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Aktuelle Interviews und Presseberichte
Veröffentlichungen 2005
DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE IN BAYERN, DR. JOHANNES FRIEDRICH
Sehr geehrter Herr Bischof Friedrich,
In Ihrer Predigt am Ostersonntag 2005 behaupten Sie eingangs, ich
hätte am Osterwochenende im ZDF in einer Serie erzählt, "was
alles in der Bibel nicht wahr sei". Wer sich die Serie "Das
Bibelrätsel" angeschaut hat - und ich rechne Sie dazu -, weiß,
dass dies eine Lüge ist. Ebenso unwahr ist Ihre weitere Behauptung,
ich sei "ein ehemaliger Theologieprofessor". Als Bischof
wissen Sie doch selbst, dass ich Inhaber des nicht
konfessionsgebundenen Lehrstuhls für Geschichte und Literatur des
frühen Christentums an der Theologischen Fakultät der Universität
Göttingen und damit sehr wohl "Theologieprofessor" bin. Und
schließlich unterstellen Sie dem ZDF andere als fachliche Gründe, mich
im Rahmen der Serie "Das Bibelrätsel" als Interviewpartner
auftreten zu lassen. Dies ist ein Angriff sowohl auf meine persönliche
Integrität als auch auf meine wissenschaftliche Reputation.
Was den weiteren Inhalt Ihrer Predigt anbelangt, so bietet sie die
üblichen Ausweichmanöver gegenüber historischen Fragen. Zum einen
lehnen Sie den Versuch ab zu zeigen, dass das Grab Jesu leer gewesen
sei. Doch vergessen Sie bitte nicht, dass den Evangelien zufolge das
Grab infolge der Auferstehung Jesu leer gewesen sein muss. Zum anderen
schreiben Sie Gott die Möglichkeit zu, "Jesus aus dem Grab zu
holen, den Leichnam dort nicht verwesen zu lassen." Dann muss
also der Verstand schweigen, wo Gott handelt. Aber, verehrter Herr
Bischof, was glauben Sie wirklich? Es ist unverantwortlich, dass Sie
Christen auffordern, die Botschaft von der Auferstehung weiter zu
tragen, aber um die Klärung der Grundlagen dieses Glaubens einen
weiten Bogen machen.
Ich schreibe Ihnen dies in einem offenen Brief, um gegen Ihre
Unwahrheiten laut und vernehmlich zu protestieren.
Professor Dr. Gerd Lüdemann
Göttingen, 3. Mai 2005.