahl)


Anmerkung: Alle Internet-Quellen wurden zuletzt am 8. Mai 2021 auf Erreichbarkeit überprüft



Literaturhinweise (kommentiert) – inkl. Internetquellen

Sekundärliteratur zur Rastafari-Bewegung (historisch)


M. G. Smith / R. Augier / R. Nettleford, Report on the Rastafari Movement in Kingston, Jamaica. (University College of the West Indies) Mona, Jamaica, 6th ed. 1978 (1st ed. 1960). = erste Studie über Rastafari.

R. M. Nettleford, Mirror Mirror. Identity, Race and Protest in Jamaica. London & Kingston 1970.

J. Owens, Dread – The Rastafarians of Jamaica. Kingston 1984 (1st ed. 1976). = allererste Feldforschung über Rastafari in Kingston.

L. E. Barrett, The Rastafarians. Boston 1988, 1997 (London 1st ed. 1977).

T. Nicholas, Rastafari – A Way of Life. New York 1979.= alt, aber reich bebildert.

W. F. Lewis, Soul Rebels – The Rastafari. Prospect Heights, Illinois 1993.

B. Chevannes, Rastafari. Roots and Ideology. New York 1994. = sehr gute, historisch und empirisch dichte Analyse.

N. S. Murrell / W. D. Spencer / A. A. McFarlane (eds.), Chanting down Babylon. The Rastafari Reader. Philadelphia 1998. = interessante Auswahl an Texten.

Hélène Lee, The First Rasta. Leonard Howell and the Rise of Rastafarianism. Chicago: 2003. = hervorragende Darstellung der Entwicklung von Rastafari anhand des ersten Predigers; vgl. dazu den gleichnamigen, darauf basierenden Dokumentarfilm, der viele Orignalschauplätze ins Bild bringt und viele Akteursperspektiven einfängt (!).

W. Zips (ed), Rastafari. A Universal Philosophy in the New Millennium. Kingston 2006. = sehr gute aktuelle Anthologie.

Michael Barnett (ed), Rastafari in the new Millennium. Syracuse/NY 2014. = sehr gute aktuelle Anthologie.



Deutsche Buchtitel


M. Faristzaddi, Itations of Jamaica and I Rastafari. Die Rastakultur in Jamaika. München 1982.
= älterer deutscher Klassiker, reich bebildert.

R. Epp / Kl. Frederking (Hgg), Dub Version. Über Jamaikas Wirklichkeit. Berlin 1982.

P. M. Michaels, Rastafari. München 31983.

H.-J. Loth, Rastafari. Bibel und afrikanische Spiritualität. Köln/Wien 1991.
= sehr gute ältere, konzise Einführung, die auch den historischen Hintergrund gut beuchtet.

W. Zips (Hg), Rastafari: Eine universelle Philosophie im 3. Jahrtausend. Wien 2007.
= beste aktuelle Anthologie auf dem deutschen Buchmarkt.

W. Zips, Schwarze Rebellen. Maroon-Widerstand in Jamaica. Wien 2001.
= ausgezeichnete Darstellung der Geschichte der Maroons in Jamaika.



Primärliteratur   (Rastafari-Kleinschrifttum, eigene Sammlung)


L.P.Howell: The Pomised Key (1935)   => http://www.sacred-texts.com/afr/tpk/index.htm 

Black Supremacy in Rightousness of Salvation Jesus Negus Christ Emmanuel „I“ Selassie „I“ Jah Rastafari in Royal Majesty Selassie „I“ Jahovah Jah Rastafa.r „I“. [o.O., o.J.] (eine Broschüre der Rasta-Gemeinschaft von „Prince Emmanuel“ in Zion Hill / Bull Bay, Jamaica).

Jah Bones, One Love. Rastafari: History, Doctrine & Livity. Voice of Rasta Publishing House, London 1985.

Jahugliman, Vol. 2, Nov. 1980. 

B. Makeda Lee, Rastafari – The New Creation.  New York & Kingston 1981.

Ras-J-Tesfa, The Living Testament of Rasta-for-i. [o.O.] 1980. 

Rasta Voice – A Liberation Magazine, Nr. 94, September 1985.

Ethiopian World Federation Inc. Theocracy, Voice of Rasta. No. 45 (May.1984), No. 49 (Dec.1985).



