Hallo! Mein Name ist Nikola Michael Prpic-Schäper, und ich
bin ein Zoologe und Evolutionsbiologe. Ich bin in München
geboren und aufgewachsen, und solange ich denken kann, bin ich
fasziniert von der biologischen Vielfalt (Abb. 1). Als Kind
hatte ich ein großes Herbarium, das neben Blumen, Gräsern und
Blättern auch Pilze enthielt, die ich in den Wiesen und
Wäldern im Münchner Süden gesammelt und zwischen den Bänden
der Brockhaus-Enzyklopädie meiner Eltern "gepresst" hatte
(Abb. 2). Ich wusste das damals noch nicht, aber natürlich
kann man Pilze nicht "pressen", und als die Pilze anfingen zu
verschimmeln, beschlossen meine Eltern, dass das Herbarium
leider weg muss. Dasselbe geschah etwas später auch mit meiner
Sammlung toter Tiere, die ich auf meinen diversen Streifzügen
durch die Natur gefunden hatte. Die Speckkäfer, die sich von
den getrockneten Exemplaren meiner Sammlung ernährten,
erreichten die Küche und das Schlafzimmer meiner Eltern, und
die Blindschleiche, die ich in einem Gurkenglas "konserviert"
hatte, das ich mit Sliwowitz aus dem Schnapsschrank meines
Vaters gefüllt hatte, begann auseinanderzufallen und roch sehr
komisch.
Notgedrungen beschloss ich, statt getrockneter oder
"konservierter" Exemplare nun wohl besser lebende Tiere und
Pflanzen zu halten. Im Laufe der Jahre lebten in unserer
Wohnung viele wilde Tiere, und meine Eltern tolerierten
meistens meine Versuche, sie lebendig und gesund zu halten.
Ich erinnere mich jedoch lebhaft an einen Besuch bei meinen
Großeltern in Kroatien (das damals noch zu Jugoslawien
gehörte) in den frühen 1980er Jahren. Damals fing ich eines
der schönsten Tiere, das ich in meinem bisherigen Leben
gesehen habe: es war ein Weibchen des Wiener Nachtpfauenauges.
Der riesige und farbenprächtige Nachtfalter beeindruckte mich
natürlich über alle Maßen und ich wollte das Tier unbedingt
behalten.
Ich nahm das größte Glas, das ich in der Küche meiner
Großmutter finden konnte, bohrte mehrere Löcher in den Deckel
zur Belüftung und setzte den Falter hinein, wobei ich darauf
achtete, seine zarten Flügel nicht zu verletzen. Meine Eltern
warnten mich: ich sollte das Tier nicht in das Glas sperren,
denn Tiere gehören in die freie Natur, aber ich wollte nicht
darauf hören. Natürlich war das Tier bis zum nächsten Morgen
tot. Dieses Erlebnis war so prägend, dass ich seit diesem Tag
keine Wildtiere mehr zu Hause gehalten habe. Stattdessen bin
ich auf die Fotografie umgestiegen. Zuerst benutzte ich die
Kleinbildkamera meiner Eltern, aber später kauften sie mir
eine Spiegelreflexkamera mit einem leistungsstarken Objektiv
und einem Makroadapter. Die Anzahl der Fotos, die ich machen
konnte, war durch mein Taschengeld und die Preise für
Farbfilme und Fotoentwicklung arg begrenzt, die damals enorm
teuer waren. Apropos Taschengeld: Neben der Entwicklung von
Farbfilmen gab es einen weiteren Faktor, der mein ganzes Geld
verschlang: Bücher. Ich kaufte so viele der wunderbaren Tier-
und Pflanzenführer wie ich konnte, die in den 1970er und
1980er Jahren von Parey, Kosmos, BLV und anderen Verlagen
herausgegeben wurden. Viel später machten Digitalkameras das
Fotografieren preiswert, und das Internet ermöglichte die
kostenlose Verbreitung von Informationen: dies war für mich
der Anstoß für die Zoographia Germaniae.
Mein CV in aller Kürze: ich habe an der LMU München den
akademischen Grad Dipl. Biol. (Univ.) in den Fächern Zoologie
(Hauptfach), Systematische Botanik (1. Nebenfach),
Anthropologie & Humangenetik (2. Nebenfach) und
Paläontologie & Stratigraphie (3. Nebenfach) erworben und
an der Universität zu Köln im Fach Genetik zum Dr. rer. nat.
promoviert. Ich habe im Anschluss an meine Promotion als
Postdoctoral Researcher am UCL (University of London)
gearbeitet und danach viele Jahre ein Forschungsteam an der
Georg-August-Universität Göttingen geleitet. Derzeit arbeite
ich als Professor für Zoologie an der
Justus-Liebig-Universität in Gießen. Ich bin langjähriges
Mitglied der Münchner Entomologischen Gesellschaft.