Die Choreutidae umfassen kleine Arten (Vorderflügellänge 2-11
mm), die tagsüber aktiv sind und oft in größeren Gruppen auf
Blüten sitzen. Die Grundfarbe ihrer Flügel ist meist braun
oder grau, aber die meisten Arten haben auch viele metallische
Schuppen, die leuchtend blaue oder iridisierende Muster auf
den Flügeln erzeugen. Viele Gattungen haben eine besondere
Flügelhaltung, bei der sie die Vorderflügel leicht gespreizt
und schräg aufgerichtet halten (daher der deutsche Name
„Spreizflügelfalter“). Arten der Gattung Anthophila raffen
zusätzlich die Oberfläche ihrer Vorderflügel auf, was den
Flügeln ein faltiges Aussehen verleiht. Die besondere Haltung
der Flügel wird oft als „Ruhestellung“ bezeichnet, aber die
Tiere halten ihre Flügel nicht nur in dieser Weise, wenn sie
ruhen, sondern behalten diese eigentümliche Flügelhaltung auch
bei, wenn sie in schnellen, unregelmäßigen Bewegungen über
Blätter und Blüten laufen. So zeigen diese Arten die meiste
Zeit auch ihre Flügelunterseiten, was erklären könnte, warum
viele Choreutidae keine einfarbig grauen Flügelunterseiten wie
die meisten Kleinschmetterlinge haben, sondern auch auf den
Unterseiten metallisch-bunte Muster aufweisen. Die weit über
350 Arten sind hauptsächlich in den Tropen verbreitet, aber
ca. 70 Arten sind auch aus der Paläarktis bekannt und 10 Arten
sind in Deutschland nachgewiesen.
Die Arten der Familie nutzen eine große Anzahl von
Larvennahrungspflanzen, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig
auf der Gattung Ficus und verwandten Maulbeergewächsen
(Moraceae). Die Eier sind flach und becherförmig. Die Larven
leben unter losen, selbstgesponnenen Seidengespinsten auf der
Blattoberfläche der Nahrungspflanze, aber es gibt auch einige
Arten mit einer anderen Larvenlebensweise (z. B. ist die
Gattung Millieria ein Blattminierer). Interessanterweise legen
die Larven vieler Arten ein „Fluchtloch“ durch das Blatt an,
das es ihnen ermöglicht, auf die gegenüberliegende Seite des
Blattes zu entkommen, wenn ihr Gespinst angegriffen wird. Die
Puppe ist in der Regel in einen starken doppelwandigen
Seidenkokon eingehüllt. Die Puppe kann die hinteren Segmente
(Segment 3-7 bei den Männchen und 3-6 bei den Weibchen) frei
bewegen, was ihr hilft, den Kokon kurz vor dem Ausschlüpfen
der Imago teilweise zu verlassen.
Es gibt keine unumstrittenen Merkmale, die für die Familie
einzigartig sind (Apomorphien). Daher ist der systematische
Status der Choreutidae in der Vergangenheit kontrovers
diskutiert worden. Aufgrund der Ähnlichkeit (insbesondere der
Flügelform) vieler Choreutidae-Arten mit den Tortricidae
wurden die Choreutidae lange Zeit als eng mit den Tortricidae
verwandt angesehen. Andererseits ähneln die Choreutidae den
Glyphipterigidae, insbesondere in Bezug auf Flügelmuster und
-farben. Bei beiden Familien liegen die Kopfschuppen flach auf
dem Körper, was dem Kopf ein glattes Aussehen verleiht, und
beide Familien verfügen über Ocellen und eine sehr ähnliche
Flügelnervatur. Darüber hinaus gibt es in beiden Familien
tagfliegende Arten, die metallische Markierungen auf den
Flügeln aufweisen. Der Rüssel ist bei den meisten Arten beider
Familien gut entwickelt, hat aber bei den Choreutidae Schuppen
an der Basis und ist bei den Glyphipterigidae nackt. Auch bei
anderen Merkmalen, insbesondere bei den Larvenstadien,
unterscheiden sich die beiden Familien deutlich, so dass sie
derzeit nicht mehr als nahe Verwandte angesehen werden. Die
Analyse von Heppner und Duckworth (1981) stellt die
Choreutidae in die Nähe der Sesiidae und Brachodidae. Weitere
Merkmale, die vielfach für die Systematik verwendet werden,
sind innerhalb der Choreutidae variabel - es wurde deshalb
auch vorgeschlagen, dass die Choreutidae in zwei separate
Familien aufgeteilt werden müssen, nämlich indem die Gattung
Millieria als eigene Familie Millieriidae ausgegliedert wird
(Rota 2011). Tatsächlich unterscheidet sich die Gattung
Millieria in Morphologie und Biologie von den anderen
Choreutidae. In der umfassenden Analyse von Heikkilä et al.
(2015) bilden die Choreutidae zusammen mit den Immidae eine
monophyletische Gruppe nahe der Basis der Lepidoptera,
allerdings ohne statistische Relevanz. Auch in dieser Analyse
wird die Gattung Millieria nicht in die übrigen Choreutidae
eingeschlossen, sondern bildet eine Gruppe mit den
Pterophoridae und anderen Familien. Allerdings besitzt auch
diese Gruppe in der Analyse keinerlei statistische
Signifikanz. Gegenwärtig werden die Choreutidae wohl am besten
als eigenständige Familie mit unklaren Beziehungen zu anderen
Familien betrachtet (incertae sedis). Die Frage nach den
Verwandtschaftsbeziehungen der Gattung Millieria muss derzeit
ebenfalls noch offenbleiben.