titel
Methoden
Psycholinguistik
Bilingualer Sprach-erwerb
Gebärdensprache
Variationslinguistik
Text- & Gesprächs-analyse
Linguistik & Literatur
Kapitel 3
Psycholinguistik


Aufgabe 1


Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch werden Verhörer übrigens »Mondegreens« genannt.Warum sie so heißen, kann man auf der folgenden Webseite erfahren, die auch eine reiche Sammlung derselben enthält. Viel Vergnügen!

>> www.sfgate.com/columnists/carroll/mondegreens.shtml


Aufgabe 2

Machen Sie ein paar Selbstversuche, gerne auch mit einem Partner:
1. »Beschatten« Sie sich abwechselnd, einmal bei der Spontansprache, dann beim Vorlesen eines Textes. Nehmen Sie das Ganze auf einen Tonträger auf und analysieren sie informell, welche Fehler, aber auch welche spontanen Korrekturen Sie machen.
2. Machen Sie ein Gating-Experiment: Denken Sie sich ein Wort aus und geben Sie Ihrem Partner zunehmend anwachsende Wortfragmente. Lassen Sie ihn aufschreiben, welche Wörter ihm zu jedem Zeitpunkt einfallen.Variieren Sie die Aufgabe mit oder ohne Satzkontext.Wann kann er das Wort mit Sicherheit bestimmen?


Aufgabe 3

Erklären Sie die Verarbeitungsprobleme, die Hörer bei den folgenden Sätzen bzw. Satzpaaren haben, anhand der in diesem Abschnitt besprochenen Prinzipien:
(i) Peter hat die Ärztin gestern im Krankenhaus sehr unterstützt.
(ii) Peter hat die Ärztin gestern im Krankenhaus sehr geholfen.

Welche Lesarten hat die ambige Phrase (iii) und welche davon ist weshalb die bevorzugte? Versuchen Sie eine Darstellung der Satzstrukturen mittels eckiger Klammern.
(iii) die Tochter der Lehrerin aus Deutschland

Welcher der beiden Sätze (iv) und (v) ist leichter zu verarbeiten und warum?
(iv) Der Politiker, der die Journalistin, die den Fotografen anheuerte, beschimpfte, erhielt viel Beifall.
(v) Der Politiker, der die Journalistin beschimpfte, die den Fotografen anheuerte, erhielt viel Beifall.
Diese und noch andere Sätze sind im Aufsatz von Hemforth/Strube (1999) erklärt.


Aufgabe 4

Lautsprache hört man, Gebärdensprache sieht man – das ist eine klare Sache.Wirklich? Der McGurk-Effekt bezeugt den Einfluss visueller Information auf unsere akustische Wahrnehmung.Was passiert, wenn wir ein manipuliertes Video betrachten, bei dem die Lippenbewegungen für die Silbe /ba/ zu sehen sind, als Tonspur aber die Silbe /ga/ unterlegt ist?

Machen Sie ein Online-Experiment zum McGurk-Effect, z.B. auf der folgenden Webseite: >> www.faculty.ucr.edu/~rosenblu/lab-index.html

Was hören Sie? Wie kann man diese audio-visuelle Täuschung erklären?
(Literatur: McGurk/MacDonald 1976; McDonald/McGurk 1978)


Aufgabe 5

Analysieren Sie die folgenden Versprecher aus Leuninger (1993/1996) im Hinblick auf die Kategorie (Substitution (semantisch, formal), Kontamination, Vertauschung,Antizipation,Reiteration) und die betroffene Einheit (Phrase, Wort, Morphem, Segment, Merkmal):
(i) Dünnfall
(ii) Das liegt schon eine Weile her.
(iii) Main-Taunus-Kraus
(iv) Wir nennen Orten und Zeite.
(v) Fahr nicht so raskant.
(vi) Wenn die Wolke scheint
(vii) Der zieht sich bislang gut aus der Atmosphäre.