Rastafari im Spiegel von Literatur, Kunst und Musik


R. Mais, Brother Man. London & Kingston 1954, 1974, 1986. – Dt.: Bruder Mensch. Zürich 1981.
= Literarische Einführung in die Welt von Rastafari.

O. Patterson, The Children of Sisyphus. Kingston 11964, Harlow 1986.
= ein dichter ‚soziologischerr Roman’, der viel fromatives Lokalkolorit schildert.

R. Banks, Rule of the Bone. New York 1995. – Dt. Übers. als Gangsta Bone. München 1996.
= romanhafte Darstellung einer ‚Bekehrung’ zum Rasta-Glauben.

W. Bender (Hg), Rastafari-Kunst aus Jamaika. Bremen 1984. 

Haus der Kulturen der Welt / W. Bender (Hgg), Rastafari-Kunst aus Jamaika. Bremen 1992. 

S. Clarke, Jah Music – The Evolution of the Popular Jamaican Song. London 1980. 

S. Davis, P. Simon, Reggae Bloodlines. In Search of the Music and Culture of Jamaica. London 1977, 1984.

S. Davis / P. Simon, Reggae International. London 1983.

M. L. Whitney / D. Hussey, Bob Marley – Reggae King of the World. London 1984.

T. White,  Bob Marley, Reggae, Rastafari – Ein kurzes, schnelles Leben. München 1984 (amerik. Original: Catch a Fire – The Life of Bob Marley 1983).



Black Judaism in den USA / „Black Hebrews“ in Israel


M. Könighofer, The New Ship of Zion. Dynamic Diaspora Dimensions of the African Hebrew Israelites of Jerusalem. Wien 2004.
= ausgezeichnete Studie zu den ‚Black Hebrews’ in Israel.

J. Landing, Black Judaism. A Story of an American Movement. Durham 2002.
= monumentales Standardwerk zur gesamten Geschichte ‚schwarzer Israeliten’.

F. Markowitz, S. Helman, D. Shir-Vertesh, “Soul Citizenship. The Black Hebrews and the State of Israel.” In: American Anthropologist 105/2 (2003), pp. 302-312.
= gute Einführung in die jüngere Situation der ‚Black Hebrews’ in Israel.



Online-Ressourcen (Auswahl)


Carolyn Cooper, „Hair policy infested with racism“, in: Jamaica Gleaner (09.08.2020); http://jamaica-gleaner.com/article/commentary/20200809/carolyn-cooper-hair-policy-infested-racism.

Luke Douglas, „'Rastas say vaccines make men sterile': Myths fuel distrust – experts“ (19.12.2020), in: https://www.loopjamaica.com/content/rastas-say-vaccines-make-men-sterile-myths-fuel-distrust-experts.

Uwe Ebinghaus, "An den Wassern von Babylon", FAz_Intervierw mit Andreas Grünschloß (25.03.2021), in: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/pop/pop-anthologie/pop-anthologie-113-rivers-of-babylon-von-boney-m-17259563.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2; PDF-Version: http://wwwuser.gwdg.de/~agruens/religion_und_corona/Rasta-Data/FAZ-Rivers-of-Babylon-Interview-Gruenschloss-03_2021.pdf.

Fulfilled Rastafari, Viewsletter 1 (July 2007); PDF: http://wwwuser.gwdg.de/~agruens/religion_und_corona/Rasta-Data/FulfilledRastafari-viewsletter-1-July-2007.pdf.

Fulfilled Rastafari, Viewsletter 2 (Feb 2008); PDF: http://wwwuser.gwdg.de/~agruens/religion_und_corona/Rasta-Data/FulfilledRastafari-viewsletter-2-Feb-2008.pdf.

Sharefil Gaillard, „ICRA rejects mandatory COVIDD-19 vaccine“ (08.12.2020), in: https://www.loopslu.com/content/icar-rejects-mandatory-covid-19-vaccine.

Andreas Grünschloß, Text-Handout zu Rastafari (im Rahmen von religionswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen); PDF: http://wwwuser.gwdg.de/~agruens/religion_und_corona/Rasta-Data/Gruenschloss-Rastafari-LV-handout.pdf.

