Die Systematik der Überfamilie Gelechioidea ist eines der
hartnäckigsten Probleme der phylogenetischen Erforschung der
Lepidoptera. Die Gruppe ist überaus artenreich und es ist in
den vergangenen 250 Jahren nicht gelungen die
Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der Gruppe befriedigend
zu klären. Das äußert sich vor allem dadurch, dass die Anzahl
der anerkannten Familien schwankt und viele Arten je nach
Autor verschiedenen Familien zugeordnet werden. Besonders in
den letzten Jahren sind durch molekulare Untersuchungen
weitere Änderungen an der Systematik durchgeführt worden, die
jedoch nur kurz Bestand hatten, da weitere molekulare
Untersuchungen teilweise zu anderen Ergebnissen gekommen sind.
Mit der Studie von Wang & Li (2020) ist eine weitere
Studie hinzugekommen, die die Verwandtschaftsverhältnisse
erneut anders bewertet. Es deutet also weiterhin alles darauf
hin, dass die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der
Gelechioidea noch schlecht verstanden sind.
In der Studie von Wang & Li (2020) bilden die Lypusidae
eine monophyletische Gruppe, die jedoch in zwei
Schwestergruppen unterteilt ist: zum einen die Gattungen
Dasystoma und Diurnea, und zum anderen die Gattungen Lypusa
und Pseudatemelia (aktuell: Agnoea). Die monophyletische
Gruppe um die Gattungen Dasystoma und Diurnea kann nach dieser
Datenlage also auch als separate Familie Chimabachidae
angesehen werden. In der Zwischenzeit sind weitere
Sequenzinformationen verfügbar, so dass diese Gruppe weiter
aufgelöst werden kann (Abb. 1). Es zeigt sich, dass die
Gattung Lypusa offenbar ursprünglich ist und die Gattungen
Dasystoma und Diurnea nicht als Monophylum Chimabachidae
abgetrennt werden können, ohne die restlichen Lypusidae als
paraphyletische Gruppe zu hinterlassen. Nach dieser
phylogenetischen Analyse ist es also derzeit möglich,
innerhalb der Lypusidae drei monophyletische Unterfamilien
Lypusinae, Chimabachinae und Amphisbatinae abzutrennen.