7.1.97
Besser als der Spiegel,
billiger als der Klartext
Nicht mal ein Feigenblättchen: Das Ökologiereferat des AStA
Zu Zeiten, als der AStA noch links und (allgemein)politisch war, gehörte das Ökoreferat stets zu dessen Aushängeschildern. Hier wurde beispielhaft demonstriert, wie vielfältig und effektiv AStA-Arbeit sein kann: Über die "großen" Öko-Themen wie Atomkraft, Gentechnik und den ökologischen Umbau der Wirtschaft wurde nicht nur intensiv diskutiert und informiert, es wurde auch, z.B. zum Castortransport, deutlich Stellung bezogen. Genauso wichtig war immer auch die Verwirklichung konkreter Ziele auf hochschulpolitischer und regionaler Ebene. Die fortschreitende Ökologisierung der Mensen, die Sperrung der Goßlerstraße oder die radfahrerfreundliche Umgestaltung zahlreicher Straßenkreuzungen sind nur einige Beispiele für die lange Liste der Erfolge der früheren Ökoreferate.Vergegenwärtigt man sich hingegen die Bilanz des jetzigen Ökoreferenten, kann man dessen Arbeit selbst bei ungemein viel Wohlwollen nur als Totalausfall bezeichnen. Besonders blamabel an dessen Amtszeit ist nicht, daß er die politisch falschen Akzente gesetzt hat, sondern daß er vielmehr so gut wie nichts getan hat. Drei eigene Veranstaltungen (z.B. "sanfter Tourismus in der Rhön"), vier banale Artikel im klartext, eine kleine Aktion zur Campus-Begrünung: das ist die kümmerliche Bilanz eines ganzen Jahres! Kein Wunder, daß bis Dezember kaum zehn Prozent des Öko-Etats von rd. 4.000,-DM ausgegeben wurden (eingestrichen wurde hingegen das Referenten-Gehalt von 10.860,-DM). Angebliche Verhandlungen mit der Uni oder der Stadt blieben im Dunkeln und/oder führten zu nichts. Auch die traditionell enge Zusammenarbeit mit den außeruniversitären Umwelt-Initiativen wurde nicht weitergeführt. Diese fast schon tragisch desolate Bilanz wird der AStA nun -wider besseres Wissen- mit dem Etikett "pragmatische, sachorientierte Politik" zu ummänteln versuchen. Vielleicht wird er selbst den Umstand, daß das Ökoreferat wegen Untätigkeit kein Geld ausgegeben hat, als einen Sparerfolg deklarieren. Wer`s glaubt, wird selig.