13.1.97

> Editorial

> "Wir brauchen eine Quote!"

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v Wundermittel Bakkalaureat: Fast-food-Studiengang oder sinnvolle Alternative?

In den letzten Jahren auf Bundes- und Landesebene in unzähligen Papieren diskutiert, soll er nun an der Göttinger Uni umgesetzt werden - und niemand merkt‘s. Zwei Fachbereiche versuchen, einen Bakkalaureus einzuführen. Das ist ein Abschluß nach anglo-amerikanischen Vorbild , der ein Mittelding zwischen Zwischenprüfung und Examen bzw. Diplom sein soll.

Die Idee klingt bestechend: Nicht alle Studis wollen ein wissenschaftliches Studium in der ganzen Breite eines Faches - für sie böte ein Bakkalaureat die Möglichkeit, fundierte (und im Berufsleben verwertbare) Grundkenntnisse zu erwerben, ohne die ganze akademische Mühle durchlaufen zu müssen. Zudem würde ein solcher Abschluß den vielen StudienabbrecherInnen den Makel des Versagens nehmen. In manchen Fachbereichen merken nämlich bis zu 50% der Studis erst im Laufe des Studiums, daß sie keinen der bisher angebotenen Abschlüsse machen wollen - aus Enttäuschung über das jeweilige Fach, aus familiären und sozialen Gründen oder weil sich inzwischen andere berufliche Perspektiven ergeben haben.

An den Fachbereichen Wirtschafts- und Geowissenschaften soll der Bakkalaureus nun kommen. Nicht als erweiterte Zwischenprüfung, sondern als Abschluß, der alternativ zum herkömmlichen Examen angeboten wird. Studis, die von vorneherein ein "normales" Examen anstreben, müssen eine Bakkalaureus-Prüfung also nicht ablegen.

Die Gefahr dabei liegt in der absehbaren Folge. Ist der Bakkalaureus erstmal eingeführt, wird er vermutlich eine Eigendynamik entwickeln, die mittelfristig unser gesamtes Hochschulsystem über den Haufen wirft.

Die Studienpahse zwischen Bakkalaureus und Examen könnte sich zu dem entwikkeln, was in den USA "post-graduate"-Studium genannt wird - zugänglich nur einer wie auch immer geartete "Elite". Es drängt sich nämlich der Verdacht auf daß der Bakkalaureus vor allem eingeführt werden soll, um möglichst viele Studis dazu zu bringen, die Uni schnell wieder zu verlassen, nachdem sie eine verschulte Schmalspur-Ausbildung hinter sich gebracht haben. In dieses Bild paßt, daß der Wiwi-Fachbereich in demselben Entwicklungsplan, in dem der Bakkalaureus angestrebt wird, das Ziel formuliert, sich in Zukunft verstärkt der Forschung zu widmen. Dabei stören Studierende ja nur. So wird ein an sich überlegenswerter Ansatz mißbraucht.

Leider hat es der rechte AStA versäumt eine uniweite Diskussion zu diesem wichtigen Punkt anzustoßen. Ein Versäumnis, das sein linker Nachfolger nachholen wird.

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