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Glyphipterigidae
Familia Glyphipterigidae
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Artenliste
Überblick

Die Glyphipterigidae gehören innerhalb der Yponomeutoidea zu einer Gruppe von Taxa, deren Rang (z. B. als Familia oder Subfamilia) und Verwandtschaftbeziehungen untereinander unklar sind. Üblicherweise werden die Plutellidae und die Ypsolophidae als eigene Familien abgetrennt und die übrigen Taxa im Rang von Unterfamilien (Orthoteliinae, Acrolepiinae, Glyphipteriginae) als Familie Glyphipterigidae zusammengefasst (Sohn et al. 2013). Ich folge dieser Auffassung hier in der Zoographia Germaniae, allerdings deutet die phylogenetische Analyse der inzwischen zahlreichen verfügbaren Sequenzfragmente des Mt-CO1-Gens an, dass die Ypsolophidae eine Gruppe innerhalb der Glyphipterigidae bilden und somit als Unterfamilie in diese einbezogen werden müssten (Abb. 1). Eine alternative Auffassung wäre es, alle bisherigen Unterfamilien jeweils im Rang einer Familie anzuerkennen.

Abb. 1: Phylogenetischer Stammbaum der Glyphipterigidae und verwandter Gruppen auf der Grundlage der verfügbaren Sequenzfragmente des mitochondrialen Gens Mt-CO1 (dieses Gen codiert die Untereinheit I der Cytochrom-c-Oxidase). Der Informationsgehalt des Sequenzfragments (658 bp, sog. "DNA-Barcode") ist auf Grund der geringen Länge stark begrenzt. Bei nahe verwandten Arten (wie in diesem Fall) kann jedoch oft trotzdem ein phylogenetisches Signal ausgewertet werden. Für den Stammbaum wurde die genetische Distanz zwischen den Sequenzfragmenten errechnet (die Skala zeigt den Umfang an genetischer Veränderung). Distanzmethoden sind nur für DNA-Sequenzen aussagekräftig, die nach der Molekularen Uhr evolvieren, was nur für wenige Gene zutrifft, was aber für das Mt-CO1-Gen annähernd gegeben ist. Grundlage der dargestellten Distanzbestimmung ist ein Sequenzalignment mit Clustal Omega (Sievers & Higgins 2021; Madeira et al. 2024). Der Stammbaum wurde mittels der Art Yponomeuta evonymella (Yponomeutidae) gewurzelt. Die Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, die im Stammbaum angegeben sind, sind die Zugriffsnummern der jeweiligen Sequenzen in GenBank (Sayers et al. 2022). Die Gattungen Plutella, Eidophasia und Rhigognostis bilden eine monophyletische Gruppe, die üblicherweise im Rang einer Familia (Plutellidae) anerkannt wird. Auffällig ist, dass die Gattung Eidophasia in der Analyse nicht monophyletisch ist, was darauf hindeutet, dass die Gattungsgrenzen bislang fehlerhaft definiert werden. Die Gattung Orthothelia zweigt danach alleine ab; sie wird meist im Rang einer Unterfamilie (Orthotheliinae) geführt. Die Gattungen Digitivalva, Acrolepia und Acrolepiopsis bilden eine monophyletische Gruppe, die üblicherweise im Rang einer Unterfamilie Acrolepiinae (Halbmotten) der Glyphipterigidae geführt wird. Manchen Autoren erkennen die Gruppe jedoch als eigene Familie an, was nach der vorliegenden Analyse jedoch auch zur Anerkennung einer Familie Orthoteliidae führen muss. Die Gattungen Ypsolopha und Ochsenheimeria bilden eine monophyletische Gruppe, die üblicherweise als Familie Ypsolophidae geführt wird. In der vorliegenden Analyse ist dies jedoch nur möglich, wenn auch die anderen Gruppen als Familien anerkannt werden. Sollen Orthoteliinae und Acrolepiinae weiterhin als Unterfamilien der Glyphipterigidae geführt werden, so müssen die Ypsolophidae als Unterfamilie in die Glyphipterigidae einbezogen werden. Interessant ist die Stellung von Ypsolopha ochrella außerhalb der übrigen Ypsolopha, was darauf hinweist, dass diese nordamerikanische Art falsch zugeordnet ist und zu einer anderen, möglicherweise neuen Gattung gehört. Die Arten der Gattung Glyphipterix schließlich bilden eine klar abgegrenzte monophyletische Gruppe, mit zwei Besonderheiten: zum einen ist die Art Digitivalva hemiglypha (hervorgehoben in Pink) offensichtlich in Digitivalva fehlplatziert und gehört eigentlich in die Gattung Glyphipterix, und zum anderen ist die Gattung Lepidotarphius offenbar ein Synonym von Glyphipterix, da Lepidotarphius perornatellus inmitten der Arten der Gattung Glyphipterix platziert wird.
Quellen und Einzelnachweise
Madeira F, Madhusoodanan N, Lee J, Eusebi A, Niewielska A, Tivey ARN, Lopez R, Butcher S. 2024. The EMBL-EBI Job Dispatcher sequence analysis tools framework in 2024. Nucleic Acids Research 52(W1):W521-W525.

Sayers EW, Bolton EE, Brister JR, Canese K, Chan J, Comeau DC, Connor R, Funk K, Kelly C, Kim S, Madej T, Marchler-Bauer A, Lanczycki C, Lathrop S, Lu Z, Thibaud-Nissen F, Murphy T, Phan L, Skripchenko Y, Tse T, Wang J, Williams R, Trawick BW, Pruitt KD, Sherry ST. 2022. Database resources of the national center for biotechnology information. Nucleic Acids Research 50(D1):D20-D26.

Sievers F, Higgins DG. 2021. The Clustal Omega Multiple Alignment Package. Methods in Molecular Biology 2231, 3-16.

Sohn JC, Regier JC, Mitter C, Davis D, Landry JF, Zwick A, Cummings MP. 2013. A molecular phylogeny for Yponomeutoidea (Insecta, Lepidoptera, Ditrysia) and its implications for classification, biogeography and the evolution of host plant use. PLoS One 8, e55066.



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Zoographia Germaniae wird verfasst und herausgegeben von Niko Prpic-Schäper.
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