22.4.97
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"Wir können nicht schweigen" - 40 Jahre Göttinger Erklärung
"Wir halten atomare Abschreckung als Mittel, den Frieden und die Freiheit zu sichern, auf die Dauer für unzuverlässig, und wir halten die Gefahr im Falle des Versagens für tödlich. Wir kennen keine Möglichkeiten, größere Bevölkerungsmengen vor dieser Gefahr zu schützen."
Gegen atomare Bewaffnung der BRD
Diese Sätze schlugen vor 40 Jahren, am 12. April 1957, in der /ffentlichkeit der jungen Bundesrepublik ein wie die Bombe, gegen die sie gerichtet waren. Von Göttingen aus hatte sich in einer schriftlichen Erklärung die Elite der bundesdeutschen Atomwissenschaftler gegen eine atomare Bewaffnung der Bundeswehr ausgesprochen.
Die Regierung reagierte polemisch und entrüstet. Bundeskanzler Adenauer verkündete das "Triumphgeschrei" der DDR. Verteidigungsminister Strauß, der die Atomfrage forciert hatte, warf den Unterzeichnern vor, mit ihrer Erklärung den Sowjets in die Hände gespielt zu haben. Die Atomphysiker konterten mit dem Szenario eines Atomkriegs, den sie nicht verantworten wollten. Es kam zu dramatischen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Wissenschaftlern. Das gewaltige Presseecho im In- und Ausland ließ Auswirkungen für die kurz bevorstehende Bundestagswahl erwarten.
Die sogenannten "Göttinger 18", die den Zorn der Regierenden herausgefordert hatten, waren das hochkarätigste Expertenteam, das die deutsche Physik nach dem Krieg je besessen hat. In ihren Reihen waren drei Nobelpreisträger vertreten. Namen wie Max Born, Otto Hahn, der Entdecker der Kernspaltung, Werner Heisenberg und Carl Friedrich v. Weizsäcker zierten das Papier.
Verantwortung der Wissenschaft
Ein großer Teil von ihnen hatte bis 1945 für Hitler an der Entwicklung der Atombombe gearbeitet. Nach dem Krieg beschäftigten sie sich intensiv mit ihrer Rolle, bekannten sich zur persönlichen Verantwortung und zur Zivilcourage. "Wir können nicht zu allen politischen Fragen schweigen", war einer der Kernsätze der Erklärung.
"Für ein kleines Land wie die Bundesrepublik glauben wir, daß es sich heute noch am besten schützt und den Weltfrieden am ehesten fördert, wenn es ausdrücklich und freiwillig auf den Besitz von Atomwaffen jeder Art verzichtet. Jedenfalls wäre keiner der Unterzeichnenden bereit, sich an der Herstellung, der Erprobung oder dem Einsatz von Atomwaffen in irgendeiner Weise zu beteiligen."