Kaya IsesaJah, „I am a Born Again Rastafari Woman!!!“ (ohne Datum), in: http://christianreggae.ning.com/profile/KayaIsesaJah12.

Kaya IsesaJah, „Fulfilled Rastafari Mansional House is an Organization of Rastafari Bredrin and Sistren who follow Yahshua (Jesus Christ) recognizing Him to be the Messiah and the Only Way to Obtain Eternal Life“ (12.03.2009), in: http://christianreggae.ning.com/profiles/blogs/fulfilled-rastafari-mansional.

H.-J. Loth, Die Anfänge von Rastafari und das Problem der Afrikanizität. Eine religionswissenschaftliche Untersuchung zur Transkulturation im Kontext der Religionsgeschichte Jamaikas, unter Heranziehung des afrobrasilianischen Candomblé (Diss: Jena, 2009); online abrufbar als PDF: https://www.db-thueringen.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dbt_derivate_00019804/Loth/Dissertation.pdf.
= beleuchted transkulturelle Impacts bzgl. Rastafari (vgl. v.a. 258ff zur 'Indian Connection' und Ganja).

Prathit Misra, „Rastafari: the Indian connection“, in: The Gleaner (Jamaika), online-edition (26.03.2021); https://jamaica-gleaner.com/article/focus/20210326/prathit-misra-rastafari-indian-connection.

Simone Morgan, „Rastas give up sex to fight COVID“, in: The Star (Jamaika); http://jamaica-star.com/article/news/20200416/rastas-give-sex-fight-covid.

Jahlani A. H. Niaah, „The end of Afropessimism and their-story: Rastafari as ethos “ (12/2020),
in: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14649373.2020.1832302
(= Inter-Asia Cultural Studies 21 (2020:4): https://doi.org/10.1080/14649373.2020.1832302). PDF: https://www.tandfonline.com/doi/pdf/10.1080/14649373.2020.1832302.

N.N., „Ancients at risk during COVID19“, in: http://rastaites.com/ancients-at-risk-during-covid19/.

Anthony Turner, „Reggae, Rasta and the COVID-19 vaccine“, in: The Gleaner (Jamaika) vom 24.11.2020; https://jamaica-gleaner.com/article/entertainment/20201124/reggae-rasta-and-covid-19-vaccine.

Kairi FM (N.N.), „The Rastafari community here says it does not subscribe to taking the COVID-19 vaccine“ (09.03.2021), in: https://kairifm.com/the-rastafari-community-here-says-it-does-not-subscribe-to-taking-the-covid-19-vaccine/.

Tanya Smith-Cartwright, „Rastafarian Community To Say No To Covid Vaccine“ (24.12.2020), in: http://www.tribune242.com/news/2020/dec/24/rastafarian-community-say-no-covid-vaccine/.

Melissa Wong, „Rastafarians in the Carribean sceptical about COVID vaccine“ (11.02.2021), in: https://www.loopjamaica.com/content/rastafarians-caribbean-sceptical-about-covid-vaccine-2.



Bildnachweise


Bild 1: – Begleitbild zur Überschrift: „Rastafari“ (Halie Selassie I.), typische ikonische Darstellung, wie sie in Rastafari-Kontexten gerne genutzt wird und auch auf Postern und T-Shirts längst handelsüblich geworden ist. – Bildquelle (Ausschnitt): https://www.amazon.de/Rastafari-Reggae-Roots-shirt-Selassie/dp/B07P8F7C9L.

Bild 1a: – Zweites Begleitbild zur Überschrift: Gesichtsmaske mit Aufdruck „Blessed by Jah“; handelsübliches Produkt; vgl. https://fineartamerica.com/featured/blessed-by-jah-rasta-reggae-graphic-gift-jah-bless-print-dc-designs-suamaceir.html?product=face-mask-flat.

Bild 3: – Bob Marley vor Haile Selassie-Bild. – Quelle: https://www.thenaturalmystic.com/natural-mystic-rasta-words.htm (Bildressource: https://www.thenaturalmystic.com/media/biopic-sel.jpg).

