titel
Methoden
Psycholinguistik
Bilingualer Sprach-erwerb
Gebärdensprache
Variationslinguistik
Text- & Gesprächs-analyse
Linguistik & Literatur
Kapitel 7
Text- und Gesprächsanalyse

Aufgabe 1


Die allgemeinste Textbegrenzungsmarkierung ist die Sprachlichkeit, wodurch Texte z.B. von Bildern und Gegenständen abzugrenzen sind. Innerhalb der Sprachlichkeit gibt es zwei Betrachtungsweisen hinsichtlich einer angemessenen Definition von TEXT: Der funktionalen Perspektive zufolge wird jede sprachliche Äußerung als Text bezeichnet, die eine kommunikative Funktion erfüllt. Die textlinguistische Perspektive (ACHTUNG: im Text wurde fehlerhaft zweimal funktional angegeben!) dagegen definiert einen Text als komplexe, schriftliche fixierte sprachliche Einheit, die aus mindestens zwei Sätzen besteht. Als spezifische Textbegrenzungsmittel können für bestimmte Texttypen auch spezifische Signale angeführt werden, so zum Beispiel der schwarze Rand als Charakteristikum von Todesanzeigen oder standardisierte Begrüßungs-/Abschiedsfloskeln in einem Brief oder einer E-Mail. Selbst ein Buchdeckel kann als fundamentales Textbegrenzungssignal für bestimmte Texttypen, z.B. Roman, betrachtet werden.
Brief und Roman sind genuin sprachliche Phänomene und erfüllen somit das fundamentale Kriterium der Sprachlichkeit. Bei der Werbeanzeige ist zu beachten, dass selbstverständlich nur die sprachlichen Elemente als potenzieller Text in Frage kommen. Die von der funktionalen Perspektive fokussierte Eigenschaft einer kommunikativen Funktion erfüllen insbesondere Briefe und Werbeanzeigen, doch auch ein Roman wird meist als Kommunikation zwischen einem Produzenten und dem Rezipienten betrachtet, so dass alle drei Erscheinungsformen unter die Kategorie TEXT fallen. Für die textlinguistische Perspektive könnten sich dagegen Probleme bei der Werbeanzeige ergeben, da eine solche oft weniger als zwei Sätze umfasst.

(i) Ich komme!

Da die Äußerung nur zwei Wörter umfasst, beschränkt sich die Kohäsion hier auf die Übereinstimmung von Personalpronomen und Flexionsform des Verbs und Kohärenz kann durch die Kürze des Satzes überhaupt nicht etabliert werden. Intentionalität und Akzeptabilität sind bei einem Telegrammtext anzunehmen, da er einerseits mit einer bestimmten Intention aufgegeben wird und andererseits vom Empfänger mit einer bestimmten Erwartung gelesen wird, wobei ohne Kontextkenntnis keine genauen Aussagen gemacht werden können. Das Ausmaß an Informativität kann nur in Bezug auf die Situation und die Kenntnis des jeweiligen Empfängers bestimmt werden. Situationalität folgt im Grunde aus Intentionalität und Akzeptabilität, da ein Telegramm stets in einem bestimmten Kontext verschickt wird. Intertextualität schließlich kann hier nur als Systemreferenz, d.h. als Bezug auf die knappe Textsorte Telegramm, vorliegen.

(ii) Sein oder nicht sein – würgen Oh, unglückliches Gretchen, armer Faust Mausiges Schicksal aller Tanten. (anonym)

Kohäsion entsteht durch die Wiederholung von sein. Kohärenz wird durch Referenz auf die zusammenhängenden Konzepte [GRETCHEN] und [FAUST] sowie die globale Referenzdomäne [LITERATUR] etabliert. Hierin zeigt sich auch eine ausgeprägte Intertextualität im Sinne einer Einzeltextreferenz durch Bezüge auf Shakespeares „Hamlet“ und Goethes „Faust I“. Systemreferenz liegt durch die Bezugnahme auf die Textsorte Lyrik vor, die insbesondere durch die formale Textgestaltung etabliert wird. Intentionalität ist generell, besonders aber wegen der unkonventionellen Formatierung anzunehmen und auch Akzeptabilität dürfte, v.a. bei einer Veröffentlichung in einem Gedichtband gegeben sein. Die Informativität hängt wieder von der Rezipientenkenntnis ab, sollte aber aufgrund der insgesamt ausgeprägten Unerwartetheit sehr hoch sein (ACHTUNG: hier ist vom Alltagverständnis von Information zu unterscheiden!). Situationalität schließlich ist in einem gewissen Maß bei jedem Text vorhanden, wobei sie in (ii) wesentlich weniger konkret vorliegt als in (i).


