20.1.97

> Editorial

v Schuchardt unverbindlich

Wissenschaftsministerin zu Gast bei der Juso-HSG

Am vergangenen Dienstag hatten die Juso-Hochschulgruppe und der SPD-Ortsverein Mitte/Nord zu einer gut besuchten Diskussionsveranstaltung eingeladen. Unter der Moderation der Landtagsabgeordneten Hulle Hartwig sollte über die "Zukunft der Uni Göttingen" diskutiert werden. Dabei präsentierte sich Niedersachsens Wissenschaftministerin Helga Schuchardt (parteilos) erstaunlich offen: Die von linken Studis immer wieder eingeforderte Demokratisierung der Hochschule sei für sie "ein ganz leeres Blatt", Rückmeldegebühren von 100 DM pro Semester seien für die Zukunft nicht auszuschließen, an den Folgekosten des geplanten "Forum Wissenschaft und Technik" in der Lokhalle werde sich das Wissenschaftsministerium "sicher nicht beteiligen". Doch der Reihe nach.

Nachdem Tobias Dünow von der Juso-Hochschulgruppe in seinem Eingangsstatement auf die einschneidenden Sparmaßnahmen für die niedersächsischen Unis hingewiesen hatte, erklärte Schuchardt, erst diese finanziellen Zwänge hätten die Hochschulen dazu bewegt, längst überfällige Umstrukturierungen in die Wege zu leiten und ein eigenes Profil zu entwickeln. Damit hat die Ministerin teilweise sogar recht: Die an der Uni Göttingen geplanten "Umstrukturierungen" in Forschung und Lehre sind sicherlich durch das Streichkonzert aus Hannover beschleunigt worden.

Profilierung durch Sparen?

Schuchardt verschweigt dabei allerdings: Was da verändert wird, geht meist zu Lasten der Studierenden. So wird z.B. am Sozialwissenschaftlich-en Fachbereich das Institut für Interkulturelle Didaktik zugunsten eines "Methodenzentums" geschlossen, an dem vor allem Forschung betrieben werden soll. An zahlreichen weiteren Beispielen ließe sich belegen, daß unter "Profil" so gut wie nie das in der Lehre verstanden wird. Ob das im Sinne Schuchardts ist, blieb unklar.

Wie vor einigen Wochen schon Uni-Präsident Schreiber (s. rotation Nr. 14) lehnte auch Schuchardt eine Beteiligung von Studierenden an einer "professionalisierten" Hochschulleitung ab. Über "Demokratisierung" wollte sie gar nicht erst sprechen (s.o.) und empfahl stattdessen eine Diskussion über "Partizipation". Darunter versteht sie die Beteiligung gesellschaftlicher Gruppen (Wirtschaft, Gewerkschaften usw.) an einem Aufsichtsgremium für jede Hochschule. Über ein solches Kuratoriumsmodell läßt sich sicher gut streiten - daß zunächst aber alle Uni-Angehörigen (also auch wir Studierenden!) in angemessener Weise beteiligt werden müssen, steht für uns Jusos jedoch außer Frage.

"Rückmeldegebühren" nicht vom Tisch

Wirklich ärgerlich war aber Schuchardts Beitrag zum Thema "Rückmeldegebühren". Die sind ja für Niedersachsen nicht - wie der gegenwärtige AStA immer wieder behauptet - endgültig vom Tisch. Vielmehr wurde in Hannover lediglich beschlossen, solche Gebühren nicht für den laufenden Landeshaushalt (er umfaßt auch das Jahr 1998) vorzusehen. Die Befürchtung, die wir Jusos schon in unserer rotation-Extra am Tag nach diesem Beschluß hegten, scheint sich nun zu bewahrheiten: Wenn wieder Gelder eingespart werden müssen, kommen die Gebühren.

Im Bereich der Frauenförderung lehnte die Ministerin die Forderung der Jusos ab, Sanktionen über universitäre Einrichtungen zu verhängen, die Frauenförderpläne unzureichend umsetzten. Stattdessen überlege sie, Anreize zur Frauenförderung zu schaffen, ihr Interesse sei "jedoch mehr auf Überzeugung gerichtet."

Die Ministerin warf Rüttgers außerdem vor, die Reform der Ausbildungsförderung (BAföG) zu blockieren. Eine BAföG-Reform sei jedoch dringend notwendig, weil sonst noch mehr Studierende aus dem Förderungssystem herausfielen und ihnen damit die Möglichkeit zu studieren genommen werde.

> RCDS enthüllt:

> Wo ist das liebe Geld geblieben?

> Späte "Rehabilitierung":

> Service - mit links

> SPD will Studiengebühren verbieten

> Bedarf decken!

> Reps im StuPa