Die humoristische Kurzprosa der frühen adab-Literatur im internationalen Traditionsgeflecht
Ulrich Marzolph
1992. XXII, 714 Seiten, in zwei Halbbänden. Ln DM 180.-
ISBN 3-465-02550-4
Frankfurter Wissenschaftliche Beiträge.
Kulturwissenschaftliche Reihe Band 21
Die mittelalterliche arabische adab-Literatur ist weitgehend durch kurze erzählende Einheiten geprägt, von denen viele humoristischer Natur sind. Derartige Erzählungen sind in einem Traditionsgeflecht eingebunden, das sich geographisch vom westlichen Europa über Nordafrika, den Balkan und die Levante bis zum indischen Subkontinent und den islamischen Einflußbereichen Zentralasiens sowie zeitlich von der Antike über das Mittelalter bis in die unmittelbare Gegenwart erstreckt. Die auf einem Archiv von über 12 000 Witzen, Schwänken, Anekdoten und ähnlichen Erzählungen aus der arabischen adab-Literatur des 9.-12. Jahrhunderts basierende Studie untersucht unter Zugrundelegung einer bewußt "arabo-zentrischen" Perspektive die an der Vermittlung der humoristischen Kurzerzählungen beteiligten Instanzen sowie die bei der Vermittlung wirkenden Gesetzmäßigkeiten. Die Studie besteht aus zwei Teilen, einer ausführlichen Besprechung einzelner Regionen und der für sie bedeutenden Werke sowie einem separaten Katalog zu mehr als 1200 Einzelerzählungen. In ihrer Gesamtheit belegt sie, daß die arabische Literatur - abgesehen einzig von der chinesischen - das weltweit größte mittelalterliche Korpus humoristischer Kurzprosa aufweist. So kann der arabischen adab-Literatur als zentralem Umschlagplatz derartiger Texte ein angemessener Stellenwert im Netz der vielschichtigen kulturellen Verflechtungen zugewiesen werden.