Bild 4: – Wandbild (mural) von Leonard P. Howell in Tredegar Park (Spanish Town, Jamaica; 2014). – Quelle: https://www.nybooks.com/daily/2017/01/06/the-true-story-of-rastafari/ (David McFadden/AP Images; Bildressource: https://cdn.nybooks.com/wp-content/uploads/2017/01/pinnacle-howell-mural.jpg).

Bild 5: – Anbaufläche hinter einem Rasta-Straßenkiosk (eigenes Foto: A.Grünschloß, 2012).

Bild 6: – Der Betreiber des Kiosks: Ganja-rauchender Rastafarier neben seiner Schlafhöhle (eigenes Foto: A.Grünschloß, 2012).

Bild 7: – Das selbstgezimmerrte Straßenkiosk „Selah“ von vorn (eigenes Foto: A.Grünschloß, 2012).

Bild 8: – Schwarzweiß-Illustration für „I-and-I“ von Tennyson Smith; aus der Rastafari-Kleinschrifttum-Publikation Ras-J-Tesfa, The Living Testament. [o.O.] 1980 (S.54).

Bild 9: – Cover-Logo von Dub-Iration Sound System aus dem Jahr 2016, mit vier online-Tracks in Erinnerung an Leonard Howell und sein Buch The Promised Key; vgl. https://dubirationsoundsystem.bandcamp.com/track/the-promised-key (Bildressource: https://f4.bcbits.com/img/a1541598826_16.jpg). – Der Verkaufserlös ist offenbar der Occupy Pinnacle-Bewegung gewidmet (zur Wiedergewinnung der alten Rasta-Siedlung Howards).

Bild 10: – Ausschnitt aus dem Titelbild der Neuauflage (2003) von Howells erster Rastafari-Publikation „The Pomised Key“; vgl. https://umojaurbanculture.co.za/products/the-promised-key-book

Bild 11: – Indische Darstellung einer religiösen Disputation im Shastrartha-Stil; vgl. https://visionindiafoundation.com/how-to-elevate-public-discourse-in-india/ (Bildressource: https://images.assettype.com/swarajya/2018-07/cce622ad-088d-44fd-a604-bde956417a57/1174916c_a980_4c64_8a16_669c6e419333.jpg).

Bild 12: – Foto eines „Reasonings“ bzw. einer „Groun(d)ation“; vgl. https://rastafari.tv/videos_categories/nyahbinghi/ (Bildressource: https://rastafari.tv/wp-content/uploads/2016/12/maxresdefault-108-720x400.jpg.

Bild 13: – ‚Ganja’-rauchender Indischer Sadhu mit ‚Dreadlocks’-artiger Haartracht; vgl. vgl. https://www.ichowk.in/society/drugs-or-marijuana-cannot-be-a-path-to-spirituality/story/1/5772.html (Bildressource: https://akm-img-a-in.tosshub.com/sites/ichowk/story/embed/201702/baba_650_021417033931.jpg).

Bild 14: – Rastafarier mit Dreadlocks und Ganja-„Spliff“ (Bildressource: https://sensiseeds.com/blog/wp-content/uploads/2019/12/Cannabis-in-Jamaica-scaled.jpg).

Bild 15: – Dermot Fagan im Jahr 2017, bei der Erinnerungsfeier an den Besuch Haile Selassies in Jamaika; bearbeitetes Standbild aus dem Beericht „Prince Ermias visit Jamaica Priest Dermot Fagan Speaks“: https://www.youtube.com/watch?v=_Pmvt1gUk-k.

Bild 16: – Standbild zum Besucherstopp aus dem PBC Jamaika-Bericht (März 2020) über das Rasta-Camp von Dermot Fagan (https://www.youtube.com/watch?v=YsskRixSb60).

Bild 17: – Dr. Imani Tafari Ama; Standbild aus dem Youtube-Video des Gleaners „Rastafarians and COVID-19“ vom März 2021 (https://www.youtube.com/watch?v=uz_3mTAyADA.

Bild 18: – Foto von „Empress Nicole“ in dem online-Bericht aus den Bahamas von Tanya Smith-Cartwright, „Rastafarian Community To Say No To Covid Vaccine“ (24.Dez. 2020); http://www.tribune242.com/news/2020/dec/24/rastafarian-community-say-no-covid-vaccine/ (Bildressource: http://thetribune.media.clients.ellingtoncms.com/img/photos/2020/12/24/Empress_Nicole_-_Rastafarians_COVID_t670.jpg?b3f6a5d7692ccc373d56e40cf708e3fa67d9af9d).

