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Aktuelle Interviews und Presseberichte
Veröffentlichungen 2001
Forschung und Lehre 3/2001, S. 147
Zuschrift zu den Thesen von Bischofskonferenz und EKD zum Thema
Bildung in: Forschung & Lehre 1/2001, Seite 22-24
Die sicher gutgemeinten Vorschläge der gemeinsamen Kommission von
Deutscher Bischofskonferenz und EKD zur Bildung des Menschen sollten
sich in These 7 nicht darauf berufen, dass der biblische Monotheismus
jedem Totalitarismus widerspricht. Diese These lässt sich am
Gottesbild des Alten und Neuen Testaments geradezu falsifizieren. Der
dort handelnde und sprechende Gott verlangt als eifernder Gott im
Ersten Gebot und zahllosen anderen Texten absoluten Gehorsam und
stösst deswegen andere Götter vom Thron. These 7 nennt dies
"jüdische Aufklärung" und meint sogar, die Kritik am
Polytheismus sei in der Einsicht begründet, dass die Götter "als
Verlängerungen menschlicher Bedürfnisse und Interessen" erkannt
worden seien. Damit wird mit dem Begriff Aufklärung Etikettenschwindel
betrieben. Die Träger des jüdischen Monotheismus übten nicht Kritik an
den anderen Göttern, weil diese menschlichen Interessen und
Bedürfnissen entsprachen, sondern weil ihr Gott einer war und Anbetung
verlangte. Das aber war keinesfalls Aufklärung, sondern vielfach eine
andere Form des Totalitarismus, der weder Toleranz und noch Offenheit
kannte. Die Geschichte des antiken Israel und die Geschichte der
Kirche bis in die Neuzeit hinein sind dafür unerschöpfliche Quellen