Seit 1951 untersucht das Deutsche Studentenwerk (DSW) alle drei Jahre die sozio-ökonomische Situation der Studierenden in Deutschland. Diese Studie bildet eine hervorragende Grundlage zur Beurteilung der Auswirkungen bisheriger bzw. zur Erarbeitung künftiger bildungspolitischer Entscheidungen.
Der lange Untersuchungszeitraum ermöglicht sehr anschaulich die Beurteilung langfristiger Trends, nicht nur der finanziellen Situation Studierender.
Dieser Tage ist nun der Vorabbericht zur 15. Sozialerhebung (1997 erhoben) vom DSW und dem Bundesbildungsministerium als Finanzier vorgestellt worden, dessen Zahlen u.a. sehr eindringlich die Notwendigkeit einer BAföG-Reform vor Augen führen.Zahl der BAföG-Geförderten gesunken
Denn wie vom DSW vorhergesagt, ist der Anteil der BAföG-Geförderten auf bundesweit 18,7% von ehemals 26,8% (alle Bezugszahlen von 1994) der Studierenden zurückgegangen. Besonders deutlich der Rückgang in den neuen Bundesländern von 54,8% auf 30,7%.Diese lange durch das DSW beschriebene Fehlentwicklung hat dabei zwei negative Auswirkungen.Verstärkt jobben neben dem Studium
Zum einen sinkt der Anteil des BAföG am durchschnittlichen Monatsbudget weiter auf nunmehr 10% und wird duch einen erhöhten Anteil an Erwerbsarbeit (31%) ausgeglichen, zum anderen zeigt die soziale Zusammensetzung, daß wir uns vom Ziel des gleichberechtigten Zugang von Studierwilligen aller Bevölkerungsschichten immer weiter entfernen. Doch wenden wir uns zuerst der Erwerbsarbeit zu: Lag
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diese bei der letzten Erhebung schon auf dem hohen Niveau von 59% aller Studierenden, so ist die Anzahl der Studierenden, die im Semester wie den Semesterferien arbeiten, auf nunmehr 65% angestiegen. Diese erhöhte Erwerbsarbeit hat dabei immer längere Studienzeiten und eine Veränderung der Altersstruktur zur Folge. So ist etwa der Anteil der über 27 Jahre alten Studierenden von 23% auf 31% angestiegen, ohne daß festgestellt werden konnte, daß sich das Alter der Studienanfänger ebenfalls erhöht hätte.
Betrachtet man nun die Bildungsbeteiligung unterschiedlicher Bevölkerungsschichten bzw. Einkommensgruppen, so stellen wir fest, daß bestimmte Gesellschaftsgruppen deutlich stärker an der Hochschulausbildung partizipieren. Bezogen auf die jeweiligen Altersjahrgänge studieren heute etwa 56% der Beamten-, 39% der Angestellten-, 47% der Selbständigen und nur 14% der Arbeiterkinder.Bezogen auf das Nettoeinkommen wird die negative Entwicklung besonders deutlich.Soziale Schieflage an den Unis
So ist in den letzten 15 Jahren der Anteil von Studierenden aus der höchsten sozialen Schicht von 18% auf 29% angestiegen, der Anteil aus der niedrigsten Schicht jedoch von 23% auf 14% zurückgegangen. Deutlicher kann der Mangel an sozialer Gerechtigkeit im Hochschulbereich nicht sichtbar gemacht werden. Das Deutsche Studentenwerk fordert daher noch einmal eindringlich die Politik auf, endlich eine grundlegende Reform der Ausbildungsförderung umzusetzen, die eine wirksame Vorausetzung der Studienreform darstellt.
Fortsetzung S.4
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