Bild 19: – Cover-Logo von Rasta Stevie's „HEART BEAT OF ZION“ (2h Reggae, Corona „I-dition“: https://www.mixcloud.com/RASTASTEVIEHEARTBEATOFZION/jan-15-2021-heart-beat-of-zion-w-emcee-rasta-stevie-best-of-plenty-2020-vol-3-plandemic-i-dition/ (Bildresource: https://thumbnailer.mixcloud.com/unsafe/300x300/extaudio/1/9/b/9/9d54-3c85-4872-9185-f2f7b5cf7795).

Bild 20: – Cover-Logo von Dax Lion, „Plandemic“; vgl. https://www.amazon.de/-/en/Dax-Lion/dp/B08XY9QS9F (Bildresource: https://m.media-amazon.com/images/I/71CI9mx78XL._SS500_.jpg), sowie: Dax Lion, „Plandemic (Official Music Video)“: https://www.youtube.com/watch?v=2kWQ3zKUdIg.

Bild 21: – Cover-Logo des Samplers „Conspiracy Riddim“, vgl. https://www.amazon.de/-/en/gp/product/B08QDQHMTH (Bildresource: https://m.media-amazon.com/images/I/919WrVMGDkL._SS500_.jpg).

Bild 22: – Foto (Ausschnitt) des Reggae-Musikers Echo Minott; vgl. https://www.reggaeville.com/artist-details/echo-minott/details/ (Bildressource: https://www.reggaeville.com/fileadmin/user_upload/EchoMinott_Danger.jpg).

Bild 23: – Foto der Black Israelites-gläubigen Reggae-Sängerin AbiYah Yisrael aus dem online-News Portal: https://dominicanewsonline.com/news/homepage/calypso-new-blood-abiyah-in-it-to-educate-not-for-jump-up/ (Bildressource: https://dominicanewsonline.com/news/wp-content/uploads/2020/01/IMG_1314-640x480.png).

Bild 24: – Screenshot von der hompage (Startseite) der „Christafari“-Reggae-Band: http://www.christafari.com



Youtube-Videos


Video 1: – Sendung der PBC Jamaica vom April 2020, „Rasta Camp Speaks about COVID-19“. – Teil 1: https://www.youtube.com/watch?v=Ss4eS7dS4Uw.

Video 2: – Sendung der PBC Jamaica vom 2020, „Rasta Camp Speaks about COVID-19“. – Teil2: https://www.youtube.com/watch?v=YsskRixSb60.

Video 3: – Sendung des Jamaica Gleaners zum Thema „Rastafarians and COVID-19“; Youtube-Ressource: https://www.youtube.com/watch?v=uz_3mTAyADA.

video 4: – Trailer-Clip zu dem Dokumentarfilm "Dreadlocks Story" von Linda Ainouche (2014); ein Rastafarier nimmt hier Stellung zur Bedeutung der Dreadlocks. – Vimeo-Ressource: https://vimeo.com/99370603. – Der Film beleuchtet v.a. die transkulturellen Interdependenzen zwischen indischen und Rastafari-Traditionen; vgl. die Infos zum Film unter https://www.indiegogo.com/projects/dreadlocks-story#/ sowie den Haupt-Trailer zum Film auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=DYhME6gNYSA.

Video 5: – Musik-Video der Reggae-Sängerin AbiYah Israel, „Corona Virus (Plandemic)“: https://www.youtube.com/watch?v=IxvkW1WZmZo (Official Lyric Video).

Video 6: – Musik-Video der US-amerikanischen Comedian Laffy Tiffy, „Donnie got the ‘Rona!“: https://www.youtube.com/watch?v=qAeygF6Op50 [incl. Lyrics].

Video 7: – Musik-Video der Reggae-Band „Christafari“ Pandemic (Quarantine Anthem) https://www.youtube.com/watch?v=BSRbbXdkCXw (Official Music Video; incl. Song Lyrics).