Aufgabe 2

1. Sowohl Novelle als auch Kurzgeschichte stellen kürzere Subtypen der literarischen Großgattung Prosa dar. Als typische Eigenschaften einer Novelle werden mittlere Länge (in dem Sinne, dass man sie in einem Zug durchlesen kann), Goethes berühmte „unerhörte Begebenheit“, ein immer wieder auftauchendes Dingsymbol (Falke) und eine geschlossene Form angeführt. Im Vergleich dazu werden für die Kurzgeschichte neben der namengebenden Kürze u.a. die Darstellung eines bedeutenden Einschnitts, Leitmotivik und eine offene Form als kennzeichnend genannt. Es wird also deutlich, dass die genannten Merkmale keineswegs eine eindeutige Abgrenzung der Textsorten zulassen, denn selbst offene und geschlossene Form stellen als zentrales unterscheidendes Merkmal letztlich nur Endpunkte eines Kontinuums dar.
2. Beide Textsorten sind zu den Gebrauchstexten zu rechnen. Bezüglich der strukturellen Merkmale stellen sowohl Kochrezept als auch Fernsehbedienungsanleitung in der Regel kurze Prosatexte dar, die in einzelne Punkte, bzw. Schritte unterteilt sind und sich durch einfachen Satzbau auszeichnen. Bei beiden ist die Kommunikationsrichtung monologisch und die Verbindung mit nicht-sprachlichen Informationen wahrscheinlich. Unterschiede ergeben sich allein im thematischen Bezug: Einmal stehen Nahrungsmittel, einmal technische Funktionen im Vordergrund. Hinsichtlich der funktionalen Aspekte ist für beide Textsorten die sachorientierte Informationsvermittlung, d.h. eine (hoffentlich) Schritt für Schritt erklärte Handlungsanleitung entweder zum Kochen eines Gerichts oder eben zum richtigen Umgang mit der Fernsehbedienung zentral.
3. Bei der SMS-Nachricht erweist sich wie bei vielen neuen Kommunikationsformen v.a. die Einordnung in (konzeptuelle) Mündlichkeit oder Schriftlichkeit problematisch. Einerseits sind die Kurznachrichten schriftlich verfasst, andererseits weisen sie typisch mündliche Züge auf, u.a. fehlende Grußformeln, Umgangssprache, sofortige Reaktion usw.


Aufgabe 3

(i) ist an den Stellen referenziell unterspezifiziert, an denen entweder die Relationen zwischen den Referenten oder aber bestimmte notwendige referenzielle Werte nicht explizit im Text realisiert werden. Die entsprechenden Leerstellen werden vom Leser durch die Aktivierung des komplexen Schemas „Entführung/Erpressung/Lösegeldübergabe“ entsprechend über Inferenzen aufgelöst:
(i) Der 5-jährige Lukas ist [VON KIDNAPPERN] entführt worden. Die Kidnapper [VON LUKAS] fordern in einem Schreiben [DAS SIE AN DIE ELTERN VON LUKAS GESCHICKT HABEN] von den verängstigten [WEGEN DER ENTFÜHRUNG VON LUKAS] Eltern [VON LUKAS] 3 Millionen Euro [ALS LÖSEGELD] für das Kind. Das Geld [DAS DIE KIDNAPPER GEFORDERT HABEN] soll der Vater [VON LUKAS] in einem Schuppen [DEN DIE KIDNAPPER GENANNT HABEN] hinterlegen. Die Bank [BEI DER LUKAS VATER DAS GEFORDERTE GELD HOLEN WILL] verweigern jedoch den Kredit [DEN DER VATER AUFNEHMEN WILL; WEIL ER DAS GELD SELBST NICH HAT]. In dieser Notlage rufen die Verzweifelten [ELTERN DES LUKAS] den Bürgermeister [DER STADT, IN DER LUKAS ELTERN WOHNEN] an: Er soll eine Bürgschaft [BEI DER BANK] für das Lösegeld übernehmen [DAMIT LUKAS ELTERN DAS GELD ALS KREDIT VON DER BANK BEKOMMEN].
2. (ii) Er grub [MIT EINER SCHAUFEL] drei Stunden lang in seinem Garten herum. Dann gab er die Suche nach dem Maulwurf [DEN ER DURCH DAS UMGRABEN DES GARTENS FINDEN WOLLTE] genervt auf.
(iii) Sie öffnete vorsichtig und fast lautlos die Tür [EINES HAUSES/ZIMMERS O.Ä.]. Das Knarren der Bodendielen [IN DEM HAUS/ZIMMER O:Ä:, AUF DIE SIE NACHDEM SIE DURCH DIE TÜR HINDURCHGEGANGEN WAR, TRAT] konnte sie jedoch nicht verhindern. Oliver [DER SICH IN DEM HAUS/ZIMMER BEFAND] kam sofort angesprungen und fing an zu bellen [WEIL DER HUND DURCH DAS GERÄUSCH DER BODENDIELEN AUFGESCHEUCHT WURDE]. Achim wurde gestern [VON JEMANDEM MIT EINER SCHUSSWAFFE] angeschossen. Der Jäger [DER ACHIM ANGESCHOSSEN HAT] hatte sein Brille nicht auf und ihn mit einem Hirsch verwechselt [WEIL ER OHNE BRILLE NICHT RICHTIG SEHEN UND DESHALB ACHIM NICHT VON EINEM HIRSCH UNTERSCHEIDEN KONNTE].


