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Scarabaeidae
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Aegialia arenaria
  
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Synonyme und andere Namen:
(1) Scarabaeus arenarius Fabricius, 1787 (p. 11)
Aegialia arenaria (Fabricius, 1787)
Aegialia arenarius (Fabricius, 1787)
(2) Scarabaeus globosus Kugelann, 1794
Aegialia globosa (Kugelann, 1794)

Zur Nomenklatur und Etymologie: die Originalkombination Scarabaeus arenarius lässt nicht erkennen, in welcher Form das Artepithet genutzt wurde: adjektivisch in der Bedeutung "zur Arena/zum Sand gehörig" oder als Nomen in der Bedeutung "Arenakämpfer, Gladiator". In solchen Fällen, in denen beide Wortarten möglich sind, ist die Verwendung als Nomen ("noun in apposition") vorgeschrieben (ICZN Article 31.2.2.; International Commission on Zoological Nomenclature (1999)), es sei denn, es lassen sich Hinweise finden, in welcher Form der Autor das Wort verwendet hat. Die Endung -arius wird im Lateinischen sowohl genutzt um ein Nomen zu adjektivieren, als auch um aus einem Nomen einen Gattungsbegriff, meist eine Berufs- oder Tätigkeitsbezeichnung zu machen. Dabei ist folgendes zu beachten: zu den meisten Nomina gibt es im Lateinischen bereits reguläre Adjektive, die Adjektivierung mit -arius soll stattdessen gezielt die Zugehörigkeit zu einem Nomen als Eigenschaft ausdrücken. Am Beispiel von arenarius: das Wort arenarius leitet sich vom Substantiv arena, -ae ("Sand", "Arena (sandiger Kampfplatz)") ab. Zu arena gibt es bereits das reguläre Adjektiv arenosus, -a, -um ("sandig") und das Partizip arens, -entis ("trocken", "dürr"). Mit der Adjektivierung arenarius, -a, -um drückt man dagegen die Eigenschaft "zum Sand gehörig" aus. Zum Substantiv arena gibt es darüber hinaus bereits das reguläre Substantiv arenaria, -ae ("Sandgrube"). Mit dem Anhängen der Endung -arius wird ein neues Substantiv geschaffen, das eine Tätigkeitsbezeichnung zum Ausdruck bringt, also jemand, der mit Sand zu tun hat, in diesem Fall ein Kämpfer in der Arena: ein "Arenarius" ist also ein Arenakämpfer oder Gladiator. Anhand der Wortform alleine kann man also nicht entscheiden, welche der beiden Alternativen vorliegt. Und es ist unmöglich zu sagen, was Fabricius (1787) zur Namensgebung inspiriert hat: die Tatsache, dass die Käfer im Sand graben und damit dem Sandhabitat zugehörig sind, oder dass sie kraftvoll und unaufhaltsam wie Arenakämpfer über den Sand laufen? Wir können aber fragen, ob Fabricius (1787) in der Gattung Scarabaeus noch weitere -arius-Formen verwendet hat und ob er diese eindeutig adjektivisch oder eindeutig substantivisch benutzt hat und könnten dann diese Nutzung auf das Wort arenarius generalisieren. Fabricius (1787) hat in seinem Werk in der Gattung Scarabaeus noch folgende -arius-Formen gelistet:
(1) scybalarius: von griech. skúbalon "krankhaft verhärtete Kotmasse im Darm" (z. B. bei Darmverschluss). Diesen Namen hat Fabricius selbst in einem früheren Werk geschaffen. Hier liegt relativ sicher eine adjektivische Nutzung vor, denn eine Tätigkeitsbezeichnung lässt sich hier wohl kaum ableiten.
