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Ctenacaridae
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Adelphacarus sellnicki
   
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Unterarten:
Diese Art hat keine Unterarten.
Synonyme und andere Namen:
(1) Adelphacarus sellnicki Grandjean, 1952


Adelphacarus sellnicki kommt in mehreren Ländern Europas vor (Lotfollahi et al. 2017), ist aber offenbar nirgends häufig. In Deutschland ist die Art sehr selten und ist bislang nur in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen nachgewiesen worden (Beck und Woas 1991; Weigmann et al. 2015). Einzelfunde wurden auch aus Argentinien, Brasilien und Australien gemeldet (Norton et al. 2008; Fredes und Martinez 2012; Lotfollahi et al. 2017), wobei es sich aber um Einschleppungen aus Europa handeln könnte. Die Tiere ernähren sich von abgestorbenem pflanzlichem Material und wurden in sehr unterschiedlichen Lebensräumen gefunden, z.B. in der Streu oder im Boden von Kiefern-, Buchen- und Eichenwäldern, auf der Rinde von Baumstämmen, auf Zweigen von verschiedenen Sträuchern, in Wiesenböden, in botanischen Sammlungen (als Schädlinge an Herbarien), in Kalksteinhöhlen und in Ameisennestern (Beck und Woas 1991; Wunderle 1992; Norton et al. 2008; Siepel et al. 2012; Kagainis et al. 2014; Lotfollahi et al. 2017). Auch in menschlichen Behausungen kann die Art angetroffen werden (Monson 2019). Die Tiere sind milchig-weiß bis weiß-bräunlich, die Borsten sind an der Basis transparent, weiter distal dann dunkelbraun oder schwarz. Die Körperlänge der Tiere beträgt zwischen 350 und 385 µm (ohne Borsten), wobei der vordere Teil des Körpers offenbar flexibel ist und bis zu einem gewissen Grad ausgestreckt bzw. kontrahiert werden kann. Die Länge der Borsten, besonders im hinteren Bereich des Notogaster ist scheinbar individuell variabel. In typischen Exemplaren sind diese Borsten nur kurz (Weigmann 2006), Beck und Woas (1991) beschreiben jedoch Exemplare mit deutlich längeren Borsten. Hier könnte es sich aber auch um geographische Variabilität handeln, denn die kurzborstigen Individuen stammen aus Schweden, während die langborstigen Individuen aus Deutschland stammen. Alle bislang bekannten Exemplare sind Weibchen; möglicherweise pflanzt sich die Art parthenogenetisch fort.
Die Gattung Adelphacarus wird von manchen Autoren in eine eigene Familie Adelphacaridae eingeordnet. Weigmann (2006) argumentiert jedoch, dass es keine Merkmale gibt, die zwischen den Familien Adelphacaridae, Aphelacaridae und Ctenacaridae unterscheiden können, und er fasst deshalb diese Gruppen zu einer einzigen Familie Ctenacaridae zusammen. Lotfollahi et al. (2017) diskutieren dies ebenfalls und kommen einerseits zu dem Schluss, dass die Argumentation von Weigmann (2006) sowohl am schlüssigsten ist, als auch den tatsächlichen Verwandtschaftverhältnissen am nächsten kommt, plädieren dann aber trotzdem für die Aufrechterhaltung einer eigenen Familie Adelphacaridae für die Gattung Adelphacarus. Ich folge hier der Auffassung von Weigmann (2006).

Quellen und Einzelnachweise
Beck L, Woas S. 1991. Die Oribatiden-Arten (Acari) eines südwestdeutschen Buchenwaldes I. Carolinea 49, 37-82.

Fredes NA, Martinez PA. 2012. Nuevos registros de acaros oribatidos (Acari: Oribatida) para la region Pampeana, Buenos Aires, Argentina. Revista de la Sociedad Entomologica Argentina 71, 301-306.

Kagainis U, Spungis V, Melecis V. 2014. The armoured mite fauna (Acari: Oribatida) from a long-term study in the Scots pine forest of the Northern Vidzeme Biosphere Reserve, Latvia. Fragmenta Faunistica 57, 141-149.

Lotfollahi P, Movahedzade E, Norton RA. 2017. Adelphacarus reticulatus sp. nov. (Oribatida) and other palaeosomatid mites of grassland and agricultural habitats in East Azerbaijan Province, Iran, with notes on Adelphacaridae. International Journal of Acarology, 43, 435-443.

Monson FD. 2019. Checklists of mites (Acari: Oribatida) found in Lancashire and Cheshire. Veröffentlicht durch die National Museums of Liverpool und verfügbar unter https://www.northwestinvertebrates.org.uk/

Norton RA, Oliveira AR, De Moraes GJ. 2008. First Brazilian records of the acariform mite genera Adelphacarus and Gordialycus (Acari: Acariformes: Adelphacaridae and Nematalycidae). International Journal of Acarology 34, 91-94.

Siepel H, Dimmers W, Smits Nina, Vierbergen B. 2012. New mossmites from the Netherlands (Acari: Oribatida). Nederlandse Faunistische Mededelingen 38, 89-94

Weigmann G. 2006. Acari, Actinochaetida. Hornmilben (Oribatida). Die Tierwelt Deutschlands, 76. Teil. Goecke & Evers, Keltern.

Weigmann G, Horak F, Franke K, Christian A. 2015. Acarofauna Germanica - Oribatida. Verbreitung und Ökologie der Hornmilben (Oribatida) in Deutschland. Peckiana 10, 1-171.

Wunderle I. 1992. Die Oribatiden-Gemeinschaften (Acari) der verschiedenen Habitate eines Buchenwaldes. Carolinea 50, 79-144.

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Zoographia Germaniae wird verfasst und herausgegeben von Niko Prpic-Schäper.
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