Zur Nomenklatur: in der Literatur findet sich häufig
der Name Mesapamea didyma für diese Art. Dies beruht jedoch
auf einer fehlerhaften Anwendung der Nomenklaturregeln (ICZN
1999). Der Name "Didyma" wird erstmals von Esper (1786-1788)
benutzt: auf Tafel CXXVI bildet Esper einen Falter ab, den er
mit "Fig. 7. Didyma" kennzeichnet. Eine Zuordnung zur Gattung
"Noctua" erfolgt indirekt, da die Tafel laut Esper nur Arten
der "Noctuae spiril.[ingues]" zeigt. Nach den
Nomenklaturregeln gelten für Werke vor 1931 besondere
Ausnahmen. Die indirekte Gattungszuordnung ist erlaubt
(Article 11.9.3.) und es muss keine textliche Beschreibung
vorliegen, sondern eine Abbildung genügt (Article 12.2.7.).
Somit handelt es sich bei der Tafel CXXVI um die gültige
Erstbeschreibung des nominalen Taxons "Noctua didyma". Dass
sich hinter diesem Namen eine große Variationsbreite verbirgt,
war bereits den zeitgenössischen Autoren bewusst. Borkhausen
(1792) und auch Esper (1796) selbst beschreiben
unterschiedliche Farbvariationen von "Noctua didyma".
Tatsächlich war dieses "Noctua didyma"-Material jener Autoren
jedoch aus zwei Arten zusammengesetzt, die wir heute als
Mesapamea secalis und Mesapamea secalella bezeichnen. Lempke
(1988) hat sich dieses Problems angenommen. Die Beschreibung
des ältesten Namens "Noctua secalis" durch Linnaeus (1758),
stützte sich nicht auf Material in der Sammlung Linnés,
sondern lediglich auf die Beschreibung, die Rolander (1752)
publiziert hat, ohne der Art einen Namen zu geben. Die
Linnésche Originalbeschreibung stützt sich somit nicht auf
Typusmaterial, sondern auf eine "Indication" (Article
12.2.1.), ist dadurch trotzdem die gültige Erstbeschreibung.
Da aber deshalb kein Typusmaterial existiert, hat Lempke
(1988) einen Neotypus festgelegt, damit das nominale Taxon
"Noctua secalis" eindeutig derjenigen Art zugeordnet wird, die
wir heute als Mesapamea secalis bezeichnen. Für die zweite Art
kam nun das etwas jüngere (zwischen 1786 und 1788 publizierte)
nominale Taxon "Noctua didyma" von Esper in Frage. Lemke
(1988) stellte fest, dass vom Esperschen Sammlungsmaterial nur
noch zwei Individuen vorhanden waren: das Tier, das auch auf
Tafel CXXVI abgebildet ist und ein zweites Tier. Allerdings
zeigte die genaue Artbestimmung, dass das Tier, das auch auf
Tafel CXXVI abgebildet ist, artgleich ist mit dem Neotypus von
"Noctua secalis". Deshalb wählte Lemke (1988) das andere Tier
als Lectotypus von "Noctua didyma" aus, wodurch er glaubte,
den Namen "Noctua didyma" nun unmissverständlich mit der
zweiten Art verknüpft zu haben (die er deshalb folgerichtig
Mesapamea didyma nennt). Dieses Vorgehen wäre in den meisten
anderen nomenklatorischen Fällen (vor allem in allen Fällen
nach 1930) auch die richtige Vorgehensweise gewesen. Leider
hat Lemke (1988) jedoch übersehen, dass für Taxa, die aufgrund
der Ausnahmen in Article 12.2.7. nur auf Grund einer
Illustration beschrieben wurden, gilt, dass das abgebildete
Tier der Holotypus ("name-bearing type") ist (Article
72.5.6.). Somit konnte Lemke (1988) aus den beiden noch
verbliebenen Tieren aus Espers Sammlung gar keinen Lectotypus
wählen, weil nach Article 72.5.6. das Tier, das auch auf Tafel
CXXVI abgebildet ist, der Holotypus ist. Damit ist also das
nominale Taxon "Noctua didyma" ein jüngeres Synonym von
Mesapamea secalis. Für die zweite Art kommt nun das
nächstjüngere Synonym als valider Name in Betracht: Mesapamea
secalella.
Etymologie: eine lateinische Verkleinerungsform zum
Artepithet "secalis" der nahe verwandten Art Mesapamea
secalis, also sinngemäß "die kleine Secalis".