Weibchen. Körperhaltung (Hypopygium
angelegt, Ovipositor nicht ausgefahren) nach Spradbery
(1970).
Unterarten:
(1) Ibalia leucospoides leucospoides (Von Hochenwarth,
1785:345)
(2) Ibalia leucospoides ensiger (Norton, 1862:200).
Die östlichen Populationen, die derzeit noch zur Nominatform
gerechnet werden, unterscheiden sich jedoch zumindest in der
Gasterfärbung von typischen Exemplaren und stellen
möglicherweise eine weitere Unterart dar.
Synonyme und andere Namen:
Synonymie der Nominatform:
(1) Ichneumon leucospoides Von Hochenwarth, 1785 (p.
345)
Ibalia leucospoides (Von Hochenwarth, 1785)
Ibalia leucospoides leucospoides (Von Hochenwarth, 1785)
Typenfundort: nicht näher spezifiziert, möglicherweise
Berlin.
(2) Ichneumon cultellator Fabricius, 1793 (p. 167)
Ophion cultellator (Fabricius, 1793)
Ibalia cultellator (Fabricius, 1793)
Ibalia cultellatrix (Fabricius, 1793)
Banchus cultellator (Fabricius, 1793)
Sagaris cultellator (Fabricius, 1793)
Cynips cultellator (Fabricius, 1793)
Typenfundort: "Germania", entsprach zur Zeit der
Artbeschreibung in etwa dem gesamten Mitteleuropa.
(3) Diplolepis ibalia De Lamarck, 1817 (p. 163)
Typenfundort: "France méridionale".
(4) Ibalia suprunenkoi Jacobson, 1899 (p. 289)
Typenfundort: Sachalin, zwischen dem Hafen Douay und
Aleksandrowsk (Russland). Dieses Taxon stellt möglicherweise
eine eigene Unterart dar.
(5) Ibalia arcuata Von Dalla Torre et Kieffer, 1910 (p.
23)
Typenfundort: "England, Italien, Deutschland".
(6) Ibalia sachalinensis Matsumura, 1911 (p. 98)
Typenfundort: Mauka, Sachalin (Russland).
(7) Ibalia picea Matsumura, 1912 (p. 163)
Typenfundort: Japan.
(8) Ophion cutellator auct. (falsche Schreibweise
für cultellator)
Ibalia cutellator auct. (falsche Schreibweise von
cultellator)
Anmerkung: Die grammatikalisch männliche Form
"cultellator" wurde in der Gattung Ibalia von manchen
Autoren in die weibliche Form "cultellatrix" geändert.
Allerdings ist "cultellator" nach den Nomenklaturregeln
(International Commission on Zoological Nomeclature 1999)
ein Substantiv ("noun in apposition") und bleibt daher in
der Originalschreibweise erhalten, unabhängig vom Geschlecht
des Gattungsnamens.
Synonymie der Unterart Ibalia leucospoides ensiger:
(1) Ibalia ensiger Norton, 1862
Ibalia leucospoides ensiger (Norton, 1862)
(2) Ibalia gigantea Yoshimoto, 1970
(3) Ibalia ensigera auct. (Falschschreibung)
Originalbeschreibung: Daten für die Nominatform: Von
Hochenwarth S (1785). Beyträge zur Insektengeschichte.
Schriften der Berlinischen Gesellschaft naturforschender
Freunde 6, 334-360.
Artbeschreibung auf den Seiten 345-347.
Typenfundort: in der Originalbeschreibung nicht angegeben,
aber möglicherweise Berlin.
Typus: der Verbleib der Typenexemplare ist unbekannt.
Die Körperlänge der Imagines beträgt 7 bis 16 mm. In
Deutschland kommt nur die Nominatform vor; diese ist
größtenteils schwarz mit einem roten Hinterleib. Der
Hinterleib ist allerdings bei den meisten Individuen dorsal
und beim Männchen auch am Hinterende mehr oder weniger schwarz
gefärbt. Die Ausprägung dieses Schwarzanteils und der Rotton
des übrigen Gasters variieren in Abhängigkeit von der
geographischen Herkunft der Tiere: mitteleuropäische Tiere
sind oft fast vollständig leuchtend rot, wohingegen Tiere aus
dem östlichen Russland und Japan meist vollständig schwarz
sind. Diese Populationen könnten daher eine eigene Unterart
darstellen, für die dann der Name Ibalia leucospoides
suprunenkoi gelten müsste. Auch die Beinfärbung unterliegt
einer gewissen innerartlichen Variabilität: sie sind
überwiegend schwarz, die distalen Beinsegmente sind aber bei
manchen Individuen rot- oder gelbbraun, bei mitteleuropäischen
Individuen aber meist ebenfalls schwarz. Es ist daher gut
möglich, dass die Nominatform in Wirklichkeit eine Gruppe nah
verwandter Unterarten darstellt.
Die Unterart Ibalia leucospoides ensiger ist der Nominatform
ähnlich, der Hinterleib wirkt aber bleicher und weniger rot.