Aufgabe 4

1. Tempus und Aspekt geben als grammatische Formen Aufschluss über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Handlungen sowie über die Reihenfolge und (Un)Abgeschlossenheit von Handlungen, womit sie zum Zusammenhang auf der Textoberfläche beitragen.
2. In (i) finden sich auffällige totale Rekurrenzen (Röslein, Heiden) sowie die partielle Rekurrenz sah sahs. Proformen liegen mit er es und sahs vor, Junktorenausdrücke dagegen fehlen fast ganz. Lediglich die Konjunktion und findet sich einmal.
3. Der Text (ii) weist keinerlei kohäsive Mittel auf: keine Rekurrenzen, keine Proformen, keine Junkorenausdrücke. Kohärenz allerdings wird durchaus etabliert. Bereits der Titel Nachtflug Frankfurt Tokyo gibt die globale Referenzdomäne [NACHTFLUG] vor, in die die folgenden Referenten eingeordnet werden. Ein Bruch in der konzeptuellen Kontinuität ergibt sich allerdings durch die Referenz auf einen Sarg und Leichen. Die Frage, welche Intention diesem zugrunde liegt, fällt in den Bereich des Textsinns, der meist über bewusste kognitive Strategien ermittelt wird.
4. Ein Beispiel dafür, dass Kohäsion nicht hinreichend für die Kohärenz eines Textes ist, stellt (a) dar, in (b) dagegen liegt Kohärenz ohne Kohäsion vor:
(a) Als ich gestern aufwachte, war der Himmel grün. Danach wollte ich in das himmlische Lächeln gehen, um dort ängstliche U-Boote zu kaufen. Weil aber das Meer zu tief für Boote war, wurde das Hemd weit, während der Spiegel sich wölbte.
(b) Das Seminar war sterbenslangweilig. Die monotone Stimme des Dozenten verhallte ungehört. Müde Gesichter überall, unbequeme Stühle, draußen blauer Himmel.


Aufgabe 5

1. Die Beispiele (i) und (ii) weisen referenzielle Mehrdeutigkeit auf in dem Sinne, dass Er sich jeweils sowohl auf den Arzt als auch auf den Bauern beziehen könnte. (Bsp. (i): Wer gab wem Medizin, der Doktor dem Bauern oder der Bauer dem Doktor?, Bsp. (ii): Wer klagte über Schmerzen, der Doktor oder der Bauer?) Mithilfe unseres Weltwissens lösen wir diese Mehrdeutigkeit auf, da typischerweise ein Arzt kranke Menschen untersucht, die über Schmerzen klagen, und ihnen Medizin zur Linderung verabreicht. Folglich schlussfolgern wir, dass sich Er in (i) auf den Arzt, in (ii) dagegen auf den Bauern bezieht.
2. Für die Entwicklung einer plausiblen Kohärenzrelation müssen die informationellen Leerstellen zwischen den beiden Sätzen von (iii) über Inferenzen gefüllt werden: Wenn Hansi die Treppe hinuntergefallen ist, und er später mit eingegipsten Bein im Krankenhaus erwacht, dann muss er sich bei dem Sturz wohl sein Bein gebrochen haben. (auch: Jemand muss ihn gefunden haben, in das Krankenhaus gebracht haben, usw.)
3. Die Überschrift (Patrouille) gibt den konzeptuellen Rahmen des Gedichts vor, in den alle folgenden Propositionen eingeordnet werden. Das Gedicht erhält also globale Kohärenz, indem alle geschilderten Eindrücke mit der Angsterfahrung [PATROUILLE] in Zusammenhang gebracht werden.