Sobald Sie die Sprachproduktionsmodelle in Kapitel 3.3 gelesen haben, können Sie auch versuchen, die Versprecher den verschiedenen Sprachplanungsebenen zuzuordnen. Bei der Auflösung der Beispiele und Zuordnung zum Modell können Ihnen Leuninger (1993/1996) sowie Keller/Leuninger (2004) helfen.


Aufgabe 6

Sammeln Sie für eine bestimmte Zeit (Vorsicht: Suchtpotential!) Versprecher, entweder von sich selbst oder von Ihren Lieben (sie werden sich freuen). Analysieren Sie sie und, falls Sie eine genügend große Anzahl gesammelt haben, erstellen Sie eine kleine Statistik über die Vorkommenshäufigkeit der Kategorien und betroffenen Einheiten. Versuchen Sie, Muster in der Verteilung zu erkennen und prüfen Sie, ob die Beschränkungen und Regularitäten, die Sie in den folgenden Abschnitten kennenlernen werden, auch auf Ihre Sammlung zutreffen. Eine gute Zusammenfassung der 14 Hauptbefunde zu Versprechern gibt Poulisse (1999, Kap. 1).


Aufgabe 7

Entwerfen Sie ein vollständiges Stimulusset von Distraktoren für ein WBI-Experiment zur Benennung des Bildes einer »Rose« wie in Abbildung 7.Welche Effekte erwarten Sie bei den verschiedenen Distraktoren?


Aufgabe 8

Beobachten Sie sich selbst,wenn Sie das nächste mal in einem TOT-Zustand sind. Welche Informationen über das Wort haben Sie, welche nicht? Wie (wenn überhaupt) schaffen Sie es, aus dem Zustand wieder herauszukommen, welche anderen Wörter kommen Ihnen in den Kopf, bevor Sie das Zielwort finden und wie sind diese auf das Zielwort bezogen?
Versuchen Sie, Ihren Partner durch kurze Definitionen äußerst seltener Wörter in einen TOT-Zustand zu versetzen. Gehen Sie wie oben beschrieben vor, um den Zustand schrittweise aufzulösen.


Aufgabe 9

Dell und Kollegen haben in einem kurzen Kommentar zum Levelt-Modell den folgenden Witz zum Besten gegeben:

»What is the most important ingredient in humor? TIMING!« (Wobei die Antwort »TIMING« zu schnell nach der Frage gegeben wird – darin liegt der Witz).
Überlegen Sie,welche Rolle »Timing« in einem konnektionistischen Sprachmodell à la Dell im Gegensatz zu einem modular-seriellen Modell à la Levelt spielt.

Die Antwort finden Sie in Dell, Ferreira und Bock (1999).


Aufgabe 10

Zu guter Letzt noch ein Selbstversuch zur Produktion von Farbwörtern. In der klassischen Stroop-Aufgabe soll die Farbe von Wörtern benannt werden, die in Farbe präsentiert werden. Was passiert, wenn man die Farbe von Wörtern unter zwei verschiedenen Bedingungen benennen soll?
(i) kongruent: Die Farbe, in der das Wort gedruckt ist und die Bedeutung des Farbwortes stimmen überein, d. h. das Wort grün ist auch in grüner Farbe abgebildet. Man soll so schnell wie möglich »grün« sagen.
(ii) inkongruent: Die Farbe, in der das Wort gedruckt ist und die Bedeutung des Farbwortes stimmen nicht überein, d. h. das Wort grün ist in roter Farbe abgebildet. Man soll so schnell wie möglich »rot« sagen.

In einer anderen Bedingung der Stroop-Aufgabe sollen die Farbwörter, ebenfalls in der kongruenten sowie inkongruenten Bedingung, nur laut gelesen werden.

Und nun viel Vergnügen mit der Stroop-Aufgabe im Internet:
>> www.nici.ru.nl/~ardiroel/Rts.htm#JRStroop

Wie ist Ihre Leistung in den verschiedenen Bedingungen? Welche Erklärungen gibt es für den Stroop-Effekt?

Literatur: Stroop (1935),MacLeod (1991), Roelofs (2005)