Die Minierfliegen sind oft glänzend schwarz, grau oder
wunderschön schwarz-gelb gefärbt und mit fast 600 Arten in
Deutschland eine der artenreichsten Fliegenfamilien. Auch
weltweit betrachtet gehören die Minierfliegen mit etwa 3000
bekannten Arten zu den artenreicheren Familien der Diptera.
Die Imagines sind durchweg sehr klein (Körperlänge meist
deutlich unter 3 mm). In Mitteleuropa durchlaufen die meisten
Arten mindestens zwei Generationen im Jahreslauf, so dass sie
von Frühling bis Herbst als Imago angetroffen werden können.
Einige Arten sind einbrütig (univoltin) und erscheinen deshalb
nur einen oder zwei Monate lang. Öfter als die Tiere selbst,
findet man die Minen ihrer Larven. Die Larven der meisten
Arten fressen Gänge (Gangminen) oder größere Platzminen in
Blättern, und viele Arten sind an eine bestimmte
Pflanzengruppe oder sogar eine bestimmte Pflanzenart gebunden.
Einige Arten minieren nicht in den Blättern der Wirtspflanze,
sondern in anderen Pflanzenteilen, z. B. in den äußeren
Stengelgeweben, oder sie dringen tiefer in andere
Pflanzenteile ein, was dann meist nicht als "Minieren",
sondern als "Bohren" bezeichnet wird. So bohren viele Arten in
Stengeln (bei krautigen Pflanzen), im Kambium von Zweigen und
Stämmen von Bäumen, in den Wurzeln, oder in den Blüten, Samen
und Früchten. Nur wenige Arten minieren nicht, sondern
erzeugen Gallen bzw. gallenähnliche Verdickungen.
Die Eiablage erfolgt bei den blattminierenden und
stengelbohrenden Arten an den Blättern bzw. Stengeln der
Wirtspflanzen. Blüten-, samen-, und früchtebohrende Arten
legen ihre Eier üblicherweise schon an den Knospen ab,
kambiumbohrende Arten platzieren die Eier in den jungen
Trieben und die Larven stoßen erst später in die stärker
verholzten Bereiche der Pflanze vor. Auch bei den
wurzelbohrenden Arten werden die Eier an oberirdische
Pflanzenteile abgelegt und die Larven fressen sich später in
die Wurzeln hinein. Die weiblichen Minierfliegen haben einen
kräftigen Legebohrer (Ovipositor), mit dem sie bei der
Eiablage in die obere Gewebeschicht des Blattes bzw. eines
anderen Pflanzenteils eindringen können. Die Eier sind also
nie der Luft ausgesetzt und benötigen so keinen speziellen
Schutz gegen Austrocknung: das Chorion ist deshalb bei den
meisten Arten ausgesprochen dünn und ohne Skulpturierung. Nach
dem Schlüpfen befinden sich die Larven bereits im
Pflanzengewebe und können so unmittelbar mit ihrer
Miniertätigkeit beginnen.
Es werden drei Larvenstadien durchlaufen. Bei Blattminierern
bohrt das erste Larvenstadium oft verhältnismäßig
oberflächliche Gangminen, die folgenden Larvenstadien fressen
sich dann aber bei vielen Arten tiefer ins Blattgewebe und
erzeugen somit aufgeweitete Minen oder größere Platzminen.
Wenn mehrere Larven in demselben Blatt minieren, können die
Minen auch zusammenfließen und somit einen Großteil des
Blattes aushöhlen.
Die Larven verpuppen sich innerhalb der speziell umgestalteten
Kutikula des dritten Larvenstadiums, die also eine starre und
oft dicke Schutzkapsel um die eigentliche Puppe herum bildet.
Das Gesamtgefüge aus 3. Larvenhaut und Puppe wird als Puparium
bezeichnet, und der Gesamtprozess aus 3. Larvenhäutung und
Verpuppung wird als Pupariation bezeichnet. Larven
mehrbrütiger Arten, die im Frühling und Frühsommer reifen,
verpuppen sich in sogenannten Sommerpuparien. Diese geben die
Imago also noch im selben Jahr frei. Späte Larven dieser Arten
bilden dann jedoch einen zweiten Puparientyp, die sogenannten
Winterpuparien, die überwintern und die Imago erst im Frühling
des nächsten Jahres freigeben. Die Morphologie der Sommer- und
Winterpuparien kann recht unterschiedlich sein, vor allem die
Winterpuparien sind stabiler und festwandiger. Einbrütige
Arten bilden naturgemäß keine zwei Puparientypen, sondern nur
ein Puparium, in dem überwintert wird.
