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DS-Leserbriefe 23 1998: Respekt

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Noch einmal zum Thema Gert Lüdemann: In Nr.18/98 interviewten die DS-Redakteure Jürgen Wandel und Eduard Kopp den Theologen, der seinen Abschied vom Christentum erklärt hatte, doch aus beruflichen Gründen Kirchenmitglied bleiben möchte

Ich habe allen Respekt vor Herrn Lüdemann.

Zwar irrt er, wenn er meint, die historisch-kritische Forschung habe erbracht, daß die Auferstehung Jesu nicht stattgefunden habe. Aber er stellt sich der Gretchenfrage: "Ist zu Ostern etwas passiert oder nicht?" und beantwortet sie für sich mit einem ehrlichen "Nein" - wie auch immer er zu diesem Glauben gelangt sein mag. Ich respektiere das, obwohl ich diese Frage mit einem klaren "Ja" beantworte.

Was ich nicht respektieren kann, ist, wenn Pfarrer diese Fragen ebenfalls mit einem "Nein" beantworten, gleichzeitig aber ein religiöses Vokabular beibehalten, damit dies nicht zu deutlich wird. Wenn Frau Sölle zum Beispiel von "Auferstehung" spricht, meint sie soziale Gerechtigkeit. Warum diese religiöse Verkleidung? Soziale Gerechtigkeit hat diese religiöse Verbrämung nicht nötig, wahrscheinlich aber Frau Sölle.

Wenn die Existenzberechtigung von Kirche wieder deutlich werden soll, müssen wir uns der oben genannten Gretchenfrage stellen, sie mit einem klaren "Ja" beantworten und in der Lage sein zu erklären, was wir damit meinen. Das setzt einen reflektierten Glauben und vor allem Ehrlichkeit voraus. Und zumindest letztere muß ich Herrn Lüdemann bescheinigen, auch wenn ich ihm inhaltlich nicht zustimmen kann.

Matthias Kunze, Auslandspfarrer der EKD in Schottland, Edinburgh

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Letzte Aktualisierung am 22. April 2020
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