Aufgabe 6

1. Im ersten Satz werden ZWEI MÄNNER als Textreferenten neu eingeführt (Rhema), auf die dann im zweiten Satz erneut Bezug genommen wird (Thema). Allerdings ist zu beachten, dass das Rhema des ersten Satzes hier aufgespalten wird, indem auf jeden der Männer einzeln referiert wird.
2. Es finden sich u.a. direkte Anaphern, z.B. eine angetrunkene Frau…die 37-jährige Fahrerin…sie…Die Mutter von drei Kindern…die Verkehrssünderin und indirekte Anaphern, z.B. Blutprobe…Promille oder Polizei…Beamten. Auch Komplexanaphern sind vorhanden, z.B. Ein Mann, dem dies aufgefallen war…
3. (iii) macht deutlich, dass indirekte Anaphern im Rahmen der Informationsstrukturierung sowohl thematisch als auch rhematisch fungieren: FILM und POPCORN sind einerseits konzeptuell mit dem Anker KINO verbunden und daher thematisch, andererseits werden sie als neue Informationsknoten im TWM etabliert und sind daher rhematisch.
4. Sowohl Entwicklung in (iv) als auch Unglück in (v) stellen Komplexanaphern dar, die die vorangegangene Proposition mit einer NP wieder aufnehmen und somit als abstraktes Referenzobjekt im TWM etablieren. Der Unterschied zwischen (iv) und (v) besteht in einer zusätzlichen Bewertung in (v).


Aufgabe 7

1. (i) führt vor Augen, dass keine linguistische GA ohne Berücksichtigung des gesellschaftlichen und kulturellen Kontextes auskommt, da das individuelle Gesprächsverhalten stark von Normen der Gesellschaft geprägt ist. So folgen z.B. Gesprächsverläufe in asiatischen Ländern anderen Regeln als in europäischen.
2. Persönliche Gespräche stellen das kleinstmögliche soziale System dar, auf dem alle anderen, größeren Sozialsysteme bis hin zur Gesellschaft aufbauen. Die GA untersucht also die Basis aller komplexen sozialen Gebilde und gibt damit Aufschluss über die elementarsten Komponenten unserer Gesellschaftsstrukturen.


Aufgabe 8

Die Indirektheit nimmt mit jedem Satz zu, bis schließlich in der letzten Äußerung überhaupt kein wörtlicher Bezug mehr auf MÜLL oder GESTANK vorhanden ist. Das Höflichkeitsprinzip wird in der ersten Äußerung nicht beachtet, da durch den Satzmodus des Imperativs die Aufforderung direkt ausgedrückt wird und dem Hörer damit keinerlei Handlungsspielräume gelassen werden.


Aufgabe 9

1. Arzt-Patienten-Gespräche sind in der Regel stark ritualisiert und von einer deutlichen Asymmetrie der Rollen geprägt, da der Patient zumeist gezwungen ist. als Laie das fachliche Urteil des Arztes als richtig zu akzeptieren. Als typische Verhaltensmuster lassen sich auf Seiten des Arztes knappe zielgerichtete Nachfragen und routiniertes Gesprächsverhalten sowie auf Seiten des Patienten Versuche möglichst präziser Symptombeschreibungen beobachten, an die typischerweise die Erwartung einer fachkundigen Diagnose geknüpft ist.
2. Small Talk erfüllt als „Reden um des Redens willen“ die Funktion, dass überhaupt Kommunikation und soziale Interaktion stattfinden. Aus dem Mangel eines weiterführenden Zwecks ergibt sich, dass der Informationsgehalt derartiger Gespräche zumeist eine eher untergeordnete Rolle spielt.
3. Klatsch kann als Gespräch über private Angelegenheiten abwesender Personen definiert werden, mit dem oft eine negative Bewertung einhergeht. Als übergeordnete Gesprächszwecke kommen z.B. die Aufwertung der eigenen Person und die Herstellung von Gemeinsamkeit unter den Klatschenden in Frage.


