7.1.97
Besser als der Spiegel,
billiger als der Klartext
Ein Jahr OppositionsarbeitWas eigentlich kann eine Hochschulgruppe bewegen, wenn sie nicht im AStA vertreten ist? Diese Frage mußten wir Jusos uns nach der letzten Uni-Wahl stellen, die Göttingen einen konservativen RCDS/ADF-AStA bescherte. An der früheren Oppositionsarbeit der nun AStA-tragenden Gruppen wollten wir uns beim besten Willen nicht orientieren: RCDS, ADF und LHG beschränkten sich in aller Regel darauf, kurz vor den Wahlen dünne und dürftige Blättchen herauszugeben, ansonsten auf Uni-Ebene durch Untätigkeit zu glänzen und StuPa-Sitzungen lediglich dazu zu nutzen, den AStA unter kollektiven Terrorismusverdacht zu stellen.
Wir haben uns redlich bemüht, es besser zu machen. Ohne Geld (außer Spenden und vereinzelten Werbeeinnahmen) und ohne die Infrastruktur des AStA, dafür aber mit zahlreichen aktiven und motivierten Leuten mühten wir uns redlich, dem AStA nicht nur auf die Finger zu schauen und wo notig zu kritisieren, sondern daneben auch möglichst viel eigene und konkrete Politik an der Hochschule zu betreiben. Was bei diesem Unterfangen herausgekommen ist, soll im folgenden dargestellt werden.
Jusos in den Gremien
Von allen Hochschulgruppen -ob links oder rechts- sind wir am stärksten in den studentischen und akademischen Gremien aktiv gewesen. Neben intensiver Oppositionsarbeit im Studierendenparlament haben wir uns im Vorstand und Stiftungsrat des Studentenwerks, im Konzil und in zahlreichen Senatskommissionen für studentische Interessen eingesetzt. Auch überregional zeigen wir Flagge: so stellt die Juso-HSG ein Mitglied im Vorstand des Deutschen Studentenwerks, dem Dachverband aller Studiwerke.
Natürlich können wir wegen der studentschen Minderheitsposition in den meisten Gremien nur bedingt die Welt bewegen. Dennoch ist dies oft die einzige Möglichkeit, an wichtige Informationen zu kommen und progressive studentische Interessen zu artikulieren. Und an seltenen, glücklichen Tagen trifft man sogar auf vereinzelte ProfessorInnen, die sich von Argumenten überzeugen lassen. Gründe genug also, um Gremienarbeit ernst zu nehmen. Leider sehen das nicht alle Hochschulgruppen so: bei den meisten, egal ob rechts oder links, paart sich Desinteresse mit Ahnungslosigkeit. Die ADF z.B. hat es im vergangenen Jahr selbst im Senat (dem höchsten Uni-Gremium!) nicht geschafft, eine kontinuierliche Arbeit zustande zu bringen.
Außer der Arbeit in den bestehenden Uni-Strukturen haben wir die Gründung des Runden Tisches Gremienarbeit (siehe rotation Nr. 14) initiiert, der sich neben der Förderung studentischer Tutorien und effektiverer Gremienarbeit auch die bessere Vernetzung der studentischen GremienvertreterInnen zum Ziel setzt. Schließlich waren wir die einzige Gruppe, die sich intensiv für die Belange der studentischen Hilfskräfte einsetzte.
Veranstaltungen und Beratung
Neben der regelmäßig erscheinenden rotation (siehe nebenstehender Artikel) haben wir auch an eigenen Aktionen so manches auf die Beine gestellt. So organisierten wir Veranstaltungen zu Themen wie - Einführung von Studiengebühren
- Studieren im Krieg - Studierende aus Kroatien, Bosnien und Serbien berichten
- Verschärfung des Polizeirechts
- Flüchtlingspolitik in Niedersachsen
- Studentischer Dachverband fzs
- Zukunft der Uni Göttingen
- ...und vieles mehr.Nachdem wir uns allzu oft über Fehlinformationen in den Publikationen des AStA geärgert haben und uns zunehmend Bescherden über die dilettantische Arbeit des Sozialreferats erreichten, richteten wir eine eigene Sozial- und BAföG Beratung für Studierende ein, die natürlich kostenlos und ehrenamtlich angeboten wird. Und als einzige linke Gruppe gaben wir zu Beginn des Wintersemesters ein Erstsemeseter-Info heraus.
Neben der anfallenden praktischen Arbeit haben wir uns bemüht, die inhaltliche Arbeit nicht zu vernachlässigen und eigene Positionen zu erarbeiten. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die Themen Hochschulpolitik, Frauenförderung und Sozialpolitik.
Ökologie? Ökologie!: Programmatisches zur Öko-Arbeit