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Agromyzidae
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Phytomyza sonderupi
   
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Synonyme und andere Namen:
(1) Phytomyza sonderupi Hering, 1941 (p. 20; als "sönderupi"; siehe ausführliche Diskussion im Text)
(2) Phytomyza soenderupi auct. (fehlerhafte Emendation, siehe Text)

Diese Art ist in Europa weit verbreitet und meist auch nicht selten. Die Larven minieren in den Blattstielen der Blätter von Sumpfdotterblume (Caltha palustris). Die Verpuppung findet innerhalb der Mine statt. Die Imagines fliegen im April und Mai.

Zur Nomenklatur: die Feststellung des gültigen Namens dieser Art stellt ein interessantes nomenklatorisches Problem dar. In der Originalbeschreibung wird das Artepithet als "sönderupi" geschrieben, das Sonderzeichen "ö" muss also nach den Regeln des International Code of Zoological Nomenclature geändert (emendiert) werden. Article 32.5.2.1. schreibt dabei vor, dass alle "Markierungen" von Buchstaben gestrichen werden, mit Ausnahme der deutschen Umlautpunkte: deutsche Umlaute werden wieder in die Doppelvokalform übertragen (z. B. ö = oe). Das "ö" in "sönderupi" wurde deshalb vielfach als "oe" emendiert. Was dabei jedoch übersehen wurde: bei dem "ö" in "sönderupi" handelt es sich nicht um den deutschen Umlaut "ö", sondern um das "ö" bzw. "ø" der skandinavischen Sprachen. Dies sind keine(!) Umlaute, sondern separate Buchstaben und müssen deshalb durch Ausfall der "Markierungen" emendiert werden: in diesem Fall ist also die korrekte Emendation "sonderupi" und nicht "soenderupi". Die Emendation ist also zwar notwendig, wurde jedoch fehlerhaft durchgeführt: nach Article 33.2. gibt es nur zwei Kategorien von Emendationen, nämlich gerechtfertigte (justified) und ungerechtfertigte (unjustified). Gerechtfertigte Emendationen werden definiert als Emendationen, die "in accordance with Article 32.5." durchgeführt wurden. Da die Emendation von "sönderupi" zu "soenderupi" sich jedoch offenkundig nicht an Article 32.5.2.1. hält (also nicht "in accordance" mit diesem Article ist), muss die Emendation also als ungerechtfertigte Emendation angesehen werden. Eine ungerechtfertigte Emendation ist nach Article 33.2.3 ein verfügbarer Name, jedoch nicht unter dem Originalautor (hier also Hering (1941)), sondern unter demjenigen Autor, der die ungerechtfertigte Emendation erstmals durchgeführt hat. Es ist mir momentan nicht bekannt, wer erstmals "sönderupi" zu "soenderupi" geändert hat, das ist jedoch für die weitere Interpretation auch nicht wichtig, denn die ungerechtfertigte Emendation kann nach Article 33.2.3.1. nur dann zum gültigen Namen einer Art werden, wenn die ungerechtfertigte Emendation (1) weiterhin dem Originalautor zugeordnet wird, und (2) im vorherrschenden Gebrauch ("prevailing usage") ist. Voraussetzung (1) ist unzweifelhaft erfüllt: die falsche Schreibweise "soenderupi" wird in der Literatur einhellig Hering (1941) zugeordnet, nicht dem (noch nicht ermittelten) Emendator. Problematisch wird es jedoch bei Voraussetzung (2). Hier geht es um die Frage: wie ist "prevailing usage" definiert? Der Begriff wird im International Code of Zoological Nomenclature an mehreren Stellen genutzt, um die Umkehr der Priorität zu ermöglichen: die nachträglich veränderte Schreibweise eines Originalnamens (also eine "emendation" (Article 33.2.) oder eine "incorrect subsequent spelling" (Article 33.3.)) kann ja von Natur aus niemals die Priorität über den Originalnamen haben. Um also eine nachträglich veränderte Schreibweise eines Originalnamens zum gültigen Namen zu machen, muss die Priorität umgekehrt werden. Das Verfahren hierzu ist in Article 23.9. ("Reversal of precedence") geregelt und hier wird auch geklärt, was man sich unter "prevailing usage" vorzustellen hat. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet "prevailing usage", dass die ältere Form des Namens (in unserem Fall also "sönderupi" und die korrekte Emendation "sonderupi") nach 1899 gar nicht mehr benutzt wurde und dass im Gegenzug die jüngere Form des Namens (in unserem Fall "soenderupi") ausreichend häufig benutzt wurde. Letzteres ist im vorliegenden Fall zwar erfüllt, jedoch nicht die erste Voraussetzung, da seit der Erstbeschreibung im Jahr 1941 (also automatisch alles "nach 1899") zwar hauptsächlich die Form "soenderupi" verwendet wurde, aber eben auch noch weiterhin die unemendierte Form "sönderupi" und vereinzelt auch die korrekt emendierte Form "sonderupi" genutzt wurde (z. B. bei Askew 1965). Nach der konsequenten Anwendung der Nomenklaturregeln ist die Schreibweise "sonderupi" also die gültige Form des Artepithets.

Quellen und Einzelnachweise
Askew RR. 1965. The holarctic species of Cyrtogaster Walker and Polycystus Westwood (Hym. Pteromalidae) including the description of a new species of Cyrtogaster. Entomophaga 10, 179-195.

Benavent-Corai J, Martinez M, Jimenez Peydro R. 2005. Catalogue of the hosts-plants of the world Agromyzidae (Diptera). Bolletino di Zoologia Agraria e di Bachicoltura. Serie II. 37 (Supplementum), 1-97.

Cerny M, Von Tschirnhaus M, Winqvist K. 2020. First records of Palaearctic Agromyzidae (Diptera) from 40 countries and major islands. Acta Musei Silesiae, Scientiae Naturales 69, 193-229. (Online: 2020, Druckfassung: 2021).

Hering EM. 1941. Minenstudien 16. Deutsche Entomologische Zeitschrift Jahrgang 1941, pp. 10-23.

International Commission on Zoological Nomenclature. 1999. International Code of Zoological Nomenclature. Fourth Edition. The International Trust for Zoological Nomenclature, London.

Papp L. 1984. Family Agromyzidae. In: Soos A, Papp L (Hrsg). Catalogue of the Palaearctic Diptera. Volume 9. Elsevier, Amsterdam, Oxford, New York, Tokyo. Pp 263-343.

Papp L, Cerny M. 2019. Agromyzidae (Diptera) of Hungary. Volume 4. Phytomyzinae III. Pars Ltd, Nagykovacsi.

Winkler IS, Scheffer SJ, Mitter C. 2009. Molecular phylogeny and systematics of leaf-mining flies (Diptera: Agromyzidae): delimitation of Phytomyza Fallen sensu lato and included species groups, with new insights on morphological and host-use evolution. Systematic Entomology 34, 260-292.

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Zoographia Germaniae wird verfasst und herausgegeben von Niko Prpic-Schäper.
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