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Recent Interviews/Press Releases
Veröffentlichungen 1998
KONFÖDERATION
EVANGELISCHER KIRCHEN
IN NIEDERSACHSEN
30037 HANNOVER, den 14.7.1998
Sehr geehrter Herr Professor Lüdemann,
in Ihrem kürzlich veröffentlichten Buch "Der große Betrug -
und was Jesus wirklich sagte und tat" haben Sie sich in dem
Abschnitt "Brief an Jesus" (S. 9 bis 18) vom christlichen
Glauben losgesagt und die wesentlichen Grundzüge von Lehre und
Bekenntnis der evangelisch-lutherischen Kirche preisgegeben. Sie haben
dies in mehreren Interviews wiederholt (z.B. Interview mit dem epd,
epd-Zentralausgabe Nr. 5 vom 18.3.1998, S. 2 f.: Hier haben Sie
erklärt, Sie hätten sich eindeutig und endgültig vom Christentum
verabschiedet, und Jesus Christus bedeute Ihnen religiös nichts mehr).
Das Collegium der Professorin und der Professoren hat am 22. April
1998 ein Gespräch mit Ihnen geführt. In einer Pressemitteilung, die
nach dem Gespräch herausgegeben wurde, wird ausgeführt:
"Auf Einladung des Dekans fand am 22.4.1998 eine
außerordentliche Sitzung des Collegiums der Professorin und der
Professoren der Theologischen Fakultät Göttingen statt, auf der Prof.
Lüdemann seine öffentlichen Äußerungen zu seiner "Lossagung"
vom Christentum erläutert hat.
Anschließend gaben die anwesenden Mitglieder des Collegiums
einmütig folgende Stellungnahme ab:
Wir respektieren die persönlichen Entscheidungen, die hinter den
Äußerungen von Prof. Lüdemann stehen.
Dagegen bestreiten wir, daß diese Äußerungen notwendige
Konsequenzen aus wissenschaftlichen Einsichten darstellen. So
unterschiedlich wir als Professorin und Professoren der Theologischen
Fakultät forschen und lehren, halten wir christlichen Glauben und
Wissenschaft ihrem Wesen nach für vereinbar. Es gehört zu den Aufgaben
der Theologischen Fakultät, zukünftige Pfarrer und Pfarrerinnen,
Religionslehrer und Religionslehrerinnen nach den Grundsätzen der
evangelischen Kirchen in wissenschaftlicher Verantwortung auszubilden.
Deswegen fordern wir Prof. Lüdemann auf, seine Zugehörigkeit zur
Theologischen Fakultät über taktische Erwägungen hinaus im Sinne der
von ihm immer geforderten Wahrhaftigkeit zu bedenken. Aus unserer
Sicht hat sich Prof. Lüdemann mit seinen derzeitigen Äußerungen in
einen eklatanten Widerspruch zu Charakter und Aufgaben einer
Theologischen Fakultät begeben."
Wir stimmen mit der Aussage der Pressemitteilung überein. Die
Kirchen der Konföderation sind nach eingehender Prüfung zu dem
Ergebnis gekommen, daß die seinerzeit nach Artikel 3 Abs. 2 des
Loccumer Vertrages gegebene gutachterliche Äußerung für Ihre Berufung
auf den Lehrstuhl für Neues Testament C 4 an der Universität Göttingen
mit allen Konsequenzen zurückgenommen werden muß. Diese Rücknahme muß
nach unserer Auffassung dazu führen, daß Sie die Theologische Fakultät
verlassen. Ihr beamten- und hochschulrechtlicher Status soll im
übrigen davon unberührt bleiben. Wir gehen davon aus, daß von dem Land
Niedersachsen sichergeste1lt wird, daß Sie Ihr Amt als
Universitätsprofessor und einen ungeschmälerten Anspruch auf Besoldung
und Versorgung behalten.
Wir möchten Ihnen im Rahmen einer Anhörung Gelegenheit geben, zu
dem Ergebnis unserer Überprüfung bis zum 1. September 1998 Stellung zu
nehmen.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Behrens
(14. Juli 1998)