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Kirche und Moderne
PRESSEERKLÄRUNG
Regionalbischof des Sprengels Göttingen verweigert Teilnahme an
einer Veranstaltung der Uni Göttingen mit dem ehemaligen
Superintendenten des Kirchenkreises Wolfsburg über "Kirche und
Moderne"
Die Kirchen leiden - so der ehemalige Wolfsburger Superintendent
Dr. Herbert Koch - gegenwärtig an einem deutlichen
Modernitätsrückstand. Sie haben in der Vergangenheit kritische
Fragestellungen, die seit der Aufklärung aufgekommen sind, ignoriert
und so die Gesprächsfähigkeit verloren. Als antik gebliebene
Religionen drohen sie in scheinhaftem Glanz zu Tode zu erstarren. Will
das Christentum heutige Menschen erreichen, muss es aus dem selbst
geschaffenen Gefängnis der dogmatischen Fixierungen ausbrechen.
Zur Mitwirkung an einer Veranstaltung über diese provokativen
Thesen eines ehemaligen Mitglieds der Kirchenleitung hatte ich die
Göttinger Kirchenleitung und den geistlichen Vizepräsidenten der
Hannoverschen Landeskirche sowie deren Bischöfin eingeladen. Die einen
konnten aus Zeitgründen nicht kommen, die anderen - der Göttinger
Regionalbischof und der Superintendent des Kirchenkreises Göttingen -
schrieben, sie teilten nicht die Meinung, Herrn Kochs Thesen seien
"eine Diskussion lohnend". Ich halte diese Reaktion von
Theologen aus der Kirchenleitung, zumal in einer Universitätsstadt,
für einen intellektuellen Skandal.
Tatsächlich bestätigt diese Reaktion Herrn Kochs Diagnose, dass
die Volkskirchen heute aufklärungsfeindlich geworden sind - ein Grund
mehr offen und ohne Tabus an der Uni Göttingen über die Grundlagen des
Glaubens im Lichte der historischen Kritik nachzudenken.
Göttingen, im Dezember 2006
Gerd Lüdemann
Termin: 19.01.07, 18-22h; 20.01.07, 10-13 h
Ort: Theologicum, Platz der Göttinger Sieben 2, T 05
Kontakt: gluedem@gwdg.de; 0551-59030
www.gerdluedemann.de
Literaturhinweis: Herbert Koch: Die Kirchen und ihre Tabus. Die
Verweigerung der Moderne, Patmos, 2006, 230 Seiten; ISBN:
3-491-72498-8