Konzept II
Gerade angesichts einer erhöhten Aufmerksamkeit für die Medien der Geschichte stellt sich dabei die Frage, inwieweit sich innerhalb der Lyrik gattungsspezifische Formen der historischen Sinnbildung ausgeprägt haben.
Denn obwohl die Geschichtslyrik - etwa in der historischen Ballade oder dem historischen Rollengedicht - in erheblichem Maße narrative und dramatische Verfahren adaptiert, lässt sich doch ein ganzes Spektrum an konventionell der Lyrik zugeschriebenen Verfahren aufweisen, deren mediale Effekte auf
die historische Sinnbildung eine eingehende Diskussion verdienen.
Wie werden etwa die gattungskonventionellen Tendenzen zur kompositorischen Motivierung, zur autodiegetisch simultanen Vermittlung oder zum Entwurf stark kondensierter Geschehensabläufe bei gleichzeitiger
Mehrfachcodierung dieser Abläufe funktionalisiert? Wie positioniert sich die Geschichtslyrik zu den anderen Geschichtsmedien, von der historiographischen Abhandlung über das Geschichtsdrama und den historischem Roman bis hin zum TV-Histotainment? Und welche soziokulturellen
Funktionen übernimmt die Geschichtslyrik als performative Praxis in ihren institutionellen Situationen - etwa der politischen Kundgebung, dem Gedenkritual oder dem Schulunterricht?
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