Der Verpuppungsort kann je nach Art sehr verschieden sein. Zu
beachten ist dabei, dass die Imago keine Mandibeln mehr
besitzt und sich somit nicht aus festen Pflanzengeweben ins
Freie beißen kann. Die Puparien müssen also so platziert
werden, dass sie später die Imago auch freigeben können.
Puparien von Blattminierern können problemlos in der Mine
verbleiben, denn die Minen trocknen meist schnell aus, so dass
die verbleibende Epidermis brüchig wird und von der
auskriechenden Imago leicht durchbrochen werden kann. Einige
blattminierende Arten bilden aber ihre Puparien trotzdem
außerhalb der Minen: die Larven beißen einen Austrittsschlitz
durch die noch frische Epidermis und verpuppen sich außen am
Blatt angeheftet in der Nähe der Mine oder am Boden in der
Nähe der Wirtspflanze. Arten die in anderen Pflanzenteilen
bohren oder Gallen bilden, benötigen andere Strategien zur
Befreiung der Imago aus dem Puparium. Diese sind in den
meisten Fällen noch nicht hinreichend untersucht. Bei manchen
stengelbohrenden und kambiumbohrenden Arten verlässt die Larve
vor der Verpuppung die Mine und bildet das Puparium außen an
der Pflanze oder am Boden. Die Larven anderer stengelbohrender
Arten beißen kurz vor der Pupariumsbildung einen
Austrittsschlitz in das Stengelgewebe, strecken die vorderen
Körpersegmente hindurch und verpuppen sich dann, so dass das
Puparium teilweise noch im Stengel geschützt liegt, das
Vorderende aber die Imago nach draußen entlassen kann. Bei
anderen stengelbohrenden Arten dringen die Larven jedoch mit
zunehmendem Alter zum Zentrum des Stengels vor und verpuppen
sich dort. Vermutlich kommen die Imagines dieser Arten durch
eigene Kraft also nicht mehr frei, sondern erst dadurch, dass
sich der Stengel zersetzt und das Puparium damit freigibt. Für
diese Hypothese spricht, dass solche Arten (soweit bekannt)
ausschließlich einbrütig sind: die Puparien in den Stengeln
müssen also überwintern, damit die Stengel über den Winter
verrotten können, um im Frühling zu zerfallen. Ähnliche
Strategien sind auch für blüten-, samen- und früchtebohrende
Arten denkbar, und vor allem auch für die wenigen
gallenbildenden Arten.
Über die Ernährung der Imagines ist bislang wenig bekannt. Die
Tatsache, dass die Weibchen mit speziellen "Dornen" auf den
hinteren Abdominalsegmenten (nicht mit dem Ovipositor wie
vielfach falsch beschrieben) Verletzungen an den Pflanzen
erzeugen (sog. Rasping), um Pflanzensäfte saugen zu können,
hat vermutlich nichts mit der Nahrungsaufnahme zu tun.
Zumindest für die Artischockenminierfliege Agromyza apfelbecki
weiß man, dass die Aufnahme der Pflanzensäfte bei den Weibchen
die Eireifung und Eiablage auslöst. Die Aufnahme von
Pflanzensäften durch die Weibchen scheint also eher ein
Mechanismus zu sein, mit dem vor der Eiablage sichergestellt
wird, dass die Pflanze zur korrekten Wirtspflanzenart gehört.
Das Rasping kann allerdings auch negative Folgen für die
betroffenen Pflanzen haben, denn die dabei erzeugten
Verletzungen dienen Pflanzenpathogenen (z. B. Pilzsporen) als
Eintrittspforten.
Für wenige Minierfliegen-Arten liegen allerdings Berichte von
Blütenbesuchen der großen Blütenstände der Doldenblütler
(Apiaceae) vor. Da diese Dolden für eine immense Vielfalt an
Insektenarten zu den bevorzugten Nahrungsquellen gehören, kann
man deshalb recht sicher davon ausgehen, dass auch die
Imagines der Minierfliegen an Doldenblütlern Nektar und Pollen
aufnehmen.