Aufgabe 10

1. Der Unterschied zwischen Telefon- und Face-to-face-Gespräch liegt in erster Linie darin, dass das telefonische Gespräch auf rein verbalem Informationsaustausch beruht. Daraus resultiert, dass man sich am Telefon anfangs üblicherweise namentlich vorstellt, was in einer Face-to-Face-Situation meist redundant ist. Die telefonische Gesprächsbeendigung ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass nonverbale Beendigungssignale wie z.B. Abwenden, Winken, etc. nicht zur Verfügung stehen. Selten geworden ist die typische Telefonfloskel „Auf Wiederhören!“ im Gegensatz zu „Auf Wiedersehen!“.
2. Eine Thema-Formulierung wird wohl in beiden Situationen vorliegen, da sowohl im Seminar als auch in der Sprechstunde das jeweilige Thema meist explizit genannt wird. Unterschiede ergeben sich aber hinsichtlich der Thema-Fortführung, da es im Verlauf eines Seminargesprächs aufgrund der vielen Teilnehmer oft zu Abschweifungen, Exkursen, Brüchen, etc. kommt, was bei einem Sprechstundengespräch unter nur wenigen Personen eher unwahrscheinlich ist. Auch die Themarelevanz ist in der Sprechstundensituation stärker gewährleistet als im Seminar, v.a. da in letzterem der Fokus schwerer zu fixieren ist als in einem zweckgerichteten Zwei-Personen-Gespräch.


Aufgabe 11

1. Das Gespräch (i) beginnt mit einer Frage, deren Ziel die Versicherung der Aufmerksamkeit der Angesprochenen ist. Die folgende Antwort Ja! zeigt diese an. Mit der zweimaligen Äußerung Das Ei ist hart, die die Basisfunktion einer Feststellung erfüllt, geht eine Kritik auf der Ebene der Gesprächsfunktion einher. Anschließend wird mit Ich habe es gehört eine Feststellung getroffen, die das Desinteresse an der Kritik des vorangegangenen Gesprächsschrittes deutlich machen soll. Auf die Frage, wie lange das Ei gekocht habe, hinter der sich die Gesprächsfunktion des Vorwurfs verbirgt, folgt schließlich mit der Feststellung, zu viele Eier seien nicht gesund, eine Ablenkung von der Kritik, die darüberhinaus eine Gegenkritik beinhaltet.
2. Die Gesprächssequenzen Vorwurf-Rechtfertigung und Vorwurf-Gegenvorwurf haben gemeinsam, dass sie initiativ beginnen und eine Kritik zum Ausdruck bringen. Unterschiede ergeben sich hinsichtlich der darauf folgenden Gesprächsschritte. Während bei einer Rechtfertigung die Kritik des Vorwurfs akzeptiert und reaktiv nach Entschuldigungen gesucht wird, stößt diese bei einem Gegenvorwurf auf Ablehnung und ein neuer initiativer Akt wird vollzogen.


Aufgabe 12

1. Verbale und nonverbale Hörersignale sind besonders wichtig in Situationen, deren Ziel es ist, das Wissen des Hörers zu erweitern, und die deshalb auf Bestätigungssignale des Hörers angewiesen sind. Dabei spielen nonverbale Signale, z. B. das Nicken oder Stirnrunzeln, eine wichtige Rolle in Vortrags- bzw. Redesituationen, während verbale Signale meist Kennzeichen eines direkten Dialogs sind.
2. Selbstkorrekturen sind sprecherbezogen; sie beugen Missverständnissen vor oder beseitigen diese. Der Sprecher zeigt sich als kooperativer Gesprächspartner, weil er seine Redesequenzen auf das Verständnis des Hörers hin optimiert. Fremdkorrekturen hingegen sind hörerbezogen, wobei zu beachten ist, dass der Hörer selbst durch seine Korrekturen zum Sprecher wird. Der Zweck einer Fremdkorrektur besteht zumeist nicht in einer Verbesserung des Verständnisses, sondern in einer Kritik an Fehlern des Sprechers mit der impliziten Aufforderung, solche Fehler zu vermeiden.