· Sozialreferent Michael Kaus hat jetzt die neuen Tauschlisten des VSB-Büros für Studienplatztausch besorgt. Solltest Du also eine Chance suchen – aus welchen merkwürdigen Gründen auch immer – der südniedersächsischen Metropole den Rücken zu kehren, brauchst Du bloß einen Blick auf die AStA-Bretter in der Zentralmensa, dem ZHG und – jetzt neu – der Nordmensa zu werfen. Der verstärkte Kontakt des diesjährigen AStA zum DGB beginnt erste Früchte zu tragen. Neben der auf S.4 angekündigten Veranstaltung des Arbeitskreises Hochschule und Gewerkschaft wird es noch in diesem Semester eine gemeinsame Veranstaltung geben, in der Du über die Tücken eines Jobs neben dem Studium informiert werden wirst. Zudem haben wir eine Berufsberatung unter Federführung des VEBF (Verein zur Erschließung neuer Beschäftigungsformen) vor. Zum Thema “Jobben im Studium” gibt es auch ein neues Merkblatt. Das erhältst du neben zahlreichen weiteren (u.a. auch dem neuen AStA-BaföG-Info) im Sozialreferat. Das Sozialreferat (Tel. 394566) hat Sprechzeiten Mo-Fr 10.30-13.00 Uhr (im Nordbereich Do 13-14 Uhr). Rechts- und BAföG-Beratungstermine gibt’s beim AStA-Sekretariat (Tel. 394564) von 10-14 Uhr.

· Schön, daß der AStA-Alltag auch für den Hochschulpolitischen Referenten Tobias Dünow noch Neues zu bieten hat. So durfte er kürzlich erfahren, wie unterhaltsam es doch sein kann, eine gesamte asta revista- Auflage zunächst handschriftlich, dann per Stempel um den Zusatz “P. Singer:” zu ergänzen. Grund: Im AStA war die Befürchtung laut geworden, ohne diese Richtigstellung könne der Eindruck entstehen, der Biologismus habe Einzug ins Rosa-Luxemburg-Haus gehalten. Wenn’s denn der Klarheit dienlich ist... Ansonsten laufen die Vorbereitungen für die „48-Stunden-Uni“ auf Hochtouren. Die Resonanz wird immer besser. Teilweise gehen aber ausgesprochen amüsante Ablehnungen ein. So wies ein Prof darauf hin, daß die Realität der “48-Stunden-Uni” weit voraus sei – schließlich gebe es ja schon Tutorien. Ach ja, dann waren da noch einige Treffen zur bundesweiten Koordinierung des Protestes gegen den HRG-Kompromiß. Wir bleiben dran.
Sie kennen nur den Aderlaß!
Reformversuch im Medizinstudium folgt ältesten Methoden
Wenn es bloß ein Studienfach gäbe, das aufgrund seiner Praxisferne, fehlender Interdisziplinarität und abstruser Prüfungsmethoden dringendst einer gründlichen Reform bedürfte, dann ist es dieses. Jura? Gar nicht schlecht getippt, aber es geht noch eine Spur härter. Medizinstudium nennt sich das wundersame Gebaren. Nun ist es ja nicht so, daß in den letzten Jahrzehnten niemandem aufgefallen wäre, daß in den Unikliniken die Studierenden von ihren ob des sensationellen Krankheitsbildes freudestrahlenden DozentInnen überwiegend Fälle vorgeführt bekommen, die mindestens mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:100000 auftreten. Sollten sie Interesse daran haben, einen Beinbruch oder ein simples blaues Auge näher kennenzulernen, hilft in den meisten Fällen nur der schmerzhafte Selbstversuch. Mehr psychischen Schmerz hingegen verursacht das jeglichem universitären Anspruch Hohn entgegenschleudernde Klausurverfahren namens „multiple choice“: Echte KönnerInnen versuchen durch unterschiedliche Stärke des Kreuzschwungs differenzierte Antworten zu produzieren. Viel mehr Möglichkeiten dazu gibt es allerdings auch nicht.