Reggae-Musik (Auswahl-Links)


(1) Bob Marley & The Wailers, „Positive Vibration“ – aus dem Live-Album: „Babylon by Bus“ (1978); eigenes Sampling des Intro-Clips mit der invokation Haile Selassies (ca. 30 sec.). – Vgl. auch online unter: https://www.youtube.com/watch?v=lmaAp0K9W-o.

(2) Ras Michael & The Sons of Negus, „Keep Cool Babylon“ – aus „The Trojan Roots Collection“ (1974; 2003). eigenes Sampling (Clip, ca. 50 sec.). – Vgl. auch online: https://www.youtube.com/watch?v=gVle6PHUGbY.

(3) Ras Michael & The Sons of Negus, „Carnal Mind“ – aus „The Trojan Roots Collection“ (1974; 2003). eigenes Sampling (Clip, ca. 50 sec.). – Vgl. auch online: https://www.youtube.com/watch?v=bOqJ_o8jBRA.

(4) Armagiddion [Harmagedon] aus dem Sampler „Churchical Chants of the Nybingi“ (1983); eigenes Sampling (Clip, ca. 44 sec.) – Vgl. auch online: https://www.youtube.com/watch?v=Ict_D7GbT7o.

*** Anmerkung: – Viele weitere Beispiele für rituelle Nyabinghi-Songs (vgl. oben) finden sich auf den entsprechenden Samplern „Churchical Chants of the Nybingi“ und „The Trojan Roots Collection“ (auf Youtube vertreten) oder mit einer schlichten Youtube-Suche nach „Nyabinghi / Nyabingi / Nyabhingi“; – dasselbe gilt auch hinsichtlich der anderen im Text namentlich genannten Reggae-Lieder.

(5) Bob Marley & The Wailers, "Selassie Is the Chapel" (1968); Original-Audio, ebenfalls im Nyabinghi-Rhythmus mit zus. Hintergrund-Bildern von Bob-Marley und Haile-Salassie als Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=0LRlmCko58o

(6) Dax Lion, „Plandemic“ (02/2021); mp3: https://www.amazon.de/-/en/dp/B08XY7PQ7R. – Official Music Video: https://www.youtube.com/watch?v=2kWQ3zKUdIg.

(7) Album „ Conspiracy Riddim“ (various artists; (2020) – vgl. die Playlist auf youtube: https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_n2rfqJjR3yjc765O-g9dHhkevsqI51wRw – sowie: https://www.amazon.de/gp/product/B08QDQHMTH.
– Echo Minott, „World Scam“: https://www.youtube.com/watch?v=34tradUwd2A;
– Pad Anthony, „Scientific Warfare“: https://www.youtube.com/watch?v=tiiFeBWL_Uw
– Talee, „Virus Weapon“: https://www.youtube.com/watch?v=bRyQvN9blZE
– Mystic Oguedun, „Pandemic in a Babylon“: https://www.youtube.com/watch?v=0wkY-YnuEzw

(8) Rasta Stevie, „Heartbeat of Zion: Plandemic I-dition“ (2h Corona-Reggae, 2020): https://www.mixcloud.com/RASTASTEVIEHEARTBEATOFZION/jan-15-2021-heart-beat-of-zion-w-emcee-rasta-stevie-best-of-plenty-2020-vol-3-plandemic-i-dition/.

AbiYah Yisrael, „Corona Virus (Plan-demic)“ (2020) ; vgl. https://www.amazon.de/Corona-Virus/dp/B086S2WB73 – sowie: https://www.youtube.com/watch?v=IxvkW1WZmZo (Official Lyric Video).

(9) Christafari (Mark Mohr), „Pandemic (Quarantine Anthem)“ (2020): https://www.amazon.de/Pandemic-Covid-19-Quarantine-Anthem/dp/B086FWJXB1; ebenso: https://www.youtube.com/watch?v=BSRbbXdkCXw [Official Music Video, incl. Lyrics]. Hintergrundinformationen („behind the song“) finden sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=BBdW0NTEmBQs, sowie zu dieser 1989 von Mark Mohr gegründeten Reggae-Band insgesamt: https://christafari.com.

(10) Laffy Tiffa, „Donnie Got The 'Rona! (REGGAE SONG!)“, incl. Lyrics; – vgl. https://www.youtube.com/watch?v=qAeygF6Op50.




