rotation Nr. 23


12.5.97

> Editorial

> Indeed: Britain deserves better - Ist Labour's Sieg ein Sieg der Linken?

> Stichwort: New Labour

> Bonzen-Uni Göttingen - Das Studium ist Privileg für Reiche

> Die Jusos im AStA

> Profs ohne Habil - dafür auf Zeit? - Grüne regen Diskussion um Personalstruktur an

> Ein Hauch von Rotem Wien - Göttinger Jusos zum 1.Mai in Wien

v "Vorbild" am Ende - Studiengebühren nun ohne Zuckerguß

Es ist noch nicht lange her, da feierte das "Centrum für Hochschulentwicklung" (CHE) und mit ihm die gesamte konservative Bildungspolitik das australische Modell der Hochschulfinanzierung als glänzendes Beispiel für den "Standort Deutschland": Die Studierenden bezahlten dort Gebühren von ca. 3000 DM pro Jahr, die aber erst dann fällig wurden, wenn die AbsolventInnen das australische Durchschnittseinkommen von 36.000 DM überschritten. Die Rückzahlung erfolgte in Raten und war in der Regel spätestens mit Erreichen des 40. Lebensjahres abgeschlossen. Australische Studiengebühren... Dieses Modell, das hierzulande lautstark als "sozial ausgewogenes Solidaropfer der Studenten" gepriesen wurde, entpuppt sich nun als das, was Studiengebühren – in welcher Form auch immer – eben sind: Der Einstig in das Ende der Universitäten. Denn als diese "abgefederte" Lösung erstmal installiert war, ließ die Demontage der "sozialen" Absicherungen nicht lange auf sich warten. Kurz nachdem in Australien eine neue, konservative Regierung gewählt worden war, senkte diese zunächst das Mindesteinkommen, ab dem zurückgezahlt werden muß, auf 27.000 DM. Alsdann wurde ausgerechnet, welches Einkommen AbsolventInnen der verschiedenen Disziplinen zu erwarten hätten. Je nach Fach sind nun jährlich zwischen 4300 und 7100 DM an Gebühren zu berappen. Demnach muß z.B. eine australische Architektin durchschnittlich 80 Jahre alt werden, um ihre Studiengebühren bezahlen zu können. Gleichzeitig wurde die Zahl der Studis, die in den Genuß der ebenfalls weltweit gelobten staatlichen Darlehen gelangen, um 20 % gekürzt. Erklärtes Fernziel der Regierung ist es, diese Form der Studienfinanzierung ganz abzuschaffen. Die Folge: Ein Hochschulstudium ist schon heute selbst für Kinder aus Familien mit mittlerem Einkommen kaum mehr bezahlbar. ...als Modell für Deutschland? Und was lernen wir daraus für Deutschland? Jede Einführung von Studien,- Straf-, Einschreibe- oder wie auch immer genannten Gebühren muß unbedingt verhindert werden. Der soziale Zuckerguß, den manche Befürworter gern über Studiengebühren gießen, um ihre "Akzeptanz" in der Bevölkerung zu erhöhen, ist nicht länger haltbar als eine Legislaturperiode.

> Bemerkenswert...