(2) fimetarius: von lat. fimum, -i (auch: fimus, -i) "Kot, Schmutz, Müll". Diesen Namen übernimmt Fabricius von Linnaeus und hier kann zwischen adjektivischer und substantivischer Nutzung nicht entschieden werden, da beides zutreffend wäre. Es kann gemeint sein, dass der Käfer "zum Kot gehörig ist", es kann aber auch gemeint sein, dass er sich als fimetarius ("Müllentsorger") betätigt.
(3) granarius: von lat. granum, -i "Korn", weiteres reguläres Substantiv: granarium, -i "Kornspeicher". Auch diesen Namen übernimmt Fabricius von Linnaeus. Hier sind beide Bedeutungen "zum Korn gehörig" bzw. "Arbeiter in der Kornverarbeitung" unwahrscheinlich, vor allem weil sich die Art wie viele Scarabaeidae in Tierkot oder fauligem Pflanzenmaterial entwickelt und eine Verbindung zu Getreide nicht besteht. Linnaeus (1767) hat den Namen offenbar als (die Bedeutung leider nicht treffendes) Adjektiv in Anspielung auf die Körpergröße der Art gewählt, denn er schreibt: "Magnitudo Seminis Tritici" (= "von der Größe eines Weizenkorns").
(4) stercorarius: von lat. stercus, -oris "Mist, Exkremente". Diesen Namen übernimmt Fabricius ebenfalls von Linnaeus und hier gilt das gleiche wie für fimetarius (siehe Punkt 2). Jedoch gibt es für stercus bereits zwei reguläre Adjektive: stercoreus, -a, -um "schmutzig" und stercorosus, -a, -um "kotig", die Linnaeus aber nicht nutzt. Somit könnte man eher an ein Substantiv denken (z. B. "Kotentsorger").
(5) testudinarius: von testudo, -inis "Schildkröte", aber auch "Schildpatt" (braun-schwarz gemustertes Material aus dem Schildkrötenpanzer, das zur Schmuckherstellung benutzt wird). Diesen Namen hat Fabricius selbst bereits in einem früheren Werk geprägt. Die adjektivische Verwendung mit der Bedeutung "zur Schildkröte gehörig" ergibt für den Käfer keinen Sinn, auch die substantivische Verwendung ergibt kaum Sinn (was soll man sich unter einem "Testudinarius" vorstellen?). Sinn ergibt jedoch die Annahme, dass Fabricius auf die braun-schwarze Musterung der Elytren der Art angespielen wollte, und statt des eigentlich dafür vorgesehenen Adjektivs testudineus, -a, -um "mit Schildpatt ausgelegt, schildpattartig", fälschlicherweise die Adjektivierung mittels -arius gewählt hat.
(6) pilularius: von lat. pilula, -ae "Kügelchen, Pille". Diesen Namen übernimmt Fabricius wieder von Linnaeus, der ihn für den Pillendreher (aktuell: Canthon pilularius) geprägt hat. Hier ist pilularius also ziemlich eindeutig ein Substantiv ("der Pillendreher").
Somit ergibt sich zwar insgesamt kein einheitliches Bild der Nutzung der -arius-Formen durch Fabricius (1787), jedoch kann in den Fällen, in denen Fabricius die Namen selbst geprägt hat (scybalarius, testudinarius) recht sicher von einer adjektivischen Verwendung ausgegangen werden. Somit ist eine Generalisierung auch auf arenarius möglich, wodurch ein adjektivischer Gebrauch als am wahrscheinlichsten gelten kann und ich die Evidenz hierfür als "decisive" nach ICZN Article 31.2.2. ansehe.

Quellen und Einzelnachweise
Fabricius IC. 1787. Mantissa insectorvum sistens eorvm species nvper detectas. Tomus I. Christian Gottlieb Proft, Hafniae (Kopenhagen).

International Commission on Zoological Nomenclature. 1999. International Code of Zoological Nomenclature. Fourth Edition. The International Trust for Zoological Nomenclature, London.

Linnaeus C. 1767. Systema Naturae. Tom. I. Pars II. Editio Duodecima Reformata. Laurentius Salvius, Holmiae (Stockholm).



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