Anhang: Drei exemplarische Songtexte


(1)  World Scam (Echo Minott)

(2)  Coronavirus (Plan-demic), AbiYah Israel

(3)  Pandemic (Quarantine Anthem) – Christafari



(1)  World Scam (Echo Minott) (Rekonstruktion des Textes nach Gehör)


World Scam logo

World scam — kill the old people and take dem pension = their

World scam — fight it, dem never mention = they


Hey, It started as a epidemic, and now it is a pandemic 

— world panic — just imagine if it was a atomic. 

It‘s a new page, we are the people that can make the change. 

We have to unite and fight! We have to unite and fight! 


The people‘s spirits are dying, the kids locked down are ‘pon to complain

We have to keep a distance from our friends („bye, bye, friends!“),  

No one [hand?] nah shake again, no fist nah punch again, no hug, no embrace again

But [not?] nah gwaan again, = Patois: Nah gwaahn [not going] = nichts geht mehr
nobody nah get close again.


They say COVID 19 is a invisible enemy, 

that simply means you can trust nobody 

Every vill‘, city, town empty        vil[age] oder ville

it reminds me of some spooky sci-fi movie: 

Even the supermarket’s empty, dem outta stock.

      Toilet paper, you can’t find dat. 

      Salt and limes, yeah, you can’t find dat.     

      Disinfectant, you can’t find dat. Yeah.

Nothing you cannot find, no care,

No shot nah fire, even good man get scared: 

Coronavirus dem fear, oh oh!


Irie 2020, yeah-ey! ...         „i-rie“ [Ich-ig] = Rasta-Patois: gut, super, perfekt

Irie 2020, yeah-ey! ...


No hug nah gwaan again, no fist no punch again, no hug no embrace again

But nah gwaan again, nobody nah get close again .


It started as a epidemic, but now it is a pandemic, 

— world panic — just imagine if it was a atomic. 

it is a new page, we are the people that can make the change, 

We have to unite and fight! We have to unite and fight! 


It started as a epidemic, now it is a pandemic, 

— world panic — just imagine if it was a atomic. 

it‘s a new page, we are the people that can make the change, 

We have to unite and fight! We have to unite and fight! 

 

World scam — World scam — World scam — World scam


The peoples spirits are dying, the kids locked down are pon‘ to complain,

We have to keep a distance from our friends („bye bye, friends“), 

No one [hand?] nah shake again, no fist nah punch again, no hug, no embrace again.

But nah gwaan again, no-ey.


Irie 2020, yeah-ey! ... Irie 2020, yeah-ey!


Nothing you cannot find, no care,

No shot nah fire, even good man get scared: 

Coronavirus dem fear, eh.


World scam — World scam — World scam — World scam ...




(2)  Coronavirus (Plan-demic), AbiYah Israel


Corona Virus Plandemic logo

Stay far from Babylon

No guns and no bombs, huh!

It’s a bio-weapon

Don’t touch your eyes, 

don’t touch your mouth,

don’t touch your face!

What’s happening tot he human race?

It’s a Virus, Corona Virus, 

Wash your hands with soap and clean water,

don’t have it? Use your Sanitizer ...

A Virus, Corona Virus


Would you believe me, if I told you 

Babylon System is falling

Nowhere to run, nowhere to hide,

Isolation – better stay inside!

Doctors and nurses

Fighting on the frontline

I see Rastaman heading up to Zion,

Politicians loosing their minds,

Judgement in disguise, Revelation time!

Don’t touch your eyes, 

don’t touch your mouth,

don’t touch your face!

What’s happening tot he human race?

It’s a Virus, Corona Virus, 

Wash your hands with soap and clean water,

don’t have it? Use your Sanitizer ...

A Virus, Corona Virus


Viral RNA, altered DNA

They want to control us,

program and enslave us

Israelite Nation, bun’ dem Vaccination

Just like in Goshen, protect our Generation

Eating fruits, drinking plenty water,

stay away from sugar, Mucus is a killer

Bush medicine, strong herb tea,

Ginger and Garlic keep the temple clean!


Would you believe me? ... Ahhh

Stay far from Babylon ...


Can’t touch your eyes, 

your mouth, your face

Annihilation oft he human race

It’s a Virus, Corona Virus, 

Wash your hands with soap and clean water,

don’t have it? Use your Sanitizer ...

