"30 Jahre kann es schon noch dauern"
Monika Griefahn diskutiert mit Göttinger Jusos
SPD und Energiepolitik: Ein Thema, bei dem sich allenthalben Verwirrung darüber breitmacht, was die Partei denn nach ihrem angestrebten Wahlsieg nun wirklich in diesem Gebiet zu tun gedenkt. Offensichtlich ist Energie ein Spielfeld, auf dem die SPD das leidlich berühmte 0:0 nach hause bringen möchte. Kein Tor schießen, keines fangen. Die Bude vollhauen lassen dürfen sich dafür die Grünen - naja, deren Problem. Wirklich? Fakt ist: Auf der einen Seite haben wir in Deutschland mindestens 6 Millionen Arbeitslose, die niemand zu brauchen scheint. Auf der anderen Seite gäbe es allemal genug zu tun, was gesellschaftlich sinnvoll wäre. Die Energiefrage ist dabei eine Schlüsselfrage.

Ausstieg: Früher oder später

Das meinen nicht nur die Jusos, die nun schon seit einigen Jahren darauf drängen, daß der "Solare Umbau" zu einem der großen Zukunftsprojekte der Sozialdemokratie wird. Fakt ist auch: Atomenergie darf keine Zukuft haben. Dieser Sachlage kann und will sich auch die SPD nicht entziehen. Immerhin ist der Ausstieg bei der SPD seit 1986 beschlossene Sache. Womit wir wieder bei der oben angesprochenen Verwirrung wären, redet doch der Kanzlerkandidat davon, daß unterhalb eines Zeitraums von 3 Jahrzehnten das sowieso nix werde.
Schlagen wir doch zwei Fliegen mit einer Klappe, sagte sich da der Göttinger Juso-Unterbezirk, fragen wir einmal nach und tun gleichzeitig was Gutes für das Projekt "Solarer Umbau". Er hatte am vergangenen Freitag Monika Griefahn zu Gast. Die ist niedersächsische Ex-Umweltministerin und will demnächst im
Bundestag Energiepolitik für die SPD machen. Und was sagt sie? Ja, 20 Jahre könnte der Ausstieg aus der Atomenergie schon dauern. Von den 19 deutschen Atomkraftwerken könne gerade mal die Hälfte aus Altersgründen abgeschaltet werden, die anderen genössen Bestandsschutz durch das derzeitige Atomenergieförderungsgesetz. Zwar müsse das dringend geändert werden, aber zunächst drohten dennoch Schadenerstzforderungen von 3 Mrd. DM pro AKW, beschlösse man so mir nichts dir nichts eine sofortige Stillegung. Aber - und wenigstens das ist irgendwie tröstlich - Gerhard Schröder ist ehrlich und ganz unbedingt ein Befürworter des Atomausstiegs. Letztendlich sei er bloß realistisch und sage gar nichts anderes, als dies z.B. auch grüne Staatssekretäre in Hessen täten. Nun denn!

Solare Morgendämmerung

Und was ist mit der Alternative? Der Solare Umbau wird kommen. Die SPD bekennt sich in ihrem Wahlprogramm dazu. Darin findet sich ein 100.000-Dächer-Programm zur Förderung der Photovoltaik. Die SPD kann also konkret werden und will die ganze Sache überdies auch gesamteuropäisch ausweiten. Auch Griefahns wichtigste Vorgabe ist konkret, wenngleich für sie höchstens hochbetagt erlebbar: "In 50 Jahren müssen wir im Solarzeitalter sein." Damit es vielleicht doch etwas schneller geht, verlost der Juso-Unterbezirk einen Solarbaukasten. Wer bis zum 5. September eigene Gedanken zur "solaren Welt der Zukunft" niederschreibt und an die Jusos, Maschmühlenweg 8, 37073 Göttingen, schickt, kann gewinnen.
Vom Einmachen und Kleinkriegen
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Erneut entfernt sich diese Kolumne himmelhochjauchzend und genauso weit von der Welt der Wirklichkeit, dabei den Drang verspürend, über das Einmachen und Einlegen zu sprechen und darüber, wie man sich an dem kulinarischen Gegenstand seines Interesses über einen langen Zeitraum hinweg erfreuen kann.
Das Einlegen ist ein langwieriger Prozeß und erfordert viel Sorgfalt, denn sonst sind sechs Monate Arbeit umsonst und das Ergebnis ist hinfällig -hat da jemand AStA gerufen? Das Einlegen erfolgt nach dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche, denn haltbar gemacht werden Lebensmittel entweder durch Essig, oder durch Zuk ker und Alkohol. Und doch hat hier jemand "AStA" gerufen. Das letztendlich entstehende Produkt wird aber durch das Einlegen nicht nur haltbar, sondern verändert seinen Geschmack und sein Aussehen auch gründlich. Doch da, von weitem erschallt es: "AStAm, habemus AStAm". Und wer vor langen Zeiten so klug war, etwas einzulegen statt es zu verzehren, kann nun Essiggurken oder süßsauren Kürbis aus dem letzten Winter genießen.
Nachdem sich der weiße Rauch gelegt hat, geben wir den Gedanken an Gurken auf und widmen uns stattdessen der, einem "Habemus-AStAm-Essen" angemessenen Tatsache, daß Kalbfleisch ein ganz beson-
ders leckerer Schmaus ist. Allerdings sollte jenes nicht zu billig sein, sonst läuft man Gefahr, eher einen Antibiotikavorrat für mehrere Jahre zu verspeisen.
Mit dem richtigen Fleisch ist schon alles gewonnen: Gekauft als Schnitzel, gesalzen und gepfeffert, mit rohem Schinken und frischem Spargel belegt und in Butter-
schmalz keinesfalls zu lange gebraten ist dieser italienische "in-den-Mund-
Springer" (Saltimbocca) eine Delikatesse, mit der man Begeisterungsstürme auslösen kann. Dazu sollte eine Salbeisoße an- gerichtet werden, zu der der Bratenfond mit Weißwein abgelöscht wird (das heiße Fett abschütten!!!); wer mag, kann auch eine Reduktion (Weißwein und Gewürze werden vorher eingekocht) verwenden, mit Sahne oder Creme double andicken und nach dem Abschmecken mit reichlich gehacktem, frischen Salbei bestreuen. Dazu sehr gutes Weißbrot und sechs Monate Wartens hätten sich gelohnt.

Euer proletarischer Siebeck!



 


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