12.5.97
Indeed: Britain deserves better - Ist Labour's Sieg ein Sieg der Linken?
Bonzen-Uni Göttingen - Das Studium ist Privileg für Reiche
Profs ohne Habil - dafür auf Zeit? - Grüne regen Diskussion um Personalstruktur an
Wer hat sich noch nicht gewünscht, einen lehrunfähigen oder -unwilligen Prof hinauszuwerfen? Wenn nun die Herren Professoren (und die wenigen Damen Professorinnen) nicht so sicher auf ihren Posten säßen, dann würden sie sich vielleicht ein wenig mehr in der Lehre engagieren und diese Aufgabe nicht auf ihre AssistentInnen abwälzen. Diese hierarchische Personalstruktur mit den Profs als fast unangreifbare Spitze ist ins Gerede gekommen. Kaum begründbar ist vor allem das Mißverhältnis zwischen der langen, ungesicherten Karriere des wissenschaftlichen „Nachwuchses", der nach einem fünfjährigen Studium noch mindestens weitere zehn Jahre braucht, um vielleicht einmal die gesicherte Stellung der Professur zu erreichen. Diese ist dann dafür umso gesicherter – man muß schon die berühmten silbernen Löffel besonders auffällig gestohlen haben, um hinausgeworfen zu werden – und mit einer Masse Privilegien versehen. Nun hat die Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag eingebracht, der die Personalstruktur an den Unis einschneidend umgestalten soll. So wird die Differenzierung des wissenschaftlichen Personals in drei Stufen vorgeschlagen:
1. Auf 5 Jahre besfristete Zeitstellen für alle Graduierte, deren Ziel die Promotion ist.
2. Unbefristete Dauerstellen, auf die sich alle Promovierten bewerben können. Diese werden dann als Wissenschaftliche MitarbeiterInnen zunächst auf drei Jahre auf Probe eingestellt. Anschließend werden ihre Leistungen überprüft – bei positiver Bewertung haben sie einen Rechtsanspruch, unbefristet in den Hochschuldienst übernommen zu werden. Sollten sie sich als „ungeeignet" erweisen, erfahren sie dieswenigstens früher als im heutigen Modell.
3. Wer sich drei Jahre in Lehre und Forschung auf der zweiten Stufe „bewährt" hat, kann sich auf eine Professur bewerben, ohne daß eine Habilitation erforderlich wäre. Auch auf dieser Ebene gibt es zunächst eine dreijährige Probezeit.
Für das gesamte wissenschaftliche Personal soll gelten: Abschaffung des BeamtInnenstatus, Bezahlung nach Funktion und Leistung (was auch immer das heißen mag) – festgelegt in einem einheitlichen Tarifvertrag. Betriebsbedingte Kündigungen sollen möglich werden.
Keine Chance für die Lehre?
Auf den ersten Blick klingt dieses Modell ganz erfreulich. Der Verzicht auf die Habilitation als Voraussetzung für eine Professur bietet große Chancen, mehr Praxisverbundenheit in der Wissenschaft zu schaffen. Die Habilitation ist außerdem nicht nur frauenpolitisch äußerst kontraproduktiv. Sie zwingt junge WissenschftlerInnen auch in das Korsett der akademischen Selbstrekrutierung. Der nur zu notwendige Abbau von Hierarchien und Privilegien der Profs wird allerdings zu zaghaft angegangen. Und eines bleibt auch nach den grünen Vorschlägen wie es ist: HochschullehrerInnen sollen auch weiterhin keine hochschuldidaktische Ausbildung erhalten. Weder für die Graduiertenstellen noch für die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen ist eine „Lehre der Lehre" vorgesehen. – Gerade daran aber kranken so manche Veranstaltungen...
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