Praxisferne schreit nach Reformen

All dies und noch einiges mehr führte seit Mitte der 80er Jahre zu einer mal heiß und mal lau geführten Diskussion um eine Neuordnung des Medizinstudiums. Faktisches Ergebnis aller in Angriff genommenen
Änderungsversuche war bislang aber immer nur die Reduzierung der Studienplätze. So hatten 1989 die BildungsministerInnen auf Druck der GesundheitsministerInnen von Bund und Ländern jeden vierten Medizinstudienplatz gestrichen.

ÄrztInnenlobby setzt sich durch

Nun aber schreiben wir das Jahr 1997 und was verheißt uns der neueste ReferentInnenentwurf zur ärztlichen Approbationsordnung aus dem Hause Seehofer? Genau, der CSU-Mann folgt den bekannten Wünschen der mächtigen ÄrztInnenlobby und will diesmal jeden fünften Studienplatz streichen. So muß das wohl sein in Zeiten „innovativer“ Ideen. Angestrebt werden in diesem Entwurf Tutorien und Seminargrößen von maximal 20 Studierenden. Die Gruppengröße bei PatientInnendemonstrationen soll auf 6, die Untersuchung einer Patientin auf 2 Studierende festgesetzt werden. Das hört sich zwar schön an. Doch schaut man sich die zur Zeit herrschenden Ausbildungsumstände genauer an, muß man zugeben, daß das Problem hauptsächlich in der mangelnden Organisation und bei weitem nicht an den Studierendenzahlen liegt. Das offensichtliche Ziel ist wohl viel eher, die Zahl der angehenden MedizinerInnen möglichst gering zu halten. Gleich danach kommt die heutzutage unvermeidliche Zielsetzung der Kostensenkung. Es drängt sich der Eindruck auf, auch bei diesem jüngsten Anlauf geht es allerhöchstens in zweiter Linie um eine Studienreform.
KOMMENTAR: 48-STUNDEN-UNI
„Keine Experimente”, so lautete einmal ein Wahlkampf-Slogan der CDU. Lange schien es, als hätten sich auch die linken ASten in Göttingen dieses Motto zu eigen gemacht. „Keine Experimente” – das hieß auf links übersetzt: „Wir machen Politik so, wie wir sie immer gemacht haben, und falls das die Basis nicht interessiert, so ist das ihr Problem”. Und so wurden emsig Veranstaltungen zu zweifelsohne wichtigen Themen organisiert – nur hingegangen ist kaum jemand. Viele Studis begannen, den AStA und seine Aktionen nicht mehr zur Kenntnis (geschweige denn ernst) zu nehmen. Und selbst die eigene Basis wandte sich von den Polit-FunktionärInnen ab. Irgendwann dämmerte dann auch dem AStA, daß mit Erhobener- Zeigefinger-Politik heute niemand mehr hinter dem Ofen hervorzulocken ist. So wurde aus der allgemeinen Ratlosigkeit die Idee einer „48-Stunden-Uni” geboren. Nicht das Verkünden der immer gleichen Wahrheiten steht nun im Vordergrund, sondern die offene Form. Das neue Motto lautet denn auch : „Wir können auch anders”. „Anders” können wir alle, die wir an unserer Hochschule interessiert sind: Die Uni soll – wenn auch zunächst nur für kurze Zeit – den BürokratInnen und BesitzstandswahrerInnen entzogen und wieder zu unserer eigenen Sache werden. „Anders” kann aber auch der AStA. Er hat die Kraft, sich von den althergebrachten Politikformen zumindest teilweise zu verabschieden. Die Einsicht in die eigene Wirkungslosigkeit ist dabei nicht Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke: Sollte es dem AStA gelingen, die Uni-Angehörigen (egal ob StudentInnen oder Lehrende) dazu zu motivieren, selber aktiv zu werden, so wäre damit mehr gewonnen, als mit jeder noch so politisch korrekten Resolution.

 


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