Die Arten der Gattung Dolichurus haben einen nur wenig
verlängerten Prothorax, sind ansonsten der Gattung Ampulex
aber recht ähnlich. Dolichurus corniculus ist vollständig
glänzend schwarz (worauf auch das wissenschaftliche Artepithet
hinweist: lateinisch "cornicula" = "junge Krähe"), die
Weibchen sind etwa 6-8 mm lang, die Männchen sind überwiegend
kleiner, ca. 5,5-7 mm lang. Die Vorderflügel sind transparent,
ohne Bänderung wie bei Ampulex fasciata. Die Imagines fliegen
von Mai bis in den September, vermutlich in zwei Generationen
und ernähren sich von Honigtau. Die Art ist in Europa weit
verbreitet und kommt auch in Nordafrika und Anatolien vor, in
Deutschland ist die Art selten. Die Tiere bevorzugen warme,
sandige Habitate, vor allem an Waldrändern.
Die Weibchen jagen als Larvennahrung Schaben (hauptsächlich
Ectobius und verwandte Gattungen) und gehen erst nach
erfolgreicher Jagd auf die Suche nach einem geeigneten
Nistplatz. Während die Weibchen nach einem Nistplatz suchen,
wird die durch den Stich nur leicht betäubte Beute in der
Vegetation versteckt gelagert. Sobald ein geeigneter Hohlraum
gefunden wurde (z.B. in Borke, Totholz oder im Boden- die
Weibchen graben aber nicht selbst) wird pro Hohlraum eine
Schabe hineingeschleppt, mit einem Ei belegt und dann die
Höhlung mit Rindenstückchen und anderem Pflanzenmaterial
ausgepolstert und verschlossen. Die Weibchen kürzen den
erbeuteten Schaben die Antennen um mehr als die Hälfte. Der
Grund für dieses außergewöhnliche Verhalten ist unbekannt, es
wird vermutet, dass dadurch das Orientierungsvermögen der
Schabe gemindert werden soll, weil die Lähmung nach dem Stich
nur wenige Stunden anhält und die Schaben sonst aus dem Nest
entkommen könnten (Blösch 2000). Nach etwa zwei Tagen schlüpft
die Larve, und verzehrt die Schabe innerhalb weniger Tage
vollständig. Die Verpuppung erfolgt dann etwa 8-14 Tage nach
dem Schlupf in einem lockeren Gespinst.