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Watsonarctia deserta
Labkrautbär  
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Unterarten:
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Synonyme und andere Namen:
(1) Phalaena casta Esper, 1785 (nec Pallas, 1767, jüngeres primäres Homonym)
Eucharia casta (Esper, 1785)
(2) Watsonarctia deserta Bartel, 1903

Über Gattungszugehörigkeit und das valide Artepithet bestehen in der Literatur Uneinigkeit. Die Art ist erstmals von Esper (1785) beschrieben und abgebildet worden. Allerdings ist das Werk von Esper objektiv betrachtet nicht nach den Gesichtspunkten der binominalen Nomenklatur aufgebaut. Stattdessen benutzt Esper ein eigenes System, in dem er die folgenden enkaptischen Hauptkategorien verwendet: Geschlecht, Horde, Familie, Linie. Darüber hinaus fügt er an manchen Stellen auch zusätzliche Kategorien ein, z.B. die Parthie. Welche dieser vielen Kategorien ungefähr dem entspricht, was in der binominalen Nomenklatur der Gattungsname ist, kann aus dem Werk Espers nicht direkt herausgelesen werden. Zum einen verwendet Esper die Kategorie Gattung nicht, sondern nutzt den Begriff "Gattung" weitgehend Synonym mit dem Begriff "Art". Zum anderen beschreibt er neue "Arten" nicht nach einem binominalen Prinzip, sondern vergibt durchweg Einzelnamen, die er dann mit verschiedenen Namen aus seiner Systematik kombiniert, allerdings leider uneinheitlich: meist zählt er vor seinem uninominalen "Artnamen" seine komplette Systematik auf, manchmal beschränkt er sich auf eine Auswahl der Kategorien, und manchmal fügt er Kategorien ein, die laut seiner Systematik tatsächlich zu anderen Gruppen/Ebenen gehören (so zum Beispiel das Taxon "Attacus", das zum einen der Name seiner ersten Horde ist, später aber auch auf der Ebene der Linie auftauchen kann). Die vorliegende Art beschreibt Esper (1785) als "PH. BOMB. EL. AL. DEPRESS. DORSO LAEVI. CASTA". Wenn man diese Reihung an Namen nach Espers System aufschlüsselt, dann steht "PH." für das Geschlecht "Phalaenae, Nachtschmetterlinge", "BOMB." steht für die Horde "Bombyces, Seidenspinner", "EL." steht für die Familie "Bombyces elingues, ohnzünglichte Spinner", "AL. DEPRESS" steht nach den Worten Espers (1785) für die "zweyte Linie der ersten Familie der Spinner, von der zweiten Horde der Phalenen. Bombyces elingues, alis depressis. Ohnzünglichte Spinner, mit dachichten Flügeln". Dies ist schon eine Abweichung von seinem am Beginn des Bandes eingeführten System, denn hier heißt die zweite Linie nicht "Bombyces elingues, alis depressis" sondern "Bombyces elingues, alis deflexis". Zusätzlich führt Esper (1785) aber bei seiner "CASTA" noch eine weitere systematische Kategorie ein, "DORSO LAEVI.", die er zuvor jedoch nicht ausdrücklich einführt oder erläutert; es handelt sich dabei um eine seiner "Parthien", die er zuvor zwar beschreibt (nämlich die Dorsalseite von Thorax und Abdomen entweder glatt oder beschuppt), aber nicht benennt und gleichzeitig schreibt, dass diese noch zu wenig greifbar seien, weswegen er sie nur sporadisch nutzt. Erst der Name "CASTA" bezieht sich auf die neue "Art", die Esper (1785) jedoch als neue "Gattung" bezeichnet: "Auch diese hier in der Ordnung eingeschaltete Gattung, ist eine der neuesten Entdeckungen. Wir haben sie dem Herrn Rummel zu danken, der nach dem rühmlichen Fleiß im Aufsuchen der Neuigkeiten, sie in einer Gegend bey Preßburg in Ungarn fand". Es gibt nur einen indirekten Hinweis, welche seiner Kategorien Esper selbst als Entsprechung zu den Gattungen der binominalen Nomina betrachtete: immer wenn er im Fließtext eine Art erwähnt schreibt er den Namen formell binominal und nutzt dabei als Gattungsnamen die Abkürzung "Ph.", also beispielsweise "Ph. Villica" oder "Ph. Hebe". Die Mehrzahl der aktuellen Autoren betrachtet deshalb die Espersche Kategorie "Geschlecht" als Gattungsnamen, wodurch die Originalkombination der Erstbeschreibung der vorliegenden Art also "Phalaena casta" ist. Allerdings hat Pallas (1767) bereits eine andere Art mit dem Namen "Phalaena casta" beschrieben, so dass der Espersche Name ein jüngeres primäres Homonym ist und solche Homonyme sind dauerhaft ungültig (Artikel 57.2. des International Code of Zoological Nomenclature). Es gibt hierzu zwar definierte Ausnahmen, die hier jedoch nicht zutreffen; die Entdecker der primären Homonymie (De Freina & Witt 1984) hätten zusätzlich nach Artikel 23.9.5. die Möglichkeit gehabt, den Fall an die International Commission on Zoological Nomenclature zu geben, stattdessen haben sich diese Autoren aber für die (ebenfalls den Nomenklaturregeln entsprechende!) Alternative entschieden: sie haben den nächstjüngeren verfügbaren Artepithet-Namen als validen Namen ausgewählt, nämlich "deserta". Die Invalidierung des bis 1984 fast ausschließlich verwendeten und eigentlich älteren Artepithets "casta" wäre auch weiterhin durch eine Anrufung der Commission rückgängig zu machen, jedoch hat sich inzwischen der Gebrauch des jüngeren Artepithets "deserta" weitgehend eingebürgert, so dass mir eine erneute Änderung nicht sinnvoll erscheint. Etwas anders sieht es bei der Einführung des neuen Gattungsnamens Watsonarctia durch De Freina & Witt (1984) aus. Diese Autoren diskutieren die Gattungszugehörigkeit der Art und stellen fest, dass die Art weder zur Gattung Bombyx gehört, noch zur Gattung Eucharia gehört (in der sie 1984 geführt wurde). Des weiteren schreiben die Autoren, dass die Art auch nicht zur Gattung Arctia gehört. Aus diesen drei Feststellungen schlussfolgern die Autoren, dass für die Art in eine neue Gattung aufgestellt werden muss. Diese Schlussfolgerung folgt selbstverständlich nicht aus den drei Feststellungen: nur weil eine Art nicht in drei willkürlich gewählte Gattungen gehört, muss nicht zwingend eine neue Gattung für sie geschaffen werden. Die Gattungszugehörigkeit fußt immer auf einer Verwandtschaftsanalyse, die im Fall der vorliegenden Art noch nicht im Detail durchgeführt wurde. Allerdings ist die Art anhand äußerlicher Merkmale sehr ähnlich zu Artimelia latreillii (die nicht in Deutschland vorkommt) und beide Arten könnten enger miteinander verwandt und eventuell kongenerisch sein. In diesem Fall hätte Artimelia Godart, 1823 Priorität gegenüber Watsonarctia De Freina et Witt, 1984 und die vorliegende Art hieße dann Artimelia deserta.