A Virus, Corona Virus


Better believe me, when I tell you 

Babylon System is falling

Nowhere to run, nowhere to hide,

Isolation – keep yourself inside!

Doctors and nurses

Dying on the frontline

Hebrew Israelites chanting psalms in Zion,

Politicians loosing their minds,

400 Years – Judgement time!


Your eyes, your mouth, your face

Annihilation oft he human race

It’s a Virus, Corona Virus, 

Wash your hands with soap and clean water,

don’t have it? Use your Sanitizer ...

A Virus, Corona Virus


Stay far from Babylon! – Yeahh

No Guns and no Bombs – nooo

It’s a Bio-weapon – yeahh


Abiyah – Seelah!




(3)  Pandemic (Quarantine Anthem) – CHRISTAFARI


Christafari Pandemic

So I just get off a plane and my throat is hurting
So I go to the doctor
The doctor walks in with a face mask and goggles     ((Brille))
And doesn't even look at me and says
We're out of tests so you're going to have to be quarantined
So I go to the grocery store to get some supplies
But there's nothing left


It's such an empty scene, yes
Cause everybody is in a quarantine
The Governor telling us to shelter in place
So me cranking up this riddim
With the the drum and the bass
Supposed to be on a 10 country tour
But me locked up in the studio
Now safe and secure
Writing these lyrics got to spit them out fast
So you better put on your N-95 mask


Mass panic
Pandemic
Pestilence is everywhere I say don't panic
Cause God's got it
Children have no fear


We no fear, we no fear, we no fear
About no Covid-19
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is the King - eh oh
No we no fear, we no fear, we no fear
About no dreaded virus - ooh yo
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is with us - eh oh


All of them a fear about this covid 19
And so many stores selling out of everything
Cant' even find hand sanitizer
Recession hit - we pockets getting tighter – woe


And will they send in the National Guard
Tell me I cannot leave my own yard
See people fightin' over toilet paper - Yo
How many years you gonna use that for


Mass panic
Pandemic
People fretting about their healthcare
Don't panic
Cause God's got it
Children have no fear


We no fear, we no fear, we no fear
About no Covid-19
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is the King - eh oh
No we no fear, we no fear, we no fear
What's in the newspaper - ooh yoi
No we no fear, we no fear, we no fear
We know that God is greater


Darkness blocks the sun
Death is stalking everyone
Across the mighty seas
Crippling nations


God You are my light
Healer of creation
You will give me strength
While I am waitin', waitin'


Everyday they're counting up more deaths
So much stress it's leaving me short of breath
Now they say I cannot go to church - cha!
But they cannot keep me from God's Word - ya
While they're searching for the antivirus
Never forget that Christ is with us
We may not know what the future holds
But we know WHO holds the future yeah!


Mass panic
Pandemic
Pestilence is everywhere I say don't panic
Cause God's got it
Children have no fear


We no fear, we no fear, we no fear
About no Covid-19
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is the King - eh oh
No we no fear, we no fear, we no fear
About no dreaded virus - ooh yo
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is with us


So people don't fear no way
People don't fear no way
No people don't fear no way
For hope is coming


Ya, ya, ya, ya
All them a talk 'bout the negative tings
Can't get them out of my mind
So no more television set
Gonna spend some family time
Can't go to work, can't go to church
I'm trapped inna this place
Not feeling great then isolate
And cover up your face yo


Cover up your face
Cover up your face
Not feeling great then isolate
And cover up your face
Me say cover up your face
Cover up your face
Not feeling great then isolate
And cover up your face


A we no fear, we no fear, we no fear
About no Covid-19
No we no fear, we no fear, we no fear
Cause Christ is the King - eh oh
No we no fear, we no fear, we no fear
What's in the newspaper - ooh yo
No we no fear, we no fear, we no fear
We know that God is greater - eh oh


All them fret 'bout this Covid 19
And telling us we've got to quarantine
Now they may have found a cure
When will we really know for sure
This is not the end
Don't give up hope






 ▲   Ganz nach oben      –– Mai 2021 ––         Ⓒ Andreas Grünschloß


◀  Religion(en) und Corona   –––   Lehrforschungsprojekt ▶   –––   Buddhistismus und Corona