Die Nominatform und Ibalia leucospoides ensiger können
miteinander gekreuzt werden und erzeugen auch fruchtbare
Nachkommen; allerdings zeigen sich bei Rückkreuzungen dann
Missbildungen (Liu und Nordlander 1994), was eine genetische
Trennung zwischen den beiden Unterarten beweist und eher für
einen Artstatus der beiden Formen spricht.
Abbildung 1. Flugzeiten
der Imagines im Vergleich mit ihren Wirten. Flugzeit
von Ibalia rufipes drewseni und Ibalia leucospoides
leucospoides (blaue Balken) im Vergleich mit den Flugzeiten
zweier Holzwespenarten, Urocerus gigas und Sirex noctilio
(violette Balken). Ibalia rufipes drewseni fliegt zeitlich
vor seinen Wirten und ist daher gezwungen die noch
vorhandenen (=älteren) Larvenstadien aus dem Vorjahr
parasitieren. Die Flugzeit von Ibalia leucospoides
leucospoides überlappt jedoch größtenteils mit der Flugzeit
der Wirte, so dass die Weibchen ihre Eier in frisch
abgelegte Wirtseier oder junge Larven ablegen können.
Vereinfacht und verändert nach Spradbery (1970).
Ibalia leucospoides parasitiert Holzwespen der Gattungen
Sirex, Xeris und Urocerus. Adulte Tiere werden von Juli bis
November gefunden. Die Flugzeit dieser Art ist also im
Gegensatz zu Ibalia rufipes drewseni gut auf die Flugzeit der
Wirte abgestimmt (Abb. 1). Die Weibchen von Ibalia
leucospoides legen daher ihre Eier meist in die diesjährige
Nachkommenschaft der Holzwespen, also in Eier oder das erste
Larvenstadium. Bis zum Schlupf können dann mehrere Monate
vergehen, so dass das erste Larvenstadium von Ibalia
leucospoides meist erst im nächsten Jahr schlüpft. Wie schnell
die verschiedenen Larvenstadien durchlaufen werden ist nicht
klar. Prinzipiell wäre ein einjähriger Zyklus denkbar, bei dem
sich die Imagines im Sommer und Herbst entpuppen, sogleich die
Wirte befallen, die Larven sich dann über den Winter und
Frühling weiterentwickeln und verpuppen, und im Sommer/Herbst
können sich dann die neuen Imagines entpuppen. Allerdings
kommt Chrystal (1930) auf der Basis jährlich durchführter
Aufsammlungen zu einem anderen Schluss: im ersten Jahr werden
hauptsächlich Eier und erste Larvenstadien, im Herbst dann
auch zweite Larvenstadien gefunden (die Larvenstadien sind in
Abb. 2 gezeigt). Im zweiten Jahr werden überwiegend dritte und
vierte Larvenstadien und im dritten Jahr dann schließlich auch
Puppen und Imagines gesammelt. Chrystal (1930) postuliert
daher einen dreijährigen Entwicklungsgzyklus. Wahrscheinlich
können die Ibaliidae die Dauer ihres Lebenszyklus an die Dauer
des Lebenszyklus ihres Wirts anpassen, der sich je nach
Holzwespenart über 2 bis 6 Jahre erstreckt.
Abbildung 2. Entwicklungsstadien
von
Ibalia leucospoides leucospoides. (A) Erstes
Larvenstadium. Länge meist unter 2 mm. (B) Zweites
Larvenstadium. Länge meist unter 3 mm. (C) Drittes
Larvenstadium. Länge bis 6 mm. (D) Viertes Larvenstadium.
Länge ca. 1 cm. Die Zeichnungen sind nicht maßstäblich.
Vereinfacht nach Chrystal (1930).
Die Nominatform ist in Europa, der Türkei und Nordafrika
(Tunesien) weit verbreitet, allerdings fehlen Nachweise aus
einigen osteuropäischen Ländern. In Asien ist die Art aus dem
östlichen Russland, China und Japan bekannt. Aus dem Gebiet
dazwischen scheint die Art nicht nachgewiesen zu sein; diese
disjunkte Verbreitung zwischen einer westlichen Form (mit
rotem Gaster) und einer östlichen Form (mit schwarzem Gaster)
unterstützt die Idee, dass die europäischen und die
asiatischen Populationen getrennte Unterarten darstellen. Die
Unterart Ibalia leucospoides ensiger kommt in Nordamerika vor
und ist dort von Kanada bis zu den südlichen USA verbreitet.
Beide Unterarten von Ibalia leucospoides wurden außerdem in
einigen Ländern zur Bekämpfung schädlicher Holzwespen
eingeführt. Eine ungewollte Verschleppung findet überdies bei
schlecht kontrollierten Holztransporten, die parasitierte
Holzwespenlarven enthalten, statt. Dadurch ist die Art nun
auch aus Südamerika, Südostasien, Australien, Tasmanien und
Neuseeland gemeldet.
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