Quellen und Einzelnachweise
De Freina JJ, Witt TJ. 1984. Taxonomische Veränderungen bei den Bombyces und Sphinges Europas und Nordwestafrikas. Zwei neue Artiidengattungen für den westpaläarktischen Faunenbereich: Watsonarctia gen. n. und Maurica gen.n. (Lepidoptera, Arctiidae). Entomofauna 5(28), 323-334.

Esper EJC. "1782". 1782–1786. Die Schmetterlinge in Abbildungen nach der Natur mit Beschreibungen. Dritter Theil. Europaeische Gattungen. Verlag Wolfgang Walther, Erlangen. Die Jahreszahl "1782" ist auf dem Titelblatt des Werkes vermerkt, die einzelnen Lieferungen erschienen teils später.

International Commission on Zoological Nomenclature. 1999. International Code of Zoological Nomenclature. Fourth Edition. The International Trust for Zoological Nomenclature, c/o The Natural History Museum, Cromwell Road, London.

Pallas PS. 1767. Phalaenarum biga, quarum alterius femina artubus prorsus destituta, nuda atque vermiformis, alterius, glabra quidem & impennis, attamen, pedata est, utriusque vero, sine habito cum masculis commercio, foecunda ova parit. Nova Acta Physico-Medica Academiae Caesareae Leopoldina-Carolinae Natvrae Cvriosorvm 3, 430-436. Tafel VII.



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