20.1.97

> Editorial

> Schuchardt unverbindlich

v RCDS enthüllt:

Gleichberechtigung durchgesetzt

Nachdem er sich in den vergangenen Wahlkämpfen so manches Mal blamiert hatte (so z.B. mit einem sexistischen Machwerk, daß letztendlich den seinerzeitigen Vorsitzenden seinen Posten kostete), bemüht sich der RCDS dieses Jahr, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten: neben unpolitischen Gummibärchen und Internetbroschüren gab er sogar ein 20-seitiges programmatisches Heftchen heraus. Unter der Überschrift "Politik für Menschen" findet sich dort ein Artikel, der wahrhaft Revolutionäres verkündet: Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist endlich durchgesetzt!

Trost für gepeinigte Männerseelen

Um nicht ungerecht zu sein: dem RCDS zufolge ist die Diskriminierung von Frauen "noch nicht ganz" überwunden. Wer wollte da widersprechen, wo doch die Zahlen dem RCDS eindeutig recht geben: nur noch ca. 75 Prozent der Promotionen, 85 Prozent der Habilitationen und 95 Prozent der C4-Professuren werden von Männern in Beschlag genommen! Angesichts solch paradiesischer, fast gleichberechtigter Zustände gedenkt der RCDS schaudernd der längst vergangenen Zeiten, in denen "Frauen sehr oft auf Grund ihres Geschlechtes stark benachteiligt waren (sic!)". Deshalb möchte der RCDS nunmehr vorwiegend "für die Zukunft Prophylaxe betreiben".

In der Gegenwart drohen indessen ganz andere Gefahren, etwa männerfeindlicher "Rassismus" und die "repressive Benachteiligung der Männer", wie sie von sog. "linksemanzipativen Gruppen" angeblich gefordert werden.

Bald Männerbeauftragte?

Auch der RCDS müßte eigentlich wissen, daß es "linksemanzipativen" Gruppen wie z.B. der Juso-HSG nicht um "feministischen Revanchismus" geht, wie der RCDS behauptet, sondern schlicht und einfach um reale Gleichberechtigung. Diese ist aus unserer Sicht aber natürlich keineswegs auch nur annähernd erreicht, wenn der Männeranteil (wie in den letzten Jahren geschehen) bei den C4-Professuren von 97 auf 95 Prozent sinkt - mag der RCDS dies auch anders sehen. Die paranoiden Ängste mittelmäßiger Männer -die ja in einer gleichberechtigten Gesellschaft tatsächlich auf unverdiente Privilegien verzichten müßten- lassen sich aber natürlich viel leichter als "Politik für Menschen" verkaufen, wenn man einerseits bestehende Ungleichheiten mit Euphemismen belegt und andererseits irrationale Horrorszenarien einer unmittelbar bevorstehenden Frauenhegemonie entwirft. Man ist geneigt, die abstruse Wirklichkeitsbeschreibung des RCDS (O-Ton "wir analysieren tiefer") als Realsatire abzutun. Doch leider spricht der RCDS nur aus, was in zahlreichen zarten Männerseelen an Ressentiments und Bedrohungsphantasien real existiert, die durch derartige Artikel natürlich legitimiert und verstärkt werden.

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