Gerd Lüdemann's Homepage
Aktuelle Interviews und Presseberichte
Veröffentlichungen 2000
im Göttinger Tageblatt
Betr.: Buchtipp Prof. Lüdemann vom 31.08.2000
Es ist nicht nur völlig unrichtig, daß die Amtskirche Professor
Lüdemann "mit Zensur" belegt hat, sondern rechtlich
unmöglich. Da Lüdemann gar kein ordinierter Geistlicher ist, könnte
die Hannoversche Landeskirche kein Lehrbeanstandungsverfahren gegen
ihn anstrengen. Evangelische Theologie-Professoren unterliegen - als
konfessionsgebundene Staatsbeamte - keiner kirchlichen Lehraufsicht
(wie ihre katholischen Kollegen). Richtig ist dagegen, daß die
Hannoversche Landeskirche Professor Lüdemann nach seinen kraß
diffamierenden öffentlichen Aussagen über das Erste Kirchliche Examen,
bei dem weithin Universitätstheologen prüfen, zu ihren Examina nicht
mehr als Prüfer eingeladen hat. Seine staatliche Prüfungsberechtigung
blieb davon unberührt.
Ebenso unzutreffend ist die Behauptung, daß "die Kirche"
Professor Lüdemann aus der Göttinger Theologischen Fakultät "zu
entfernen" versuchte. Auch das steht überhaupt nicht in ihrer
Kompetenz. Richtig ist hingegen, daß das Ministerium für Wissenschaft
und Kultur von sich aus erklärt hat, Professor Lüdemann könne bei
seinen publizierten Ansichten über das Christentum als Betrug und bei
seiner öffentlichen Lossagung vom christlichen Glauben nicht länger
als Lehrer des Faches Neues Testament zukünftige Pfarrer und
Religionslehrer ausbilden und die Fakultät müßte daher seinen
Lehrstuhl neu besetzen. Professor Lüdemann lehrt seitdem ein
nicht-theologisches Fach, ist aber, da eine andere Fakultät der
hiesigen Universität ihn nicht übernehmen wollte, weiterhin der
Theologischen Fakultät verwaltungsrechtlich zugeordnet.
Man ersieht aus diesen Fakten, daß es nicht Lüdemanns eigenwillige
historische Hypothesen über Auferstehung und Grab Jesu und die Anfänge
des Christentums sind, die zu seiner Versetzung geführt haben - über
diese ist wissenschaftlich zu diskutieren -, sondern allein der
Umstand, daß er sich zu seinen Aufgaben als theologischer Lehrer in
einer konfessionsgebundenen Fakultät in Widerspruch gesetzt hat, ohne
daraus selber Konsequenzen zu ziehen.
Was das neu erschienene Buch angeht, so sind an der Empfehlung
eine Reihe von Fragezeichen anzubringen. Diese betreffen mehr die
allgemeine Einschätzung des Buches als Lüdemanns historische
Einzelthesen. Diese enthalten so gut wie gar nichts Neues, das nicht
im Laufe der seit ca. 250 Jahren betriebenen kritischen Bibelforschung
immer wieder schon geäußert worden wäre. Erstaunlich ist nur, daß sie
dem Publikum mit dem Gestus vorgestellt werden als sage hier jemand
endlich einmal, wie es wirklich war. Davon sind Lüdemanns historische
Thesen in vielen Fällen aber weit entfernt.
(Professor Dr. E. Mühlenberg)
Dekan
(Homepage der Theologischen Fakultät Göttingen, Aktuelles)