Die Systematik der Überfamilie Gelechioidea ist eines der
hartnäckigsten Probleme der phylogenetischen Erforschung der
Schmetterlinge. Die Gruppe ist überaus artenreich und es ist
in den vergangenen 250 Jahren nicht gelungen die
Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gruppe befriedigend
zu klären. Das äußert sich dann vor allem daran, dass die
Anzahl der anerkannten Familien schwankt und viele Arten eine
wahre Rundreise durch die Familien durchmachen. Besonders in
den letzten Jahren sind durch molekulare Untersuchungen
weitere Änderungen an der Systematik durchgeführt worden, die
jedoch nur kurz Bestand hatten, da weitere molekulare
Untersuchungen teilweise zu anderen Ergebnissen gekommen sind.
Die Gelechioidea bleiben also auch weiterhin eine Quelle der
systematischen Verwirrung und Frustration, vor allem für alle
diejenigen, die weniger an der Systematik interessiert sind,
sondern biologische Aspekte der Arten untersuchen und einfach
nur einen Namen für die von ihnen untersuchte Art haben
wollen, der (überspitzt ausgedrückt) nicht morgen schon wieder
veraltet ist.
Mit der Studie von Wang & Li (2020) ist eine weitere
Studie hinzugekommen, die erneut die
Verwandtschaftsverhältnisse anders bewertet. Es deutet also
weiterhin alles darauf hin, dass die Untersuchung der
Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gelechioidea noch
nicht abgeschlossen ist und es also noch zu früh ist sich für
eine Klassifikation zu entscheiden. Ich übernehme die
Klassifikation von Wang & Li (2020) jedoch trotzdem
(zumindest zu großen Teilen), weil in dieser Studie plötzlich
wieder altbekannte Gruppe auftauchen (z.B. die Ethmiidae), die
man aus früheren, auf morphologischen Merkmalen beruhenden
Klassifikationen kennt. Es zeichnet sich hier also vielleicht
doch langsam eine Art "Konvergenz" der morphologischen und
molekularen Klassifikationen ab, wobei die eine oder andere
Gattung weiterhin zwischen den Familien "hüpft" (z.B. ist
Carcina nun wieder in eine eigene Familie Peleopodidae
ausgelagert, und Orophia "hüpft" von den Elachistidae zu den
Pterolonchidae). Es bleibt also weiter spannend...